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Der Bettüberwurf war halb vom Bett gerutscht, offenbar hatte man ihn versehentlich ein Stück mitgeschleift. Die Vorhänge bewegten sich im leichten Wind. Der Stuhlbezug war verschmutzt, wo ein großer Stiefel aufs Polster getreten war.
Etwas Urtümliches stieg aus Mikes Knochen auf, aus den Spiralleitern in seinen Zellen, und es ließ seine Nerven knistern und seine Haut brennen.
Der Empfänger übertrug Kats Schreie, dann das Rumpeln eines Motors, heftiges Rascheln. Echos der Geräusche kamen durch das offene Fenster, so dass er das Geschehen gewissermaßen in Stereo mitanhören konnte. Er schoss zum Fenster, stützte sich aufs Fensterbrett und lehnte sich gerade noch rechtzeitig hinaus, um zu sehen, wie sich am Ende der Straße ein weißes Quadrat entfernte. Es bog ab und verlängerte sich zu einem Van.
Wie? Wie hatten Dodge und William sie aufgespürt?
Kats Schreie drangen alptraumhaft schrill aus dem Gerät an seiner Hüfte, und Mike brauchte einen Moment, um sie in die Realität einzuordnen. Sie hatten sie mitsamt dem Schlafsack hochgehoben und weggetragen wie eine Katze in einem Kissenbezug, und das Babyphone war dabei unbemerkt mit ihr ins Innere des Schlafsacks gerutscht.
Er schrie dem Van nach, während er außer Sichtweite verschwand. Er sprang aus dem Fenster. Machte sechs panische Schritte auf der Straße, bevor sein Kopf eine Strategie entwarf, und er rannte zu seinem Honda. Er hinterließ eine anderthalb Meter lange Spur von verbranntem Gummi auf dem Asphalt und schnitt die Kurve, als er mit quietschenden Reifen auf die Straße bog.
Der Empfänger gab ein stetiges Rauschen von sich. Der Van war außer Reichweite, die Verbindung war unterbrochen. Er bog von der Straße in eine ruhige Wohngegend ab, aber der Van war fort. Einen Moment war der Empfang wieder da – Kat schrie nach ihm –, verlor sich aber prompt wieder in einem Meer aus Knistern und Rauschen. Er gab Gas, erreichte eine Kreuzung, bog rechts ab.
Nur noch Rauschen.
Er drehte um, rammte einen geparkten BMW und schoss in die andere Richtung davon. Knistern und Knattern und schließlich doch wieder Empfang.
Williams Stimme. »… sei lieber still dahinten, sonst …«
Weg. Nur noch Rauschen.
Mike trat auf die Bremse und wendete so abrupt, dass das Auto hinter ihm in den Vorgarten eines Anwohners ausweichen musste. Seine dröhnende Hupe wurde leiser, als Mike in eine Seitenstraße fuhr, wo der Lichterbalken auf dem Empfänger kurz aufflackerte, noch einmal aufflackerte und dann richtig Feuer fing.
Kats Schreie wurden lauter, während er beschleunigte, und schließlich entdeckte er den Van auf der Parallelstraße, wo er ihn immer wieder streckenweise hinter Zäunen und Gärten ausmachen konnte. Er bewegte den Kopf vor und zurück – Straße, Van, Straße, Van – und versuchte, das Fahrzeug nicht aus den Augen zu verlieren, während es durch die Lichtkegel der Straßenlaternen fuhr. Der Van bog rechts ab, von ihm weg, und das Licht auf dem Empfänger erlosch. Mike rumpelte über den Bordstein, schlidderte über einen Rasen, nietete einen Gartenzaun um und schoss durch den Garten hinter dem Haus. Ein Mann blickte von seinem Grill auf. Rasenstückchen flogen ihm um die Ohren, und sein Dobermann brachte sich mit einem großen Satz in Sicherheit. Mike fuhr noch einen Zaun um und nahm eine Böschung, raste über zwei Querstraßen Richtung Norden, ohne sich um die Autos zu scheren, die beim jähen Ausweichen ins Schleudern kamen. Aber sein Empfänger gab nichts als ohrenbetäubendes Rauschen von sich. Für einen Moment kämpfte sich der Bruchteil eines Schreis durch den Äther, verschwand im weißen Rauschen und kam noch einmal verzerrt zurück. Mit heulendem Motor schoss er an Mülltonnen vorbei und wich haarscharf anderen Autos aus, immer getrieben von der Panik, er könnte den spinnwebdünnen Faden zerreißen, der ihn noch mit seiner Tochter verband.
