20
Zarabeth wandte sich nach ihm um. Ohne sich dessen bewußt zu sein, lächelte sie ihn an.
Magnus blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Lächeln erwärmte sein Herz, und er erwiderte es. Plötzlich schien sie sich ihres Lächelns bewußt zu werden, erkannte, daß sie nicht lächeln durfte, denn Lotti und Egill waren tot, und das Lächeln erstarb. Ihr Gesicht war wieder leer und ohne Ausdruck.
Er schüttelte den Kopf und trat auf sie zu, hob den schweren Zopf und küßte ihren Nacken. Ihre Haut war feucht von der Hitze des Feuers und duftete süß. Das Sklavenband war weg. Ihre Haut war wieder weich und zart. Sie entzog sich ihm, denn es waren viele Menschen im Raum, und sie haßte den Gedanken, daß sie zusahen, wie Magnus zärtlich zu ihr war. Und sie wollte seine Berührung nicht.
»Entzieh dich nicht«, sagte er an ihrem Hals und küßte sie wieder.
Sie hörte auf, im Topf zu rühren und ließ den langstieligen Kochlöffel los.
Abwartend ertrug sie seine Berührung. Er ließ von ihr ab und legte die Stirn an ihre Schläfe. Dann hob er den Kopf und blickte sie an, als wolle er eine Entscheidung treffen, als versuche er, etwas zu formulieren. Sie wartete ab.
»Du bist meine Frau«, sagte er und küßte sie auf den Mund. »Vergiß das nicht, Zarabeth.« Er küßte sie noch einmal, leicht und zart, ohne ihre Lippen zu teilen, dann gab er sie frei. Sie wich zurück, mit bleichem Gesicht, ihre Hände in Abwehrhaltung. Er schwieg.
Am Abend, als Magnus und seine Männer mit einem erlegten Wildschwein zurückkehrten, begab er sich wie gewohnt ins Badehaus. Als er später das Langhaus betrat, ging er direkt auf sie zu und nahm sie in die Arme. Er küßte sie vor seinen Leuten, und falls er bemerkte, wie steif und ablehnend sie reagierte, ließ er es sich nicht anmerken. Sie ertrug seine Nähe, seine Berührung. Er küßte ihre Augenbrauen, ihre Nase, ihre Wangen. Dann gab er sie frei, machte ein ernstes Gesicht, sagte aber nichts.
Während des Nachtmahls, als er den Saft von gebratenem Rehfleisch mit frischem Brot auftunkte, fragte Magnus: »Was hast du heute gemacht?«
Sie sah ihn an. Welch eine belanglose Frage. Die Erkenntnis, daß das Leben weiterging wie früher, als habe das Schicksal nicht so grauenhaft zugeschlagen, als seien die Kinder noch am Leben, erschütterte sie bis ins Mark. Sie gab lange keine Antwort.
»Das Essen schmeckt gut. Du hast gut gekocht.«
»Danke. Deine Tante Eldrid hat mir bei den Kräutern geholfen. Ich . . . ich habe heute Flickarbeiten gemacht. Einige deiner Tuniken mußten ausgebessert werden. Eine andere war mit Blut befleckt, das ich ausgewaschen habe. Deine Mutter hat mir gezeigt, wie man Blutflecken entfernt.«
Er lächelte und aß erneut von dem Rehfleisch.
»Ich habe Haki aufgetragen, eine Puppe aus Stroh zu machen, ihr alte Kleider anzuziehen und sie auf einem Holzpfahl zu befestigen, um die Vögel zu erschrecken. Sie picken alle Äpfel an, wenn man nichts dagegen unternimmt. Vielleicht soll man solche Vogelscheuchen auch in den Feldern aufstellen. Ich habe von einem Händler in York davon gehört. Die Bauern in Wessex schützen damit ihre Ernten.«
Früher mußte jemand vom Gesinde im Obstgarten sitzen und auf eine Kupferplatte schlagen, um die Vögel zu vertreiben. Mit dieser Methode konnte der Mann anderweitig eingesetzt werden, wenn die Vogelscheuche die gewünschte Wirkung zeigte. »Das ist eine gute Idee. Wir werden sehen, ob die Vögel damit zu vertreiben sind. Ich esse Äpfel sehr gern. Wirst du im Herbst Apfelgelee für den Winter einkochen?«
Sie nickte.
