Kapitel 3: Altbewährte Bauernregeln stimmen heute noch
Ein genaues und regelmäßiges Registrieren des Wetters gibt es
bei uns erst seit gut 170 Jahren. Zwar wurden schon vorher
meteorologische Instrumente entwickelt: Galilei „erfand“ 1592 das
Prinzip der Temperaturmessung, Torricelli im Jahre 1632 die
Luftdruckmessung. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts liefert das
Pariser Observatorium regelmäßige Wetterkarten. Nach und nach gab
es auch bei uns die ersten Bergobservatorien, die sich
ausschließlich mit der Wetterbeobachtung befassten: Seit 1900 gibt
es zum Beispiel das Observatorium auf der Zugspitze. Eine wirklich
genaue Registrierung des Wetters mit allem was dazu gehört gibt es
also erst seit gut 110 Jahren in Wetterstationen und
meteorologischen Instituten. Und genau hier zeigt sich: Der
Wetterabt von Langheim lag mit den Aufzeichnungen der alten
Bauernregeln durchaus nicht immer falsch. Im Gegenteil: So manche
Regel lässt sich heute wissenschaftlich nachweisen.
Wetterpropheten galten nicht viel...
Trotz aller Erfolge glaubte man früher nicht an die Vorhersage
des Wetters. Ende des 16. Jahrhunderts wurden Wetterpropheten in
England mit dem Tode bestraft; in Frankreich wurden sie aufs Rad
geflochten. Noch Reichskanzler Bismarck lehnte es strikt ab, einen
staatlichen Wetterdienst einzurichten. Und als es diesen dann
trotzdem gab, wollte Hitler ihn wieder abschaffen. Eine furchtbare
Fehlprognose bescherte denn auch dem deutschen Heer eine Tragödie:
Der Reichswetterdienst hatte 1941 einen milden russischen Winter
vorausgesagt. Die Folgen sind entsetzliche Geschichte: Wenige
Monate später erfroren die Divisionen des deutschen Heeren in einem
Jahrhundertfrost...
Heute wird das Wetter von allen Seiten gründlichst „überwacht“: Thermometer und Barometer, Hygrometer und Wetterballons, Wetterradar und natürlich Wettersatelliten stehen rund um den Erdball zur Verfügung, um das Phänomen Wetter zu erforschen und um vor allem endlich eine genaue Wettervorhersage zu erbringen.
Meteorologie als Wissenschaft
Erst vor gut 60 Jahren begann sich neben den rein statistischen Aufzeichnungen eine Wissenschaft zu entwickeln, die ergründen sollte, wie Gewitter und Stürme, wie Regen- und Temperaturfronten entstehen. Heute sind Computer bei der Meteorologie unentbehrliche Helfer. Und: Die „Trefferquote“ verbesserte sich:
- 1966 lag die richtige Wettervorhersage bei einer Erfolgsquote von etwa 77 Prozent,
- heute ist sie – vor allem bei den Vorhersagen, welche die kommenden 48 Stunden betreffen – bei etwa 85 bis 90 Prozent angelangt.
Dennoch kommt es immer wieder zu Überraschungen. Selbst wenn
Meteorologen noch so viele Informationen auswerten und noch so
viele Klimamodelle am Computer durchspielen und errechnen
lassen.
Unsere Ahnen wussten noch nichts von den physikalischen
Umständen des Wetters. Trotzdem können viele der alten Wetterregeln
von Meteorologen nachvollzogen werden. Diese Wetterregeln sind
dabei absolut nicht abhängig von bestimmten Tagen. Es gibt zum
Beispiel Gebiete auf der Erde, in denen es jeden Tag zur gleichen
Zeit regnet, egal, wie das Wetter bis zu diesem Zeitpunkt gewesen
ist. In manchen Regionen wissen die Einheimischen genau, wann der
Sommer- oder Winterkonsum einsetzen wird. Dabei ist das Eintreffen
dieser Regenperiode in der Zeitangabe sehr genau – auch ohne
meteorologische Wettervorhersage. Nicht nur in weit entfernten
Erdteilen, auch bei uns in Mitteleuropa gibt es gewisse Zyklen, die
seit sehr langer Zeit bekannt sind. Das Zusammenspiel verschiedener
Ursachen bei dem Wetter ist jedoch hier bei uns stärker – und das
macht unser Wetter veränderlicher und abwechslungsreicher.
Schon seit Urzeiten holen sich die Bauern „ihr“ Wetter vom
Himmel: Wind und Wolken zeigen, wie das Wetter werden wird. Schon
sehr früh erkannte man, dass Wind und Wetter zusammenhängen. Luft
bewegt sich ja nur dann, wenn eine bestimmte Kraft auf sie
einwirkt. Sie strömt in der Atmosphäre vom Höheren zum Niedrigeren,
von einem Gebiet mit höherem Luftdruck zu einem mit niedrigerem
Luftdruck. Meteorologen bezeichnen solche Luftdruckgebiete als
„Hoch“ und „Tief“. Je stärker der Luftdruckunterschied zwischen
solch einem Hoch oder Tief ist, umso stärker weht der Wind. Das
wirkt sich natürlich auch auf unser Wetter aus.
Aus alter Überlieferung kennen wir bestimmte Wetterphasen, die sich zum Teil am Kalender orientieren. Sicher sind Ihnen die „Eisheiligen“ oder die „Hundstage“ ein Begriff. Selbst wenn sie nicht immer genau mit unserem heutigen Kalender übereinstimmen: Es gibt viele Regelfälle beim Wetter, die sogar von anerkannten Meteorologen anerkannt werden. Diese Wetterlagen sind:
- das Weihnachtstauwetter
- der erste Vorfrühling zwischen 10. und 20. März
- die Eisheiligen Mitte Mai
- die Schafskälte im Juni
- die Hundstage Ende Juli und
- der Altweibersommer Ende September bis Mitte Oktober.
