5
Der zitternde Schrei eines Babys schnitt durch die Nachtluft. Er kam aus dem Korb, der auf der Veranda stand. Aus dem Binsengeflecht ragten Teile der kuscheligen blauen Decke. Nichts rührte sich, bis auf die Mücken, die im gelblichen Licht der Verandalampe tanzten. Der wilde Jasmin, der an der Gitterwand der Veranda emporwuchs, schwängerte die Nachtluft mit seinem Duft. Auf der Straße glänzten still die Stoßstangen der Jeeps. Jedes dritte Haus wurde renoviert, und die Baucontainer zeigten den Wohlstand der Bewohner ebenso wie die Porsche Boxster, die unter ihren schützenden Abdeckungen schlummerten.
Der Schrei steigerte sich zu einem durchgehenden Geheul. Schließlich hörte man Schritte im Haus, dann das Piepsen einer Alarmanlage, die jedoch rasch abgestellt wurde. Die Haustür wurde so weit geöffnet, wie es die Sicherheitskette zuließ, und das schläfrige Gesicht einer Frau spähte hinaus. Ein Keuchen, dann ging die Tür wieder zu, die Kette wurde gelöst, und sie trat auf die Veranda. Die Frau, die schon über fünfzig sein musste, sich für ihr Alter aber gut gehalten hatte, hielt sich den blauen Morgenmantel am Hals zusammen. Sie war völlig überrumpelt. Ihre Knie knackten, als sie in die Hocke ging, um mit zitternden Händen den Korb zu fassen.
Die Decke war zerknäult, und die Frau zog hastig, wenn auch vorsichtig, die Ecken auseinander. Die Schreie wurden lauter, bis sie schließlich die letzte Lage Stoff beiseitegezogen hatte und verblüfft in den Korb hinunterstarrte.
Ein winziger Kassettenrecorder.
Das rote Licht der Abspieltaste leuchtete ihr entgegen, und aus den winzigen Lautsprechern tönte das Quäken des Babys.
Von der Dunkelheit des Rasens vor dem Haus hörte man das Geräusch trockenen Blattwerks, das unter Tritten zerquetscht wurde. Dann schmolz die massive Gestalt eines Mannes in den Lichtkegel der Verandalampe. Eine behandschuhte Faust schoss ihr ins Gesicht, zerschmetterte ihre Augenhöhle und schleuderte sie rückwärts gegen die Haustür. Die Tür wurde mit solcher Wucht nach innen geschleudert, dass die Klinke in der Rigipswand des Flurs stecken blieb.
Ein Moment der Stille. Selbst die Grillen schienen ehrfürchtig zu schweigen.
Der große Mann stand am Rand der Veranda. Sein Atem bildete kleine Wölkchen in der kühlen Luft. Seine ganze Erscheinung war ein Affront gegen die schicke Vorstadtstraße. Sein schlichtes, gutaussehendes Gesicht war seltsam glatt, als wären seine Gesichtszüge in Latex gegossen. In der Hand hielt er einen schwarzen Matchbeutel.
Dann hörte man erneut Schritte auf dem Rasen, und ein zweiter Mann trat ins Licht. Er war schlank und von normaler Größe, wirkte aber neben dem anderen wie ein Winzling. Er hinkte beim Gehen, weil einer seiner Füße leicht nach innen gekrümmt war, demselben seltsamen Winkel wie sein rechtes Handgelenk. Nachdem er sich die schwarzen Handschuhe angezogen hatte, zuckten seine Arme unmerklich weiter, und verrieten seine Krankheit.
Ellen Rogers lag ächzend auf dem Boden im Hauseingang. Ihr verletztes Auge war zur Seite gerutscht, und an der Stelle, wo vorher ihr Wangenknochen gewesen war, sank die Haut jetzt in die entstandene Höhlung ein. Ihre Nase war der Länge nach gebrochen, man sah den schwarzen Saum des Bruches glitzern. Ein Bein hatte sie leicht angehoben, und es machte paddelnde Bewegungen über den Fliesen, wie als würde sie versuchen, davonzuschwimmen. Ihr Atem ging nur noch flach.
