Nach der Beerdigung von John Willis kapselte sich seine Familie ab. Zu Hause waren seine Eltern und seine Schwester Maria. Ein paar Tage lang kamen Nachbarn, brachten Essen, sagten: »Herzliches Beileid«, und hatten herzlich wenig zu sagen. Wie er gestorben war, am Kreuz, da gab es keinen Kommentar. Was hatte man denn schon zu bieten, an Trost?
»So ist er besser dran.«
»Die Zeit heilt alle Wunden.«
»Nur noch hundert verkaufsoffene Tage bis Weihnachten.«
Es war leichter, nicht hinzugehen, also füllte sich das Haus allmählich mit Schweigen. Maria war untröstlich. Sie fühlte sich besonders schlecht, weil sie ihrem älteren Bruder Rory immer nähergestanden hatte. Rory war in England. Sie war neunzehn und hatte ihr erstes Auto, einen gebrauchten Datsun mit reichlich Meilen auf dem Tacho. Maria war ein unansehnliches Mädchen, und alle Schminke der Welt schien nur zu schreien: Heiland, ist sie unansehnlich. Aber wenn sie sich hinter das Steuer setzte, kam sie sich vor, als würde sie mitspielen, als wäre sie wichtig. Manchmal sogar, als könnte sie hübsch sein. Sie arbeitete für eine Baufirma in der Stadt, und die hatten ihr gesagt, sie könne so oft freinehmen, wie sie wünsche. An einem Montagmorgen war sie nach Salthill gefahren, hatte an der Promenade geparkt und den Ozean betrachtet. Sie mochte es, wenn das Wetter rau war, die Wildheit des Meeres wirkte wie Balsam auf ihr gepeinigtes Herz. Hätte sie in den Spiegel gesehen, hätte sie ein Mädchen auf einer Bank bemerkt, ein Mädchen mit dunklem Haar, ein Mädchen mit Wahnsinn in den Augen. Das Mädchen beobachtete Maria mit grimmiger Intensität. Von Zeit zu Zeit murmelte das Mädchen: »Du wirst brennen, Zicke.«
Mein Telefon klingelte, und mein Anwalt war dran. Er sagte, ein Auktionator habe angefragt, ob ich erwöge, meine Wohnung zu verkaufen.
Meine erste Reaktion war auf gar keinen Fall, aber aus Quatsch fragte ich, wie viel denn geboten sei, und ging, als ich den Betrag hörte, fast zu Boden.
Ich staunte: »Für eine Wohnung?«
Ich konnte es nicht glauben.
Er sagte: »Residenzen in Stadtmitte sind wie Goldstaub, und mit so einer Investition können Sie gar nicht verlieren.«
Mein ganzes benebeltes Leben lang hatte ich spontane Entschlüsse gefasst, meist schlechte. Jetzt sagte ich: »Okay, machen wir’s.«
Er war so überrascht wie ich, fragte: »Sind Sie sicher?«
»Natürlich nicht, aber verkaufen Sie sie trotzdem.«
Ich hatte lange darüber nachgedacht, mein Leben tief greifend zu ändern. Wenn ich so weitermachte wie bisher, brachte Galway mich um – hatte es auch schon um Haaresbreite geschafft. Einfach so beschloss ich, nach Amerika zu gehen. Seit Jahren hatte ich gesagt, ich würde das liebend gern tun – jetzt konnte das mit einigem Stil geschehen, nach Florida hinunter, reiche Witwe finden, in der Sonne liegen.
Florida befand sich in den Fängen seines vierten Hurricanes, und ich plante einen Besuch. Entsprach dem Lauf meines Lebens. Zuerst wollte ich nach New York, die Stadt in mich aufsaugen, dann runter nach Vegas abhauen und dann nach Süden. Vielleicht sogar nach Mexiko. Mein Herz pochte, meine Handflächen waren mit Schweiß bedeckt, und mir wurde klar, dass mich der Gedanke an ein neues Leben aufregte. Gott, wie lang war es her, dass ich mich wegen irgendwas erhitzt hatte? Ich würde für Wellewulst einen Blick auf die Kreuzigungskiste werfen, sehen, ob ich das lösen konnte, und dann Abflug, den ganzen Scheiß hinter mir lassen.
