Kapitel 12

Auf dem Weg nach Paradise versuchte ich es noch einmal bei Swanson. Seine Sekretärin schien meine Stimme zu erkennen, denn sie versicherte mir, er sei noch immer bei Gericht, und schlug mir vor, bei ihr eine Nachricht zu hinterlassen, statt ihr einfach den Hörer aufzulegen. Ich dachte an etwas Geistreiches wie »Sagen Sie ihm, es sei sein schlimmster Albtraum«, aber überlegte es mir anders. »Sagen Sie ihm, Alex McKnight habe angerufen. Und sagen Sie ihm, ich müsse ihn wirklich so schnell wie möglich sprechen.«

»Wollen Sie seine Dienste in irgendeiner Form in Anspruch nehmen?«

»Ich brauche seine Dienste nicht. Nur ein paar Antworten. Guten Tag.«

Ich legte auf und hoffte, daß sie ihm die Nachricht möglichst wörtlich übermittelte. Wenn er plötzlich die ganzen nächsten Wochen nicht erreichbar war, sagte mir das verdammt viel.

Ich stand schon im Begriff, Kennys Nummer erneut zu wählen, als mir einfiel, daß er vielleicht noch nicht einmal meine erste Nachricht abgehört hätte. Ich legte das Telefon weg und sagte mir noch einmal: Ruhe bewahren. Übereifer würde niemandem nutzen.

Ich sagte mir das wieder und wieder, bis ich nach Paradise einfuhr und vor Jackies Restaurant anhielt. Ich war überrascht, daß es wieder offen hatte und die üblichen sechs oder sieben Wagen auf dem Parkplatz standen. Die Polizeiinvasion am Morgen, erst vor wenigen Stunden – hätte ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich es nicht geglaubt.

Und Jackie selber, wie er da hinter der Bar stand und einen Drink mixte, wirkte auch nicht so, als ob etwas Ungewöhnliches passiert wäre – bis er die Stempelfarbe an seinen Fingern betrachtete und sie mit einem Handtuch abwischen wollte.

»Sag mal, Alex«, sagte er, als er mich sah. Er stellte mir schon das Kanadische auf die Theke. »Das Zeug, das sie für die Fingerabdrücke verwenden, warum kriegt man das eigentlich nie mehr ab?«

Ich setzte mich auf einen Barhocker. »Alles in Ordnung, Jakkie?«

»Woraus machen die das? Aus Kryptonit?«

»Jackie …«

»Wenn ich reinen Alkohol nehme, geht es dann ab?«

Am liebsten hätte ich über den Tresen gegriffen und ihn bei der Schürze gepackt. »Jackie«, sagte ich langsam. »Sag mir bitte, wie du dich fühlst.«

»Mir geht’s gut«, sagte er und sah mir jetzt dabei in die Augen. »Mach dir um mich keine Sorgen.«

»Dein Sohn hat mir erzählt, du warst am Seeufer spazieren.«

»Das hat mir richtig gutgetan. Ich sollte das jeden Tag machen.«

»Erzähl mir, was passiert ist.«

»Können wir da nicht ein andermal drüber sprechen?«

»Nein, das können wir nicht.«

Er warf das Handtuch auf den Tresen. »Und was soll ich dir erzählen? Du weißt doch, was passiert ist. Sie sind mit einem Durchsuchungsbefehl gekommen, sie haben mich eingebuchtet …«

»Was haben sie hier gefunden?«

»Gestohlene Gegenstände. Sie haben gestohlene Gegenstände in meinem Schlafzimmer gefunden.«

»Erzählst du mir vielleicht auch, was es war?«

»Muß ich das?«

»Eigentlich kann ich es mir denken. Ich komme gerade von Gill, und er hat mir von den indianischen Handarbeiten erzählt, die ihm jemand vor die Tür gelegt hat. Ziemlich wertloses Zeug, wie sich zeigt, und das sagt mir was.«

