51

Als die ramponierte Tür des Lagers quietschend aufging, hob Mike einen Arm, um seine Augen gegen das Licht abzuschirmen, obwohl der blasse Schimmer der Morgendämmerung alles andere als hell war. Er hatte siebzehn Stunden in diesem schmutzigen Schuppen gesessen und versucht, nicht manisch über die unbegrenzten Möglichkeiten nachzudenken, wie dieser Plan scheitern konnte.

Vor der tiefstehenden Sonne zeichnete Shep einen scharf umrissenen Schatten in die Türöffnung. Einen Arm hatte er ausgestreckt, die Hand lag auf der Klinke der Schiebetür.

»Wurde aber auch Zeit«, meinte Mike.

Es war die reinste Folter gewesen, den Tag alleine zuzubringen. Der Geruch des feuchten Betons hatte sich wie ein Geschmack in seiner Kehle festgesetzt. Leere Konservendosen, die einmal Ravioli enthalten hatten, rollten um seine Füße. Das verlassene Lager war so riesengroß, dass die Leere hallte, als wäre sie belebt, wie in einem Gruselfilm. Fledermäuse in den Dachsparren. Spinnweben. Aus einem rostigen Hahn tropfte Wasser in eine breite, mit Malerfarbe bekleckste Wanne.

Mitten im Raum, auf dem aufgerissenen Boden stand eine Palette mit schweren Kisten, die Bob und Molly am Vortag gebracht hatten.

Obwohl Mike sich an die Kisten gelehnt hatte, hatte er keinen einzigen Deckel angehoben. Er wusste, dass es klüger war, Sheps Werkzeug nicht anzutasten. Nun rappelte er sich auf und stellte einen Fuß auf McAvoys Wandsafe, als wäre er ein Jäger, der mit seiner Beute posiert.

Shep trat ein. »Die Bullen haben mich den ganzen Tag gelöchert.«

»Was hast du gesagt?«

»Meistens nur ›Was?‹«, antwortete Shep mit einem angedeuteten Grinsen. »Ich hab nichts gemacht. Ich war in einem Casino und hab mich um meinen eigenen Kram gekümmert, und plötzlich fangen die an, mich rumzuschubsen. Da mach ich mir schon mehr Sorgen wegen meiner Verbindung zu Mike Wingate. Aber das ist natürlich alles schon Jahre her.« Er machte die ratternde Tür zu. »Heutzutage würde ich mich mit Typen wie dir gar nicht mehr abgeben.«

»Und das war’s? Die haben dich einfach gehen lassen?«

»Wie versprochen, hat Two-Hawks mir einen teuren Indianer-Anwalt besorgt.« Shep zauberte eine vornehme taupefarbene Visitenkarte aus der Tasche hervor und zeigte sie ihm. »Außerdem sieht es ganz so aus, als hätten die Miwok-Indianer von Shasta Springs dem Susanville Police Department letztes Jahr ein paar neue Streifenwagen spendiert. Das heißt, dass wir zum ersten Mal in unserem Leben von einer Begünstigung profitieren können. Da kein Graham da war, der seine Autorität spielen lassen konnte, haben sie mich freigelassen.«

»Und Bob und Molly?«

»Auch aus dem Schneider. Die sind jetzt wahrscheinlich schon wieder in Reno.« Shep umrundete die Palette und musterte die Kisten. »Nicht, dass wir nicht noch immer ›Personen von Interesse‹ wären, wie es so schön heißt. Hinter dir sind sie her wie noch mal was.«

Er fing an, Kisten aufzumachen und Werkzeug auszupacken, das zum Großteil in Umzugsdecken gewickelt war. Flutlichter wurden an Stative gehängt und an einen Generator angeschlossen, den Mike von der Palette hieven musste. Shep knipste einen Schalter an, und auf einen Schlag war das Lager hell wie der lichte Tag. Shep stellte die Scheinwerfer rund um die Palette auf, bis der Wandsafe so gründlich ausgeleuchtet war wie eine Metallskulptur im Industriedesign. Er lief hin und her wie ein pedantischer Regisseur, um die Scheinwerfer perfekt einzustellen. Während Mike ihm dabei zusah, musste er an die Zeit zurückdenken, als er Fremdwörter für seine Aufnahmeprüfung büffelte, während Shep auf den Wandsafe von Valley Liquors eindrosch und die Couch-Mutter sie von ihrem Zimmer am Ende des Flurs anmeckerte. Nicht gerade die idyllische Familienerinnerung, aber trotzdem hatte sie irgendwie etwas Tröstliches.

