27. Kapitel
Flag saß im Fond der Limousine und blickte in den Spiegel auf seinem Schoß, dessen Glas sich trübte. Er spürte das Strömen der Macht, und dann wurde Titus’ Gesicht im Rauch sichtbar.
»Berichte!«, befahl die rechte Hand von Belthon. Seine Spione hatten ihm zwar bereits Informationen über den Zwischenfall gemeldet, aber er wollte es aus Flags Mund hören.
»Der Königsmacher wurde besiegt«, sagte Flag. »Als die Nachtwandler das Haus erreichten, war der Nimrod bereits verschwunden, doch stattdessen trafen sie auf Bruder Angelo und seine widerliche Inquisition.«
»Der Hohe Bruder soll verdammt sein. Er ist seit mehr als hundert Jahren ein Dorn in meinem Fleisch!«, schäumte Titus.
»Sie können den Dorn als entfernt betrachten. Der Hohe Bruder fiel dem Verfluchten Schwert zum Opfer, Gift«, erklärte Flag stolz.
»Angelo ist tot?« Titus konnte es fast nicht glauben.
»Riel sagte, er sah ihn sterben, bevor er flüchtete. Nicht einmal jemand, der so mächtig ist wie Angelo, könnte einen Schlag von Gift überleben. Genau genommen ist auch er nur ein Sterblicher.«
»Und die Essenz?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Dann musst du es herausfinden«, erwiderte Titus. Er freute sich zwar, zu erfahren, dass seine Nemesis verschieden war, aber dieses Wissen bereitete ihm kaum so viel Freude wie der finstere Plan, den er gerade umsetzte. Es reichte nicht, dass Bruder Angelo tot war; Titus wollte, dass der Orden vernichtet wurde. »Hast du schon mit Prinz Orden gesprochen?«
»Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm«, antwortete Flag und blickte aus dem Fenster. Ein großes grünes Schild zeigte die Ausfahrt zum Bronx-Zoo an. »Bis morgen Nacht sollte alles für den letzten Angriff bereit sein.«
»Nein, es wird keine Trauerzeit für Bruder Angelo und seinen geliebten Orden geben. Wenn er tot ist, ist der Orden zum ersten Mal seit über hundert Jahren angreifbar. Sag Prinz Orden, dass das Allerheiligste noch heute Nacht fallen wird!«
Diese plötzliche Planänderung erschreckte Flag. »Mein Meister, in ein paar Stunden wird es hell, und die Trolle müssen sich unter die Erde zurückziehen. Sie können den Orden nie und nimmer vor Tagesanbruch vernichten.«
»Es gibt einen Weg, und du wirst ihn finden, Flag!« Der Spiegel vibrierte, als Titus brüllte: »Du wirst die Trolle begleiten, damit meine Befehle buchstabengetreu ausgeführt werden!«
»Lord Titus, ich kann den Trollen Ihre Befehle überbringen, aber sie werden niemals jemandem, der kein Krieger ist, erlauben, sie bei diesem Überfall zu begleiten.«
»Dann wird die heutige Nacht die erste sein, in der du dir tatsächlich deine Hände schmutzig machst. Enttäusche mich nicht, Magus.« Titus trennte die Verbindung, und Flag starrte in sein eigenes, besorgtes Gesicht.
Titus überkam ein beinahe überwältigender Drang, den Spiegel an der Wand zu zerschmettern, aber es gelang ihm, das Bedürfnis zu kontrollieren. Er wusste genau, dass er den Nimrod niemals erbeuten konnte, wenn er nicht eine ganze Armee von erprobten Kriegern aussandte, aber er klammerte sich an die Hoffnung, dass seine Dämonenleutnants in der Lage wären, die Angelegenheit zu erledigen. Dass ihm bislang weder der Jäger noch das Artefakt gebracht worden waren, zeigte ihm, dass er sich irrte. Es gab vieles, worüber er nachdenken musste, und noch mehr, was er zu tun hatte, doch das musste warten. Titus hatte einen Besucher, und wenn man mit Wesen im Reich der Sterblichen verhandelte, die nicht von Natur aus von dort stammten, war Zeit immer kostbar.
Als Titus in seinem Empfangssalon trat, befand sich sein Gast immer noch an derselben Stelle, an der er ihn verlassen hatte. Sie stand in der entlegensten Ecke des Raumes und starrte aus dem Fenster. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt, so dass er ihre nahezu perfekte Haltung und ihre weichen Kurven genießen konnte. Auf ihrem Nacken, direkt unterhalb ihres fließenden braunen Haars, konnte er die Schutztätowierung erkennen, die in ihre Haut eingeritzt war. Die Worte waren in einer Sprache geschrieben, die schon lange vor Christus nicht mehr gesprochen wurde, aber Titus kannte sie gut.