Die Männer traten ins Haus, zogen die Tür hinter sich zu und starrten auf sie herab. Der schlanke, William, sagte sanft: »Ich weiß, meine Liebe, ich weiß. Dodge kann manchmal ganz schön heftig zuschlagen. Tut mir leid um dein Gesicht. Glaub mir, wir wollten das genauso wenig wie du.«
Sie wimmerte und sabberte Blut auf die Bodenfliesen.
Als Dodge die Tasche auf den Boden fallen ließ, gab es ein metallisches Geräusch. Er steckte sich zwei Zigaretten in den Mund, legte den Kopf schräg und zündete sie mit einem billigen Plastikfeuerzeug an, dass er aus seiner Hemdtasche genommen hatte. Dann gab er eine Zigarette an seinen Kollegen weiter. William inhalierte durch seine gelben Zähne, schloss die Augen und ließ eine geisterhafte Rauchwand zwischen den leicht geöffneten Lippen aufsteigen.
»Mr. Rogers«, rief er durch den Flur. »Könnten wir Sie wohl mal kurz sprechen?«
Das gedämpfte Licht der Tiffany-Lampe schien als Einziges die Dunkelheit zurückzudrängen. Die dunkelgrünen Wände des Arbeitszimmers lösten sich in Schwärze auf, sie hätten genauso gut gar nicht da sein können. Hinter dem Schreibtisch sah man einen Bildschirmschoner mit den Börsenticker glühen. Ein gerahmtes, kunstvolles Schwarzweißfoto stand auf dem Beistelltisch neben dem Sofa. Es zeigte die Familie vor ein paar Jahren, in lässiger Pose auf dem Achterdeck: Stolze Eltern lehnten sich über zwei strahlende Teenager, einen Sohn und eine Tochter, die dasselbe Lächeln zur Schau trugen und die gleichen pastellfarbenen Poloshirts anhatten. Nautische Motive zogen sich durchs ganze Zimmer – ein polierter Messingkompass, ein vergoldetes Teleskop, eine antike Lupe lag auf den Pergamentseiten eines in Leder gebundenen Atlanten. Dies war das Arbeitszimmer eines Mannes, der sich als Kapitän seines eigenen Schicksals sah. Doch William und Doge hatten das Zimmer nicht wegen seiner Inneneinrichtung ausgesucht.
Sie hatten es ausgesucht, weil es schalldicht war.
Ted Rodgers setzte seine Frau auf das antiklederne Sofa, das Doge komplett mit Plastikfolie abgedeckt hatte. Ted hatte eine Sanftheit, die zu einem Mann seines Alters und seiner Lebenssituation passte. Ein kleines Wohlstandsbäuchlein, eine Brille, die sein rundes Gesicht akzentuierte, einen kurz geschnittenen grauweißen Bart – und all das zitterte jetzt vor Kummer und Schrecken. Als William ihn ins Arbeitszimmer gebeten hatte, hatte er nur einen Blick auf Dodge geworfen und dann widerstandslos alle Anweisungen befolgt.
Ellen zitterte in den Armen ihres Mannes und murmelte unverständliche Worte. Ihr Nacken erschlaffte mehrmals, und Ted versuchte mit seinen plumpen Händen ihren Kopf aufrecht zu halten.
»Der Boss ist gar nicht zufrieden.« William kratzte sich langsam den fleckigen Nacken. »Ihre kleine Eigenmächtigkeit wird ihn ganz schön Geld kosten.«
Alter Zigarrenrauch hatte sich in den Möbeln festgesetzt, süß und tröstlich.
»Ich … Hören Sie, bitte, sagen Sie ihm, es tut mir leid«, sagte Ted. »Ich verstehe jetzt, wie schwerwiegend …«
William hielt mahnend einen Finger in die Höhe. »Was hat der Boss Ihnen gesagt?«
»Ich kann es alles zurückbringen, gleich morgen früh. Ich schwöre.«
»Was. Hat. Der. Boss. Ihnen. Gesagt?«
Teds Brust zuckte panisch unter dem Morgenmantel. »Dass er mich umbringt, wenn ich sein Vertrauen missbrauchen sollte.«
William beschrieb mit der Hand einen Kreis und der mitwirbelnde Zigarettenrauch hinterließ ein Band in der Luft. »Wie würde er Sie umbringen?«
Ted lehnte sich vor, würgte leicht und wischte sich den Mund ab. Seine Stimme klang unnatürlich hoch. »Schmerzhaft.« Er hob die Hand und spreizte die molligen Finger. Ein Mann, der es gewöhnt war, Konflikte zu lösen, Kompromisse zu schließen, vernünftige Lösungen zu finden. »Schauen Sie …« Seine rollenden Augen blieben wieder an William hängen. »Sie können alles haben. Was immer ihn diese Sache gekostet hat, ich kann das alles wieder in Ordnung bringen. Ich meine, es kann ihm doch wohl nicht lieber sein, mich … mich …« Er hielt stotternd inne, wie ein absterbender Motor.