Genaue Wetteraufzeichnungen beweisen: In jedem Jahr gibt es
diese Wetterlagen – mal stärker, mal schwächer. Bei den Eisheiligen
etwa kann man davon ausgehen, dass sie in nördlichen Gefilden etwa
einen Tag früher als im Süden einsetzen. Der Grund: Die Kälte zieht
von Norden nach Süden, durch ein starkes Hoch über Osteuropa
gelangt die kalte Luft später in südliche Gefilde. Ähnlich verhält
es sich mit dem Dreikönigstag am 6. Januar. Dank Wissenschaft und
Computern ist es heute möglich, das Wetter relativ genau
vorauszusagen. Man weiß, wie das Wetter zustande kommt, welche
Kräfte für Wind, Regen oder auch Sonnenschein verantwortlich
sind.
Das lokale Klima
Bei allen Betrachtungen der Schriften Abt Knauers darf man nicht
außer Acht lassen, wo und wie er lebte. Selbst wenn Knauer zum
Studium bis nach Wien reiste – üblich war das zu seiner Zeit gewiss
nicht. Die meisten Menschen blieben ihr Leben lang am selben Ort,
im selben Dorf. Kaum dass sie Gelegenheit und Zeit und vor allem
die nötigen Mittel hatten, in die nächstgrößere Stadt zu reisen.
Mauritius Knauer hat seine Aufzeichnungen nur für die Region
erstellt, in der er lebte, in Franken. Und nur für diese Region
trafen die schriftlichen Aufzeichnungen genau zu, die er über
sieben Jahre hinweg machte. Seine Wetterregeln lassen sich also
nicht beliebig auf sämtliche Orte in Deutschland oder sogar in
Europa übertragen.
Werden Sie zum Wetterpropheten!
Wer selbst Wetterprognosen erstellen möchte, muss natürlich nicht nur seinen Standort beachten, sondern auch davon ausgehen, dass sich in den vergangenen 300 Jahren eine ganze Menge verändert hat. Nicht nur die Umweltbedingungen, sondern das gesamte Klima auf der Erde überhaupt: Es ist wärmer geworden, die Zerstörung der Ozonschicht und andere Umweltereignisse tragen sicher ebenfalls dazu bei, dass der „Immerwährende Kalender“ nicht mehr so ganz stimmig ist. Auch die veränderten Planetenstellungen muss man in die Betrachtung mit einbeziehen. Dadurch ergeben sich nämlich andere Einflüsse der Jahresregenten. Wenn Sie sich nach den Aufzeichnungen des Abtes Knauer richten möchten, müssen Sie außerdem noch drei wichtige Regeln beachten:
- Die Mondphasen verschieben sich im Laufe der Jahre. Durch diese Verschiebung kann die aufgezeichnete Witterung nicht genau auf den Tag eintreffen.
- Vergewissern Sie sich, ob in dem entsprechenden Jahr eine Sonnenfinsternis stattfindet. Wenn ja, würde sie den Planeteneinfluss „überstimmen“. Egal, welchen Einfluss der herrschende Planet bringt: Eine Sonnenfinsternis verursacht eine Periode der Feuchtigkeit, anschließend aber trockenes und warmes Wetter.
- Sie müssen beobachten, zu welcher Stunde (ganz gleich, ob am Tag oder in der Nacht) der Neumond eintritt: Er ist für einen Wetterwechsel verantwortlich. Nicht nur die Jahre werden von Planeten regiert, auch jede Stunde hat einen eigenen Regenten (dazu mehr im fünften Kapitel).
Zwei weitere Punkte sind für die Bestimmung des lokalen Wetters von Bedeutung:
- Auch jeder Tag hat seinen Regenten. Das heißt, zweimal am Tag sind die Tages- und Stundenregenten gleich. Ist das der Fall, verstärkt sich der Einfluss des Planeten deutlich.
- Stimmen der Jahres- und der Stundenregent zum Zeitpunkt des
Neumondes überein, ist die Auswirkung naturgemäß nochmals
verstärkt.
Die phänologischen Jahreszeiten
Die Natur lässt sich in kein enges Korsett zwängen – sie hat ihre eigenen Regeln. Es fällt Ihnen sicher leichter, sich über Ihr lokales Klima klar zu werden, wenn Sie sich neben den vier allgemein bekannten Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter nach den natürlichen Jahreszeiten richten. Die Phänologie (Lehre von den Lebensvorgängen bei Tieren und Pflanzen im Hinblick auf den Jahresablauf) richtet sich danach, welche Pflanzen jeweils beim Eintritt einer neuen Jahreszeit blühen. So unterscheidet man:
- Vorfrühling ab 10. März: Beginn der Schneeglöckchenblüte
- Erstfrühling ab 28. März: Beginn der Blüte der Salweide
- Vollfrühling ab 7. Mai: Blüte des Apfels
- Frühsommer ab 5. Juni: Blüte des Holunders
- Hochsommer ab 5. Juli: Vollblüte der Winterlinde
- Spätsommer ab 9. August: Beginn der Haferernte
- Frühherbst ab 30. August: Vollblüte der Herbstzeitlosen
- Vollherbst ab 30. September: Aussaat von Winterroggen
- Spätherbst ab 24. Oktober: Beginn des allgemeinen Laubfalls
- Winter: Einstellung der Feldarbeiten
Fast vier Monate lang dauert der Winter, der nach dem Kalender offiziell am 21. Dezember beginnt. In den phänologischen Kalendern der Schweiz und Österreichs kennt man den Winter als eigene Jahreszeit gar nicht. In beiden Ländern endet das Jahr sozusagen mit dem Eintritt des Spätherbstes. Bei uns kennt man zwar den Winter im phänologischen Kalender, schreibt seinen Beginn aber schon auf Mitte November fest, mit dem Ende der Arbeit auf dem Feld. Der Winter dauert dann bis zum Vorfrühling, der mit dem Blühbeginn des Schneeglöckchens bei uns am 10. März anfängt. Erst wenn der Apfel zu blühen beginnt, ist der Vollfrühling da – im Mittelwert ist das
- in Deutschland um den 7. Mai,
- in Österreich mit dem Blühbeginn des Flieders – je nach Region zwischen dem 2. bis 28. Mai – und
- in der Schweiz, in der anders berechnet wird, zwischen dem 132. und 148. Tag des Jahres (ab Neujahr gezählt).
