36. KAPITEL

“Andrew, pass auf!”

Coops Warnung kam zu spät. Andrew konnte zwar gerade noch dem tief hängenden Zweig ausweichen, verlor dabei aber den Halt. Als er seinen Sturz mit den Händen abfedern wollte, schrie er laut auf.

Coop eilte zu ihm. “Bist du in Ordnung, Junge?”

“Ich glaube, ich habe mich geschnitten.”

Das hatte er tatsächlich, wie Coop grimmig feststellen musste. Ein langer Schnitt klaffte in seiner Handfläche, verursacht durch eine Glasscherbe, die ein gedankenloser Wanderer zurückgelassen hatte. Coop atmete erleichtert auf, als er sah, dass dunkelrotes Blut gleichmäßig aus dem Schnitt austrat. Eine blutende Vene war zwar nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, doch die Blutung war viel einfacher zu stoppen als bei einer verletzten Arterie.

Er sah zurück, konnte Frank aber nirgends sehen. Der Trick hatte funktioniert. Als der Polizist Boden gut gemacht hatte, war Coop vor ein paar Minuten nach links vom Weg abgebogen, um einen steileren, aber seltener begangenen Pfad zu nehmen, der zum selben Ziel führte, aber das steil abfallende Gelände umging. Um sicherzugehen, dass Frank auf dem Hauptweg blieb, hatte Coop ihre Spuren mit trockenem Laub bedeckt und darauf gehofft, dass sein Plan erfolgreich war.

“Setz dich hin”, sagte er. “Das haben wir gleich.”

Mit blassem Gesicht machte Andrew ganz ruhig das, was er ihm sagte. Coop nahm das Bettlaken aus dem Matchbeutel und riss ein Stück ab. Er faltete es mehrmals und drückte es fest auf die Wunde, während er auf Geräusche achtete.

“Das sollte die Blutung stoppen”, sagte er zu Andrew und schob den Matchbeutel neben den Jungen, damit der seinen Ellbogen draufstützen konnte. “Hier, leg deinen Arm auf die Tasche, Andrew.”

“Und wenn es nicht aufhört zu bluten?”

Der Junge hat immer irgendeine Frage auf Lager, dachte Coop amüsiert. So wie seine Mutter. “Dann machen wir etwas anderes.”

“Eine Aderpresse?”

Coop verzog die Mundwinkel. “Woher weißt du was von einer Aderpresse?”

“Mein Freund Jimmy hat sich letztes Jahr im Sommerlager ins Bein geschnitten, und der Arzt hat ihm eine Aderpresse angelegt. Genau hier.” Mit der unverletzten Hand zeigte er auf einen Punkt oberhalb des Knies.

“Hat die Blutung aufgehört?”

Andrew nickte.

“Siehst du? Dein alter Grandpa weiß, was er macht.” Während er redete, sah er auf und versuchte, die Entfernung abzuschätzen, die sie bis zum Pass noch zurückzulegen hatten. Ein Kilometer? Zwei? Es würde so oder so für Andrew zu viel sein.

Coop steckte das Laken zurück in die Tasche. Vielleicht konnten sie die Nacht hier verbringen. Die Bäume standen dicht genug, und ihre vielen Zweige waren so dick, dass sie sie ausreichend tarnten. Trockenes Laub und Immergrünzweige konnten als Matratze herhalten und würden sie vor dem kalten Boden schützen.

Als er wieder zu Andrew sah, war der Junge bereits eingeschlafen, den Kopf auf den Matchbeutel gelegt.

Damit war die Entscheidung gefallen.

Steve war seit gut fünfzehn Minuten unterwegs, als Julia das unverkennbare Knattern eines Helikopters hörte. Fast im gleichen Moment klingelte ihr Mobiltelefon. Es war Charles.

“Wir sind da, Julia”, rief er, um den Lärm zu übertönen. “Viel können wir nicht sehen, aber ich hoffe, dass Coop eine Lichtung findet und uns ein Signal gibt.”

Julia sah auf. Der Chopper war unmittelbar über ihr, seine starken Scheinwerfer erhellten das gesamte Gebiet. “Du musst sie finden, Charles”, rief sie zurück.

“Das werden wir. Ist die Polizei schon da?”