William und Dodge starrten einfach nur auf ihn herunter.
Teds Zunge fuhr an der Innenseite seiner Lippen entlang, so dass der gestutzte Bart eine Wellenbewegung machte. »Ich hatte Probleme und habe eine dumme Entscheidung getroffen. Aber ich kann das rückgängig machen. Ich werde für die Kosten aufkommen, egal, wie teuer sich die Sache ausgewirkt hat. Ich kann eine dritte Hypothek aufs Haus aufnehmen. Ich habe Aktienkapital in … in …«
Neben ihm kippte seine Frau zur Seite und ihr zerschlagenes Gesicht fiel aufs Kissen. Ted begann zu weinen. »Sehen Sie sie an. Bitte erlauben Sie mir, sie ins Krankenhaus zu bringen. Lassen Sie mich den Notarzt rufen. Wir werden auch nicht sagen, was passiert ist. Noch ist es nicht zu spät, alles wieder in Ordnung zu bringen.«
William drehte seine Zigarette so, dass die Spitze zu ihm zeigte, und betrachtete die Glut. Dann drückte er sie an seinem Schneidezahn aus. Behutsam legte er die Kippe in einen verschließbaren Plastikbeutel, steckte ihn in die Tasche und fuhr dann fort, als wäre er nie unterbrochen worden: »Mein Onkel hat immer zu mir gesagt: Wir haben nur unser Wort. Wir haben nur die Versprechen, die wir anderen geben. Und unser Arbeitgeber steht zu seinem Wort. Und ich stehe auch zu meinem Wort. Das ist Ethik, verstehen Sie? Wir stecken hier also in einer Zwickmühle. Wir tun den Leuten nicht gerne weh, aber wir müssen tun, was wir gesagt haben. Wie bei der Armee, wir müssen unsere Befehle ausführen, sonst fällt die ganze Chose auseinander. Ist zwar unterm Strich oft eine traurige Sache, aber es führt kein Weg dran vorbei.« Seine eng beieinander stehenden Augen sahen Ted unverwandt an. Rotblonde, drahtartige Barthaare zogen sich an seinem Unterkiefer über die teigige Haut. Der Geruch, den er verströmte, war medizinisch und sauer. »In unserem Geschäft muss man darauf achten, dass die Versprechungen, die einem gemacht werden, auch eingehalten werden. Und wenn das nicht geschieht, muss man ein Exempel statuieren. Und Sie, Ted, sind so ein Exempel.«
Ted zog Ellens Lid mit dem Daumen nach oben. Die Pupille war dunkel und erweitert. »Bitte, bitte, können Sie …« Er ballte die Hand zur Faust. »… sie ins Krankenhaus bringen? Sie hat mit alldem nichts zu tun. Sie wusste nichts von …«
Der Schuss war zwar gedämpft, ließ Ted aber so zusammenfahren, dass er kerzengerade auf dem Sofa saß. Ellens Kopf machte eine nickende Bewegung und dann segelte aus dem Riss in der Abdeckplane eine einzelne Feder, eine dunkelrot gesprenkelte Feder. Der Anblick reichte, um Ted in sofortigen Schockzustand zu versetzen – glasige Augen, halb offener Mund, Muskelzittern wie in eiskaltem Wasser, wie die Flanke eines Pferdes, die zuckend die Fliegen verscheucht. Ein leiser, undefinierbarer Laut entwich seiner Kehle, ein langgezogener Vokal.
Dodge beugte sich vor, griff in den offenen Matchbeutel und wühlte darin. Man hörte, wie die Gegenstände im Inneren der Tasche gegeneinander stießen.