Sind die Vorbereitungen für Horkel und Cyra getroffen?«
»Ja. Tante Eldrid braut noch mehr von ihrem Spezialbier.«
Magnus nickte zustimmend.
»Was hast du heute getan?«
»Ich habe einen wilden Eber erlegt.« Er machte eine kurze Pause und häufte Erbsen auf seinen Löffel. »Ich habe einige Frauen damit beauftragt, ihn auszuweiden und zu zerkleinern.«
Bevor sie Einspruch erheben konnte, fügte er hinzu: »Du hast keine Erfahrung darin. Später wirst du dich darum kümmern.«
Er wollte sie schonen. Seufzend trank sie einen Schluck Milch.
Nach dem Mahl gab sie den Frauen Anweisungen für ihre Arbeiten und hörte den Männern zerstreut zu, die über die Jagd des vergangenen Tages sprachen.
Plötzlich hörte sie Ragnars wütende Stimme: »Es war Orm — selbst sein Vater weiß es und hat ihn verstoßen. Eine junge Frau hat das Massaker auf dem Hof von Ingolfsson überlebt. Auf der nächsten Versammlung des Thing wird sie gegen ihn Klage erheben. Der Bann wird über ihn gesprochen, wenn ihn nicht vorher Ingolfssons Männer töten und seinen gesamten Besitz beschlagnahmen.«
Sie redeten von dem Mann, den Ingunn heiraten wollte, dachte Zarabeth, von Orm Ottarsson. Zarabeth bemühte sich vergeblich, Mitleid für Magnus' Schwester zu empfinden.
Die anderen Männer tauschten ihre Gedanken und Meinungen aus — und davon gab es reichlich, denn sie hatten genügend Bier getrunken — bis einer von ihnen, ein hagerer Kerl namens Hakon, der ständig die Stirn furchte, sagte: »Magnus, du stimmst dem doch zu, oder? Du nimmst auch am Thing teil, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Magnus nach einer Weile. »Ich muß wohl. Mein Vater hat mich darum gebeten.«
Ragnar gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Er hört kaum, was du sagst, Hakon, weil er nur Augen und Ohren für die Frau hat.«
Magnus ließ sich seinen Zorn nicht anmerken. Lächelnd erhob er sich. »Du sprichst die Wahrheit, Ragnar. Sie ist schön, und sie ist sanft, und sie ist meine Frau.«
Zarabeth saß an der entfernten Wand, mit einer Näharbeit beschäftigt. Plötzlich stand er vor ihr.
»Es ist Schlafenszeit. Komm.«
Sie nickte, legte den blauen Wollstoff beiseite, erhob sich und folgte ihm in seine Kammer. Sie dachte an seinen begehrlichen Kuß am Morgen und versteifte sich.
Der Raum lag im Halbdunkel.
»Zarabeth? Komm zu mir.«
Sie zögerte. Sie wollte nicht daran erinnert werden, daß sie aus Fleisch und Blut war, daß ihr Körper zu Gefühlen fähig war, daß sie einst tiefe Leidenschaft für ihn empfunden hatte, als sie noch Gefühle hatte. Sie wollte zwar leben, aber sie wollte sich nicht an einen anderen Menschen verlieren . . . nein, sie wollte nicht, daß er sie berührte, daß er in sie drang.
»Zarabeth, ich sage es nicht noch einmal.«
Sie hatte keine Wahl. Sie zog ihr Kleid aus, behielt aber das Unterhemd an, das ihr bis zu den Knien reichte.
Sie legte sich auf den Rücken und sah ihn in der Dunkelheit an. Magnus sagte nichts, stützte sich auf den Ellbogen und beugte sich über sie. »Ich möchte dich jetzt nehmen, Zarabeth. Es ist Zeit. Wir beide begehren einander. Ich möchte dir Lust bereiten.«
Sie bewegte sich nicht. Sie spürte, wie sein Mund ihre Wange berührte, ihre Lippen. Sanft versuchte seine Zunge in ihren Mund einzudringen.
Magnus erkannte sehr schnell, daß sie sich vor ihm verschloß. Und das machte ihn zornig. Er küßte sie wilder, zwang sie nun, ärgerlich, weil sie kalt wie Stein war. Und er war so heiß, seine Lippen brannten, sein Geschlecht pochte vor Verlangen an ihrem Schenkel. Warum tat sie ihm das an? Er war ihr Ehemann.