Als sie seinen gierigen Blick bemerkte, versteifte sie sich und wandte sich ihm zu. Sie hatte scharfe, schmale Züge, die ihrer natürlichen Schönheit jedoch keinen Abbruch taten. Mit ihren schräg stehenden, pechschwarzen Augen betrachtete sie Titus, als könnte sie jeden schmutzigen Gedanken lesen, den er fasste, was vermutlich stimmte. Tamalla P. Hardy war nicht nur eine angesehene Gerichtsmedizinerin beim NYPD, sondern auch eine sehr fähige Hellseherin. Zudem besaß sie die unheimliche Fähigkeit, mit den Toten zu kommunizieren, was sie bereits in sehr frühem Alter monopolisiert hatte. Wenn es etwas zwischen den Toten und den Lebenden zu klären gab, war es Tamalla, die diese Abmachung verhandelte.
»Ich nehme an, alles ist gut?« Tamalla sah ihn fragend an.
»Es ist nichts, womit meine Leute nicht fertig würden. Also, was führt die Stimme der Toten heute Nacht zu mir? Hat König Morbius Verwendung für meine Dienste?« Titus trat näher an sie heran und ließ seine Macht absichtlich aus sich heraussickern, um die kleinere Frau einzuschüchtern, was ihm jedoch nicht gelang.
»Nein, aber es könnte sein, dass Sie vielleicht seine Dienste benötigen«, antwortete Tamalla. Titus starrte sie an, als wüsste er nicht, was sie meinte, deshalb sprach sie weiter. »In den letzten Nächten sind sehr viele rastlose Seelen auf der Jihad gereist.«
Titus zuckte mit den Schultern. »Was geht es mich an, wer von hier nach dort reist, solange ich hierbleibe?«
Titus sah, wie Tamallas Auge irritiert zuckte, aber sie gewann rasch ihre Beherrschung zurück. »Es sind keine normalen Seelen. Die meisten von ihnen sind ziemlich empört, weil sie als Wirte für Ihre Nachtwandler missbraucht wurden.«
»Wir tun, was wir tun müssen, um unsere Armee stark zu halten. Tamalla, bei Ihrem vollen Terminkalender wundert es mich, dass Sie die Zeit finden, sich als Anwalt für die Rechte der menschlichen Seelen zu verdingen«, sagte er sarkastisch.
»Im Prinzip interessiert es mich nicht, was Sie und Ihre perversen Gefolgsleute tun, Titus, doch die Geschichten, die die Geister erzählen, während sie hinübergehen, sind beunruhigend. Angeblich führen Sie hier einen geheimen, heiligen Krieg mit den Rittern Jesu um den Nimrod.« Jetzt legte sie ihre Karten auf den Tisch. Aber wenn sie Titus dazu bringen wollte, den Einsatz zu erhöhen, hatte sie sich getäuscht.
»Wie Sie eben so beredt festgestellt haben, ist das, was wir tun, unsere Sache. Was kümmert es mich, wenn die Toten sich bei einem Sterblichen beschweren?«
»Es sollte sie kümmern, weil sie es nicht nur bei mir tun; Ezrah hat von der Angelegenheit ebenfalls Wind bekommen.« Tamalla lächelte, als sämtliches Blut aus Titus’ Gesicht wich.
»Ezrah hat keinerlei Anspruch auf den Nimrod«, erklärte Titus.
»Sagen Sie ihm das doch selbst. Titus, gerade Sie sollten wissen, welch verführerische Wirkung dieses Artefakt hat, also stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn einem die Erfüllung dieser Sucht hunderte von Jahren versagt geblieben ist. Es sind zwar bisher nur Gerüchte, dass der Nimrod wieder aufgetaucht sei, aber sollte sich Ezrah in den Kopf setzen, dass daran etwas Wahres ist, dann werden die Sheut sich auf die Suche danach machen, und wir wissen beide genau, was dann passieren wird.«
Das wusste er allerdings. Obwohl die Jihad und ihre Crew als Fährleute an den Dienst für König Morbius gebunden waren, war es durchaus vorgekommen, dass sie auf Geheiß ihres Kapitäns blutige Feldzüge unter den Sterblichen durchgeführt hatten. Die Gier nach Macht, die Ezrah in seinem Leben angetrieben hatte, war nach seinem Tod noch verzehrender geworden, und sein Ehrgeiz kannte keine Grenzen. Der Kapitän wusste, dass ebendieser Dreizack, der ihn verdammt hatte, auch seine Erlösung bedeuten konnte, und er würde keine Mühe scheuen, wenn er glaubte, ihn ein zweites Mal in seinen Besitz bringen zu können.
»Und warum überbringen Sie mir diese Information, Tamalla?«, fragte Titus argwöhnisch.
»Weil Sie das geringere von zwei Übeln sind, solange nichts Besseres in Sicht ist«, erwiderte sie aufrichtig. »Bei Wesen wie Ihnen haben wir Sterblichen die Chance zu kämpfen. Wenn die Sheut den Nimrod in die Hände bekommen, ist die Sache zu Ende, bevor wir auch nur den ersten Schuss abgefeuert haben. Ich verliere schon genug Schlaf durch die verirrten Geister, die mich belästigen. Sie können sich vorstellen, dass ich mich nicht gerade auf ganze Städte freuen würde, die voll von ihnen sind.«
»Das verstehe ich, aber ich glaube immer noch nicht, dass Sie das nur aus reiner Humanität tun.« Titus musterte sie.