»Wir müssen Bilder machen«, erklärte William. »Von den verschiedenen Stadien. Damit wir sie dem nächsten Kerl zeigen können, der glaubt, dass er den Boss bescheißen kann, verstehen Sie?«
Als Dodges behandschuhte Hand wieder aus der Tasche auftauchte, hielt sie einen Schlosserhammer.
Ted stöhnte leise.
»Sie müssten sich hier drüben hinsetzen«, sagte William. »Damit wir genug Platz haben. Wegen dem Winkel, wissen Sie. Nein, hier. So ist es gut. Danke.« Ted gehorchte wie betäubt. William trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. »Dodge wird allmählich ungeduldig. Wir müssen jetzt langsam in die Gänge kommen. Dodge, womit willst du anfangen?«
Dodge hob den Hammer und ließ ihn in die lederbekleidete Handfläche klatschen.
»Mit den Gelenken«, sagte er.
Der weiße Van ratterte die unasphaltierte Straße hoch, eine breite, mit Abfall übersäte Serpentine nach der anderen. Schließlich hatte er ein Plateau erreicht, und die Scheinwerfer glitten über einen endlosen Maschendrahtzaun, der einen alten Autofriedhof umgab. Zu säuberlichen Würfeln gepresste Autos waren baumhoch aufeinandergestapelt, die unbeleuchteten Gänge dazwischen verliefen so lang und gerade wie die Reihen auf einem Maisfeld. Verpackungsmüll und Plastiktüten, die sich im Zaun verfangen hatten, bewegten sich im Wind. Der Rost, der tief in die Erde gesickert war, hatte den Boden kastanienrot gefärbt.
Hinter dem Schrottplatz und einer breiten Senke mit welkem Gestrüpp erhob sich ein zweistöckiges, holzverschaltes Haus. Irgendwann hatte es dem Wind nachgegeben und sich leicht Richtung Westen gedreht. Die Blau-Eiche, die sich aus der braunen Erde schraubte, sah aus wie einem Gemälde entsprungen.
Der Van hielt vor dem Haus. Staub wölkte neben den Reifen auf. Der Wind frischte auf und machte ein schwach heulendes Geräusch. Dodge stieg aus, knallte die Autotür zu und streckte den Rücken. Es war früher Morgen, aber noch dunkel, und der Hügel war so verlassen wie ein stillgelegtes Bergwerk.
Im Obergeschoss des Hauses ging Licht an.
William stieg ein wenig langsamer aus. Er zuckte zusammen und fingerte eine Tablette aus seiner Tasche, die er ohne Flüssigkeit herunterschluckte. Dann rieb er sich die Rückseite seiner Beine. Er warf sich eine Handvoll Sonnenblumenkerne in den Mund, kaute sie mit maschinenartig mahlenden Kiefern, um dann ein paar Schalen in den Staub zu spucken.
Als Elfjähriger hatte er mit Kautabak angefangen, aber vor ein paar Jahren hatte ihm jemand ein Video von Leuten mit Löchern in den Lippen und Wangen gezeigt, woraufhin er auf Sonnenblumenkerne umgestiegen war. Er hatte schon genug Probleme, da brauchte er nicht auch noch einen durchsiebten Kiefer.
Er ging um den Van herum, fuhr dabei mit der Hand über den abblätternden weißen Lack und machte die hintere Tür auf. Ted sprang heraus, sein Gebrüll gedämpft durch den Kissenbezug, den man ihm über den Kopf gestülpt hatte. William wich zur Seite aus und konnte sich auf seinen verkrüppelten Beinen gerade noch aufrechthalten, während Ted von der hinteren Stoßstange in den Staub stürzte. Er schrie. Seine an Schultergelenken und Ellbogen zerschmetterten Arme schlenkerten haltlos hin und her.
Er setzte sein Kinn ein, um sich hochzuschieben, er strampelte und grunzte wie ein blinder Bär, dann rannte er los. Der Kissenbezug hatte rote Flecken an der Stelle, wo sich Teds Mund befand. Dort hatte William ein Messer hineingestoßen, damit sein Opfer besser Luft holen konnte, aber es war schwierig, präzise zu arbeiten, wenn jemand so zappelte.
Ted war keine zwanzig Meter weit gekommen, als er stolperte und erneut stürzte. Sich wieder hochrappelte. Weiterrannte.