»Und was bitte?«

»Man schiebt euch was in die Schuhe. Jemand hat das Geld genommen, Jackie, und jetzt sieht es so aus, als ob du und Bennett und Gill dahinterstecken. In deinem Fall könnte ich mir denken, daß sie dir was gebracht haben, was man leicht mit dir in Verbindung bringt. Vielleicht was Schottisches. Habe ich recht?«

Er sah mich einen Moment lang an. »Stimmt.«

»Was war es?«

»Es war ein Becher. Ein alter Zinnbecher.«

»Ich glaube, ich kann mich an ihn erinnern. In Vargas’ Vitrine. War da nicht was eingraviert?«

»Die Flagge der Royal Navy. Und das Wappen von Scapa Flow auf der anderen Seite. Das ist eine alte Marinebasis in Schottland.«

»Und gäbe es irgendeinen Grund für dich, so etwas zu stehlen?«

»Er war ganz schön ramponiert. Ich kann mir nicht denken, daß er was wert ist.«

»Na klar, das macht Sinn.«

»Wenn du das sagst.«

»Warum hast du ihn mit reingenommen? War dir nicht klar, daß er aus Vargas’ Haus stammt?«

»Ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe, Alex. Aber offensichtlich habe ich einen schweren Fehler gemacht.«

»Was wolltest du damit machen?«

»Ich hatte da keine Vorstellung. Vermutlich hätte ich dich irgendwann danach gefragt. Aber ich hatte ja nicht mal dazu Gelegenheit.«

»Was haben sie dich auf der Wache gefragt? Ich hoffe, du hast nicht irgendwas ohne deinen Anwalt gesagt.«

»Der war natürlich da. Ich bin ja nicht blöd. Sie meinten, wir würden eines Verbrechens bezichtigt, aber die Sache sähe natürlich schon ganz anders aus, wenn ich die Leute nennen würde, die den Raubzug durchgeführt hätten. Das war das Wort, das dein Freund Maven benutzt hat, den ›Raubzug‹. Das ist schon eine merkwürdige Type … Und so voller Sympathie für dich.«

»Er sollte besser nach demjenigen suchen, der das wirklich getan hat. Aber ich glaube kaum, daß er das tun wird. Ist schon ein Datum für den Prozeß anberaumt?«

»Nein. Mein Anwalt glaubt, daß sie das noch ein paar Tage über unseren Häuptern schweben lassen, um noch mehr Informationen aus uns rauszukitzeln.«

»Ein paar Tage …«

»Ich gebe nicht nach. Niemals werde ich zum feigen Verräter an meinen Komplizen.«

»Das ist kein Witz, Jackie. Du könntest deswegen im Gefängnis landen. Ich muß dringend mit ein paar Leuten sprechen, und zwar zuallererst mit Mr. Swanson.«

»Tut mir leid, daß ich dich da reingezogen habe, Alex. Jetzt will ich, daß du die Sache einfach laufen läßt. Ich will nicht, daß du rumläufst und die Leute vors Schienbein trittst.«

»Das ist jetzt zu spät. Es sind schon etliche Schienbeine getreten worden.«

»Verdammt, laß die Sache ihren Gang gehen, Alex. Halt dich nur ein einziges Mal in deinem Leben in diesem Fall aus etwas raus.«

Ich nahm einen tiefen Zug aus der Flasche und stellte sie dann wieder zurück. »Als du neulich abends zu mir in die Hütte gekommen bist und dafür gesorgt hast, daß ich mit zum Pokern gegangen bin – warum hast du das gemacht?«

»Weil ich ein blöder Esel bin.«

»Du hast das gemacht, um mir zu helfen, Jackie. Ich hatte einen Hänger, und du hast alles darangesetzt, mich drüber wegzubringen, ob ich das wollte oder nicht. Den Gefallen zahle ich dir jetzt zurück. Ich helfe dir, ob es dir gefällt oder nicht. Und du kannst mich durch nichts daran hindern.«