“Nein, aber Steve hat nicht auf sie gewartet. Er sucht nach Coop und Andrew.”

Der Helikopter stieg höher, um den Baumwipfeln nicht zu nahe zu kommen, und Charles' Antwort verlor sich in statischem Rauschen.

Steve folgte unbeirrt dem Verlauf des Wanderwegs und war froh darüber, dass er das Joggen nie aufgegeben hatte. Das regelmäßige Training hatte seine Beinmuskeln gestärkt und gab ihm jetzt das Durchhaltevermögen, das er in bergigem Gelände brauchte. Was Coop und Andrew anging, war er nicht so sicher. Auch nicht, was Frank betraf. Der Mann war in guter Form, begann aber um die Hüfte herum ein wenig aus der Form zu geraten.

Vielleicht würde ihn das nicht so schnell vorankommen lassen.

Nach weiteren fünf Minuten blieb er plötzlich stehen. Vor ihm bewegte sich ein Schatten, und dann sah er sie – eine einzelne Gestalt in dunkler Kleidung, die mühselig weiterkletterte, aber alle paar Sekunden stehen blieb, um Atem zu holen.

Ohne mehr Geräusche zu verursachen als unbedingt nötig, beschleunigte Steve sein Tempo. Als er nur noch gut fünf Meter von dem Mann in Schwarz entfernt war, blieb er stehen.

“Frank!”

Als sich der Mann ruckartig umdrehte, richtete Steve die Taschenlampe auf ihn. In dem grellen Schein wirkte Frank so verängstigt wie ein Tier, das in eine Falle gelaufen war. “Gib auf, Frank, du bist umzingelt.”

Aus der Ferne war das rasch näher kommende Geräusch eines Helikopters zu hören. Über Lautsprecher rief eine Stimme die Namen von Coop und Andrew, dann: “Da sind sie!”

Steve atmete erleichtert auf. Coop und Andrew waren gefunden worden.

Als Frank wieder losrannte, eilte Steve ihm nach. Obwohl die Luft sehr kalt war, ließ die Kletterpartie ihn schwitzen und nach Luft schnappen. Über ihm kreiste weiterhin der Helikopter.

“Hör auf zu rennen, Frank”, rief er. “Du machst alles nur noch schwieriger!”

Ohne stehen zu bleiben, drehte Frank sich um und begann zu schießen.

Als eine Kugel dicht an Steves Kopf vorbeiflog und mit einem grellen Pfeifen die Luft zerschnitt, stieß er einen Fluch aus. Der Bastard hatte ihn nur knapp verfehlt. Steve hob das Gewehr, zielte auf Frank und betätigte in dem Moment den Abzug, als sein Gegenüber erneut auf ihn schoss.

Der Polizist schrie auf und stürzte zu Boden, während er sein Bein festhielt. Steve rannte zu ihm, nahm die Waffe an sich und steckte sie in den Hosenbund. “Du verdammter Hurensohn”, murmelte er, als er neben dem Mann kniete. “Merkst du eigentlich nicht, wenn du keine Chance mehr hast?”

Frank schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen einen Baum. “Verpiss dich.”

“Oh, das werde ich auch, mein Freund. Aber erst übergebe ich dich der Polizei. Wo habe ich dich getroffen?”

“Am Oberschenkel”, stöhnte er.

Steve riss das Hosenbein auf und warf einen raschen Blick auf die Wunde. Die Kugel hatte lediglich den Oberschenkel gestreift. Die Verletzung blutete, aber nicht sehr stark. “Die Kugel hat dich nur leicht gekratzt”, sagte er und fand es schwer, Mitgefühl zu zeigen. “Komm schon, steh auf.”

Da Frank nicht reagierte, beugte sich Steve über ihn, legte einen Arm um die Hüfte des Mannes und zog ihn hoch. “Entweder du kooperierst”, herrschte er Frank an, als der sich wehren wollte, “oder ich zerre dich bis zur Hütte hinter mir her. Du hast die Wahl, Kumpel.”

Frank murmelte atemlos etwas Unverständliches, dann begann er, neben ihm her bergab zu humpeln.

Hammond und sein Suchteam waren gerade eingetroffen, als Charles wieder anrief.