- Durchschnittliche Blühtermine bei uns in Deutschland, die den Vollfrühling „bestätigen“, sind auch der 12. Mai (Fliederblüte), der 13. Mai (Rosskastanienblüte) und der 18. Mai (Weißdorn- und Ebereschenblüte).
Wenn Sie genau wissen, welche Pflanze die Jahreszeit
„einläutet“, fällt es Ihnen sicher leicht, den „Immerwährenden
Kalender“ von Mauritius Knauer auf Ihren Standort umzuwandeln.
Regeln nach der Beobachtung des Himmels: Wind
Wie die Windrichtungen und Wettereigenschaften zusammenhängen, zeigt Ihnen folgende Aufstellung:
- Wind aus West/Nordwest, vom Atlantik, aus Grönland, Island und aus dem Nordmeer bringt maritime Polarluft. Er bringt im Sommer kühles Wetter, im Winter bleibt es dabei mäßig kalt. Es sind viele Wolken und Regen zu erwarten.
- Wind aus Ost, Nordost, Nord und im Winter Südost, aus Russland, Skandinavien und dem Balkan bringt die kontinentale Polarluft. Im Sommer wird es warm, im Winter sehr kalt. Zu erwarten sind wenige Wolken und wenige Niederschläge.
- Wind aus Südwest und Süd, von den Azoren und dem Mittelmeer, bringt maritime Subtropikluft. Im Sommer wird es schwül-warm, im Winter mild. Es sind viele Wolken und Regen zu erwarten.
- Wind aus Südosten bringt im Sommer die subkontinentale Subtropikluft. Sie sorgt für heißes und auch sonniges Wetter.
Die dazu „passende“ Bauernregel besagt: „Ander’ Wind – ander’ Wetter!“ Wendet sich der Wind also sehr schnell, kann sich auch die Witterung ändern. In unseren Breitengraden haben sich folgende Grundregeln bewährt:
- Aus dem Norden strömt kalte Polarluft.
- Westliche Winde bringen feuchte Meeresluft.
- Winde aus dem sonnigen Süden können die Temperaturen erhöhen.
- Aus dem Osten weht ein trockener, aber unterschiedlich warmer Wind.
Aus alter Überlieferung stammen dazu die Bauernregeln ableiten, die mit dem Wind zu tun haben:
Winde, die sich mit der Sonne erheben und legen,
bringen selten
Regen.
Neumond mit Wind
ist zu Regen und Schnee gesinnt.
Kält’ und Nachtfröst’ schädlich sind,
gut hingegen ist der
Wind.
Der Nordwind ist ein rauer Vetter,
aber er bringt
beständig Wetter.
Bläst im August der Nord,
dauert das gute Wetter fort.
Ostwind bringt Heuwetter,
Westwind bringt Krautwetter,
Südwind bringt Hagelwetter,
Nordwind bringt
Hundewetter.
Ziehen die Wolken dem Wind entgegen,
gibt’s am anders
Tage Regen.
Weht’s aus Ost bei Vollmondschein,
stellt sich strenge Kälte ein.
Ein Sonderfall im Voralpenland: Föhnwind
Der berühmte Föhn, der bei vielen Menschen, vor allem im Voralpenland, gesundheitliche Beschwerden verursacht, ist jedem Bauern willkommen. Meist tritt dieser Fallwind im Frühling auf. Er ist trocken und warm und entsteht, wenn feuchtwarme Luft vom Mittelmeer gegen die Südseite der Alpen weht. Die Luft steigt auf, es bilden sich in Oberitalien mächtige Wolken, die dort zu starken Regenfällen führen. Nach dem Überqueren der Alpen sinkt die Luft ab und erwärmt sich. Die tiefen Wolken lösen sich auf und es entsteht Föhn. Im Wetterbericht heißt es dann: „föhnig aufgeheitert“. Übrigens: Nicht nur die Menschen können unter dem Föhn leiden: Auch die Tiere spüren ihn; sie werden reizbar und oft unruhig. Nur zwei Bauernregeln passen zum Föhn:
Wenn Linsenwolken am Himmel steh’n,
herrscht ganz gewiss
Föhn.
Wenn der Föhn vergohd,
fällt’s Wetter in
Kot.
Wie man die Stärke des Windes misst
Die Beaufortskala (die der englische Admiral Sir Francis
Beaufort im Jahr 1805 entwickelte) geht von 0 (Windstille) bis 12.
Später wurde sie bis zu 17 erweitert. Sturm beginnt bei Windstärke
9, Orkan bei 12.