Im Lauf des Nachmittags rief ich noch einmal in Swansons Büro an. Ich saß an der Theke und benutzte Jackies Telefon, so mußte er die Auseinandersetzung mit Swansons Sekretärin mitkriegen. Swanson sei nicht mehr bei Gericht, verriet sie mir, aber jetzt sei er bei einem Arbeitsessen. Ja, sie habe ihm meine Nachricht übermittelt. Nein, sie wisse nicht, wann er mich anrufen würde. Er sei ein vielbeschäftigter Mann. Der Ton in ihrer Stimme verriet mir, daß sie wußte, daß ich offensichtlich selber nicht allzu beschäftigt war, wenn ich die Zeit hatte, ihr jede Stunde lästig zu werden. Als ich fragte, ob er eventuell unter seiner Privatnummer zu erreichen sei, antwortete sie mit dem eisigsten »Nein«, das ich jemals gehört habe. Und ich habe davon durchaus mehr als genug zu hören bekommen. Das war das Ende unserer Unterhaltung.

Als ich auflegte, stand Jackie da und starrte auf das Telefon. »Du bist wirklich hinter Swanson her? Worauf stützt du dich?«

»Wenn er nichts damit zu tun gehabt hat, braucht er sich auch keine Sorgen zu machen. Ich will ihm nur ein paar Fragen stellen.«

»Und was meinst du, wird er dir erzählen, wenn er was damit zu tun gehabt hat?«

»Weißt du, was bei der Polizeiarbeit das Schwerste ist?«

»Daß man gelegentlich auf dich schießt?«

»Abgesehen davon. Ich meine als generelles Prinzip.«

»Sag es mir.«

»Ich erzähle dir erst mal, was es nicht ist. Das Schwerste ist nicht, herauszukriegen, wer es getan hat. Das ist sogar meist das Leichteste. Das Schwerste ist, einen Fall dicht zu machen.«

»Du meinst, es zu beweisen?«

»Ja. Ich habe eine ganze Reihe Detektive in meinem Bezirk gekannt, Burschen, die jeden Tag einen Fall abzuschließen hatten, und Gott weiß, daß ich jede Menge schuldige Männer gesehen habe. Und Frauen. Na ja, meistens Männer, um ehrlich zu sein. Wenn Franklin und ich Streife fuhren, waren wir meistens zuerst am Tatort. Da lag jemand tot auf dem Boden, zumindest übel zugerichtet. Wir riefen Verstärkung herbei, den Krankenwagen, und irgendwann tauchten dann auch zwei Detectives auf. An dieser Stelle gaben wir dann den Fall an sie ab. Die Typen, die ich kannte, fragten als erstes mich. Erste Frage, was ist passiert. Zweite Frage, wer hat es getan. Weil ich das in den meisten Fällen schlicht wußte. Nach fünf Minuten schon war alles klar. Ich wußte es, Franklin wußte es, der Detective wußte es, sobald er sich den Burschen nur ansah. Man brauchte ihm nur ins Auge zu sehen und zu sagen: ›Haben Sie irgendwas mit der Sache hier zu tun?‹ Und die sagen dann: ›In keiner Weise, Officer.‹ Es könnte ihnen genausogut auf der Stirn geschrieben stehen.«

»Willst du mir verklickern, daß du Swanson nur zu fragen brauchst, ob er es war, und egal was er sagt, weißt du die Wahrheit, einfach so?«

»Sicher bin ich mir da natürlich nicht. Aber einen Versuch muß ich unternehmen, was mein Bauch sagt, wenn ich mir seine Geschichte anhöre.«

»Und wenn dein Bauch sich irrt? Ist dir das nie passiert?«

»Ich denke schon, ein- oder zweimal.«

»Ein- oder zweimal? Soll ich vielleicht einige Male aufzählen, wo dein Bauch sich geirrt hat, allein die Male, die ich mitbekommen habe? Verdammt, ich könnte gut davon leben, gegen deinen Bauch zu wetten, Alex. Ich könnte mir ein neues Auto kaufen und mich in Florida zur Ruhe setzen.«

»Du bist ein spaßiger Mensch. Ich bin so froh, daß man dich auf Kaution rausgelassen hat.«