Diesmal klang er überglücklich. “Wir haben sie gefunden, Julia! Andrew geht es gut, und Coop ebenfalls.”

“Gott sei Dank. Bist du sicher, dass es Andrew gut geht?” fragte sie ängstlich. “Er ist nicht verletzt?”

“Wir haben ihn noch nicht hier. Der Copilot ist gerade auf dem Weg nach unten, um sie zu holen … aber er scheint in Ordnung zu sein. Er und Coop winken uns zu.” Durch den Lärm, den der Helikopter verursachte, konnte sie nur die Hälfte von dem verstehen, was Charles sagte. “… bringen sie dann zum Memorial … um sicher zu sein …”

“Kann ich mit Andrew sprechen, Charles? Ist das irgendwie möglich?”

“Warte, hier ist er.”

Sie hörte eine Reihe von knarrenden Geräusche und Stimmen. Die Sekunden verstrichen unerträglich langsam. Um sie herum waren die fünf Männer, die jeder ein Gewehr hielten, ruhig geworden und sahen zum Himmel. Der Helikopter war nicht mehr zu sehen, aber immer noch gut zu hören.

Dann hörte sie endlich am Telefon die Stimme, auf die sie so gewartet hatte. “Mommy!”

Die Erleichterung war so immens, dass sie nicht wusste, wie sie es schaffte, sich weiter auf den Beinen zu halten. “Andrew! O Baby, geht es dir gut?”

“Ja, wir haben den Helikopter gehört, und dann hat Grandpa nach einer Stelle gesucht, wo nicht so viele Bäume stehen. Und dann haben wir angefangen zu winken.” Sie hörte ihn lachen. “So wie im Film.”

Tränen liefen ihr übers Gesicht, aber sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. “Wo ist Grandpa?”

“Er kommt jetzt rauf. Das war so toll, Mom. Der Mann ist an einem Seil runtergekommen! Dann hat er mich genommen und an seinem Gürtel festgemacht, und dann sind wir raufgezogen worden.”

Sie atmete erleichtert aus. Für Andrew war die ganze Tortur nichts weiter als ein großes aufregendes Abenteuer gewesen. Aber vielleicht war es das auch wirklich. “Bist du sicher, dass es dir gut geht?” fragte sie nochmals.

“Ja, mir gehts gut.” Er klingt so hart, dachte sie. So erwachsen. “Ich habe mich geschnitten, aber darum hat sich Grandpa gekümmert. Wir müssen jetzt los, Mom. Grandpa Charles bringt uns ins Krankenhaus.”

“Ich weiß, Darling, ich komme so schnell wie möglich rüber.”

“Okay.”

Julia legte auf und wandte sich Hammond und den anderen zu. “Sie sind beide wohlauf.”

Von ihren Gefühlen endgültig überwältigt, spürte sie, dass sie den Halt verlor. Während sie versuchte, sich an einen Baum zu stützen, war Hammond mit zwei großen Schritten bei ihr und hielt sie fest.

“Ganz langsam”, sagte er mit seiner schroffen Stimme. “Alles wird gut werden.”

“Steve”, murmelte sie. “Er ist da oben, mit Frank.”

Hammond schrie bereits seine Befehle, woraufhin drei seiner Männer ihren Verbandskasten aus dem Kofferraum ihres Wagens holten, als plötzlich Steve zusammen mit dem bei ihm untergehakten Frank auftauchte.

“Hey, Detective”, rief er. “Sehen Sie mal, was ich gefunden habe.”

Fünf sprachlose Männer sahen zu ihm hinauf, während sich das seltsame Paar näherte.

“Er hat eine Schussverletzung am Oberschenkel.” Steve ließ Frank herunter, damit der sich setzen konnte. “Nichts Ernstes, aber er blutet.”

Während einer der Männer aus dem Suchteam neben Frank niederkniete und sich mit der Wunde befasste, warf Julia sich in Steves Arme. Sie hatte ihn noch nie mehr geliebt, und noch nie war sie ihm dankbarer gewesen. Und nie zuvor hatte sie sich alberner dafür gefühlt, dass sie ihn abgewiesen hatte. Er hatte sein Leben für ihren Sohn aufs Spiel gesetzt. Welchen größeren Liebesbeweis hätte er ihr bieten können? “Bist du in Ordnung?” fragte sie mit erstickter Stimme.

