Kapitel dreiunddreißig

IN EINEM RANDBEZIRK VON KAMPALA, UGANDA

22. November, 10:46 Uhr GMT+3

 

 

Diesmal machten ihnen die Leute sofort Platz, als ihr Taxi auf den kunstvollen Torbogen zufuhr. Natürlich gab es immer noch einige, die sie finster anstarrten, doch es wurden keine Waffen mehr auf sie gerichtet.

»Hier steigen wir aus«, sagte Peter Howell und streckte den Arm über den Sitz aus, um dem Fahrer die zweihundert Euro zu geben, auf die sie sich geeinigt hatten. »Wir fahren nicht zurück.«

Als sie ihr Gepäck auf die staubige Straße stellten und Saries wissenschaftliche Ausrüstung vom Autodach holten, kamen einige von Jananis Männern heraus, um ihnen zu helfen. Sie trugen die Sachen ins Haus, wo ihr Chef auf einem niedrigen Schemel saß und Tee trank.

»Peter!«, rief er, stand auf und schüttelte dem Engländer die Hand. »Du bist wieder einmal sicher bei mir angekommen.«

»Ja, aber diesmal war’s knapp. Hast du gewusst, dass Sebastiaan in der Stadt ist?«

»Ich hab so was gehört. Aber angeblich lebt er nicht mehr. Kein großer Verlust für die Welt, meiner bescheidenen Meinung nach.«

Sie folgten Janani nach hinten zum Schießstand, wo auf einem Tisch zwei maßgeschneiderte Pistolen und zwei belgische Sturmgewehre lagen, die wahrscheinlich auch mit irgendwelchen Extras ausgestattet waren, die man ihnen nicht ansah.

Smith nahm die Pistole, die mit seinem Namensschild versehen war, und begutachtete sie. Der Griff fühlte sich an, als wäre er exakt an seine Finger angepasst worden, und die Waffe war perfekt ausbalanciert.

»Ist sie richtig so?«, fragte Janani.

»Das ist ein Kunstwerk, mein Freund.«

Der Afrikaner lächelte und wandte sich Sarie zu. »Sie denken, ich habe Sie vergessen, aber wie alle schönen Frauen ziehen Sie voreilige Schlüsse.«

Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie zu einem anderen Tisch, wo eine Repetierbüchse in einem Aluminiumkoffer lag. Es war ein prächtiges Exemplar mit Swarovski-Zielfernrohr und einem schimmernden schwarzen Lauf. Das Auffälligste war jedoch der Schaft, der mit blühenden Weinreben bemalt war. Eine wirklich kunstvolle Arbeit, wenn auch vielleicht ein bisschen fehl am Platz.

Janani überreichte Sarie die Waffe mit beiden Händen und zog die Stirn in Falten, während er auf die pinkfarbenen und gelben Blüten hinunterblickte. »Ich habe meiner jüngsten Frau von Ihnen erzählt, und sie wollte die Waffe unbedingt verzieren. Sie ist erst sechzehn, und es ist mir ein bisschen peinlich, es zuzugeben, aber ich kann ihr einfach nichts abschlagen. Natürlich kann ich einem meiner Männer sagen, dass er den Schaft ersetzen soll, wenn Sie es möchten.«

Sarie nahm die Waffe entgegen und begutachtete das kleine Kunstwerk auf dem glatten Holz. »Auf keinen Fall. Sagen Sie ihr, es ist wunderschön.«

Der Afrikaner lächelte breit, sichtlich erfreut, dass er nicht der Einzige war, der die Arbeit seiner Frau schätzte. »Gut, sind alle zufrieden? Ist unser Geschäft auf einem guten Weg?«

»Haben wir nicht auch von einem Fahrzeug gesprochen?«, warf Smith ein.

»Natürlich! Wie konnte ich das vergessen!«

Sie folgten ihm in einen kleinen Lagerschuppen, in dessen hinterem Bereich ein dunkelbrauner Toyota Land Cruiser mit extragroßen Reifen stand.