»Natürlich nicht.« Tamalla lächelte. »Für die Zeit und Mühe, die ich aufgewendet habe, um Ihnen diese Nachricht persönlich zu übermitteln, werden Sie mir anderthalb Millionen Dollar auf mein Geschäftskonto überweisen. Und dafür, dass ich Ezrah nicht verrate, dass der Nimrod in New York ist, erwarte ich weitere fünf Millionen Dollar auf ein Konto, dessen Nummer ich bereits Ihrer Sekretärin gegeben habe.« Tamalla ging zur Tür, aber Titus trat ihr in den Weg.
»Und was sollte mich daran hindern, Sie auf der Stelle zu töten und mein Geheimnis mit Ihren Überresten zu begraben?«
Tamalla sah ihn ernst an. »Wenn Sie mich töten, werden Sie nie erfahren, wann die Sheut sich auf diese Welt stürzen und einen Geisterplaneten daraus machen werden«, warnte ihn Tamalla und verließ das Büro.
Als Flag den Zoo erreichte, versteifte er sich unwillkürlich, als er daran dachte, dass der gefährlichste Teil seines Auftrags noch vor ihm lag. Im Laufe der letzten Jahrhunderte war das Zeitalter der Magie zu Ende gegangen und der modernen Welt gewichen, aber es gab immer noch Nischen in dem Gewebe der Realität, in denen Magie und die Wesen, die sie erzeugten, existierten. Diese Nischen nannte man Orte der Macht. Zum größten Teil führten diese Wurmlöcher nirgendwohin, einige wenige jedoch führten in das letzte Königreich der Magie, nach Midland.
Der Fahrer bog in den Servicebereich des Zoos ein und hielt vor einer der Laderampen. »Warte hier«, befahl ihm Flag, bevor er aus der Limousine stieg. Die beiden Nachtwandler folgten ihm. Die wenigen Angestellten, die noch auf dem Gelände arbeiteten, taten, als würden sie Flag nicht sehen, als er das Hauptgebäude betrat. Am Ende eines dunklen Korridors befand sich eine unauffällige Tür, die von einem korpulenten Mann bewacht wurde. Er trug die Uniform eines Sicherheitsbeamten, die ihm zwei Nummern zu klein zu sein schien.
»Kann ich Ihnen helfen?« Der Mann blickte von seiner Zeitung auf und musterte Flag. Auf den ersten Blick wirkte er vollkommen normal, aber das trainierte Auge vermochte die Flecken von schwarzer Magie in seiner Aura wahrzunehmen.
»Ich bin hier, um eine Audienz bei dem Prinzen der Eisernen Berge zu erbitten, dem Herrscher der Unterwelt und dem Liebhaber von Menschenfleisch«, betete Flag die einstudierte Rede herunter.
»Alle Menschdinge, welche ins Innere der Hölle hinabsteigen, tun das auf eigene Gefahr, denn die Dinge, die dort hausen, lieben außer dem Geschmack von Fleisch und Blut nur noch die Schreie der Schlacht. Der Gestank deiner Furcht wird sie in den Wahnsinn treiben, und sie werden erst Ruhe geben, wenn sie deine Knochen ausgesaugt haben. Wenn dir also dein Leben lieb ist, dann kehrst du jetzt um.«
Flag betrachtete ihn. »Ich fürchte nicht um mein Leben, denn ich komme als die Stimme von Lord Titus, dem Lieblingssohn des Fürsten der Finsternis und dem irdischen Gefäß unseres Ordens.« Flag rollte seinen Ärmel hoch und zeigte dem Wächter den Flecken verwesenden Fleisches auf seinem linken Unterarm, der in etwa den Umriss einer Hand hatte. Es war Titus’ Emblem. »Erkenne das Mal dessen, der den Bischof tötete und zur Belohnung für seine Dienste in das Herz all dessen aufgenommen wurde, was unrein und widerlich ist.«
Die Augen des Wächters leuchteten auf, als er das Mal betrachtete. Nachdem er sich von dessen Echtheit überzeugt hatte, verbeugte er sich knapp und trat zur Seite, um Flag passieren zu lassen.
Flag und die beiden Nachtwandler traten durch die Tür und fanden sich in einem Raum wieder, der etwas kleiner war als eine Wäschekammer. Flag strich suchend mit den Händen über die Wand, bis er den leicht hervorstehenden Stein unter seiner Handfläche spürte. Er wiederholte die Worte, die man ihm gesagt hatte, und trat zurück. Der Stein knirschte, als die Wand zurückwich und eine düstere Treppe freigab, die unter den Zoo führte. Bevor er die erste Stufe betrat, überzeugte sich Flag davon, dass all seine Schutzzauber funktionierten. Titus hatte zwar einen Pakt mit dem Prinzen geschlossen, aber man konnte nicht wissen, auf wen Flag zwischen dem Eingang und der Festung von Prinz Orden stoßen würde. Er holte tief Luft und stieg hinunter in die unterirdische Stadt, die auf keiner Karte verzeichnet war.