Zart berührte er ihre Brust mit den Fingerspitzen und sein Zorn wuchs, als er den Stoff ihres Unterhemds spürte. Am liebsten hätte er es ihr heruntergerissen, doch er bezwang seinen Unmut.
Er war erstaunt über die Ruhe in seiner Stimme, als er sagte: »Zieh das Hemd aus, Zarabeth. Heute nacht darf nichts zwischen uns sein.«
Als sie ihm nicht sogleich gehorchte, zog er sie in Sitzposition und zerrte an dem Hemd, um es über ihre Hüften nach oben zu schieben. Sie gab nach, und bald hatte er es ihr über den Kopf gestreift und warf es zu Boden. »Jetzt«, sagte er.
Sie lag auf dem Rücken, frierend und verloren, zog sich in die Leere in ihr Inneres zurück. Dennoch war sie sich der Wärme seiner Hände bewußt, seines Mundes, der ihre Brust berührte. Als seine Finger sie fanden und sich im sanften Rhythmus bewegten, spürte sie eine knospende Regung in dieser Leere, eine Sehnsucht in der Tiefe, und sie versuchte, vor ihm zurückzuweichen. Diese Gefühle waren sündig, sie waren nicht erlaubt.
Seine flache Hand lag auf ihrem Bauch. »Ich weiß, daß du Leidenschaft empfindest, ich habe sie gespürt und in mir aufgenommen. Warum strafst du mich mit deiner Kälte? Warum strafst du dich selbst?«
»Ich kann nicht«, flüsterte sie an seiner Schulter, ihre Fäuste gegen seine Brust gedrückt. »Bitte nicht, Magnus, bitte.«
Ein animalisches Knurren war seine Antwort, dann kam er über sie, drängte ihre Beine auseinander und legte sich dazwischen. Er küßte sie, aufreizend, verführerisch, setzte all seine Liebeskünste ein, um sie aus der Reserve zu locken, doch sie blieb verschlossen. Er haßte sie in diesem Augenblick, und mit einem wütenden Brummen richtete er sich auf, hob ihre Hüften hoch und drang in sie ein. Sie war nicht bereit, ihn aufzunehmen, und er spürte ihren Schmerz, als er ihr weibliches Fleisch weitete. Doch er ließ sich nicht beirren, bis er tief in ihr war. Im Dämmerschein sah er, daß sie ihre Augen fest zusammengepreßt hatte.
»Verfluchtes Weib«, knurrte er, »mach die Augen auf!« Und er begann sich zu bewegen. Bald entspannten sich ihre Muskeln, sie wurde feucht, und er konnte nicht länger an sich halten.
Kalt und reglos lag sie unter ihm, weit weg von ihm. Sein Körper pulsierte vor Wut, die ständig wuchs, und mit ihr wuchs sein unstillbares Verlangen nach ihr. Er wollte sie verfluchen, und er wollte sie beherrschen und sie zwingen, ihn mit gleicher Leidenschaft zu begehren.
Doch diesmal waren seine Bemühungen erfolglos.
Er konzentrierte sich auf seine eigene Lust, auf die Schwellung seines Gliedes und auf die Erleichterung, mit der er sich endlich in sie ergoß. Er bäumte sich schreiend auf, und in diesem Augenblick vergaß er alles um sich herum, es gab nur seine Fleischeslust, diesen Moment des reinen Gefühls, das jeden Schmerz auslöschte. Er rollte von ihr herunter und lag neben ihr. Lange Zeit schwieg er, abwartend, bis sein Herzschlag sich verlangsamte, und er wußte, daß er sich wieder unter Kontrolle hatte.
»Wenn du weinst, schlage ich dich.«
Sie hatte sich die Faust in den Mund gesteckt, lag zur Seite gedreht, von ihm abgewandt.
Er wußte, daß sie weinte, spürte ihr Beben, aber er wußte auch, daß sie ihre Tränen verbergen wollte, und deshalb achtete er nicht darauf. »Ich werde dich jede Nacht nehmen, Zarabeth, jede Nacht, bis du wieder zu mir zurückkommst. Ich gebe mich nicht damit zufrieden. Du mußt zu mir zurückkehren.«
Sie spürte seinen klebrigen Samen auf ihren Schenkeln und war froh um die Schmerzen, die er ihr zugefügt hatte, denn dies bestärkte sie darin, in sich verschlossen zu bleiben, in ihrer dumpfen Leere zu verharren.