Regeln nach der Beobachtung des Himmels: Wolken
Das Wetter lässt sich nicht nur am Wind ablesen. Auch die Wolken spielen in der Wettervorhersage eine große Rolle. Sie entstehen, wenn sich die Luft nach oben bewegt. Bei ruhigem Wetter sind das nur wenige Zentimeter in der Sekunde. Bei Gewitter- oder Schauerwolken bewegt sich die Luft um vieles schneller: bis zu einem Meter pro Sekunde. Stündlich können die Luft und der enthaltene Wasserdampf ein paar tausend Meter steigen. Dabei kühlen sich die Wassertröpfchen immer mehr ab, auch im Sommer sinkt die Temperatur in dieser großen Höhe unter den Gefrierpunkt. Bei diesen Kältegraden verwandeln sich die Tropfen in Eis und Schnee und fallen im Winter dann als Schneeflocken zur Erde, im Sommer dagegen als Hagel- oder Graupelkörner. Für den Wolkenhimmel stellen die Bauern folgende Wetterregeln auf:
Es regnen nicht alle Wolken,
die am Himmel
stehen.
Wenn Schäfchenwolken am Himmel steh’n,
kann man ohne Schirm
spazierengeh’n.
Weiße Wolken befeuchten die Erde nicht.
Dunkle Wolken künden
Regen.
Schwarze Wolken –
schwere
Wetter.
Wenn der Himmel gezupfter Wolle gleicht,
das schöne Wetter
bald dem Regen weicht.
Je weißer die Schäfchen am Himmel geh’n,
desto länger bleibt
das Wetter schön.
Der Regen fällt nicht
aus dem niedrigsten
Wolken.
Wenn die Sonne scheint sehr bleich,
ist die Luft an
Regen reich.
Eine kleine Wolke am Morgen
macht oft ein großes
Abendgewitter.
International hat man sich geeinigt, wie man Wolken bestimmt – nach Höhe und Aussehen nämlich. Nach dem Aussehen heißen die Wolken
- haufenförmig (der Fachausdruck dafür ist: Cumulus)
- schichtförmig (oder: Stratus)
- schleierförmig (oder: Cirrus).
Nach der Höhe unterscheidet man
- tiefe Wolken bis etwa zwei Kilometer Höhe. Dazu rechnet man Cumulus, Stratus und als Mischform Stratocumulus. Alle bestehen aus Wassertröpfchen.
- mittelhohe Wolken von etwa zwei bis sieben Kilometern Höhe. Dazu zählen Altostratus und Altocumulus (von lateinisch alto: „hoch“). Diese Wolken bestehen aus einem Gemisch aus Eis und Wasser.
- hohe Wolken sind stets über sieben Kilometern anzutreffen. Sie werden Cirrus, Cirrostratus und Cirrocumulus genannt. Sie bestehen auf Grund ihrer großen Höhe nur aus Eiskristallen.
Insgesamt kennen die Wetterforscher zehn Wolkenfamilien, die
sich noch in zahlreiche kleinere Gruppen unterteilen. Die ganze
Wolkenschicht ist höchstens dreizehn Kilometer dick, und die
Wissenschaftler nennen diese Schicht um unseren Erdball
Troposphäre. Das Wort tropo kommt
aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie wenden, ändern. In
der Troposphäre findet unser gesamtes Wetter statt – darüber gibt
nur noch blauen Himmel, nämlich die Stratosphäre und keine Wolken
mehr. Je höher man steigt, desto kühler wird es: Am Ende der
Wolkendecke herrschen etwa minus 55 Grad Celsius.
Die Wolkengröße wird übrigens in Grad gemessen. Das kann man
auch als Laie ganz einfach tun: Strecken Sie den Arm gerade in
Richtung Wolken aus, winkeln Sie die Hand ab. Die Breite des
kleinen Fingers eines Erwachsenen entspricht etwa einem Grad, vier
Finger entsprechen fünf Grad Wolkengröße.
Sehr hohe Wolken (in fünf bis dreizehn Kilometer Höhe) sind
- Cirrus (Federwölkchen, die aus Eis bestehen). Man sieht weiße, zarte Fäden oder Bänder, die nicht zusammenhängen. Das Wetter: kein Niederschlag!
- Cirrostratus (Schleierwolke, Eiswolke). Man sieht durchscheinende Wolkenschleier, faserig oder glatt, Himmel ganz oder teilweise bedeckt. Das Wetter: Die Sonne ist noch klar zu erkennen, hat aber einen „Halo“ (also einen „Hof“) – kein Niederschlag!
- Cirrocumulus (Schäfchenwolke aus Eiskristallen). Man sieht dünne weiße Flecken, kleine Wolkenteile, mehr oder minder gleichmäßig am Himmel. Das Wetter: Die Sonne ist klar zu erkennen – kein Niederschlag!
Mittelhohe Wolken bewegen sich in einer Höhe von zwei bis sieben Kilometern.
- Altocumulus (grobe Schäfchenwolke) besteht aus unterkühlten Wassertröpfchen. Man sieht weiße und graue Flecken, Felder oder Schichten, als Ballen am Himmel, nur in Sonnennähe scheinen sie weiß. Das Wetter: normalerweise kein Niederschlag.
- Altostratus (eine hohe Schichtwolke) setzt sich aus Wassertröpfchen und Eiskristallen zusammen. Man sieht streifige Wolkenfelder, die den Himmel ganz oder teilweise bedecken Himmel, sie erscheinen von unten grau oder bläulich. Das Wetter: Die Sonne ist als schwache Scheibe zu sehen; diese Wolken enthalten Schneeflocken oder Regentropfen, meist kommt es zu Dauerniederschlag als Regen, Graupel oder Schnee.