Je weiter es hinabging, desto deutlicher spürte er, wie die Membran der Wissenschaft dünner wurde und der Ruf der Magie sich verstärkte. Es war ein kaum wahrnehmbares Gefühl, ähnlich dem, wenn man in die Gefrierabteilung eines Supermarktes ging. Als Flag das Ende der Treppe erreichte, konnte er die unheimliche Trägheit der Wissenschaft nicht mehr spüren, die die Macht von allen Dingen dämpfte, die nicht zu der neuen Welt gehörten. In Midland war es die Magie, welche die Dinge zusammenhielt, und nicht die Theorien dahinter.
Er war bereits im Innersten der Eisernen Berge gewesen, aber noch nie zuvor hatte er sie auf diesem Weg und ohne Titus oder einen der mächtigeren Dämonen betreten, die ihm dienten. Der Eingang unter dem Zoo war zwar zugegebenermaßen der schnellste, aber auch der gefährlichste, wegen seiner Nähe zur Festung der Trolle. Wäre es nach Flag gegangen, hätte er die übliche Route gewählt und die Kutsche benutzt, aber in dem verzauberten Gefährt hätte die Reise mindestens einen Tag gedauert. So viel Geduld hatte Titus nicht.
Wegen der unterschiedlichen Größe der Trolle waren die Tunnel unter den Eisernen Bergen vermutlich die größten auf dem gesamten Kontinent. Die Bestien, die hier lebten, waren zwischen zwei und drei Metern groß, aber unabhängig von ihrer Größe waren sie die wildeste Rasse in ganz Midland.
Die Wände der Tunnel waren von feuchtem Moos und anderen Flechten überzogen, von denen keine in den Vereinigten Staaten heimisch war. In Midland dagegen wuchsen sie im Überfluss. Flag spürte, wie die Temperatur anstieg, zweifellos bedingt durch die vereinzelten Lavabecken, die es überall in den Bergen gab. In den schattigen Senken nahm er die Augen der Kreaturen wahr, die hier lebten und ihn mit ihren Blicken verfolgten. Trotz der beiden massigen Nachtwandler, die ihn begleiteten, fühlte Flag sich unbehaglich. Es war nicht ausgeschlossen, dass die fleischversessenen Trolle sich auf Eindringlinge stürzten und ein Festmahl aus ihnen machten, ganz gleich, auf welcher Seite des Lichts sie kämpften. Innerhalb der Eisernen Berge herrschte das Gesetz des Stärkeren, und die Schwachen waren Nahrung. Die Knochen der Leichen, die unter Flags Füßen knackten, legten davon beredtes Zeugnis ab.
Ein paar Meter weiter verbreiterte sich der Tunnel zu einer großen Kammer, in der sich etwas bewegte, was er nicht genau erkennen konnte. Gott allein mochte wissen, welche Flüchtlinge aus den Feenländern in diesen Hallen hausten, und Flag war nicht sicher, ob er es wirklich herausfinden wollte. Die Nachtwandler knurrten unbehaglich, aber Flag hob beruhigend die Hand. Er wirkte einen Lichtzauber, mehr, um das Wesen nicht zu erschrecken, das am Ende des Tunnels auf sie wartete, als um besser sehen zu können, und bedeutete einem der Nachtwandler voranzugehen. Kaum hatte der Nachtwandler den Korridor verlassen, wurde er von einer gewaltigen Hand gepackt und von den Füßen gehoben. Der zweite Nachtwandler eilte ihm zu Hilfe, wurde jedoch von einem krallenbesetzten Fuß zu Boden gepresst. Der Trollhauptmann war fast drei Meter fünfzig groß und mindestens so breit wie ein Bus. Sein Kopf war vollkommen glattrasiert, bis auf einen langen Zopf, der ihm vom Hinterkopf bis zur Taille reichte. Die Haut des Trolls war grünlich und mit eitrigen Geschwüren übersät. Der Nachtwandler zischte und wand sich, konnte jedoch den Troll nicht daran hindern, seine gewaltigen Kiefer um seinen Kopf zu schließen und ihn abzureißen. Blassgelbe Augen richteten ihren Blick auf Flag, als wollten sie sagen: Du bist der Nächste.
»Alle Menschdinge, die die Eisernen Berge betreten, sind Frischfleisch für die Starken«, zischte die Kreatur. Schleim und Speichel regneten auf Flags Anzug herab. Der gewaltige Kiefer des Trolls öffnete sich unnatürlich weit, als er sich herunterbeugte, um auf Augenhöhe mit Flag zu sein. Dessen Instinkte flehten ihn an, wegzurennen, aber er wusste, dass er es nicht einmal aus dem Tunnel schaffen würde, bevor der Trollhauptmann ihn verschlungen hätte. Stattdessen hob er die Hand.