Ich sah im Telefonbuch nach, rief ein Reisebüro an, reservierte einen Flug Shannon–New York. Legte auf und dachte: »Das machst du jetzt tatsächlich.«
Stimmte ja auch.
Von wem würde ich mich verabschieden? Fast alle, die ich kannte, waren auf dem Friedhof. Ich sah auf die Uhr. Ich wollte etwas trinken, um zu feiern, hielt mich aber an meine verrückte sensorische Abmachung. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken. Es soll ja Schnelldenker geben, aber meine Gedanken beschleunigten sich bis zur Lichtgeschwindigkeit. Gedanken ans Fliegen, wie eine gute Portion kristallines Meth, hatten mein gesamtes zerbrechliches Nervensystem elektrisiert. Mexiko, das musste ich überdenken, da ich gerade erst Kem Nunns Roman Tijuana Straits gelesen hatte. Er schrieb, dass da unten echt schlimme Scheiße passierte, und ich fragte mich, wäre das so anders als mein gegenwärtiges Leben?
Ich würde natürlich mit leichtem Gepäck reisen. Was ich besaß, ließ sich in einen Umschlag stecken und abschicken.
Zuerst musste ich mit den Eltern des toten Jungen sprechen. Ich hatte keine Lust, aber wenn ich mich des Falles annehmen wollte, musste ich sie besuchen. Ich würde meinen Kaffee trinken, stark, schwarz und bitter, dann hingehen und, wenn schon sonst nichts, mein Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Da war ihr Tag bestimmt gerettet. Genau, was sie brauchten, ein wildfremder Heini, der sagt, wie leid es ihm tut, und ihnen dann Fragen stellt. Ach, Scheiße, wenn ich doch nur söffe – ein paar Gedecke, und ich würde einem Esel das Hinterbein abschwatzen.
Einmal durchrechnen:
Eine Familie bei der Trauerarbeit stören = zwei große Jameson
Ein neugieriges Arschloch sein = viele, viele pints vom Schwarzen
Neues Leben am Horizont = eine Flasche Schnelles,
Tödliches
Schien Sinn zu haben, Irrsinn zumindest, aber als Entschuldigung kann ich anführen, dass ich Ire bin und dass Logik in meiner Argumentation keine Rolle spielt.
Ich machte mich mit gemischten Gefühlen zum Claddagh auf. Der Claddagh ist ein einzigartiges Stück Geschichte, nicht nur Galways, sondern ganz Irlands. Hier gab es eine Gemeinschaft, die in einem fast isolierten Dorf lebte, von Galway nahezu getrennt, obwohl die Stadt so nah war, dass man hinüberspucken konnte. Ihren Hauptlebensunterhalt verdiente sie mit Fischen. Ihre Boote waren etwas Besonderes und wogen acht bis vierzehn Tonnen. Die Männer segelten damit die ganze Küste entlang, und nach ihrer Rückkehr verkauften ihre Frauen, die auch die Netze flickten, den Fang. Anders als bei anderen Fischerbooten des Landes, hatten diese »Huker«, wie sie genannt wurden, offene Decks, und weil »hooker« im amerikanischen Englisch »Prostituierte« heißt, ist die altehrwürdige Bezeichnung für die Fischerboote des Claddagh den amerikanischen Touristen ein nie versiegender Quell der Heiterkeit.
Weltweit bekannt ist der Claddagh aber wegen des irischen Eherings: zwei Herzen, vereint, mit einer Krone drüber. Im Zentrum ist ein weiteres Herz. Trägt man das Herz nach außen, sucht man Anschluss, trägt man es nach innen, ist man bereits versprochen.
Die Tragödie am Claddagh ist, dass diese autarke Gemeinschaft im Jahre 1934 aufhörte zu existieren, als ihre Häuser abgerissen wurden, um »hygienischeren« Unterkünften Platz zu machen. Damals war der Ausdruck »Fortschritt« noch nicht im Schwange, aber es war der gleiche Geist von Wandel und Zerstörung, der heute Amok läuft.