Shep umrundete den Safe ein paar Mal und setzte sich dann im Schneidersitz davor. »Sprengstoff können wir nicht benutzen, weil weder Gold noch Münzen drin sind, sondern Papier.« Seine Augen waren geschlossen. »Der Druck und die Detonation würden die Fotos abfackeln.«

»Stimmt«, sagte Mike.

Shep legte sich flach auf den Boden, stützte das Kinn auf die Fäuste und starrte den Safe an, wie ein Kind vorm Fernseher.

»Weißt du nicht, wie man diese Art von Safe knackt?«, fragte Mike.

»Das Ding ist eine Spezialanfertigung«, sagte Shep.

»Und, was heißt das für uns?«

Shep kroch noch ein Stück näher an den Safe und legte seine Wange an die Metalltür. »Das heißt, dass wir ihm gut zuhören müssen.« Er drehte am Zahlenschloss. Strich über den dicken Griff. Klopfte gegen die Seitenwände und legte den Kopf schräg, während er dem dumpfen Klang lauschte.

Mike sah ihm zu und hielt sich raus, wobei er versuchte, sich keine allzu großen Gedanken über Sheps scheinbar ziellose Bemühungen und seinen besorgten Gesichtsausdruck zu machen.

Nach ungefähr zwanzig Minuten verkündete Shep: »Die Tatsache, dass dieser Safe eine Spezialanfertigung ist, bedeutet, dass er auch mit einem versteckten Sprengsatz versehen sein könnte, damit er seinen Inhalt selbst zerstört, sobald man ihn zu knacken versucht. Das ist schon mal das Erste.«

»Okay …«

»Er hat mindestens drei Zuhaltungen. Aber ich bin nicht sicher, wo die sitzen. Und irgendwo am Rand rumzubohren, um das rauszufinden, wäre riskant. Das könnte nämlich den Sprengsatz zünden. Oder auch einfach nur die Negative zerstören.«

»Und, was willst du jetzt machen?«

»Wir werden versuchen, die Zuhaltungen komplett zu umgehen.«

»Und wie?«

Doch Shep war schon aufgestanden und hinter den Lichtkreis getreten, wo er in seinen Werkzeugkoffern wühlte. Er zog ein futuristisch aussehendes Werkzeug aus einer Truhe – Griff und Motor erinnerten an eine Kettensäge, das silberweiße runde Sägeblatt ragte aus einer Abdeckung wie eine Zunge aus einer langgestreckten Schnauze.

»Das Teil sieht aus, als wäre es aus einem Film, in dem Menschen abgeschlachtet werden«, meinte Mike.

Als Shep das Gerät hochhob, traten die Venen an seinen Unterarmen hervor. Er hatte eine Schutzbrille aufgesetzt und wirkte etwas gestört, was noch weiter zum Splattermovie-Effekt beitrug. »Das ist eine Rettungssäge, wie sie auch von der Feuerwehr benutzt wird. Diese Klinge ist mit Diamantsplittern besetzt. So was kann Stahl nicht besonders gut ab.«

»Aber hast du nicht gesagt, es ist zu riskant, den Safe aufzusägen?«

»Ich hab gesagt, es ist zu riskant, außen rumzubohren. Aber wenn wir es schaffen, den Griff zu drehen, wird uns der Hebel mit den Sperrnasen die Zuhaltungen selbst aufmachen.«

Mike versuchte, seine Ungeduld nicht zu zeigen. »Und, wie bringen wir den Griff dazu, dass er sich drehen lässt?«

»Also, die Kombination hat drei Ziffern, okay? Jede Ziffer entspricht da drinnen einer Scheibe, und jede dieser Scheiben hat an einer Stelle eine Aussparung, die man so hindrehen muss, dass am Ende die Aussparungen aller drei Scheiben deckungsgleich sind – wenn man das geschafft hat, lässt sich auch der Griff bewegen. Ich werde jetzt Folgendes machen …« Er ließ den Motor einmal aufheulen, dass sich die gezähnte Scheibe in einen verwischten silbernen Fleck verwandelte, bis sie ihre Bewegung wieder verlangsamte. »… ich werde den kompletten Schließblock absägen und damit den ganzen anderen Scheiß umgehen.«