»Ich trage das Mal von Lord Titus«, sagte Flag so ruhig, wie es ihm möglich war, und zeigte dem Troll das verfaulte Emblem auf seinem Arm. »Füge mir Schaden zu und riskiere seinen Zorn.«
Der Troll untersuchte das Mal sorgfältig, als wöge er seine Möglichkeiten ab. Nachdem er kurz an dem Magus gerochen hatte, kam er offenbar zu dem Schluss, dass Flag die Wahrheit sagte, und richtete sich auf.
»Was hast du hier zu schaffen, du Arschwischer des Dunklen Lords?«, wollte der Troll wissen. Seine Stimme klang wie Eisenstücke, die aneinanderrieben.
»Ich habe etwas Dringendes mit Prinz Orden zu besprechen. Ich muss sofort zu ihm«, antwortete Flag.
»Wenn mein Prinz es wünscht, musst du nichts anderes als sterben!«
Flag fürchtete um sein Leben und beschwor seine Magie. Als er ein mystisches Symbol vor sich wob, entzündete sich die Luft um seine Hände. Der Raum schien beinahe von der magischen Energie zu kochen, die sich plötzlich darin ausbreitete. Flag deutete mit einer lodernden Hand auf den Troll, ließ die Energie jedoch nicht frei. Er wusste, dass es ihn teuer zu stehen käme, wenn er einen von Ordens Leuten tötete, also zögerte er. Aber wenn er sich zwischen seinem Leben und dem des Trolls entscheiden musste, würde er nicht lange nachdenken. Glücklicherweise flog in diesem Moment die Tür zu der Kammer auf, so das Flag die Entscheidung erspart blieb.
»Dumme Dinger sind es, die Ordens Konzil unterbrechen, weil sie ihr Leben nicht wertschätzen!« Der Sprecher war ebenfalls ein Troll, aber viel kleiner als der Hauptmann. Er hatte etwa die Größe eines kleinen Kindes, kohlschwarze Augen und gelbliche Reißzähne. Auf seinem Rücken flatterten heftig kleine Flügel, aber er schien mehr zu hüpfen als zu fliegen. Die Spitze eines seiner mit Ringen geschmückten Ohren war abgebissen oder abgeschnitten worden. Es kümmerte Flag nicht weiter, welche der beiden Möglichkeiten zutraf. Obwohl der Troll klein war, senkte der Hauptmann den Kopf und trat respektvoll zurück. Denn die Trolle hüteten sich, Gilchrest in die Quere zu kommen, dem Bruder von Prinz Orden.
»Alford, du kennst die Regeln und weißt, was passiert, wenn man Orden stört, während er Hof hält.« Er sprang dem großen Troll auf die Schulter. »Hat Verstand Urlaub genommen, hat er? Oder bist du des Lebens müde, bist du?«
»Verzeiht mir, Prinz Gilchrest.« Alford versuchte, seine Verachtung für den kleineren Troll zu verbergen. »Das Menschding hat den Bau der Trolle uneingeladen betreten. Kein Außenstehender darf unsere Schwelle ohne Einladung überschreiten.«
Gilchrest gab Alford einen Klaps auf seinen rasierten Hinterkopf. »Dummes Biest, wer hat dir Macht gegeben zu entscheiden, wer in die Eisernen Berge kommt oder sie verlässt? Nur Söhne der königlichen Familie besitzen hier diese Macht. Du bist bloß eine dumme Wache!« Alford knurrte, als wollte er angreifen, aber Gilchrest hob das königliche Wappen hoch, dasum seinen Hals hing, und stoppte den Troll. »Du kennst den Preis, wenn man Mitglied der königlichen Familie verletzt? Bist du bereit, deiner Wut dein Leben zu opfern?«
Alford rang um seine Beherrschung und kniete schließlich vor Gilchrest nieder. »Nein, mein Prinz.«
»Gut.« Gilchrest trat Alford mit seinem winzigen, klauenbewehrten Fuß in den Hintern. »Geh und bewache Tunnel, während ich Magus zu Orden bringe.«
Wenn Blicke töten könnten, wäre Gilchrest unter dem, den Alford ihm zuwarf, auf der Stelle tot umgefallen. Die meisten Trolle in Midland hassten Gilchrest, weil er seine königliche Macht missbrauchte, aber niemand wagte, ihn anzurühren, aus Furcht vor Prinz Orden. Der arme Narr, der dem winzigen Troll die Ohrspitze abgebissen hatte, hing immer noch im Speisesaal, und zwar seit einem halben Jahrhundert. Ab und zu bissen Orden oder eine seiner Wachen ein Stück Fleisch von ihm ab, ließen ihn jedoch nicht sterben. Er sollte als Warnung für all jene dienen, die es wagten, Hand an die königliche Familie zu legen. Alford schlich in den Haupttunnel zurück, murmelte dabei jedoch einen wüsten Fluch, mit dem er schwor, sich irgendwann an dem kleinen Prinzen zu rächen.