Da wurde der Empfang wieder klarer. Sein Bauchgefühl war für Linksabbiegen, und tatsächlich verbesserte sich der Empfang weiter. Er zog eine Spur aus Rauch hinter sich her, schlidderte mehr oder weniger seitlich durch eine Tankstelle, begleitet vom vorwurfsvollen Heulen des überforderten japanischen Motors. Er drehte sich um, um die ganze Straße abzuscannen – kein weißer Van, kein weißer Van, und dort auch kein weißer Van – während der Wagen sich selbst wieder gerade richtete, die durchdrehenden Reifen wieder Halt fanden und ihn auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums beförderten.
Kats Schreie waren jetzt quälend deutlich zu hören und trieben ihn in wilde Raserei, aber in diesem Moment konnte sie in jede Richtung auf dem Kompass verschwunden sein, und es kam ihm vor, als müsste ihm gleich der Kopf zerspringen vor lauter panischem Zorn – da sah er den weißen Van durch die Zwischenräume des Zaunes aufblitzen, der den Parkplatz umschloss.
Er trat das Gaspedal durch und raste direkt in den Zaun. Der Aufprall auf den Zaun schien zeitgleich mit dem Aufprall auf den Van zu erfolgen – ein einziges Krachen von Holz und Fahrzeugen. Der Van krümmte sich um den Kühler des Civic und kam schwankend zum Stehen. Eine Wolke aus Glasscherben regnete traumartig über das rauchende Katastrophenszenario herab. Mike sprang mit erhobener Waffe aus dem Auto und war schon beim Van, als William auf dem zerknautschten Fahrersitz immer noch hustend den Staub aus seinen Augen blinzelte.
Die eingedellte Seitentür stand offen und hing schief in den Angeln. Dodge füllte den Laderaum fast komplett aus, der Schlafsack hing wie ein schwerer Sack in seiner massiven Faust, der Schlosserhammer, mit dem er gerade weit ausgeholt hatte, war hoch erhoben. Während Mike durch den zerbrochenen Zaun stolperte, hatte er keine klare Schusslinie auf William, aber er hielt die Smith&Wesson durch das offene Fenster auf der Fahrerseite an Williams Wange.
Dodge erstarrte. Der pastellblaue Schlafsack beulte sich aus und wand sich. William hatte die Hände mit den steifen Fingern erhoben und sagte: »Langsam, langsam, Kumpel.«
Dodge verlagerte seine Position und fixierte den zappelnden Schlafsack mit der Hand auf dem Boden. Durch den babyblauen Daunenschlafsack sah man die Spur von Kats Kopf, die wie eine Grapefruit in Dodges Hand lag. Ersticktes Schreien und Wimmern. Der Hammer schwebte in der Luft.
Mike hatte Dodge nicht in direkter Schusslinie, aber die Blicke der Männer trafen sich über der Sitzlehne, und Dodge hatte wohl Respekt vor dem, was er da sah, denn er meinte nur: »Auf drei.«
Kat hustete und spuckte. In der Ferne hörte man das Heulen einer Polizeisirene, gefolgt von ein paar anderen. Es klang wie ein Rudel Raubtiere.
Mike nickte unmerklich. Seine Stimme war fester denn je zuvor. »Eins … zwei … drei.«
Ohne die Arme zu senken, begann William mit ungeschickten Bewegungen auf den Beifahrersitz zu rutschen, und Mike zielte die ganze Zeit weiter auf sein Genick. Im Laderaum ließ Dodge den Hammer Zentimeter für Zentimeter herabsinken. Während die Sirenen immer näher kamen, wurde Mike vage bewusst, wie sich in seiner Peripherie Menschen bewegten – Passanten duckten sich hinter Autos oder flüchteten in den Kiosk nebenan. William rutschte weiter, bis er auf der anderen Seite aus dem Auto fiel.
