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Hei, war das ein Feuerchen!
Dreißig Meter hoch stiegen die Flammen! Was so erstklassiges Flugbenzin ist, das brennt vielleicht!
Kiste um Kiste flog in das Feuerchen! Die Männer, welche da arbeiteten, schwitzten. Sie ließen ein paar Flaschen Bourbon kreisen und sangen wüste Lieder. Immer neue Laster brachten immer neue Kisten. Andere Laster (vier insgesamt) rollten in einiger Entfernung an dem Feuerchen vorüber, verschwanden in der Dunkelheit, kehrten wieder nach einer Weile und rollten durch den Eingang B zu der ›Flying Fortress‹. Die elektrische Beleuchtung bei Eingang B war aus unerklärlichen Gründen gerade in dieser Nacht ausgefallen.
Die Männer in der ›Flying Fortress‹ hoben, behutsam wie Gehirnchirurgen, Kiste nach Kiste auf die vier Laster, die von Jakob und seinen MP-Freunden gefahren wurden. Ein Haufen andere Männer – von Tommy Lewis überwacht – wuchteten andere Kisten auf andere Laster – alles, was sich an Holz und Kartons hinter der Mess Hall des Airfield bereits zu bedrohlichen Höhen schichtete: leere Holzkisten und Pappschachteln, in denen Verpflegung, geistige und ungeistige Getränke, Zigaretten, Zigarren, Schallplatten, die Bücher der Fliegerhorst-Bibliothek angeliefert worden waren – ein Skandal, wie es da hinter der Mess Hall aussah. Da mußte wirklich mal Ordnung gemacht werden, meinten Tommy Lewis und Jakob Formann. Natürlich fuhren auch Laster mit Flugbenzin hinaus auf den wüsten Acker unter dem Tor B, das seit Adolf Hitlers Tod nicht mehr geöffnet worden war. Pfeifend, saufend, ein munteres Liedchen auf den Lippen – so arbeitete die zweite Mannschaft fröhlicher Dinge.
Jakob, dessen Truck als erster mit den Kisten aus der ›Fliegenden Festung‹ vollgeladen worden war, rollte denn auch als erster an dem hübschen großen Feuerchen hinter Tor B vorbei. Die Jungs dort, die unentwegt Abfall und alte Kisten ins Feuer warfen, winkten ihm grölend nach. Jakob hupte anerkennend und holperte sodann (in den Kisten piepste es gequält) über den Acker bis zu der Straße nach Theresienkron. Hier konnte er schneller fahren. Im Rückspiegel sah er Lichter. Das ist Mojshe mit dem zweiten Laster, dachte er. Hinter ihm wurde kurz das Fernlicht aufgeblendet. Na also, dachte Jakob zufrieden. Wenn den Knaben da auf dem Acker bloß nicht das Zeug ausgeht, bevor wir das letzte Küken draußen haben. Mein Gott, was für ein schönes Feuerchen! (Es war, geneigter Leser, jenes schöne Feuerchen, das unser Freund zwanzig Jahre später, in einer Astgabel über der Mangfallschlucht hängend, vergebens sich ins Gedächtnis zu rufen bemüht war, das hübsche große Feuerchen, mit dem, wie er 1965 rückblickend mit Fug und Recht meinen konnte, alles begonnen hatte.) Damit hätten wir auch das klargestellt.