»Alex, eine Bitte. Pack deinen Bauch und geh heim, ja? Geh heim und spiel weiter den Einsiedler. Uns bringst du nur in schlimmere Schwierigkeiten, als wir sie jetzt schon haben.«

»Schon gut, beruhige dich, Jackie. Ich weiß, du hast einen schweren Tag gehabt …«

»Ich brauche mein Magenmittel«, sagte er und klopfte auf die Taschen seiner Schürze. »Wo zum Teufel habe ich nur mein Magenmittel hingetan?«

Jackies Magen wurde an diesem Abend nicht mehr besser. Ich wurde an diesem Abend nicht weniger sauer über diesen sturen undankbaren alten Esel. Direkt nach dem Abendessen tat er das Undenkbare und ging nach oben und überließ die Wirtschaft seinem Sohn. Ich konnte mich nicht erinnern, daß er das jemals getan hatte, nicht, wenn draußen noch Licht war.

Ich blieb noch eine Weile da und half Jonathan beim Aufräumen. »He, ich wollte dich noch was fragen. Ist dir hier irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen? Hat hier jemand rumspioniert?«

»Wer zum Beispiel?«

»Keine Ahnung. Irgendwer Auffälliges.«

»Nein, eigentlich nicht. Obwohl …«

»Ja?«

»Eigentlich nichts.«

»Los. Nun sag schon.«

»Das war heute, als wir zurückgekommen sind. Ich bin zur Hintertür reingegangen, und es war, ich weiß nicht, irgendwas hat nicht gestimmt.«

»Du meinst, jemand ist im Haus gewesen?«

»Na ja, du weißt doch, wir hatten heute morgen das Haus voller Polizei, und da dachte ich, mir kommt das alles noch was fremd vor, verstehst du? Aber als wir zurückkamen, gehe ich die Treppe hoch, und ich denke, wonach riecht das? Es war wie Zigarrenrauch oder so was.«

»Zigarrenrauch?«

»Ja, aber etwas süßer. Du weißt, was ich meine?«

»Ich glaube schon.«

»Die Tür war aber abgeschlossen. Wie soll da jemand reingekommen sein?«

»Ich weiß es nicht, Jonathan. Ich weiß wirklich nicht.«

»Als ob hier nicht schon genug los wäre.«

»Ich kann dich gut verstehen.«

»Eines weiß ich«, sagte er. »Heute nacht nehme ich meine Jagdflinte mit ins Bett.«

»Tu mir einen Gefallen«, sagte ich. »Laß sie auf dem Fußboden. Nimm sie nicht wirklich mit ins Bett, ja?«

Darüber mußte er lachen. Ich half ihm, alles fertig zu machen, sagte gute Nacht und machte mich davon.

Als ich zu meinen Hütten zurückfuhr, klingelte mein Handy. Ich hoffte, es sei Swanson, der wissen wollte, warum ich ihn nur so belästigte; statt dessen war es Kenny.

»Ich bin gerade nach Hause gekommen und habe Ihre Nachricht gehört«, sagte er. »Worüber wollen Sie mit mir sprechen?«

»Vielen Dank, daß Sie zurückrufen. Ich wollte Ihnen nur wegen neulich abends ein paar Fragen stellen.«

»Das verstehe ich nicht. Wir sind beide dagewesen. Was könnte ich da wissen, was Sie nicht auch wüßten?«

»Sie kennen Vargas erheblich besser als ich. Ich erhoffe mir von Ihnen bessere Einsichten in dieser Richtung.«

»Ich verstehe Sie immer noch nicht, Alex.«

»Ist Ihnen bekannt, daß Jackie, Bennett und Gill heute alle verhaftet worden sind?«

Es herrschte ein langes Schweigen am anderen Ende. »Ich wußte, daß irgendwas im Busch war«, sagte er schließlich. »Win war heute in einer ganz merkwürdigen Stimmung.«

»Er war heute im Geschäft? Sie haben ihn gesehen?«

»Nur ein paar Minuten. Um ehrlich zu sein, bin ich ihm aus dem Wege gegangen. Seit diesem Abend treibt er alle in den Wahnsinn.«