Er nickte. “Andrew?”

“Er und Coop sind in Sicherheit. Sie sind auf dem Weg ins Memorial, damit sie untersucht werden.”

Frank saß ein Stück entfernt auf dem Boden, wo seine Verletzung behandelt wurde. Sein attraktives Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck, als er Julia ansah. “Ich hätte ihm nichts getan, Jules”, sagte er mit gebrochener Stimme. “Ich schwöre dir, ich hätte ihm nichts getan.”

Als Frank wieder hochgezogen wurde, legte Hammond ihm Handschellen an. “Das kannst du dem Richter erzählen”, sagte er schroff.

“Nein.” Julia hob ihre Hand. “Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Detective, würde ich gerne hören, was er zu sagen hat. Jetzt.” Sie betrachtete den Mann, den sie immer für ihren besten Freund gehalten hat, und fühlte nichts außer Verachtung. “Du bist Andrew und meinem Vater mit einer Waffe gefolgt. Du hättest sie beide erschossen, und das weißt du ganz genau.”

Er sagte nichts.

“Warum hast du das gemacht, Frank?” Sie ging auf ihn zu und war sich bewusst, dass ein Teil von ihr noch immer nicht glauben wollte, dass er ein Mörder war. “Was ist auf dem Band, dass du dafür getötet hättest?”

Frank atmete tief ein. “Paul hatte herausgefunden, dass ich für Vinnie Cardinale arbeitete.”

“Du dreckiges Stück Mist”, sagte Hammond tonlos. Er riss an den Handschellen, woraufhin Frank zusammenzuckte.

“Woher hast du gewusst, dass Paul dahinter gekommen war?” fragte Steve.

“Er hatte es mir gesagt. Dieser Mistkerl hat mich in sein Haus bestellt, weil er mir etwas sagen wollte. Als ich eintraf, hielt er eine Waffe auf mich gerichtet und zeigte mir Jordans Kassette. Ich habe ihn angefleht, niemandem davon etwas zu sagen. Ich erklärte ihm, Vinnie würde ihm Geld geben, er würde sogar dafür sorgen, dass er gewählt wurde. Er sollte mir nur das Beweisstück geben und den Mund halten.”

Nach einem Moment fuhr er fort: “Paul hat mich nur ausgelacht. Er sagte, dass er nach der Erklärung auf der Pressekonferenz ohnehin die Wahl gewonnen haben würde. Er hatte Vinnie nicht nötig.” Er hüpfte auf seinem unverletzten Bein. “Und er wollte dich beeindrucken, Julia. Er dachte, wenn er die Mörder deines Bruders entlarvte, würden sich deine Gefühle für ihn wieder ändern.”

Frank gab einen verächtlichen Laut von sich. “Er war so sehr damit beschäftigt, selbstherrlich zu sein, dass er gar nicht mitbekam, wie ich auf ihn zustürmte.”

Julia fühlte Steves Hand auf ihrer Schulter. Die Berührung schien ihr neue Kraft zu geben. “Und Jordan wusste es die ganze Zeit?” fragte sie.

“Ja, er wusste es. Er kam dahinter, als er sich mit einem alten Drogenfall befasste.”

“Und er hat nie etwas davon gesagt?” fragte Hammond ungläubig.

“Er wollte es.” Frank sah Julia an. “Er war ein zu guter Bulle, als dass er es nicht gemacht hätte. Ich habe ihn angefleht, den Mund zu halten. Ich habe ihm Geld geboten, alles, was er haben wollte. Aber er hat nichts nehmen wollen. Er war bereit, fünfundzwanzig Jahre Freundschaft einfach wegzuwerfen.”

Plötzlich versteifte sich Julia. “Mein Gott”, sagte sie atemlos. “Wenn du gewusst hast, dass er dich verraten wollte, dann …”

Entsetzen zeigte sich in ihren Augen, die auf Frank gerichtet waren. “Du hast Jordan umgebracht!” Sie legte ihre Hände vor den Mund.

“Ich habe nicht auf ihn geschossen, Jules. Das haben Vinnies Leute gemacht.”