Aber auch der andere Geist, der freie Wille der Leute vom Claddagh, existiert heute noch, über Generationen weitergegeben, und sogar in einer kosmopolitischen Stadt sind die Claddagh-Leute ein ganz eigener Menschenschlag.
Mir gefällt es da.
Es gab eine Zeit, da war das Füttern der Schwäne etwas richtig Erhebendes, nicht nur für die Schwäne. Es gehörte zum Galway-Paket dazu. Und man hob den Blick, sah Nimmo’s Pier, der Ozean lockte, rief einem von einem Leben zu, das vor Verheißung nur so zu lodern schien. Am Horizont die Aran-Inseln und ein Lebenswandel, bei dem Eile nicht vorgesehen war. Aber dies war für mich kein Terrain der Behaglichkeit mehr. Zu viele Szenen von Gewalt und Verlust waren untrennbar mit der Gegend verbunden.
Ich ging schnell durch. Ein Typ saß am Wasser und fütterte abwechselnd die Schwäne und ein Windspiel. Der Hund sah ganz schlecht aus, magerer als ein Kesselflicker.
Ich sagte: »Wie geht’s?«
Ohne mich anzusehen, fragte er: »Wollen Sie einen Windhund kaufen?«
»Äh, nicht jetzt gleich.«
Er zuckte die Achseln, als schadete ich mir selbst damit, setzte hinzu: »Das Tier ist ein Sieger.«
Genau.
Ich wollte nicht trödeln, aber mancher Unsinn muss einfach ausgesprochen werden, sonst fängt man an zu glauben, dass das Chaos tatsächlich regiert. Ich fragte: »Warum lassen Sie ihn dann nicht selber Rennen laufen?«
Er stieß ein Lachen aus, in dem sich Bitterkeit und Bedauern klumpten, sagte: »Meine Missis, sie hasst Hunde.«
Vielleicht hatte sie die Hunde von Newcastle gestohlen. Er fügte hinzu: »Aber ich hasse die Missis, da gleicht es sich aus.«
Ich gab einem Impuls nach und fragte: »Nur mal so gefragt, wüssten Sie, weshalb jemand Hunde aus verschiedenen Häusern klaut?«
Ich dachte, er hätte mich nicht gehört oder eine Antwort wäre ihm zu lästig, und ging weiter, aber dann rief er: »Um sie zu fressen.«
Darf ich sagen, dass dies meinen Gedankengängen neue, äh, Nahrung gab?
Ich stand vor dem Haus, brauchte einen Moment, um mich zu sammeln. Das Gebäude war ein Reihenhaus, klein, heruntergekommen, sah nach Armut aus. Ich kannte das, ich war in genau so einem aufgewachsen. Der kleine Garten war gepflegt, ein paar Rosensträucher trotzten dem Schlimmsten, was der Nordatlantik zu bieten hatte. Ich steckte mir ein Pfefferminzbonbon in den Mund. Wenn man der Welt mitteilen möchte, dass man getrunken hat, nehme man eins. Das ist wie Hallo, ich will mir nicht anmerken lassen, dass ich getrunken habe. Obwohl ich nicht getrunken hatte. Alte Gewohnheiten leben lang. Fragen Sie die Sinn Féin.
Ich klopfte einmal, nahm dann sicherheitshalber noch ein Pfefferminzbonbon.
Ein Mann Ende sechzig öffnete die Tür. Er war klein, mit weißem Haar, und er hatte so was Besiegtes, schwarze Ringe unter den Augen.
»Mr Willis?«
Er starrte mich an. »Ja.«
Ich wollte gleich loslegen, aber er sagte: »Ich kenne Sie.«
Ich wartete, fragte mich, ob er die Tür zuknallt, aber er lächelte ganz leicht, wobei sich seine Lippen zusammenzogen, als hätte der Mund vergessen, wie Lächeln geht.