Ich hätte ihn gerne weiterreden lassen, aber ich wußte, daß es besser wäre, wenn ich ihm die Fragen persönlich stellen konnte. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, zu Ihnen zu kommen? Das wäre sehr entgegenkommend von Ihnen.«

»Sie wollen wirklich hier runterkommen?«

»Sie sind doch in Bay Harbor, stimmt’s? Da habe ich gleich die Gelegenheit, es mal selber zu sehen.«

»Ich dachte, Sie hassen den Ort.«

»Ich bin ja nie da gewesen. Die Chance sollte ich dem Ort schon geben.«

»Ich glaube nicht, daß Sie ehrlich zu mir sind, Alex …«

»Kenny, ich habe drei Freunde, die heute in den Knast gewandert sind; denen will ich bloß helfen. Ein paar Minuten von Ihrer Zeit, mehr will ich doch gar nicht.«

»Ist schon in Ordnung. Ich werde morgen früh zu Hause sein. Fahren Sie einfach zum Haupteingang. Ich gebe denen Ihren Namen.«

»Müssen Sie morgen nicht arbeiten?«

»Ich habe doch schon gesagt, daß er alle verrückt macht. Ein freier Tag kommt mir da sehr zupaß.«

»Ist neun Uhr in Ordnung?«

»Sagen wir lieber zehn. Ich mach mich jetzt vom Acker. Es könnte eine lange Nacht werden.«

Ich bedankte mich und legte auf. Nicht gerade die Reihenfolge, in der ich die Gespräche gern geführt hätte, dachte ich. Lieber hätte ich zuerst mit Swanson gesprochen, mich sozusagen von oben nach unten vorgearbeitet. Aber morgen war auch noch genügend Zeit, um es noch mal bei ihm zu versuchen.

Ich hielt mit dem Wagen vor meiner Hütte, blieb eine Weile im Dunkel sitzen und lauschte auf die Geräusche des sich abkühlenden Motors. Das Licht des Dreiviertelmondes fiel durch eine Lücke in den Wolken und hob die Umrisse der Hütte vor dem Wald dahinter ab – dieser Hütte, die vor dreißig Jahren aus Kiefernstämmen von einem ehemaligen Autoarbeiter und seinem Baseball spielenden Sohn errichtet worden war. An diesem Abend wirkte sie so einsam und vergessen wie der abgestellte Eisenbahnwaggon drüben in Brimley.

Drinnen brannte Licht. Das war nicht in Ordnung. Ich konnte mich nicht erinnern, es angelassen zu haben.

Ich stieg aus dem Laster und ging zur Eingangstür. Sie war nicht verschlossen. Ich stieß sie auf. Der süße Geruch von Tabakrauch hing in der Luft.

Ich ging nach drinnen. Ich lauschte, ob etwas zu hören war, irgend etwas, das Geräusch eines auf den Boden gesetzten Fußes, ein plötzliches Wort, vielleicht nur ein Atemzug. Nichts dergleichen. Niemand war im Raum. Wenigstens jetzt nicht …

Da, mitten im Raum, auf meinem Tisch … Der ganze Tisch war voller Papiere. Ich trat einen Schritt näher heran. Da lagen alle meine Kontoauszüge, die Überweisungsquittungen meiner Berufsunfähigkeitsrente, meine Lebensversicherung, sogar der Grundbuchauszug für mein Grundstück. Alles lag da, meine gesamten finanziellen Unterlagen, mein ganzes Leben, ausgebreitet auf dem Tisch. Neben den Papieren stand eine Untertasse aus meiner Küche, darauf fünf kalte Zigarrenstummel. Es waren diese unangenehm süßlichen kleinen Zigarillos, die mein Vater auf die Jagd mitnahm, um die Insekten zu verscheuchen. Da hatte doch jemand auf diesem Stuhl hier gesessen, hatte meine Papiere durchgesehen, Zigarren geraucht und die Untertasse als Aschenbecher benutzt.

Und dieses Mal wollte er, daß ich es erführe.

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