Schließlich schlief Magnus ein. Er tauchte ins Reich der Träume, das ihn lebhaft und buntschillernd umfing. Er sah seinen Sohn. Ja, er sah Egill tatsächlich, der Junge war zerlumpt und verdreckt, aber er war am Leben. Er wurde von einem Mann geschlagen, und Magnus spürte den Schmerz deutlich, als der Schlag auf der Schulter des Jungen landete. Er schrie vor Wut auf.
»Magnus, wach auf! Wach auf, du hast einen Alptraum!«
Er zitterte, war schweißnaß und fror. Er fuhr entsetzt hoch und schüttelte sich. Dann drückte er Zarabeth an seine Brust und flüsterte heiser: »Ich habe ihn gesehen, ich habe Egill gesehen. Er lebt. Ich bin ganz sicher. Ein Mann hat ihn geschlagen. Bei den Göttern, ich habe es gesehen, deutlich und wahrhaftig.«
Zarabeth konnte seine Gesichtszüge im Dämmerlicht des Morgengrauens erkennen. Er glaubte, Träume könnten wahr sein? Sie hatte so etwas schon einmal gehört. Seher und Magier hatten solche Visionen. Er zitterte. Sie hielt ihn umfangen, um ihn zu trösten, ihn zu wärmen. Er brauchte sie.
Magnus holte tief Luft. Der Traum war so deutlich gewesen. Er machte sich von ihr frei und stand auf. Nackt verließ er das Langhaus und ging in den Tempel. Dort blieb er, bis die Sonne am Morgenhimmel stand. Die Götter hatten ihm keine Antwort gegeben, und er wurde weiterhin gequält von dem, was er im Traum gesehen hatte.
Horkel und Cyra heirateten an diesem Tag und verließen Malek, um auf dem kleinen Hof zu leben, den Magnus seinem treuen Gefährten vermacht hatte. Viele von Magnus' Männern brannte es unter den Fersen; sie wollten auf Handelsfahrt gehen. Es war Hochsommmer, und es war nicht richtig, hier zu bleiben und die Arbeit von Sklaven und Weibern zu verrichten. Sie wollten ihr Glück in der Ferne suchen.
Doch Magnus wollte Zarabeth nicht allein lassen. Am folgenden Abend trank Ragnar mehr als er vertrug und lamentierte laut: »Wir werden schwach und anfällig wie die Frauen! Wir vergeuden die langen Tage des Sommers, statt Reichtümer anzuhäufen. Was meinst du, Magnus? Ein schneller Raubzug in den Süden, die Seinemündung hinauf. Wir segeln den Fluß hinauf und nehmen uns, was unser Herz begehrt aus den reichen Ortschaften am Ufer. Im September sind wir wieder zurück, reicher denn je.«
Magnus antwortete nicht. Er dachte an seinen Traum. Er hatte noch nicht mit seinen Männern darüber gesprochen, hatte auch Horkel oder Tostig nichts davon gesagt, aber er mußte unablässig daran denken.
»Ja«, meinte auch Hakon. »Wir könnten auch nach Birka segeln. Wir haben viele Specksteingefäße, die wir tauschen können.«
Ragnar nahm noch einen tiefen Schluck. Magnus' Schweigen erbitterte ihn. Er trat an Zarabeth heran, die mit drei anderen Frauen im Hintergrund Erbsen enthülste. »Sag du ihm, er soll losziehen, Herrin. Denn er bleibt nur wegen dir. Vielleicht fürchtet er, du läufst ihm weg. Er kann dir Gold und Silber bringen. Rollo wird es einschmelzen und dir so viel Schmuck daraus fertigen, wie du dir nur wünschen kannst. Das willst du doch? Bei Odin, gib mir Antwort! Wir wissen alle, daß du ihm nichts gibst!«
Zarabeth hob müde den Blick zu dem Mann, der sie immer noch haßte, weil sie ihn einst überlistet hatte. »Ich will und brauche nichts, Ragnar.«
»Magnus willst du am allerwenigsten. Ja, ich höre seine Lustschreie, weil ich noch wach liege, aber ich höre nichts von dir, Herrin, nicht einen Laut, nicht das leiseste Stöhnen ... Als er dich zum ersten Mal nahm, ja, da habe ich deine Schreie gehört, dein Stöhnen, als er in dich drang. Und das alles war gelogen und vorgetäuscht, denn du bist kalt und eine Mörderin, und du hast nie etwas für ihn empfunden. Du hast ihn benutzt, wie du mich benutzt hast, und ich habe dir vertraut, Narr, der ich war. Und er ist noch ein größerer Narr.«
Plötzlich packte Magnus ihn an der Schulter, sein Griff festigte sich so lange, bis Ragnar aufstöhnte.