Mike beugte sich vor, um seinen Kopf nicht aus dem Fadenkreuz zu verlieren.
»Auf Annabels Handy«, sagte er. »In zwei Stunden.«
Dodge schmiss Mike den Schlafsack zu. Er musste einen Sprung machen, um sie aufzufangen, und als er aufblickte, verschwanden Dodge und William gerade um die Ecke eines Gebäudes.
Er schüttelte Kat aus ihrem Schlafsack, umfasste ihr gerötetes Gesicht mit beiden Händen und nahm dankbar den wunderbaren Anblick seiner Tochter in sich auf. Sie hatte ganz wacklige Knie, und er hielt sie im Arm, bis sie sich wieder gefasst hatte. Sie war unverletzt. »Komm«, sagte er. »Jetzt.«
Sie stolperte ihm nach, griff sich Snowball II vom Boden und presste sich das Stofftier an die Brust. Als Mike am Fenster auf der Fahrerseite des Vans vorbeikam, blieb sein Blick auf einem dicken Hängeregisterordner hängen, »Mike Wingate«, stand in nachlässiger Handschrift auf dem hellroten Reiter. Er griff durchs Fenster und holte ihn heraus.
Er sah, wie Dodge noch einmal um die Ecke des Gebäudes kam, die Hand an die Backsteinmauer stützte und kurz innehielt. Mike blickte auf den Ordner, den er in der Hand hatte – das war der Grund, warum Dodge noch einmal umgekehrt war. Mike fasste Kat und machte einen Schritt zurück. Dodge spannte sich an und sah aus, als würde er gleich auf sie losstürzen.
Die heulenden Sirenen kamen näher. Und noch näher.
Da gab Dodge es auf und verschwand wieder um die Ecke. Mike und Kat rannten in die andere Richtung. Als sie am Rand des Parkplatzes durch ein Gebüsch brachen, erhaschte Mike einen kurzen Blick auf das blaue und rote Licht der Polizeiautos, die vierhundert Meter entfernt über eine Kreuzung fuhren.
Hinterhöfe, Gassen, Straßen – sie rannten ewig weiter, auch wenn sie ab und zu das Tempo auf krampfhaftes Schnellgehen reduzieren mussten, wenn sie Blicke auf sich zogen. Als sie wieder im Motel waren, nahmen der Manager und das Zimmermädchen gerade entsetzt die eingeschlagene Tür in Augenschein. Mike schob sich an ihnen vorbei, griff sich den Rucksack und schoss davon.
Kat konnte zwar mithalten, aber sie war stumm und blass. Vier Straßen weiter fand er einen alten Toyota Camry, der auf einer winzigen Auffahrt parkte, vor einem Haus, in dem kein Fenster erleuchtet war. Er schlug das Fenster auf der Fahrerseite mit einem Pflasterstein ein, den er vom Gehweg genommen hatte. Er griff durch die zerbrochene Scheibe und drückte auf die kleine Fernbedienung für die Garage, die an der Sonnenblende befestigt war. Er bat Kat zu warten und schlüpfte unter der langsam aufgehenden Garagentür durch. Die Verbindungstür von der Garage zur Küche war unverschlossen, und wie erwartet hingen die Autoschlüssel an einem Haken neben dem Lichtschalter.
Während er den Camry durch die Straßen lenkte, kam er an den Spuren der Verfolgungsjagd vorbei – zerbeulte Autos, aufgerissene Rasenflächen, Polizeiautos, die in alle Richtungen unterwegs waren. Als er schon vier Ausfahrten auf dem Freeway hinter sich hatte, musste er sich immer noch ermahnen, tief durchzuatmen. Irgendwann merkte er, dass der Empfänger des Babyphones immer noch an seinem Gürtel hing, und er zog ihn rasch ab und schleuderte ihn in den Fußraum, als hätte er sich die Hände verbrannt.