»Sie sind der Mann, der die Schwäne gerettet hat.«
Und dann, bevor ich reagieren konnte, sagte er: »Kommen Sie bitte herein.«
Er führte mich in eine dunkle Garderobe, schloss dann leise die Tür. »Hier hinein, bitte.«
Ein blitzsauberes Wohnzimmer, mit einer selbstsicheren Flamencotänzerin auf dem Fernseh, Zeugin froherer Zeiten vielleicht. Ein Schränkchen mit Glasfront enthielt Trophäen, Fotos und eine Strecke Reader’s Digest.
Er bedeutete mir, ich solle mich setzen, und sagte: »Ich hole rasch meine Frau. Möchten Sie Kaffee, Tee oder vielleicht etwas Stärkeres?«
Ich lehnte dankend ab, was mir nicht leichtfiel. Ich bemerkte ein silbergerahmtes Foto, das Prunk- und Mittelstück auf dem Schränkchen, und ging etwas näher ran. Es zeigte drei Menschen: zwei junge Männer und ein Mädchen. Den toten Mann erkannte ich, und das Mädchen musste die Schwester sein, Maria, aber der zweite junge Mann? Ein Zitat von T. S. Eliot ging mir durch den Kopf … etwas über einen dritten Mann, der neben einem geht. Er hatte rotes Haar, aber die Ähnlichkeit mit den beiden anderen war deutlich, er musste ein Bruder sein. Ich murmelte: »Es gibt noch einen Bruder?«
Wie hatte er Wellewulst entgehen können? Ich musste ihn überprüfen.
Die Stille im Haus war beunruhigend. Der Vater kam mit einer Frau zurück, die noch besiegter aussah als er. Ihr Körper war in sich zusammengeklappt.
Sie streckte die Hand aus und sagte: »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
Heiland.
Ich brummelte irgendein Klischee über ihren Verlust, und sie nickte. Ich warf einen Blick auf ihre Augen und wünschte, ich hätte es gelassen. Wenn es noch einen Schritt weiter geht als Angst, als Qual, dann war sie da angelangt. Wir standen herum, ein betretenes Trio, keiner wusste, was zu tun war.
Also versuchte ich es: »Ich hasse es, hier so einzudringen, aber ich untersuche die Umstände von Johns …« Und wenn es mein Leben gegolten hätte, wäre mir kein passendes Wort eingefallen – Tod, Ableben, Ermordung, alles zu schroff.
Anstatt mich zu fragen, mit welchem Recht ich tätig geworden sei, sagte sie: »Wir sind sehr dankbar.«
Aus Verzweiflung fragte ich, ob ich sein Zimmer sehen könne, und der Vater führte mich zu einem kleinen Hinterzimmer. Er sagte: »Wir haben nichts angerührt.«
Das Zimmer eines jungen Mannes: das Bett ungemacht, ein Bücherregal mit Autozeitschriften, ein CD-Player und ein Plattenregal. Ich stand da und fragte mich, was zum Teufel ich da machte.
Nach fünf Minuten ging ich zurück zu dem Paar und fragte: »Wie war John?«
Ein Schwall von Liebe und Zuneigung kam aus den beiden. Er war ein ganz normaler Bursche – spielte Fußball, arbeitete in einer Reparaturwerkstatt, hatte jede Menge Freunde.
Die Haustür ging auf, und ein Mädchen kam herein. Vom Foto auf dem Schränkchen wusste ich sofort, dass es die Tochter war. Einen Profiermittler täuscht man nicht so leicht.
Die Mutter sagte: »Wir lassen Sie mit Maria allein. Sie und John standen sich sehr nahe.«
Nachdem sie hinausgeschlurft waren, starrte das Mädchen mich an und fragte: »Was geht Sie das überhaupt an? Haben Sie John gekannt?«
Ich sagte, das nicht, aber da die Polizei nicht vorankäme, wollte ich sehen, ob ich vielleicht helfen könnte.
Sie ließ das auf sich wirken, fragte: »Werden Sie bezahlt?«
»Nein, aber …«
Sie war nicht zornig, nur verwirrt.