“Vinnie?” wiederholte Steve. “Ich dachte, du und Jordan wärt einem Drogenring auf der Spur gewesen.”

“Vinnie hat sich das ausgedacht, um Jordan in das Lagerhaus zu locken.” Tränen liefen ihm hemmungslos über die Wangen und hinterließen dunkle Streifen auf seinem verschmutzten Gesicht. “Ich wollte es nicht tun, Jules. Wirklich nicht, glaub mir. Ich habe ihn wie einen Bruder geliebt.”

“Du hast ihn umbringen lassen”, sagte sie matt. “Du wusstest, dass Vinnies Leute auf ihn gewartet haben. Und du hast ihn in das Lagerhaus gebracht, damit sie ihn abknallen konnten.”

“Er wollte mich ans Messer liefern, Julia. Meine Karriere wäre beendet gewesen. Neunzehn Jahre einfach weggeworfen.”

“Du Bastard!” Sie riss sich von Steve los und machte einen Satz nach vorne. Bevor er sie zurückzerren konnte, hatte sie dem Detective bereits mehrere Schläge verpasst.

“Hör auf, Julia, er wird schon das bekommen, was er verdient hat.”

“Dafür garantiere ich.” Hammonds Tonfall war vernichtend. Er nickte einem der uniformierten Polizisten zu. “Wir haben genug gehört. Lesen Sie ihm seine Rechte vor, und dann bringen Sie ihn zum Wagen. Ich bin gleich da.”

Noch während Frank fortgebracht wurde, redete er weiter auf Julia ein. “Verachte mich nicht, Julia! Ich bin doch immer für dich da gewesen. Ich habe die Waffe in Ediths Garten vergraben, damit sie dich in Ruhe lassen. Ich hätte es nicht zugelassen, dass sie dich ins Gefängnis stecken, Jules. Das schwöre ich dir!”

“Du hast Edith da mit reingezogen?”

“Ich habe es für dich getan, Julia!”

Julia vergrub ihren Kopf an Steves Brust. Sie wollte nichts mehr hören, sie wollte nur nach Hause. Sie wollte ihren Sohn in die Arme schließen und diesen Albtraum einfach vergessen.

Sie lehnte sich gegen den Mann, der so hart daran gearbeitet hatte, um dem Albtraum ein Ende zu setzen. “Bring mich bitte zum Krankenhaus, Steve. Ich … ich glaube nicht, dass ich fahren kann.”

Steve sah zu Hammond, der nickte. “Fahren Sie ruhig los. Einer von meinen Männern bringt Julias Wagen zurück. Ich bin dicht hinter Ihnen. Ich habe einen Mann, der des Mordes angeklagt wird, und eine Frau, die unschuldig im Gefängnis sitzt.” Er schüttelte den Kopf. “Zwei irrtümliche Verhaftungen in einem einzigen Fall. Nicht gerade ein Rekord, auf den ein Detective stolz sein kann.” Er zuckte mit den Schultern. “Vielleicht wird es Zeit, dass ich in den Ruhestand gehe.”

Wenige Minuten später saß Julia im Landrover und starrte stumm aus dem Fenster. Dass Steve ihre Hand hielt, nahm sie kaum noch wahr.

“Was ist, Julia?”

“Penny”, flüsterte sie. “Sie wird am Boden zerstört sein. Sie liebt Frank doch so sehr.”

Steve drückte ihre Hand. “Du bist für sie da, und du wirst ihr durch diese Situation helfen.”

Julia schüttelte den Kopf. “Ich bin nicht sicher, ob ich das kann. Sie konnten keine Kinder haben, weißt du, und Frank war ihr Ein und Alles, der einzige Mann, den sie jemals geliebt hat. Das wird sie sehr schwer treffen.”

“Willst du sie anrufen?”

“Das habe ich schon versucht, aber der Anrufbeantworter meldet sich nur. Sie muss zur Polizeistation gefahren sein.”

Steve nahm ihre Hand und küsste sie. “Sag mir einfach nur, was ich machen kann, und das mache ich dann, okay?”

Diese Worte, die er mit einer so liebevollen Ehrlichkeit sagte, ließen es ihr warm ums Herz werden. “Okay.”