Als Gilchrest sich davon überzeugt hatte, dass Alford verschwunden war, damit er diesem nicht den Rücken zukehren musste, wandte er sich an Flag. »Du spielst gefährliches Spiel, Hexer. Alford bringt jedem Tod, der ihn beleidigt. Du musst dringend Etikette der Trolle lernen.«
»Das Gleiche könnte ich dir raten«, entgegnete Flag und löschte die Magie, die er beschworen hatte.
»Ich bin kein Außenstehender. Nur Narren versuchen, Prinz der Trolle anzugreifen. Also, was willst du hier? Was störst du Gilchrest dabei, den Prozess zu erleben?«
»Glaube mir, wenn es nach mir ginge, wäre ich nicht in diese stinkende Höhle gekommen, in denen ihr Trolle haust. Aber Titus hat mich entsandt, damit ich mit Orden rede.« Flag sah sich angewidert in der Kammer um.
Gilchrest musterte den Magus misstrauisch. »Und was will der Dunkle Lord nun von den Trollen?«
»Das ist eine Sache zwischen Titus und Orden. Jetzt bring mich zu ihm.«
»Gilchrest nimmt keine Befehle von dir entgegen, Hexer. Du bist dein eigener Mörder, wie der Halbling Titus. Die Magier sagen, Flag ist ein toter Mann.« Der kleine Troll kicherte spöttisch.
Flags Hand schoss schneller vor, als Gilchrest ihr ausweichen konnte. Er packte ihn an der Kehle und ließ genug Macht ausströmen, um dem kleinen Troll Unbehagen zu bereiten, aber nicht so viel, dass er ihm wirklich Schaden zufügte. »Mach keinen Fehler, du lebender Schemel. Ich fürchte weder deinesgleichen noch den verwesenden Zirkel halbherziger Verschwörer. Und ich würde mit Freuden den Zorn meines Meisters wie auch den des Prinzen der Trolle riskieren, wenn es deinem unerträglichen Gesabber ein Ende bereiten würde. Bring mich zu Orden, sofort!«
Gilchrest lächelte schwächlich. »Kein Grund zu kämpfen, Freund Flag. Ich werde dich zu meinem Bruder bringen.« Flag ließ Gilchrest los und zu Boden fallen. Der winzige Troll warf Flag einen heimtückischen Blick zu, bevor er ihn durch die Tore in die Festung der Trolle führte.
Die Luft im Innern der Höhle war noch schlechter als die im Tunnel. Der Gestank von verfaulendem Fleisch war hier stärker, die Schreie der gefolterten Seelen lauter. Als Flag die baufällige Brücke überquerte, konnte er einen besseren Blick auf das Königreich werfen. Unter ihm loderten Feuer, und Peitschen knallten auf die Rücken der Zwerge, die den Trollen dienten. Wer von dieser einst stolzen Rasse übrig war, leistete nun Frondienste in seinem einstigen Heim. Die Zwerge schmiedeten Waffen und Rüstungen für die Trolle, die jetzt die Eisernen Berge beherrschten.
»Kein Mitleid für Sklaven, Hexer. Besser, als Diener zu leben, denn als Mahlzeit zu sterben«, sagte Gilchrest, der Flags Miene bemerkt hatte.
Am anderen Ende der Brücke war ein Tor im Berg eingelassen. Es war mindestens vier Meter hoch und bestand aus fein gehämmerter Bronze. Rechts und links daneben stand ein Trollwächter, jeder mit einem langen Speer und einem Schild bewaffnet. Hinter der Tür hörte Flag Schreie und das Klirren von Stahl. Er hoffte inständig, dass Titus nicht etwa den Fehler gemacht hatte, ihn ausgerechnet während einer der berüchtigten Fressorgien der Trolle in die Unterwelt zu schicken. Wenn sich diese primitiven Kreaturen ihrer Blutrünstigkeit vollkommen hingaben, konnten sie sich kaum noch kontrollieren, und es kam vor, dass sie sich dann auf Freund und Feind gleichermaßen stürzten.
Der bewaffnete Hauptmann neigte den Kopf vor Prinz Gilchrest, bevor er das schwere Portal aufstieß. Hinter der Tür wimmelte ein Meer von Trollen unterschiedlicher Formen undGrößen. Sie knurrten und schlugen sich begeistert auf den Rücken, während sie sich auf etwas in der Mitte des Raumes konzentrierten, das Flag noch nicht sehen konnte. Als einige von ihnen den Geruch von Magie in Flags Blut witterten, wandten sie ihm die Köpfe zu und musterten ihn gierig. Wäre Flag nicht von Gilchrest durch den Raum geführt worden, die Trolle hätten sich zweifellos auf ihn gestürzt. Ganz gleich, was Titus noch von ihm wollte, Flag schwor sich, dass dies seine letzter Ausflug zu den Eisernen Bergen sein würde.