Smith blieb zwei Meter davor stehen und sah sein Spiegelbild in der Chromstoßstange. »Sie hätten nicht vielleicht etwas weniger Auffälliges?«

»Etwas weniger Auffälliges?«, fragte Janani ein wenig beleidigt. »Wenn ihr einen fünfundzwanzig Jahre alten Pick-up wollt, der nur noch über den Boden kriecht, dann geht zu einem Gebrauchtwagenhändler. Ich verkaufe nur absolute Spitzenware.«

Sarie ließ sich auf die Knie nieder, drehte sich auf den Rücken und kroch unter das Fahrzeug. Wenige Augenblicke später stieß sie einen anerkennenden Pfiff aus. »Der Wagen hat eine Panzerung, die so aussieht, als könnte sie einer Atombombe standhalten.«

Sie kroch wieder hervor und griff durch das offene Fenster auf der Fahrerseite, um die Motorhaube zu öffnen, unter der sie sogleich verschwand. Ihre Beine hoben sich kurz vom Boden und baumelten über dem Frontschutzbügel, während sie sich im Motorraum zu schaffen machte. »Chevy Small-Block-Motor  – klassisch einfach, leicht zu reparieren, und Ersatzteile sind auch nicht schwer zu beschaffen. Genau das, was man sich wünscht.«

Janani beugte sich zu Smith. »Was für eine außerordentlich nützliche Frau. Wären Sie unter Umständen bereit, sich von ihr zu trennen?«

»Wie bitte?«

»Ich dachte mir, wir könnten uns vielleicht einigen. Das Auto und die Waffen für sie.«

»Nein, ich glaube nicht.«

»Natürlich nicht. Verzeihung, ich habe Sie beleidigt. Das Auto, die Waffen und fünfzigtausend Euro.«

Smith lächelte. »Ein großzügiges Angebot, Janani. Das Problem ist, sie gehört nicht mir.«

»Schade.«

Sarie sprang auf den Fahrersitz und drückte verschiedene Knöpfe am Armaturenbrett.

»Also, was meinen Sie?«, rief ihr Smith zu. »Sollen wir ihn nehmen?«

»Soll das ein Scherz sein? Er hat Ledersitze, und sogar den iPod kann man hier einstöpseln!«

Die Ares Entscheidung
cover.html
e9783641091972_cov01.html
e9783641091972_fm01.html
e9783641091972_ata01.html
e9783641091972_toc01.html
e9783641091972_c01.html
e9783641091972_c02.html
e9783641091972_c03.html
e9783641091972_c04.html
e9783641091972_c05.html
e9783641091972_c06.html
e9783641091972_c07.html
e9783641091972_c08.html
e9783641091972_c09.html
e9783641091972_c10.html
e9783641091972_c11.html
e9783641091972_c12.html
e9783641091972_c13.html
e9783641091972_c14.html
e9783641091972_c15.html
e9783641091972_c16.html
e9783641091972_c17.html
e9783641091972_c18.html
e9783641091972_c19.html
e9783641091972_c20.html
e9783641091972_c21.html
e9783641091972_c22.html
e9783641091972_c23.html
e9783641091972_c24.html
e9783641091972_c25.html
e9783641091972_c26.html
e9783641091972_c27.html
e9783641091972_c28.html
e9783641091972_c29.html
e9783641091972_c30.html
e9783641091972_c31.html
e9783641091972_c32.html
e9783641091972_c33.html
e9783641091972_c34.html
e9783641091972_c35.html
e9783641091972_c36.html
e9783641091972_c37.html
e9783641091972_c38.html
e9783641091972_c39.html
e9783641091972_c40.html
e9783641091972_c41.html
e9783641091972_c42.html
e9783641091972_c43.html
e9783641091972_c44.html
e9783641091972_c45.html
e9783641091972_c46.html
e9783641091972_c47.html
e9783641091972_c48.html
e9783641091972_c49.html
e9783641091972_c50.html
e9783641091972_c51.html
e9783641091972_c52.html
e9783641091972_c53.html
e9783641091972_c54.html
e9783641091972_c55.html
e9783641091972_c56.html
e9783641091972_c57.html
e9783641091972_c58.html
e9783641091972_c59.html
e9783641091972_c60.html
e9783641091972_c61.html
e9783641091972_c62.html
e9783641091972_c63.html
e9783641091972_c64.html
e9783641091972_c65.html
e9783641091972_c66.html
e9783641091972_c67.html
e9783641091972_c68.html
e9783641091972_c69.html
e9783641091972_c70.html
e9783641091972_c71.html
e9783641091972_c72.html
e9783641091972_c73.html
e9783641091972_c74.html
e9783641091972_c75.html
e9783641091972_c76.html
e9783641091972_c77.html
e9783641091972_c78.html
e9783641091972_c79.html
e9783641091972_c80.html
e9783641091972_c81.html
e9783641091972_c82.html
e9783641091972_c83.html
e9783641091972_c84.html
e9783641091972_c85.html
e9783641091972_c86.html
e9783641091972_c87.html
e9783641091972_c88.html
e9783641091972_c89.html
e9783641091972_c90.html
e9783641091972_c91.html
e9783641091972_c92.html
e9783641091972_bm01.html
e9783641091972_bm02.html
e9783641091972_cop01.html