»Sie sind also nur ein lieber Mensch, der herumgeht, hilft, wo er kann, alles wieder ins Lot bringt, ja?«
Bevor ich antworten konnte, sagte sie: »Sie haben doch wohl den Arsch offen.«
Ich fühlte mich auf festerem Boden. Aggressivität passt mir am besten, bloß nicht dies höfliche Herumgeeiere auf Zehenspitzen, also sagte ich: »Ich hätte angenommen, dass Sie jede nur mögliche Hilfe begrüßen.«
Sie studierte mich eine Minute lang – mochte das, was sie sah, nicht sehr, sagte dann: »Ist doch scheißegal, was Sie annehmen. John kommt nicht zurück. Würden Sie mir einen Gefallen tun?«
»Klar, wenn ich kann.«
»Lassen Sie uns höllenochmal zufrieden. Würden Sie das tun? Hauen Sie ab, spielen Sie Superman mit jemandem, dem das nicht scheißegal ist.«
Dann brachte sie mich an die Tür, und ihre Körpersprache sagte: Du lässt dich nie wieder irgendwo blicken.
Während sie mir beim Weggehen zusah, sagte sie: »Noch was, Mr Taylor, die Pfefferminzbonbons wirken nicht.«
Ich hatte es gewusst, stimmt’s?
In meiner Wohnung legte ich dann Road to Bayamon von Tom Russell auf. Da ist ein bittersüßer Song drauf, »William Faulkner in Hollywood«. Bewirkte, dass ich mich nach einem besseren Leben sehnte und dass ich mittendrin abstellen musste. Rief Wellewulst an. Sie klang, wie sie immer klang, feindselig.
»Was?«, grunzte sie.
»Haben Sie einen Polizisten namens Eoin Heaton gekannt?«
Eine Pause, in der sie abwog, weshalb ich mich wohl erkundigte.
»Ja, ich habe ihn gekannt. Warum?« Ihre Stimme troff vor Aggressivität.
»Die haben ihn rausgeschmissen, stimmt’s?«
Ein Seufzer, und dann: »Ja, er litt an derselben Beschwerde wie Sie.«
Ich brauchte nicht zu fragen, welche das war, also versuchte ich es mit: »War er gut, als Polizist?«
Sie wartete einen Takt lang, sagte dann: »Er wurde rausgeschmissen. Wie gut kann er gewesen sein?«
Ich wollte sie anschreien, ihr sagen, sie solle gefälligst von ihrem hohen Riesenross absitzen, fragte sie aber stattdessen, und ich musste genau hinhören, kein Zweifel möglich, ich hatte Schwierigkeiten mit dem Hören: »Was hat er denn gemacht, außer getrunken? Was waren die Gründe für seine Entlassung, oder haben Sie Geheimhaltung geschworen?«
»Er hat sich bestechen lassen, damit eine Anklage wegen Alkohols am Steuer fallen gelassen wurde.«
Ich hatte nichts dazu zu sagen, also fügte sie hinzu: »Das billigen Sie wahrscheinlich und finden, er sei zu streng behandelt worden.«
Genug, dachte ich und teilte selber aus: »Woher wollen Sie denn wissen, was ich finde?« Dann atmete ich tief ein und fragte: »Wussten Sie, dass John einen Bruder hatte? Ich war bei der Familie, habe die Eltern und die Schwester kennengelernt. Ich glaube wirklich – und das ist ein tatsächlich starker Glaube, ein Instinkt, ein Bauchgefühl –, dass Sie etwas über diesen Bruder herausfinden sollten. Können Sie das? Irgendwas, alles, was Sie über ihn kriegen können.«
Sie war einen Augenblick lang still, fragte dann: »Halten Sie das wirklich für so wichtig?«
»Absolut.«
Zumindest hatte ich ihre Aufmerksamkeit, und kurz vor dem Auflegen sagte sie: »Okay, was ist schon zu verlieren.«
Nachdem ich ebenfalls aufgelegt hatte, war ich tatsächlich sehr zufrieden mit mir, und mir wurde bewusst, dass ich diese ganze Veranstaltung, endlich mal, vorantrieb.