- Nimbostratus, die Regenwolke überhaupt! Er enthält Regentropfen, Schnee und Eis. Man sieht eine graue, dunkle Schicht, unterhalb Wolkenfetzen, es kommt mit mäßigen bis starkem Wind. Das Wetter: Die Sonne ist verdeckt, tagsüber wird es sehr dunkel; es kommt zu Dauerniederschlag aus Regen, Schnee, Eiskörner oder Graupel.
Untere Wolken befinden sich in einer Höhe bis zu zwei Kilometern über dem Erdboden.
- Cumulus (Haufen- oder Quellwolke) besteht aus Wassertröpfchen. Man sieht regelrechte Wolkenhügel oder -kuppen, die sich nach oben wölben – genau das, was der beliebte Wetterfrosch Jörg Kachelmann als „Blumenkohlwolke“ immer bezeichnet. Sie sind unten dunkel und oben leuchtend weiß, verlaufen gerade über den Himmel. Das Wetter: Über Land kommt es selten zu Niederschlag, über dem Meer gibt es schwache Schauer.
- Cumulonibus (die Gewitterwolke) enthält Wassertröpfchen und Eiskristalle. Er zeigt sich als massige, dichte Wolke wie ein Berg oder Turm, oben oft wie ein Amboss geformt. Das Wetter: Niederschläge als Regen, Schnee, Graupel oder Hagel, dazu können mit Blitz und Donner auftreten.
- Stratocumulus ist eine Haufen-Schichtwolke, voll mit Wassertröpfchen. Sie kommt bei uns sehr häufig vor, man erkennt sie an grauen oder weißen Feldern und Schichten, Ballen oder Walzen. Das Wetter: manchmal schwacher Niederschlag (Regen, Schnee, Graupel).
- Stratus ist eine Schichtwolke aus
Wassertröpfchen. Sie ist ungegliedert und grau, geht meist mit
Windstille oder schwachem Wind einher. Man sieht eine tiefe,
einförmige Untergrenze. Das Wetter: Niederschlag in Form von feinem
Sprühregen, Schneeflocken oder Griesel.
Regeln nach der Beobachtung des Himmels: Nebel
Das Wetter setzt sich nicht nur aus Wind und Wolken zusammen,
auch der Nebel spielt dabei eine große Rolle. Nebel sind Wolken,
die auf der Erdoberfläche aufliegen. Die Luft ist dabei gesättigt
von Wasserdampf. Sie enthält soviel davon, dass man den Wasserdampf
sehen kann – als Nebel. Der Anteil von Wasserdampf ist in der Luft
sehr unterschiedlich: Über dem Meer oder Feuchtgebieten ist er sehr
hoch. Über einem Festland, den Wüsten und über der Polarregion
dagegen ist er sehr niedrig. Die Meteorologen sprechen übrigens
erst von Nebel, wenn die Sicht unter 1000 Meter beträgt.
Wenn morgens die Sonne die Luft erwärmt, verdunsten die Nebeltröpfchen. Doch der Nebel kann auch „steigen“. Das ist dann der Fall, wenn der Wasserdampf morgens durch die Sonnenstrahlen in höhere Luftschichten transportiert wird. Diese aufsteigende Luft kühlt sich, je höher sie steigt, immer mehr ab. Es bilden sich daraus Wolken.
Viele Bauernregeln beschäftigen sich mit dem Nebel:
Wenn der Nebel steigt, verspricht er allgemein Regen“.
Der Nebel bleibt auf der Erde,
bis die Sonne ihn
hinauf zieht.
Nebel, der sich steigend hält,
bringt Regen,
doch klar Wetter,
wenn der Nebel
fällt.
Sind abends über Wies’ und Fluss
Nebel zu schauen,
wird Petrus
anhaltend schön’
Wetter zusammenbrauen.
Auf gut’ Wetter vertrau’,
beginnt der Tag nebelgrau.
Nebel und auch Reif bilden sich nachts, wenn Hochnebelfelder auf die Erde niederfallen. Nachdem sie sich aufgelöst haben, herrscht wieder schönes Wetter. Auch das ist über Jahrhunderte beobachtet worden. Folgende Regeln sind daraus entstanden:
Grauer Morgen –
schöner Tag.
Reif und Tau
machen den Himmel
blau.
Regeln nach der Beobachtung des Himmels – Farben: Morgenrot, Abendrot und Regenbogen
Zu den verschiedenen Merkmalen, an denen man das Wetter bestimmen kann, gehören auch die Farben des Himmels: Morgenrot, Abendrot und Regenbogen. Durch sie lässt sich das Wetter „ablesen“. Zur Rotfärbung des Himmels kommt es, wenn sich Wasserdampf sich in den unteren Luftschichten befindet. Je mehr Wasserdampf, desto kräftiger die Farben. Nur ein leuchtend-klarer Sonnenaufgang verspricht schönes Wetter für den Tag. Wird das Licht dagegen Rosa bis Rot oder mischen sich Gelbtöne in den Sonnenaufgang, kann man sicher sein: Schlechtes Wetter ist zu erwarten. Anders ist es, wenn sich eine solche Verfärbung am Abend zeigt. Eine alte Bauernweisheit besagt:
Abendrot’ – Gutwetterbot’,
Morgenrot mit Regen droht.
Und das stimmt wirklich.
- Morgenrot zeigt an, dass bereits am frühen Tag viel Wassergehalt in der Luft ist. Mit zunehmender Erwärmung steigen immer mehr Luftblasen vom Boden in die Höhe und nehmen dabei Wasserdampf mit. Die Folge: Wolken bilden sich, und wenn diese mächtig genug geworden ist, kommt es zu Regenschauern.