»Und woher weißt du, wo du reinschneiden musst?«

»Erfahrung. Gefühl. Instinkt. Das ist so, als würde man einen schwierigen Ball schlagen. Manchmal kommt alles im richtigen Moment zusammen und alles passt.«

»Und wenn nicht?«

»Dann ist die Schließvorrichtung zerstört, und wir kriegen das Ding überhaupt nicht mehr auf.«

Nachdem er die Scheinwerfer noch ein wenig zurechtgerückt hatte, machte sich Shep bereit. Er beugte sich vor, und die Klinge fraß sich kreischend in den Stahl, ein Geräusch, bei dem Mike die Zähne im Kiefer vibrierten. Shep brachte drei Schnitte zwischen dem Zahlenschloss und dem Griff an, alle im gleichen Abstand, keiner tiefer als zwei Zentimeter. Mike war aufgestanden, hatte die Hände im Nacken verschränkt und lief nervös auf und ab.

Schließlich legte Shep die Rettungssäge aus der Hand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er fasste nach dem Griff der Safetür und drehte. Er ließ sich einmal komplett herumdrehen, wobei es noch einmal ein dumpfes Geräusch gab.

Shep atmete aus. Und riskierte einen Seitenblick auf Mike. Dann drehte er den Griff vorsichtig wieder in seine Ausgangsposition.

»Er ist offen«, sagte Mike.

»Nein. Er ist entriegelt. Aufmachen wollen wir den lieber noch nicht.«

»Ach ja. Der Sprengsatz.« Mike atmete aus und ließ die Fingerknöchel knacken. Seine Fingerspitzen kribbelten vor Aufregung. »Na ja. Ich schätze, wenn das irgendwie einfach wäre, dann könnte es jeder machen.«

Shep ging wieder zu der Palette und kam nach ausgiebigem Geklapper und Geklirre mit einem großen Schlagbohrer zurück. Er setzte ihn auf der Oberseite des Safes an, legte sich mit seinem ganzen Gewicht darauf und bohrte senkrecht nach unten. Das dauerte zehn Minuten. Zwanzig. Zwischendrin setzte er immer wieder ab und pustete den Stahlstaub aus dem Bohrloch. Wo sich der Staub auf den Zementboden legte, wurde es weiß. Schließlich hielt er inne.

Er spannte die Lippen an, so dass man seinen schiefen Zahn sehen konnte. Schweiß und kleine Stahlsplitter glitzerten in seinem Stoppelhaar. »Was Geileres gibt es gar nicht.«

Fragend hob Mike die Augenbrauen.

»Als sich so eine harte Nuss vorzunehmen und sie tatsächlich zu knacken«, erklärte Shep. »Sie zu zwingen, ihre Geheimnisse preiszugeben, bis man alles ans Tageslicht gezerrt hat. Da ist es ganz egal, wie viel Geld du hast, wie viel du für deine Sicherheit geblecht hast und was für einen Spezialsafe du dir hast bauen lassen. Irgend so ein dahergelaufener Ganove kann sich daran vorbeibuddeln, direkt ins Gelobte Land. Und alles, was er dazu braucht, ist Konzentration und Entschlossenheit. Durchhaltevermögen, das ist der große Gleichmacher. Weißt du, wie das ist, wenn sich diese Türen für mich öffnen? Wow. Diese Erleichterung. Und dieser Triumph.« Er schüttelte den Kopf und stieß einen Pfiff aus. Mike hatte ihn noch nie so lebhaft gesehen. »Die meiste Zeit ist es mir gar nicht so wichtig, was für eine Beute dabei rumkommt. Es geht um die Herausforderung, nicht um den Scheiß, der am Ende im Safe liegt.«