»Zur Seite, tretet zur Seite! Macht Platz für euren Prinzen.« Gilchrest schlug auf die Trolle ein, die ihm und Flag im Weg waren. Mehr als ein mörderischer Blick folgte ihnen, aber dennoch bildeten die Trolle eine Gasse für den Prinzen, so wie sich einst das Rote Meer geteilt hatte.
In der Mitte des Raumes marschierte ein brutal aussehender Troll hin und her. Er war von der Hüfte aufwärts nackt. Das Biest war nicht ganz so groß wie Alford, wirkte aber mit seinen drei von Narben übersäten Armen dennoch recht beeindruckend. Aus seiner linken Seite ragte der Stumpf eines vierten Arms heraus. Sein gewaltiger Schädel wackelte hin und her, wenn er sich bewegte, aber der Blick seiner verunstalteten roten Augen wandte sich keine Sekunde von dem Troll ab, der vor ihm stand. Prinz Orden.
Orden sah aus wie ein rasierter Gorilla. Er hatte dicke Beine und Arme, die so lang waren, dass sie beinahe den Boden berührten, ohne dass er sich bücken musste. Hinter seiner Unterlippe ragten spitze Reißzähne hervor, die wie kurze Krummsäbel gebogen waren und seine Oberlippe berührten. In den mit Blut gefärbten Zopf, der von seinem Kopf herunterhing, war eine Speerspitze eingewoben, die jedes Mal hin und her schwang, wenn Orden seinen dicken Schädel bewegte. Rein körperlich war er genauso beeindruckend wie die anderen Angehörigen seiner Rasse, aber in seinen blauen Augen schimmerte eine Intelligenz, die unter diesen Kannibalen selten vorkam.
Zwischen den beiden stand ein dritter Troll, der nur wenig größer war als Flag. Sein spitzes Gesicht wurde von strähnigem, leuchtend rotem Haar verdeckt, das ihm fast bis zu den Knien reichte. Seine Haut war sonnengelb und glatt, anders als die seiner hässlichen Brüder. Seine einzige Missbildung schien sein rechter Arm zu sein, der von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen pechschwarz war. Hätte er die beiden Kämpfer nicht mit Reptilienaugen angestarrt, wäre er fast als Mensch durchgegangen. In den Händen hielt er zwei lange Krummschwerter, die er so mühelos handhabte wie Taschenmesser. Als er sich an die Zuschauer wandte, war Flag überrascht, wie klar seine Worte klangen.
»Schaut genau hin, Brüder und Schwestern von den Eisernen Bergen, und bezeugt, wie zwei unserer wildesten Brüder übereingekommen sind, ihre Meinungsverschiedenheiten zu klären. Der Herausforderer«, er deutete auf den dreiarmigen Troll, »hat seinen Anspruch auf die Axt geltend gemacht, die unser Volk in den letzten 10 000 Jahren in die Schlacht geführt hat. Indem er nach dieser Waffe strebt, fordert er auch den Besitz des Thrones, den Prinz Orden innehat.« Er deutete auf den lächelnden Prinzen. »Und wie es seit Beginn unserer Rasse üblich ist, wird Blut diesen Disput entscheiden.« Die Zuschauer begrüßten diese Proklamation mit lautem Gebrüll. »Sind die beiden Kämpfer bereit?« Er wandte sich an die zwei Trolle, die beide nickten. »In Ordnung. Sterbt gut, Brüder.« Der rothaarige Troll warf die zwei Schwerter in die Luft, was den Beginn des Zweikampfs signalisierte.
Der dreiarmige Troll bewegte sich für eine Kreatur seiner Größe unglaublich schnell. Mit zwei Händen packte er eine der Klingen und führte einen raschen Schlag auf Orden, um ihm die Eingeweide herauszuschneiden. Zu seiner Überraschung hatte der Prinz jedoch nicht versucht, die andere Klinge zu packen. Stattdessen griff er den Troll an, als dieser wieder auf der Erde landete, und rammte ihm seine Fäuste in die Seite. Der Troll flog auf die andere Seite des Raums und krachte gegen einen Holztisch, der umgekippt worden war, um eine Barriere zwischen den Kämpfern und den Zuschauern zu schaffen. Orden versuchte seinem Gegner die Fäuste durch den Schädel zu hämmern, doch dieser wich dem Schlag aus, und die Faust zertrümmerte den Holztisch. Dann schwang der dreiarmige Troll seine Klinge in einem weiten Bogen und hätte Orden in der Mitte durchtrennt, wäre dieser nicht bereits zur anderen Seite des Raumes zurückgewichen. Er war für einen Troll ebenfalls unglaublich schnell.
