Die nonverbale Kommunikation
Der Mensch bedient sich zweier Sprachen:
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der gesprochenen Sprache, die verbale Sprache (hörbar) und
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der Körpersprache, die nonverbale Sprache (sichtbar).
Die sichtbare Mitteilungsform ist die weitaus ältere in der Menschheitsgeschichte. Zunächst hat sich der Mensch durch Zeichen verständigt, bevor er sich die ersten „Lautzeichen“ zurechtgelegt hat. Viele dieser Zeichen werden weitergegeben, gelten über Sprachgrenzen hinaus und sind deshalb leichter zu verstehen. Dass viele davon in uns angelegt sind und deshalb unbewusst verwendet werden, führt dazu, dass sie auch glaubhafter sind. Manche behaupten sogar, der Körper lüge nie.
Erinnern Sie sich an den Aufenthalt im Lift Kein Wort wurde gesprochen, aber die Augen gingen hin und her, die Körperhaltung wurde kontrolliert, das Gesicht erhielt eine unbeteiligte, coole Miene, vielleicht verschwand auch eine Hand in der Hosentasche und sie suchten sich ein Eck in dem engen Raum, vielleicht fuhr auch Ihre Hand noch korrigierend durchs Haar. Und Ihr Gegenüber hat einen Eindruck von Ihnen bekommen, ob Sie nun wollten oder nicht. Man kann sich eben nicht nicht verhalten!

Mimik
Mit ihr teilen Sie vor allem Botschaften zur Beziehungsebene mit. Sie erinnern sich: Es ging um das Entschlüsseln der Ebenen. Die Mimik verrät uns, verrät uns aber auch viel vom anderen!
Beispiele für verräterische Signale:
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Mund öffnen (Erstaunen)
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Geweitete Augen (Schrecken, Entsetzen)
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Stirnrunzeln (Unsicherheit, Überlegen)
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Lächeln (freundliche Grundhaltung)
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Mundwinkel nach unten (Missbilligung)
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Mundwinkel nach oben (Arroganz)
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Augen schließen (Abwehr, Nachdenken)
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Lippen zusammenpressen (Sturheit, Ärger)
Wichtig für
Sie:
das freundliche Gesicht, das Lächeln und das
Lachen
Sie gehen in eine Besprechung mit konzentriertem Gesicht. Ihr Chef, Ihre Mitarbeiter sehen aber Stirnfalten zwischen den Augenbrauen und leicht nach unten gezogenen Mundwinkeln und glauben, bei Ihnen Missgelauntheit, Unbehagen, Ärger zu entdecken. Sie spüren die Wucht der Verantwortung und zeigen dies durch bedeutungsvolle Mimik, gewissermaßen ein feierlicher Ernst. Die Besprechungsrunde entdeckt jedoch eine Missstimmung, die sie unter Umständen sogar auf sich bezieht. Wie wollen Sie da überzeugend wirken?
Gestik
Wissen Sie eigentlich, was Ihre Hände erzählen, während Sie reden?
Ein paar Beispiele:
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die Hand zur Faust verkrampfen (verhaltener Zorn)
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die Hand vor dem Mund (während des Sprechens: Unsicherheit; nach dem Sprechen: das Gesagte zurücknehmen wollen)
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Arme und Hände unter dem Tisch (Unsicherheit)
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den Finger zum Mund (Verlegenheit oder Nachdenken)
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die Hände in den Hüften (Imponiergehabe, Entrüstung)
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die Hände wie ein Spitzdach geformt gegen den Partner richten (sich gegen jeden Einwand wehren)
Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Ihr Gesprächspartner genauso gut decodieren (interpretieren) kann wie Sie. Es lohnt sich also auf die eigenen Hände zu sehen.
Wichtig für Sie:
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Es gibt drei Bereiche für die Wirkung von Gesten:
- Kinnhöhe bis ca. 10 cm über Gürtellinie:
positiv! - Gürtellinie ± 10 cm :
neutral! - unterhalb der Gürtellinie:
negativ! Im Sitzen wirkt sich das nicht aus, denn Sie haben die Hände immer über dem Tisch! Im Stehen allerdings sollte es Ihnen gelingen, die Hände vor der Brust zu halten.
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Hände in den Hosentaschen? Allenfalls eine! Die zweite muss mit den Partnern reden. Doch Vorsicht! Üben Sie keine Gesten ein, sondern lassen Sie Ihren Händen freien Lauf. Hände hinter dem Rücken Nie!
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Wenn Ihnen zwei Hände zu viel sind, suchen Sie Ihre „Redehand“! Das ist meistens die, die Sie nicht in Ihrer Hosentasche verstecken möchten. Die Hosentaschenhand machen Sie zur „Konzepthand“! Die Karteikarte mit ein paar Daten fixiert Ihre scheinbar überflüssige Zweithand in der neutralen Ebene und lässt sie auch noch nützlich und bedeutend erscheinen.