- Beim Abendrot ist zwar ebenfalls viel feuchte Luft vorhanden. Doch diese kann sich während der Nacht, wenn die Luft sich abkühlt in Bodennähe absetzen – zum Beispiel als Tau. Ist dann am nächsten Morgen wieder ein klarer, weißer Sonnenaufgang zu sehen, kann man sicher sein: Das Wetter bleibt schön. Und das bestätigen auch diese Bauernregeln:
Morgenhell
ist guter
Reisegesell’.
Abendrot bei West
gibt dem Frost den
Rest.
Dem Morgenrot ist
nicht zu trauen.
Geht die Sonne feurig auf,
folgen Regen und
Wind darauf.
Morgenröte bringt
Abendregen.
Der schönste Tag beginnt
mit einer stillen
Morgenröte.
Der Abend rot und weiß das Morgenlicht,
dann trifft uns
böses Wetter nicht.
Westwind und Abendrot
machen die Kälte
tot.
Abendrot bei West
gibt dem Frost den
Rest.
Der schönste Tag beginnt
mit einer stillen Morgenröte.
Geht die Sonne in schwefelgelber Farbenpracht unter, bedeutet
das nichts Gutes – im Gegenteil: Man kann dann sicher sein, dass
eine Menge Regen kommt.
Dramatische Farben – oder stilles Blau?
An manchen Abenden zeigen sich der Sonnenuntergang in
dramatischen Farben: Grünlich bis gelblich strahlt das Licht in die
entgegen gesetzte Himmelsrichtung aus. Im Bergland nennt man dieses
Lichtphänomen, das die im Westen gelegenen Hänge glutrot färbt,
„Alpenglühen“. Selbst ein wundervoller, besonders blauer Himmel,
der zudem noch gute Fernsicht bietet, ist häufig das erste
Anzeichen für eine Wetterverschlechterung.
Viel günstigeres Anzeichen für eine Schönwetterperiode ist es,
wenn der Himmel kein tiefes Blau zeigt, sondern eher eine
staubig-blaue Färbung aufweist: Das deutet auf Beständigkeit hin.
Geht der leichte Dunst dagegen in diesige Sicht über, so ist dem
Wetterkundigen klar: Immer geringere Sichtweite kennzeichnet ein
aufziehendes Tiefdruckgebiet. Im Gebirge scheinen dann ferne Berge
näher zu rücken und zeigen dabei eine bläulich-dunkelgraue
Färbung.
Der Regenbogen war für unsere Vorfahren das Zeichen, das Gott Noah gegeben hat, als Symbol, das Leben auf der Erde nie mehr durch eine Sintflut vernichten zu wollen. Im 1. Buch Mose heißt es: Meinen Bogen setze ich in die Wolken, und er sei das Zeichen des Bundes zwischen mir und der Erde. (9,13).
Meteorologisch gesehen zeigt der Regenbogen Niederschläge in einiger Entfernung an. Die Wassertropfen der Wolken werden dabei von dem Sonnenlicht in die einzelnen Farben zerlegt. Je größer die Tropfen sind, desto farbiger ist der Regenbogen. Da das Wetter im Allgemeinen weiter zieht, lässt ein Regenbogen gegen Abend hoffen, dass es am nächsten Morgen wieder Schönwetter wird. Kann man jedoch bereits morgens einen Regenbogen bestaunen, so kann man beinahe sicher sein: Wetterbesserung wird kaum eintreten. Hierzu passen diese beiden Bauernregeln:
Regenbogen am Morgen
macht dem Schäfer sorgen;
Regenbogen am Abend,
ist dem Schäfer
labend.
Regenbogen am Abend
lässt gut’ Wetter hoffen;
Regenbogen am Morgen,
lässt für Regen
sorgen.
Wie die Himmelsfarben entstehen
Das Licht der Sonne besteht aus allen Farben des Regenbogens, den Spektralfarben. In ihrer Summe ergeben all diese Farben ein reines Weiß. Das Licht wird jedoch durch feinste Teilchen in der Luft abgelenkt – „gestreut“ sagt der Fachmann dazu. Blaue und damit kurzwellige Strahlen werden stärker gestreut als rote, langwellige.
- Ist es ein klarer Morgen, zeigen sich also keine Wolken, wird ein größerer Anteil an blauen Strahlen hin- und hergeworfen: Der Himmel erscheint unserem Auge blau.
- Steht die Sonne morgens und abends nahe am Horizont, ist die blaue Strahlung auf ihrem längeren Weg durch die Atmosphäre fast völlig zerstreut: Übrig bleibt das langwellige Rot und färbt für unser Auge die Unterseite der Wolken und auch Bergketten feurig rot.
- Wenn sich in der Atmosphäre mehr Staubteilchen und mehr Wassertröpfchen befinden, weichen die Farben vom reinen Rot nach Rosa, Gelb oder Graugelb ab. Damit kündigt sich schlechteres Wetter an. Kommen dazu noch tiefe Wolken, so kann man sogar mit einem Regengebiet rechnen, das heran zieht.
- Wenn die Sonne hoch steht - also tagsüber –, erscheint uns das
Sonnenlicht weiß. Das entsteht durch die Überlagerung der
Spektralfarben aus rotem, blauem, grünem und violettem Licht. Der
Himmel sieht uns bei schönem Wetter blau aus: Weil der blaue Anteil
des Sonnenlichts nach allen Seiten gestreut wird.