Williams Bruder Hanley trat aus der Haustür und blieb auf der baufälligen Veranda stehen, um über das Sacramento Valley zu blicken. Der Morgen begann sich gerade in einer dünnen goldenen Schicht über den Horizont zu recken. Hanley bedachte den neuen Tag mit einem verhaltenen Nicken, ging die Stufen hinunter und warf einen Blick in den Laderaum des Vans. Eine Leiche, ordentlich in eine Plastikplane gewickelt, ein ledernes Sofapolster, das von einer Kugel aufgerissen worden war, und mehrere Lappen, die so stark mit Bleiche getränkt waren, dass es einem sofort in den Augen stach. Als Hanley dem Polster einen leichten Tritt versetzte, um den Riss besser begutachten zu können, erwachte der Minirekorder darin wieder zum Leben und laute Babyschreie ertönten, bis er den Rekorder wieder ausschalten konnte.
Der Boden des Vorhofs war uneben, unter dem ganzen Unkraut trieben Erdhörnchen fleißig ihr Unwesen. Ted rannte, stolperte, kroch ein Stückchen auf den Knien voran, rannte weiter. Er beschrieb einen panischen, wild hin- und herschwankenden Weg, ohne dabei nennenswert voranzukommen. Die drei Männer schenkten ihm gar keine Beachtung.
Hanley fuhr sich mit der Hand über den Mund, wobei die Bartstoppeln ein kratzendes Geräusch erzeugten. Die Familienähnlichkeit war augenfällig, obwohl Hanley eindeutig eine gesündere Version seines älteren Bruders war. Definierte Muskeln, glatte, blasse Haut, kein Haltungsfehler oder zwickende Gliedmaßen.
»Gute Arbeit, Bruder«, sagte er. »Hat Dodge wieder zugelangt?« In seine Stimme schlich sich eine Spur von Eifer. Das alles war neu für ihn, und er fand es mehr als aufregend.
»Allerdings«, sagte William.
Dodge wühlte jetzt wieder in seinem Matchbeutel. Diesmal hatte er eine Schlachterschürze aus Gummi und eine Schutzbrille hervorgeholt. Die Schürze, die sich über seinem massiven Brustkorb spannte, zeigte Spuren vergangener Aufträge. Er hörte auf, seine Instrumente zu checken, und richtete sich zu voller Größe auf, was bedeutete, dass er das Dach des Vans noch um einen Kopf überragte. Sein Schaufensterpuppengesicht war so leer wie ein ausgeschalteter Fernsehbildschirm.
Hinter ihnen kollidierte Ted mit dem Stamm der Eiche, ging ächzend zu Boden und verschwand in den Büscheln aus stacheligem Gras. Mühsam rappelte er sich wieder auf und stolperte weiter auf der nächsten Flugbahn.
William nickte und spitzte die Lippen. »Wir bereiten den Keller vor«, sagte er.
Die Brüder gingen aufs Haus zu. Hanley half William die Stufen hinauf.
Irgendwie war es Ted gelungen, den Weg über den riesigen Vorhof zu finden. Das Geräusch seines abgehackten Atems wurde vom Wind zu den Männern herübergetragen. Er schluchzte irgendetwas Unverständliches und versuchte, Worte zu bilden.
Dodge warf sich seine Tasche über die Schulter und ging ihm ruhig hinterher.
William, der sich auf seinen Bruder stützte, zog sein lahmes Bein nach und nahm immer nur eine Stufe auf einmal. Er deutete auf das Foto auf der ersten Seite einer Zeitung. »Das Gesicht«, sagte er.
Hanley blickte ebenfalls nach unten. Wie vom Donner gerührt. »Das ist unmöglich. Das kann doch gar nicht sein.«
Williams Augen wurden hart. Er spuckte ein paar Sonnenblumenkerne auf den schwarzweißen Text. »Sieht aber verdammt so aus. Wir finden das raus. Wir werden das überprüfen.«
»Und dann?«
Unten hörte man jetzt, wie Dodge Ted einholte. Ein Knirschen von Knochen und Sehnen, gefolgt von einem dünnen, bebenden Schrei. Ein Ächzen, als Ted auf eine Schulter gewuchtet wurde. Das Geräusch der Arme, die kraftlos auf Dodges Rücken schlugen.
»Ich komm schon«, sagte Dodge.