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Seien Sie spontan und natürlich! Das steht in allen Rhetorikbüchern. Nur, wie übt man Spontaneität Vergessen Sie es!
Blickverhalten
„Die Augen sind der Spiegel der Seele“ oder auch: „Der Schlüssel zur Seele“. Wir sprechen von „Liebe auf den ersten Blick“. Wir können jemanden „mit Blicken festnageln“. Also spricht man besser von Blickkontakt. Wer nicht den Blick erhebt, signalisiert Unsicherheit, schlimmer noch, Unterlegenheit. Vom Anstarren wiederum geht Bedrohung aus.
Im Gegensatz zur Gestik lässt sich der Blickkontakt üben. Es lohnt sich also auf dieses Thema einen Blick zu werfen.
Wichtig für Sie:
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Schauen Sie Ihre Gesprächspartner an! Suchen Sie den Kontakt! Sie sollten auch in einer Runde von acht Personen innerhalb von einer Minute mit allen Teilnehmern wenigstens einmal Blickkontakt gehabt haben.
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Suchen Sie sich zu Beginn einen „Freund“! Das sollte jemand sein, der auch bereit ist, Sie anzuschauen.
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Der Blick zum Fenster, zur Decke, zur Tür (drei Fluchtmöglichkeiten!) signalisiert Fluchtverhalten.
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Schauen Sie nie einen Gesprächspartner zu lange an, es sei denn, Sie wollen ihn verunsichern!
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Vermeiden Sie den „Scheibenwischerblick“! Wie er aussieht, können Sie sich denken. Offensichtlich sind Sie zu nahe an den Partnern dran (vgl. nächste Seite: Proxemik).
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Erst anschauen, dann reden! Also zunächst die Blickverbindung!
Körperhaltung, Körperbewegung
Sitzen Sie in der Besprechung hinter einem Tisch, dann beschränken sich die Mitteilungsmöglichkeiten ihres Körpers. Erheben Sie sich aber, um vor der Leinwand oder vor dem Flipchart zu referieren, dann ist es gut, wenn Sie „mit beiden Beinen auf dem Boden stehen“. Schauspieler nennen diese Grundhaltung „Die Brücke“, die sich mit Becken und Beinen über dem Boden wölbt.
Wichtig für Sie:
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Studieren Sie Filmaufnahmen von Ihren Auftritten, oder lassen Sie sich durchaus einmal mit der Videokamera aufnehmen! Denn keiner sagt Ihnen, dass Sie möglicherweise schief dastehen.
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Nur wenige Winkelgrade, die Ihr Oberkörper nach vorne oder nach hinten geneigt ist, entscheiden darüber, ob Sie als hilfesuchend und unsicher oder als besserwisserisch und arrogant empfunden werden. Sie wissen ja: Ihre Einstellung zählt nicht; nur was der andere wahrnimmt.
Der Körper im Raum (Proxemik)
Der Regisseur im Theater legt für jeden Akteur zu jeder Sekunde dessen Standort und Bewegungen auf der Bühne fest, weil er weiß, dass der Platz (Zentrum, Bühnenrampe, Hintergrund), die Nähe oder Distanz zu anderen Personen und die Bewegungen im Raum bereits Signale aussenden. So wird ein dynamischer Auftritt immer in der Diagonale erfolgen, und der große Herrscherauftritt geschieht im Zentrum aus dem Bühnenhintergrund nach vorne. Damit ist natürlich nicht Ihr Auftritt im Besprechungsraum gemeint!
Wichtig für Sie:
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Achten Sie grundsätzlich auf die Distanz-Zonen! Die Intimdistanz (bis etwa 60 cm = Armlänge + Faust) sollten Sie bei keiner Gesprächssituation unterschreiten.
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Die persönliche Distanz (60 cm bis 150 cm) ist gut für das Gespräch. Wollen Sie mit einem Ihnen nicht Bekannten in Kontakt kommen, müssen Sie in diese Distanz eindringen.
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Bauen Sie nicht zwischen sich und den Gesprächspartnern Barrieren auf (Ordnerstapel, Projektor, stehende Aktentasche etc.)!
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Wählen Sie die Ansprachedistanz (150 cm +) so, dass Sie den Scheibenwischerblick (oder auch Tenniszuschauerblick) vermeiden!
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Vorsicht vor dem „Wächtergang“! Sie kennen diesen Kollegen; er wandert, während er doziert, am Gesprächstisch auf und ab und die anderen fühlen sich als seine Gefangenen.
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Beim Zweiergespräch empfiehlt sich die 90-Grad-Anordnung. Ob Sie stehen oder sitzen, sprechen Sie nie in Gegenüberstellung! Einer von beiden fühlt sich immer bedroht, weil angestarrt. Beide sollten die Gelegenheit haben, ihren Blick am Partner vorbei in die Ferne schweifen zu lassen.