Regeln nach der Beobachtung des Himmels: Gewitter
Meist kündigt ein dumpfes Grollen in der Ferne an, dass ein Gewitter aufzieht. Meteorologen wissen: In den meisten Fällen kommt es gar nicht so recht zu Blitz und Donner, denn fast zwei Drittel der elektrischen Entladungen finden in den Wolken statt und erreichen den Boden gar nicht. Dennoch ist ein Gewitter ein beeindruckendes Himmelsschauspiel. Meteorologisch unterscheidet man Luftmassen- und Frontgewitter:
- Beim Luftmassengewitter steigt aus überhitzten bodennahen Luftschichten feuchtwarme Luft auf und bildet Cumulonimbuswolken. In der Wolke werden durch den Aufwind positiv geladene Tröpfchen nach oben gerissen, negative bleiben unten. Die Spannung zwischen beiden Teilen kann bis zu einer Milliarde Volt betragen. Mit beginnender Eisbildung im oberen Teil der Wolke verliert sie ihre ursprüngliche Form und der typische Gewitteramboss erscheint. Blitze innerhalb der Wolke oder zwischen verschiedenen Wolken (Wolkenblitz) und auch zwischen Wolke und Erde (Erdblitz) setzen ein. Die Luft, die durch die Blitze stark erhitzt wird, dehnt sich mit ungeheurer Geschwindigkeit aus: Wir hören es donnern.
- Frontgewitter treten vor allem an Kaltfronten auf, gelegentlich an Okklusionen (Zusammentreffen von Kalt- und Warmfront), nur selten an Warmfronten.
Blitz und Donner sind meist von heftigen Schauern (Regen, Hagel, Graupel) begleitet. Hagel entsteht durch Festfrieren unterkühlter Wassertröpfchen an Eis- oder Schneekristallen und fällt fast ausschließlich in der warmen Jahreszeit bei Gewittern. Gewitter sind übrigens gar nicht so selten, sondern eine normale meteorologische Erscheinung. Das beweist die Statistik: Tag für Tag, Stunde für Stunde, ja Minute für Minute finden auf der Erde durchschnittlich 2.000 Gewitter statt – viele davon in den Tropen. Sehr starke Gewitter und Unwetter mit Donner, Blitz und Hagel können die Arbeit eines ganzen Jahres vernichten oder beim Bauern große Schäden anrichten. Gewitterwolken entstehen, wenn die Luft sehr viel Feuchtigkeit enthält und dann bei schwülwarmem Wetter aufsteigt. Es kommt in den tiefhängenden Wolken zu Bereichen, in denen positive und negative Spannung herrscht. Diese elektrischen Spannungen in der Wolke und auch die elektrischen Spannungen zwischen Gewitterwolke und Erdboden wollen abgebaut werden. Dabei kommt es zu einem Kurzschluss: dem Blitz. Er ist ein sehr langer Funke zwischen den Wolkenteilen oder zwischen Erde und Wolke.
Am Donner misst man die Entfernung des Gewitters
Donner ist eine sehr starke Druckänderung, die dadurch entsteht,
dass der Blitz die Luft um ein Vielfaches erhitzt. Der Donner
breitet sich in Schallgeschwindigkeit aus, also etwa 1000 Metern in
drei Sekunden. Deshalb können Sie leicht feststellen, wie weit ein
das Gewitter noch entfernt ist: Zählen Sie einfach die Sekunden
zwischen Blitz und Donner und teilen Sie das Ergebnis durch Drei:
Das Ergebnis ist die Entfernung in Kilometern.
Die folgenden Bauernregeln beziehen sich auf Gewitter, Blitz, Donner und Hagel:
Wie das erste Gewitter zieht,
man die anderen
folgen sieht.
Auf schwüle Luft folgt Donnerwetter.
Wetter, die langsam ziehen,
schlagen am
schwersten.
Ein kleiner Regen dämpft ein großes Gewitter.
Donner im Winter –
steckt viel Kälte
dahinter.
Alle bösen Wetter klaren gegen Abend.
Ein Blitz trifft
mehr Häuser als Grashalme.
Große Unwetter kommen von großer Hitze.
Dampft’s Strohdach nach Gewitterregen,
kehrt’s Gewitter
wieder auf anderen Wegen.
Wenn das erste Wetter hagelt,
so hageln auch die
folgenden gerne.
Gewitter in der Vollmondzeit
verkünden Regen lang
und breit.
Wenn Tiere das Wetter erahnen
Viele Hunde- und Katzenbesitzer würden jeden Eid darauf
schwören, dass ihre Tiere spüren, wenn das Wetter umschlägt, wenn
sich gar ein Unwetter nähert. Das mag so manchem Wissenschaftler
lächerlich vorkommen. Forschungen haben jedoch gezeigt, dass frei
lebende Tiere so fest mit der Natur und all ihrem Geschehen
eingewurzelt sind, dass sie durchaus Wetterveränderungen spüren –
und das müssen sie auch, denn oft hängt ihr Leben vom Wetter ab.
Aber auch so manche Hauskatze, so mancher Wohnungshund spürt
Wetterveränderungen.
Bei dem berüchtigten El Niño,
einer Klimaveränderung auf der Erde, die etwa alle zehn Jahre sehr
stark auftritt und die für 1997 zum ersten Mal genau voraus gesagt
werden konnte, hat sich gezeigt, dass Tiere als Propheten von
Wetter und sogar Klimakatastrophen kein Unfug sind. Fischer in Peru
fingen im Juni 1997 bei ihren Fahrten vor der heimischen Küste
Hammerhaie – und sie wussten sofort: Gefahr ist im Verzug.
