Kapitel zwei
VOR DER OSTKÜSTE AFRIKAS
12. November, 04:12 Uhr GMT+3
»Sie müssen verstehen, Admiral, es ist gerade die zerstörerische Herrschaft von Idi Amin, die Uganda heute zu so einem leuchtenden Vorbild macht. Wir haben enorme Anstrengungen unternommen – wirtschaftlich, politisch, in der Krankheitsbekämpfung. Aber die Welt will es nicht anerkennen. Sie will nicht einsehen, wie weit mein Land schon gekommen ist. Deshalb sind die Investoren sehr zurückhaltend, und Probleme tauchen wieder auf, die wir schon fast überwunden hatten.«
Der Zigarrenrauch stieg aus Charles Sembutus Mund auf – er rauchte ein Exemplar aus Admiral Jamison Kayes privatem Vorrat von Arturo-Fuente-Zigarren, während er seinen Vortrag über die moralische Verpflichtung der Welt gegenüber dem Land, das er regierte, hielt.
Kaye hörte mit ausdrucksloser Miene zu und ließ sich seine generelle Abneigung gegen Politiker nicht anmerken. Er war selbst in ärmlichen Verhältnissen auf einer Farm in Kentucky aufgewachsen, und seine Familie hatte auch in den schlimmsten Zeiten nie irgendeine Unterstützung erwartet. Sein Vater sagte immer, dass einen niemand wieder auf die Beine bringen könne. Entweder man stand allein wieder auf oder man blieb am Boden.
»Sie werden also verstehen, Admiral, warum es so wichtig ist, was wir hier tun. Und wie ernst die Lage ist.«
»Ja, Sir, Mr. President.«
Seine Frau ermahnte ihn oft, nicht so streng über Politiker zu urteilen, und sie hatte meistens recht. Aber nicht diesmal. Sembutu hatte die Macht in Uganda durch einen blutigen Umsturz an sich gerissen, bei dem nicht nur der frühere Präsident und seine Familie ermordet worden waren, sondern auch Tausende seiner Anhänger.
Es klopfte leise an der Tür, und der Admiral war froh, seinen Captain hereinkommen zu sehen.
»Gentlemen, wir haben die Livebilder auf den Monitoren. Wenn Sie mir bitte folgen.«
Die Kommandozentrale für diese Operation war in den Tiefen des Flugzeugträgers untergebracht – in einem engen Raum, der dazu da war, Ereignisse zu überwachen, über die keine Zeitung je berichten würde.
Die beiden Frauen, die die komplexen elektronischen Geräte bedienten, sprangen auf, als der Admiral und sein Gast eintraten, doch eine abwinkende Handbewegung ließ sie sogleich wieder an ihre Plätze zurückkehren.
»Das sind Bilder von Ihren Soldaten?« Sembutu zeigte auf die fünf Monitore. Grünlich leuchtend zog der Dschungel langsam auf dem Bildschirm vorbei.
»Jeder der Männer trägt eine Kamera an seiner Uniform, von der die Bilder via Satellit zu uns kommen«, erklärte Kaye.
Sembutu trat vor und las die Namen der Männer unter dem jeweiligen Monitor, während Kaye auf einem sicheren Telefon eine Nummer wählte.
Er hatte ein ziemlich ungutes Gefühl im Bauch, als es klingelte. Seiner Ansicht nach war Krieg so etwas wie der Normalzustand in Afrika – gelegentliche Perioden des Friedens waren eher die Ausnahme. Seine Jungs in eine Situation zu schicken, die sie nur teilweise kannten und die seiner Meinung nach Amerika auch gar nichts anging, erinnerte ihn verdammt stark an Somalia. Doch er hatte keine Wahl. Das war keine verrückte Operation, die sich irgendjemand in einem vergessenen Winkel des Pentagons ausgedacht hatte.
Das Telefon klickte, und die unverkennbare Stimme von Sam Adams Castilla war zu hören.
»Ja, Admiral?«
»Sie sind gelandet und unterwegs zu ihrem Ziel.«
»Sind alle sicher gelandet?«
»Ja, Mr. President. Bis jetzt läuft alles nach Plan.«