»Wie kannst du es wagen?!« zischte Magnus durch die Zähne und zog ihn nahe an sein Gesicht. »Sie ist mein Weib, und du beleidigst sie wie eine gewöhnliche Sklavin.«
»Sie ist eine Mörderin und war eine ganz gewöhnliche Sklavin, bis sie dich zu ihrem Sklaven gemacht hat!«
Magnus schlug ihn, und Ragnar ging wie ein Stein zu Boden.
Die anderen Männer waren sogleich auf den Füßen, umringten die beiden, alle redeten durcheinander. Magnus stand über Ragnar und rieb sich die Knöchel. Ragnar war sein Freund, trotz seiner Heißblütigkeit und seiner Wutanfälle, aber jetzt... Er schüttelte den Kopf. Nun war Hader zwischen sie getreten. Nichts war mehr wie früher. Nichts.
Tante Eldrid ließ ihre schrille Stimme aus dem Hintergrund vernehmen: »Ihr solltet alle eure Betten aufsuchen. Es ist spät geworden. Ihr laßt mich nicht schlafen, ihr betrunkenen Rüpel!«
Er nahm sie, schnell diesmal, stumm, denn er hatte sich über Ragnars Worte geärgert. Als er sich ergossen hatte, ließ er von ihr ab. Er wußte, daß er ihr wieder weh getan hatte, wollte sich aber nicht darum kümmern.
Zarabeth lag da, seine Samenflüssigkeit tropfte von ihren Schenkeln, sie fühlte sich im Innern wund. Sie dachte an die Wut und die Gewalt zwischen Magnus und Ragnar. Sie wußte, die beiden waren Freunde, und sie bedauerte, daß sie zu Feinden wurden. »Man hat mir gesagt, du warst in den Sommermonaten nie auf dem Hof. Du warst mit deinen Männern unterwegs auf Handelsfahrt und bist erst im Herbst zurückgekehrt. Magnus, ich laufe nicht weg, falls das der Grund ist, warum du hier bleibst. Ich schwöre es.«
»Ich weiß, daß du das nicht tun würdest, Zarabeth. Wo solltest du auch hin? Zurück nach York? Zurück zu Keith und Toki? Um dort wegen deines Verbrechens hingerichtet zu werden? Nein, ich bin sicher, daß du Malek nicht verläßt. Ich bin ein Narr, doch meine Torheit hat Grenzen.«
»Nein, ich lauf nicht fort, und es macht mir nichts aus, wenn du auf Handelsfahrt gehst, Magnus.«
Er spürte, wie sein Magen sich vor Zorn und Enttäuschung verknotete. Seine Gefühle erzeugten die Bitterkeit seiner Worte: »Hör auf, die Tugendhafte zu spielen, Zarabeth. Denn es ist eine Lüge, die dir nichts einbringt. Du möchtest, daß ich fortgehe, damit du meine Berührungen nicht länger ertragen mußt!«
Als sie keine Antwort gab, wandte Magnus sich ihr rasch zu, nahm sie in die Arme und zog sie hoch. »Stimmt es nicht? Gib es zu, Zarabeth, gib zu, daß du mich verachtest und mich haßt. Am liebsten würdest du mich töten, wenn du die Gewähr hättest, mit dem Leben davonzukommen.«
Er schüttelte sie wieder, daß ihr Kopf vor und zurück schnellte. »Antworte mir, Zarabeth!«
»Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen getötet!«
Der Groll in ihrer Stimme stachelte seinen Zorn weiter an. »Ach, was du nicht sagst! Du hast also Olav nicht ermordet? Hast du ihm nicht Gift ins Essen getan, vom Tag eurer Hochzeit an? Sag die Wahrheit, Zarabeth, hast du ihn getötet, weil dir der Gedanke, daß er dich nimmt, unerträglich war? Es war sein Recht, denn er war dein Ehemann. Oder hast du ihn wegen seines Reichtums umgebracht?«
»Ich habe ihm nichts angetan! Ich habe ihn gepflegt, als er sehr krank war! Es war Toki, bei meinem christlichen Gott, ich schwöre es dir! Sie hat ihn vergiftet. Sie und Keith haben alles bekommen, was Olav gehörte, nicht ich.«
Er stieß sie von sich. Er kauerte auf den Knien neben ihr, seine Hände lagen auf seinen Schenkeln.