Wetterstationen und Wissenschaftler, die den letzten El Niño im Jahre 1982 genau beobachtet hatten,
schlugen ebenfalls Alarm. Denn Hammerhaie, die sonst die kalten
Gewässer dieser Gegend meiden, tummeln sich nur dann im erwärmten
Wasser vor der südamerikanischen Küste, wenn die Meeresströme
umgeschlagen sind. Und dies wiederum war ein deutliches Anzeichen
für eine beginnende Klimaveränderung gewaltigen Ausmaßes. Dazu kam
noch das Verhalten anderer Meerestiere: Albatrosse verließen ihre
Nester auf Galapagos und die äußerst empfindlich auf
Temperaturschwankungen reagierenden Korallenriffe vor Mexiko und
Costa Rica erkrankten.
So manche Bauernregel befasst sich mit dem Verhalten der
Tierwelt und den daraus folgenden Rückschlüssen auf die Wetterlage.
Natürlich nicht der alte Spruch vom Hahn auf dem Mist, nach dem das
Wetter sich ändert oder „bleibt, wie’s ist“. Viele Regeln, die wir
uns nicht so recht erklären können, lassen sich von der
wissenschaftlichen Forschung bestens nachvollziehen.
Die Schwalben gelten zum Beispiel als gute Wetterboten – und das
hat seinen Grund: Bei sonnigem Hochdruckwetter etwa steigen riesige
Luftblasen in der Atmosphäre nach oben. Darin befinden sich
Insekten – und das bedeutet, dass die Schwalben an diesen warmen
Tagen höher fliegen müssen, um sich ihre Nahrung zu holen. An
kühleren Tagen dagegen finden sich kaum solche Luftblasen am
Himmel. Die Insekten sind dann näher am Boden – und die Schwalben
ebenso.
Selbst Hahn und Hühner sind gute Wetterboten. Deutet die Wetterlage auf Regen, sind sie eher auf dem Misthaufen zu finden. Auf der obersten Schicht finden sie die Nahrung dann besser. Bei Hochdruckwetter dagegen ist die oberste Schicht ausgetrocknet.
Kräht der Hahn auf dem Mist,
ändert sich das Wetter;
kräht der Hahn auf dem Hühnerhaus,
hält das Wetter die
Woche aus.
Plustern sich die Hühner abends auf, so gibt's Regen.
Gehen sie zeitig in den Stall, kommt gutes Wetter.
Bleiben sie bei
Regen draußen, hält das Wetter an.
Zugvögel wie die Schwalben künden uns an, ob es einen frühen Wintereinbruch gibt: Machen sie sich schon vor ihrem eigentlichen „Abflugtermin“, nämlich am 8. September, auf den Weg in den Süden, kann man sicher sein: In diesem Jahr früh Frost und Kälte geben. Doch auch an vielen anderen Tieren lässt sich so einiges erkennen:
An Mariä Geburt
fliegen die
Schwalben furt.
Siehst du die Schwalben niedrig fliegen,
wirst du Regenwetter
kriegen.
Fliegen die Schwalben in den Höh’n,
kommt ein Wetter,
das ist schön.
Kommen aus Norden die Vögel an,
will die Kälte uns
schon nah’n.
Wenn der Hahn die Stunde nicht hält,
ändert sich das
Wetter bald.
Sieht man die Zugvögel schon zeitig ziehen,
bedeutet’s, dass sie
vor der Kälte fliehen.
Wenn die Drossel schreit,
ist der Lenz nicht
mehr weit.
Ziehen die wilden Gäns’ und Enten fort,
ist der Winter bald
am Ort.
Wenn die Mücken tanzen und spielen,
sie morgiges Wetter
fühlen.
Wenn die Mücken im Schatten spielen,
werden wir bald den
Regen fühlen.
Früher Vogelsang
macht den Winter
lang.
Reißt die Spinne ihr Netz entzwei,
kommt der Regen bald
herbei.
Ist die Spinne träg’ zum Fangen,
Gewitter bald am
Himmel hangen.
Im Frühjahr Spinnen auf dem Feld,
gibt einen schwülen
Sommer.
Wenn im Herbst die Spinnen kriechen,
sie einen kalten
Winter riechen.
Hocken die Hühner in den Ecken,
kommt bald Frost und
Winters Schrecken.
Wenn die Spinnen weben im Freien,
kann man sich lange
schönen Wetters freuen.
Wenn die Schafe auf der Weide
mit den Köpfen zusammenstehen,
gibt es
Gewitter.
Hat der Hase ein dickes Fell,
wird der Winter ein harter Gesell’.
„Überziehen“ die Zugvögel dagegen ihren Termin und fliegen sie später in ihre südlichen Winterquartiere, so weiß der Bauer:
Zieh’n die Vögel nicht vor Michaeli (29.9.) fort,
wird’s nicht Winter
vor Christi Geburt.
Bleiben die Schwalben lange,
sei vor dem Winter
nicht bange.
Bleiben Störche und Reiher nach Bartholomä (24.8.),
kommt ein Winter, der tut nicht weh.
Doch nicht nur Schwalben sagen uns das Wetter voraus: Eine ganze Reihe von wild lebenden Tieren, aber auch vom Vieh auf dem Bauernhof zeigt sich als recht patenter Wetterprophet. Das beweisen die nachfolgenden Bauernregeln:
Frösche auf Stegen und Wegen
deuten auf baldigen
Regen.
Wenn am Stock die Bienen bleiben nah,
ist der Regen recht
bald da.
Kriechen die Würmer aus der Erd’,
der Bauer bald Regen
erfährt.
Sind die Maulwurfshügel hoch im Garten,
ist ein strenger
Winter zu erwarten.
Graben sich im Oktober die Mäus’ tief in die Erden,
wird’s ein strenger Winter werden;
aber viel strenger noch,
bauen die Ameisen
hoch.
Nisten Elstern hoch im Baum, kommt ein nasser Sommer.