Schließlich parkte er den Camry in Panorama City auf einem Parkplatz hinter einem Motel, das unter einer Auffahrt zum Freeway klemmte. Er versuchte, mit Kat zu sprechen, konnte aber keinen Ton aus ihr herauskriegen. Eine geschlagene Dreiviertelstunde saß er auf ihrem Bett und wiegte sie in den Armen, während sich ihre Atmung langsam normalisierte und ihr Wimmern erstarb. Zu guter Letzt schlief sie ein und blieb in halbembryonaler Haltung an ihm liegen. Auf ihren geschlossenen Lidern sah er die nadeldünnen Venen. Auch als sie schon schlief, hielt er sie noch im Arm, wiegte sie, und staunte über ihre Wärme und dieses unglaubliche Wunder, dass es ihm gelungen war, sie zurückzubekommen.
Schließlich deckte er sie sanft zu und warf einen Blick auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis zu seinem verabredeten Telefonat mit William und Dodge.
Er holte eine neue Telefonkarte aus seinem Rucksack und den vollgestopften Ordner, den er aus dem geschrotteten Van hatte mitgehen lassen. Er legte beides auf den wackligen Tisch in der Ecke und knipste die Schreibtischlampe an.
Als er das Hängeregister öffnete, sprangen ihm die Informationen geradezu ins Gesicht. Ein paar Sekunden lang starrte er einfach nur schweigend und ungläubig auf das Schriftstück. Es war ein Bericht über Annabels Eltern, mit einer Auflistung ihrer Telefonnummern, Adressen, Autos, Sozialversicherungsnummern, Freunden, ehemaligen Geschäftspartnern und besuchten Urlaubsorten.
Und das war bloß die erste Seite. Mehrere hundert folgten.
Mit steigender Beunruhigung blätterte Mike weiter. Annabels Geschwister und Cousins, Mikes Arbeiter, Subunternehmer, die er beschäftigt hatte, Ärzte, Nachbarn, Eltern von Kats Freundinnen, Ex-Ehemänner und -frauen von Annabels Klassenkameraden in ihrem Pädagogikkurs. Auf Seite 95 fand er die Lösung der Frage, wie es William und Dodge gelungen war, Mike und Kat aufzuspüren. Unter einem Bild von Jimmys Freundin Shelly stand das Kennzeichen, das Mike sich von ihrem Mazda 626 ausgeborgt hatte. Dasselbe Kennzeichen, das er in jedem Motel schön brav in das vorgesehene Feld des Anmeldeformulars eingetragen hatte, um sicherzugehen, dass ihr Auto nicht abgeschleppt wurde. Eine schlichte Suchmeldung der Polizei und der Anruf eines Motelmanagers – das war alles, was William und Dodge gebraucht hatten, um Kat mitten in der Nacht aus ihrem Bett zu entführen.
Die Akte enthielt auch Kontoauszüge, die Jahre zurückreichten, und auf denen man die Hotels mit Rotstift eingekreist hatte, in denen Mike und Annabel gewohnt hatten, Städte, die sie besucht, Geschäfte, in denen sie regelmäßig eingekauft, Restaurants, bei denen sie sich Essen zum Mitnehmen bestellt hatten. Dazu kamen Telefonrechnungen von Freunden, sogar ein paar Mitschriften von Telefonaten, die höchstwahrscheinlich über angezapfte Leitungen geführt worden waren, und in denen sein Name gefallen war. Wo sein Name vorkam, war er im Text unterstrichen. »Wingate konnte heut mal wieder den ganzen Tag den Arsch nicht stillhalten. Auf dem Rückweg vom Steinlager musste ich am Friedhof anhalten, und dann ist er da wieder rumgegeistert wie so ’ne ruhelose Seele.« Des Weiteren fanden sich Daten über Geschäftspartner von Geschäftspartnern, teilweise um bis zu sechs Ecken, eine Aufnahme vom Haus der Wingates aus der Luft, eine Straßenkarte, die den Weg zu ihrer gesamten Existenz nachzeichnete. Mike fand auch Informationen, die ihm völlig neu waren: Die Eltern von Kats Grundschullehrerin hatten eine Blockhütte in Mammoth, der Cousin von Annabels Schwager hatte eine Time-Share-Ferienwohnung in Jackson Hole, und die Martins, die schräg gegenüber von ihnen wohnten, hatten ein zweites Haus in North Carolina.
