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Wieder und wieder hatte Hieronymus Liebwerk um
Hilfe gerufen und gegen die Tür geklopft. Vergeblich. Irgendwann
hatte er sich schließlich damit abgefunden, die Nacht im dunklen
Archivraum zubringen zu müssen. Spätestens wenn am nächsten Morgen
der Mitarbeiter von der Poststelle vorbeikam, würde man ihn aus
seiner misslichen Lage befreien. Glücklicherweise kam der am
Samstag immer schon frühmorgens, um schnellstmöglich ins Wochenende
gehen zu können.
Liebwerk ballte die Faust. Und dann gnade Gott
demjenigen, der ihn hier eingeschlossen hatte.
Also hatte sich der Archivar eine einigermaßen
bequeme Haltung auf zwei Kartons gesucht, sich noch eine
Weile seinen Rachegedanken hingegeben und war dann
eingenickt.
Er träumte von dem Supermarkt, der sich nur wenige
Gehminuten von seinem Haus entfernt befand, und von einer
Großpackung Zigaretten, die ihm die dralle Blondine an der Kasse
überreichte. Gleich darauf sah er sich vor dem Laden stehen und
begierig einen der Glimmstängel anstecken.
Ein herrlicher Traum. Alles war so realistisch,
dass Liebwerk glaubte, wirklich zu inhalieren. Aber dann …
Liebwerk grunzte. Diese Zigarette schmeckte ihm
überhaupt nicht. Im Gegenteil, sie stank entsetzlich. Wie ein
brennender Mülleimer.
Hustend erwachte er, den qualmigen Gestank noch
immer in der Nase. Er fluchte lautstark in die Dunkelheit, als ihm
schlagartig bewusst wurde, dass er den Qualm nicht geträumt hatte.
Dieser beißende Gestank war echt. Keuchend fuhr er hoch und starrte
entsetzt auf das flackernde Licht unter dem Türspalt.
»Feuer!«