»Es ist also doch noch Leidenschaft in dir, wenn man dich reizt.«
Sie lag da und starrte ihn fassungslos an: »Hast du das mit Absicht getan?«
Achselzuckend entgegnete er: »Ich weiß nicht, und es tut nichts zur Sache.«
»Geh Magnus. Du hast ganz recht. Ich möchte nicht von dir berührt werden. Es macht mich krank.«
Es juckte ihn in den Fingern, sie zu schlagen. Doch er legte ihr stattdessen die Hand auf den Bauch. »Ich frage mich, ob schon ein Kind in dir heranwächst.« Sie zerrte an seinem Handgelenk, um sich von seiner Berührung zu befreien. Er nahm ihre Hand und legte ihre Finger um sein steifes Glied.
Sie hielt den Atem an. Ihr ganzer Körper versteifte sich. Er spürte, wie ihre Finger sich spannten, und er stöhnte vor Lust auf.
»Ja«, keuchte er. Er nahm ihre Hand von seinem Glied, packte ihre Handgelenke mit einer Hand und riß sie nach oben über ihren Kopf. »Ich werde dich noch einmal nehmen, Zarabeth, weil ich dein Ehemann bin, und weil ich Lust auf dich habe.« Seine Finger waren zwischen ihren Schenkeln und glitten in sie. Sie war noch naß von seinem Samen und geweitet, seine Finger drangen tief in sie ein.
Sie entzog ihm ihre Hüften, und er lachte rauh. Dann ließ er plötzlich ihre Hände los und zog sie auf die Knie. Er hob sie hoch, spreizte ihre Beine mit seinem Becken und drang in sie ein, während er sie an seine Brust gedrückt hielt. Er fand ihren Mund, und seine Zunge drängte sich zwischen ihre Zähne, während er sich tief in ihren Leib schob.
Er zuckte stöhnend, als er sich ergoß, rasch und ohne Vorwarnung. Seine Atemzüge wurden ruhiger, und er küßte ihre Schulter, ihren Hals, kostete den Geschmack ihrer Haut, die Hitze ihres Fleisches. Er rieb seine Brust an ihren Brüsten, sein Herzschlag beschleunigte sich wieder.
Er wußte, daß er sie liebte, das akzeptierte er jetzt. Er betete, das Leid möge in ihrer beider Leben ein Ende haben; sie möge ihm und sich selbst vergeben, am Leben zu sein, wo doch Lotti gestorben war.
Sie lag leblos an ihn gelehnt, ihre Wange an seine Schulter gepreßt.
Er spürte ihre heißen Tränen an seiner Haut. Sacht legte er sie nach hinten. Er war noch immer tief in ihr, schob sich noch tiefer. Er lag auf die Ellbogen gestützt über ihr. »Warum weinst du? Ich habe dir nicht weh getan, nicht dieses Mal, denn du warst noch feucht von vorher. Warum, Zarabeth?«
Sie sah ihn an. »Es ist zu viel, Magnus. Ich ertrage es nicht.«
»Und wenn ich dir sage, daß ich dich verstehe, wirst du mir glauben?«
Sie spürte die Kraft seiner Worte, die in ihre innere Leere drangen. Das machte ihr Angst. »Ich möchte, daß du wegfährst. Wikinger plündern und töten in den Sommermonaten. Du hast in diesem Jahr zuwenig davon bekommen.«
Diesmal stieß er hart in sie, ihre Worte hatten ihn getroffen, pulsierten durch seinen Körper, erhitzten sein Blut und seinen Zorn. Härter und härter stieß er zu, bis er sich erneut Erleichterung verschaffte. Als er von ihr abließ und seitlich von ihr wegrollte, sagte er: »Ich rufe meine Männer zusammen und steche nach der Versammlung des Thing in See. Trage deine Trauer wie eine Auszeichnung deines Stolzes vor dir her, Zarabeth. Prahle damit, und laß alle Welt wissen, wie sehr du leidest, wie endlos du trauerst. Alle Menschen deiner Umgebung müssen das respektieren, sonst stellst du dich gegen sie. Und wenn du vor Selbstmitleid weinst, wünsche ich mir, daß du an deinen Tränen erstickst.«