Kapitel vierzehn

CAMP LEJEUNE, NORTH CAROLINA, USA

13. November, 19:32 Uhr GMT-5

 

 

Jon Smith schritt über den leeren Gang und warf hin und wieder einen Blick in einen unbenutzten Raum, während er mit seinem Handy telefonierte.

»Haben Sie etwas Interessantes erfahren?«, fragte Fred Klein.

»Das Gespräch hat ein bisschen holprig begonnen. Der Junge ist völlig fertig.«

»Verständlich.«

Er bog um die Ecke und erblickte einen Pausenraum mit einem Kühlschrank. »Und wie ist es bei Ihnen? Haben Ihre Leute etwas herausgefunden?«

»Nicht viel. Sie haben von einem jüdischen Arzt gehört, der im Zweiten Weltkrieg nach Afrika geflüchtet ist und offenbar von ähnlichen Angriffen berichtet hat.«

»Lebt er noch?«

»Das glaube ich nicht, aber wir versuchen es herauszufinden und recherchieren seinen letzten bekannten Aufenthaltsort in Uganda.«

»Hat er irgendwelche Vermutungen gehabt, was hinter dem Verhalten stecken könnte? Drogen oder ein Krankheitserreger?«

»Wir wissen noch nichts Genaueres, aber unsere Leute gehen dieser Spur nach. Wenn es etwas gibt, werden sie es finden.«

Smith trat in den Pausenraum, öffnete den Kühlschrank und wollte schon zwei Cola herausnehmen, als er ganz hinten einen Sechserpack Bier sah.

»Rufen Sie mich an, wenn Sie mit dem Gespräch fertig sind«, fügte Klein hinzu. »Egal, wie spät es dann ist. Ich will Bescheid wissen.«

»Ich rufe auf dem Weg zum Flughafen an.«

Die Verbindung wurde getrennt, und er tauschte zwei Biere gegen einen Zehndollarschein, den er aus der Brieftasche zog. Das war jetzt die Medizin, die er als Arzt verordnete.

 

Ein Flaschenöffner war nicht so leicht zu finden, doch er schaffte es, die Flasche an der Kante der Arbeitsplatte zu öffnen, bevor er sich auf den Weg zurück zu Rivera machte. Er musste ihn irgendwie dazu bringen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Frage war nur, wie.

Smith war älter und vermeintlich weiser, doch er war sich nicht so sicher, ob er an der Stelle des jungen Mannes anders reagiert hätte. Er hatte Menschen an ihren Verletzungen sterben sehen, während er verzweifelt versuchte, sie zu retten. Er war hilflos daneben gestanden, als die Frau, die er liebte, einem Virus erlag, das ein Wahnsinniger entfesselt hatte. Und er hatte Männer und Frauen in Kämpfe geschickt, von denen er wusste, dass sie kaum zu gewinnen waren.

Man lernte nie wirklich, damit klarzukommen. Man konnte es nur jede Nacht verdrängen, um wenigstens ein paar Stunden schlafen zu können, ohne von den Geistern verfolgt zu werden.

Er öffnete die Tür zum Konferenzzimmer und hielt die Bierflaschen hoch. »Ich habe uns etwas …«

Er verstummte, als Rivera von der Pistole aufblickte, die vor ihm auf dem Tisch lag.

Smith ließ die Flaschen fallen und warf sich über den Tisch, während das Glas am Boden zerschmetterte. Seine Reaktion war schneller als die der meisten Männer, die halb so alt waren wie er. Aber Rivera war noch schneller.

Der SEAL griff sich die Waffe, hob sie unter sein Kinn und drückte ab, als Smith bei ihm war.

Die Kugel riss ihm die Schädeldecke weg, und sie stürzten beide zu Boden, während Blut und Gehirnmasse in alle Richtungen spritzten.

Smiths erste Reaktion war, nach dem Puls zu tasten, bevor ihm bewusst wurde, wie sinnlos das war. Er ließ sich zurück gegen die Wand sinken und schlug mehrmals mit dem Kopf dagegen.

Er hatte es vermasselt. Er hatte sich so sehr auf das konzentriert, was er erreichen wollte, dass er die Signale übersehen hatte, die ihm jetzt so offensichtlich erschienen.

Das Blut des jungen Mannes strömte weiter über den Boden, bis zu Smith herüber, wo es eine Pfütze um seinen Fuß bildete. Es gab immer irgendein Detail, das einem von solchen Momenten in Erinnerung blieb – etwas, das man nie mehr aus dem Kopf bekam, auch wenn noch so viele Jahre vergingen. Diesmal, das wusste er, würde es der Geruch dieses verdammten Biers sein.

Die Ares Entscheidung
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