»Aber heute Nacht«, sagte Mike, »geht es um beides.«

»Heute Nacht ist nichts. Die harte Nuss ist nicht der Safe. Sondern Brian McAvoy und Deer Creek Enterprises. Geld, Beziehungen, Macht – diese Typen sitzen hinter den Türen, die uns ein Leben lang verschlossen geblieben sind. Aber wenn wir im richtigen Moment den richtigen Druck ausüben, wenn wir die richtigen Schnitte anbringen …«, er deutete mit einem kurzen Nicken auf die Einschnitte im Stahl, »… und die richtigen Hebel ziehen, dann können wir diesen ganzen Scheiß aufbrechen.«

Er begann weiterzumachen, legte sich wieder auf den Bohrer, bohrte ein zweites und ein drittes Mal. Am Ende war der Widerstand überwunden und das Bohrfutter sackte auf einmal sieben Zentimeter nach unten und schlug gegen die Oberseite des Safes. Shep pustete das Loch frei, dann wickelte er das Fiberglaskabel einer kleinen Kamera ab und fädelte das schwarze Kabel durch das Loch in den Safe.

»Kannst du die Negative sehen?«, fragte Mike hastig. Er hatte sich bemüht zu verdrängen, dass sie all diese Risiken nur auf sich genommen hatten, weil sie vermuteten, dass McAvoy die Negative in diesem Safe aufbewahrte. Jetzt waren sie nur noch wenige Zentimeter von der Gewissheit entfernt.

Shep musterte die grünen Bilder auf dem winzigen Bildschirm, der mit der Kamera verbunden war. Sein Mund öffnete sich ganz leicht, dann lehnte er sich über das Bohrloch, schnüffelte ein paar Mal und fluchte leise.

Mike hatte das Gefühl, als würde sein Magen in die Schwebe geraten, wie beim jähen Bergab einer Achterbahn. »Sie sind nicht drin«, sagte er.

»Doch«, sagte Shep, »sind sie schon.« Dennoch blieb seine Miene finster.

Mike blickte auf den Minibildschirm. Er konnte nur ein paar alte Blätter und – Gott sei’s gedankt – den dünnen Stapel Negative erkennen. Doch da sah er es selbst: einen abisolierten Elektrodraht, der auf den Innenwänden des Safes entlanglief. Sobald man die Wände öffnete oder die Tür öffnete, würde das Ende des Drahts mit einem anderen freiliegenden Draht in Berührung kommen. »Wenn sich die beiden Teile berühren …«

»Entzünden sie sich«, ergänzte Shep.

»Aber wie hat McAvoy das Ding dann aufmachen können?«

»Wenn man den Safe ordnungsgemäß öffnet, zieht das Gewicht des Schlosses diesen losen Draht hier nach unten.«

»Aber du hast das Schloss zerstört«, sagte Mike.

Shep ging in die Hocke und legte die Hände auf seine fleckige Jeans.

Mike wollte Sheps zerschmetterte Miene nicht wahrhaben. »Dann stehen wir einfach mit Löschwasser bereit, sowie die Safetür aufgeht«, schlug er vor.

Shep packte Mike am Kragen und schob sein Gesicht vor das Bohrloch. »Riech.«

Ein beißender Geruch drang Mike in die Nase.

»Das ist Cellulosenitratfilm«, erklärte Shep. »In den dreißiger und vierziger Jahren haben sie damit Filme gemacht. Aber Amateure haben solche Filme in Stücke geschnitten und benutzen sie heute immer noch zum Fotografieren.« Er schob die Kamera noch ein Stückchen tiefer und bewegte die Linse direkt über die Negative. »Siehst du diese waagrechten Streifen nach jedem vierten Führungsloch?«

»Woher weißt du das eigentlich alles? Wer bist du – der Professor von Gilligans Insel

Mikes Angst wuchs weiter, als Shep nicht lächelte. Er fuhr sich nur mit der Zunge von innen über die Lippe und meinte: »Ich weiß so ziemlich alles, was man irgendwie mit einem Safe anstellen kann. Dieser Dreck ist leicht entflammbar – mehr oder weniger genauso wie Zündpapier. Wenn da der kleinste Funken drauffliegt, geht das Ganze in null Komma nichts in Flammen auf.«

Mike atmete aus und ließ seine Stirn auf den Safe sacken. Diese Negative waren nur dreißig Zentimeter entfernt, hinter einer unverschlossenen Safetür, die er nicht aufmachen durfte. Wie bitter, so weit gekommen zu sein, nur um jetzt von zwei losen Drahtenden zu Fall gebracht zu werden.