Jeder Ort, an den Mike möglicherweise flüchten konnte. Jeder Mensch, den er möglicherweise um Hilfe bitten konnte.
Ihm ging durch den Sinn, dass Rick Graham und seine Antiterrorismusbehörde mit dieser Methode auch Terroristen einkreisten.
Er machte den Ordner wieder zu. Starrte mit leerem Blick auf den Tisch. Seine Ellbogen und Hände hatten Spuren in der staubigen Patina auf der Tischplatte hinterlassen. Erst jetzt traf ihn mit voller Wucht die brutale Realität der Tatsache, dass er hoffnungslos umzingelt war, und angesichts dieser Erkenntnis begannen seine Nerven zu vibrieren. Er verfügte über eine Tasche voller Bargeld und die – wenngleich etwas eingerostete – Fähigkeit, Autos zu knacken. Seine Verfolger hingegen besaßen die leistungsfähigste Data-Mining-Software, die die US-Regierung zu bieten hatte.
Mike warf einen Blick auf die Uhr. Zeit für das Telefonat.
Er telefonierte sich durch das Prepaid-Center und rief Annabels Handy an. Während er wartete, dass der Anruf durchgestellt wurde, rann ihm der Schweiß über die Rippen.
»Mike Doe«, sagte William, als er abnahm.
»William Burrell«, sagte Mike. »Und Roger Drake.«
»Du hast deine Hausaufgaben gemacht.«
Mike blickte kurz auf den Ordner. »Ihr auch.« Schweigen. »Ihr habt versucht, meiner Frau etwas anzutun. Damit ihr über sie an mich rankommt.«
»Stimmt.«
»Ich kann auch Dinge über deine Familie rauskriegen. Ich kann rauskriegen, wo deine Verwandten wohnen.«
»Meine Familie?« William lachte. »Meine Auffassung von Familie unterscheidet sich ein bisschen von deiner. Meine Leute bedeuten mir überhaupt nichts. Außer Hanley, und … na ja, der ist ja jetzt nicht mehr. Stimmt’s?«
»Ihr habt inzwischen schon eine Menge Spielchen mit mir gespielt, aber ihr habt mir nie gesagt, was ihr eigentlich wollt.«
»Umlegen wollen wir dich.«
Mikes Haut wurde kribbelig – als würden Tausende winziger Insekten auf eiskalten Beinen darüberlaufen. »Das ist alles?« Er konnte es nicht glauben. »Keine Informationen? Kein Geld? Ihr sollt mich einfach nur umlegen?«
»Ja.« William seufzte. »Weißt du, wir sind schlichte Fußsoldaten. Wir haben einen Auftrag. Und du bist das Ziel. Unschöne Situation, das geb ich selbst zu. Ich wünschte, es wäre nicht so. Aber es gibt zwei Sorten von Gangstern, weißt du – die eine Sorte hat einen Ehrenkodex und die andere nicht. Dodge und ich haben einen. Wir halten unser Wort. Ich hab dich nie angelogen. Und ich werd auch jetzt nicht damit anfangen.«
»Was hat mein Vater damals für euch bedeutet?«, fragte Mike.
»Nichts. Überhaupt nichts.«
»Ihr seid wegen irgendwas, was er getan hat, hinter mir her.«
»Vielleicht sag ich dir das«, meinte William, »bevor ich dich umlege.«
Mike warf einen Blick zu Kat, deren Brustkorb sich regelmäßig hob und senkte. »Dann regeln wir das Ganze doch einfach von Angesicht zu Angesicht. Ich komme zu euch. Aber ihr lasst meine Tochter da raus. Sie weiß nichts. Und sie hat nichts gesehen.«
Ein leises, kurzes Kichern am anderen Ende der Leitung. »Du kapierst es immer noch nicht, oder?«
Die Insekten erwachten wieder zum Leben, Mikes ganze Haut schien zu krabbeln. »Was kapier ich nicht?«
»Katherine ist keine Unbeteiligte in dieser Sache«, erklärte William. »Sie ist unsere zweite Zielperson.«
Im nächsten Augenblick war die Leitung tot.