Der Dreiarmige heulte wütend auf und stürzte sich auf Orden. Diesem gelang es zwar, dem wilden Hieb der Klinge auszuweichen, nicht aber dem heftigen Schlag, den der Troll mit seinem dritten Arm ausführte. Orden taumelte zurück, und sein Gegner versetzte ihm einen Schnitt quer über die Brust. Blut spritzte auf die Kämpfer und die Zuschauer, was deren Wildheit nur noch mehr anstachelte. In einer kleinen Gruppe von ihnen war ein Kampf ausgebrochen, der einen von ihnen ein Auge kostete, bevor sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Wettkampf richtete. Der Dreiarmige versuchte, Orden den Kopf abzuschlagen, doch der rollte sich weg und landete auf der anderen Seite des Kampfplatzes in der Hocke, das zweite Schwert in der Hand.
Jetzt übernahm Orden die Initiative und deckte seinen Gegner mit einer Reihe von klugen Schlägen ein, die etliche Wunden auf Armen und Beinen hinterließen. Der Dreiarmige war ein Krieger, Orden jedoch war ein sehr geschickter Schwertkämpfer. Der Prinz ließ sich Zeit, fügte seinem Gegner einen Schnitt auf dem Rücken zu und kurz darauf einen identischen Schnitt auf der Brust. Erneut versuchte der Dreiarmige, mit seinem dritten Arm anzugreifen, doch Orden hackte diesen ab. Dem Arm folgte das Ohr seines Gegners und danach der zweite Arm. Als Orden seinen Kreis um seinen Widersacher herum beendet hatte, kniete der Troll auf dem Boden, hatte nur noch einen Arm und war wehrlos.
»Gnade«, krächzte er.
Orden legte ihm die Schneide seines Schwertes ans Genick. »Unter den Eisernen Bergen ist der Tod die einzige Gnade.« Lautlos trennte der Prinz dem Troll den Kopf ab und wandte sich dann an die Menge. »Seht gut hin, Brüder und Schwestern der Eisernen Berge.« Er hob den Kopf des Trolls hoch, damit ihn alle sehen konnten. »Die Herausforderung wurde angenommen, und wie es seit unseren Anfängen üblich ist, wurde der Disput durch Blut entschieden.« Mit seiner freien Hand hob er den Leichnam des Trolls vom Boden hoch und hielt ihn über den Kopf. »Unter den Eisernen Bergen herrscht nur der Starke, und der, der herrscht, versorgt sein Volk mit Kraft und Fleisch!« Orden schleuderte den Leichnam in die Menge. Die Trolle stürzten sich sofort auf den Toten und fraßen ihn auf.
»Lasst etwas für Gilchrest übrig!« Der kleine Troll hüpfte aufgeregt herum und versuchte ebenfalls, an den Leichnam heranzukommen. Plötzlich wurde er brutal an seinen Flügeln hochgerissen, unmittelbar bevor er von einem Troll zertrampelt worden wäre, der nicht viel kleiner war als ein Elefant.
»Hör auf zu jammern, kleiner Bruder.« Orden setzte Gilchrest auf den Rand des Tisches. »Ich habe nicht vor, dich von diesem Festmahl auszuschließen.« Er reichte Gilchrest den abgetrennten Kopf.
»Vielen Dank, mein Prinz«, sagte Gilchrest glücklich, bevor er seine Zähne in den Kopf schlug. Flag musste sich von diesem Spektakel abwenden.
»Was hast du, Hexer? Einen zu empfindlichen Magen für die Fütterung?«, verspottete Orden Flag. Ein blutverschmierter Troll riss sich gerade lange genug von der Fütterung los, um Orden das Herz seines Feindes zu überreichen. Das Herz war immer für den Anführer reserviert.
»Ich glaube, das ist das Widerlichste, was ich je gesehen habe.« Flag rieb an einem Blutstropfen herum, der auf seinem Hemd gelandet war.
»Genau deshalb seid ihr so schwach, Menschding.« Orden leckte sich das Blut von den Händen. »Was führt dich heute in die Unterwelt von Midland?«
»Ich bin auf Geheiß meines Meisters Titus gekommen«, erwiderte Flag.
»Und was will der Mörder seines Bruders jetzt schon wieder von den Trollen?«, erkundigte Orden sich amüsiert.
»Etwas von großer Macht wurde oben losgelassen, und die mächtige Troll-Armee wird gebraucht, um uns zu helfen, es für den Dunklen Orden zu erbeuten.«
»Was bietet er für unsere Dienste?« Orden rieb sich gierig die blutverschmierten Hände.
Flag lächelte. »Das Fleisch heiliger Männer.«
Ordens Lachen klang wie Felsbrocken, die man in einen Karton schüttelte. »Illini!«, brüllte der Prinz.
»Mein Prinz.« Der rothaarige Troll kniete sich vor ihn und stützte sich mit seiner schwarzen Hand in einer Blutlache ab. Die Flüssigkeit schien unter seiner Berührung zu kochen.
»Mach die Natter und ein Bataillon unserer hungrigsten Krieger bereit. Heute dinieren wir oben.«