Er fluchte laut. Das Echo wurde von den Wänden der Lagerhalle zurückgeworfen und rief ein Rascheln unter den Fledermäusen in den Dachbalken hervor. Er lehnte sich zurück, spuckte in die Dunkelheit außerhalb der Scheinwerfer und lachte verbittert auf. »Ich werde meine Tochter nicht wiedersehen, weil so ein paar Botaniker aus Stanford vor achtzig Jahren billigen Film verwendet haben.«

»Das konnte ich nicht voraussehen.« Sheps Stimme war zu laut, und das lag sicher nicht an seiner Schwerhörigkeit.

»Das weiß ich«, sagte Mike. »Ich geb dir ja keine Schuld …«

»Ich meine – ausgerechnet Cellulosenitrat ….«

»… an der Sache. Ich bin dir einfach nur dankbar …«

»… der Scheiß ist so entflammbar, dass er sogar unter Wasser brennt.«

Mike schoss kerzengerade in die Höhe, und Shep fuhr erschrocken zurück. Mike lief in die Dunkelheit und rief: »Bring mal Licht hier rüber, los!«

Er ertastete den Wasserhahn an der Wand und drehte ihn auf, so dass das Wasser in die darunterstehende Wanne schoss. Shep drehte einen Scheinwerfer zu ihm, dass ihn das grelle Licht geradezu blendete.

»Wir müssen den Stromkreis einfach ertränken. Wo es keinen Sauerstoff gibt, gibt es auch keine Funken«, sagte Mike.

Shep kam herüber und gemeinsam beobachteten sie, wie das rostige Wasser langsam durchsichtig wurde. »Und wenn das Wasser die Negative ruiniert?«

Mike fand einen verkrusteten Lumpen und stopfte den Abfluss damit zu. »Wir haben keine andere Wahl mehr.«

Während der Wasserspiegel stieg, breitete Mike mehrere Umzugsdecken auf dem Boden neben der Wanne aus und stellte eine Reihe von Scheinwerfern so ein, dass sie sie direkt beleuchteten. »Wir müssen die Negative dann sofort auseinanderziehen.«

Als Mike das Wasser abstellte, herrschte durchdringende Stille. Das Geräusch der vereinzelten Tropfen, die noch aus dem Hahn fielen, schien von der Decke widerzuhallen.

Sie gingen zum Safe und hoben ihn hoch, wobei sie sorgfältig darauf achteten, die Tür zuzuhalten. Mühsam schleppten sie den Safe zur Wanne und stellten ihn kurz auf dem Rand ab. Sheps Augen glänzten vor Aufregung. »Bereit?«

Sie ließen den Safe in die Wanne gleiten, und er landete klatschend im Wasser. Die entstehende Welle spritzte ihnen auf die Hosenbeine. Ein Holzsplitter von den Tragebalken drang Mike in den Unterarm, aber er lockerte seinen Griff nicht und ließ den Safe weiter ganz sanft auf den Boden der Wanne gleiten.

Dann trat er zurück und schüttelte die Arme aus, so dass er ein Tropfenmuster aus Wasser und Blut auf den Zement zeichnete. Shep blieb, wo er war, die Ellbogen auf den Wannenrand gestützt. Nachdem Mike sich vergewissert hatte, dass sich die Decken im Licht der Scheinwerfer etwas aufgewärmt hatten, trat er neben Shep, nahm dieselbe Haltung ein und blickte nach unten. Blasen stiegen aus dem Bohrloch an der Safeoberseite. Sie machten ein ganz leises Geräusch, wenn sie an die Wasseroberfläche kamen, wie Guppys beim Füttern.

Mike versuchte den Gedanken auszublenden, dass das Wasser gerade über die Negative sickerte. Er versuchte auszublenden, was passieren würde, wenn die Bilder ruiniert waren, wenn trotz des Wassers ein Funke zwischen den Drähten übersprang, wenn es nicht die Negative waren, die Two-Hawks suchte. Seine Knie zitterten so stark, dass sie sich auf und ab bewegten.

Sie warteten und sahen zu, wie der Safe langsam mit Wasser volllief.