Kapitel dreiundfünfzig

WASHINGTON D.C., USA

27. November, 17:06 Uhr GMT-5

 

 

Präsident Sam Adams Castilla schob seine Titanbrille hinauf und wischte sich die müden Augen. »Ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig verstanden habe, Fred. Du willst mir sagen, dass Larry Drake – den ich seit Jahren kenne – einen seiner Analytiker hat umbringen lassen?«

»Sam, wir …«

»Moment, ich bin noch nicht fertig. Er hat einen seiner Analytiker ermorden lassen, um dem Iran zu helfen, eine furchtbare Biowaffe in die Hand zu bekommen, die sie gegen Amerika einsetzen wollen?«

»Das ist ein bisschen zu vereinfacht ausgedrückt«, erwiderte Klein.

Er hasste es, seinem alten Freund Informationen vorzulegen, die zum Teil auf Spekulationen beruhten – der Präsident der Vereinigten Staaten hatte mehr als genug konkrete Krisenfälle, um die er sich kümmern musste.

Die Situation war jedoch mittlerweile zu gefährlich, um sie zu ignorieren oder sie ohne Castillas Wissen weiterzuverfolgen.

»Was soll ich deiner Meinung nach jetzt unternehmen, Fred? Soll ich den FBI-Direktor anrufen und ihm erzählen, dass ein Mann, der sein ganzes Leben dem Land gedient hat, in Wahrheit ein Maulwurf der radikalen Muslime ist? Und wenn er mich nach Beweisen fragt – nach einer Mordwaffe –, soll ich ihm ein Schweinerippchen vorlegen, dessen Ablaufdatum um eine Woche überschritten ist?«

Castilla stand abrupt auf und begann im Oval Office auf und ab zu gehen.

»Sam, bist du okay?«

»Verdammt, nein, ich bin nicht okay. Wenn irgendein anderer als du mit so etwas zu mir kommt, dann würde ich ihn hochkant rausschmeißen, und er wäre die längste Zeit im Amt gewesen. Aber du bist nicht irgendwer, und das heißt, ich muss die Sache ernst nehmen. Ich muss mir Gedanken über die Loyalität des Mannes machen, der unser Geheimdienstnetzwerk leitet.«

»Ich denke, wir können nach wie vor davon ausgehen, dass Larry kein Radikaler ist, jedenfalls kein muslimischer. Und wahrscheinlich glaubt er, dass er seinem Land auf seine Weise immer noch dient.«

»Wovon redest du da, um Himmels willen? Er will seinem Land dienen, indem er das, was diese Soldaten getötet hat, auf Amerika loslässt?«

»Es kann sein, dass er dich damit zum Eingreifen im Iran bewegen will.«

»Wie bitte?«

»Was würdest du tun, wenn wir es wirklich mit dem Parasiten zu tun bekämen und Drake beweisen könnte, dass die iranische Regierung dahintersteckt?«

»Ich würde in dem Land alles niederwalzen, was größer als ein Hydrant ist«, gab Castilla zurück und blieb schließlich stehen. »Du meinst also, Drake will mich manipulieren? Er will mich dazu bringen, dass ich grünes Licht für einen Militärschlag gebe?«

»So wie er die Bedrohung durch den Iran einschätzt, wäre das durchaus möglich.«

Castilla war immer noch zu aufgewühlt, um sich zu setzen, und begann wieder leise murmelnd auf und ab zu gehen.

»Sam?«

»Okay.« Der Präsident blieb stehen. »Angenommen, es ist so – und ich bin noch lange nicht davon überzeugt –, was sollten wir deiner Meinung nach unternehmen? Drake hat eine Menge Verbündete – verdammt, ich bin ja selbst einer. Außerdem ist es nicht gerade einfach, einem Mann zu Leibe zu rücken, der jede Leiche kennt, die Amerika im Keller hat.«

Klein nickte und griff nach der dampfenden Teetasse, die vor ihm auf dem Tisch stand. »Das ist sicher nicht einfach. Aber ich habe eine Agentin drinnen, der ich vertraue …«

»Dann hat Randi Russell dein Angebot angenommen?«

»Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht einmal sicher. Aber sie glaubt ganz bestimmt nicht, dass Gazenga an einer Lebensmittelvergiftung gestorben ist, und sie würde auch Jon Smith nie im Stich lassen.«

»Hast du schon etwas von ihm gehört?«

Klein schüttelte den Kopf. »Und ich habe auch wenig Hoffnung, dass er sich meldet. Die Farm, die er besucht hat, wurde niedergebrannt, und die ugandische Regierung scheint die Gegend zu bombardieren, aus der er sich zum letzten Mal gemeldet hat. Angeblich haben sie Caleb Bahames Lager gefunden.«

»Wenn Bahame weg ist …«

»Dann könnte auch die Bedrohung durch den Parasiten weg sein«, nickte Klein. »Aber ich würde mich nicht darauf verlassen. Es kommt mir ein bisschen merkwürdig vor, dass ihn die Ugander zuerst jahrelang suchen und dann ganz plötzlich diese Woche finden. Ich würde eher davon ausgehen, dass die Iraner bekommen haben, was sie wollten, und ihn dann verraten haben.«

Den Präsidenten schien die Kraft zu verlassen, und er ließ sich in einen Stuhl gegenüber von Klein sinken. »Ich nehme an, du hast auch eine Empfehlung zur Hand?«

»Wenn Randi bereit ist, uns zu helfen, haben wir meiner Meinung nach eine Chance, Drake zu kontrollieren.«

»Wenn du ihn für schuldig hältst – sollte man ihm dann nicht das Handwerk legen?«

»Ich bin mir, ehrlich gesagt, nicht ganz sicher, ob er’s wirklich getan hat. Außerdem sind unsere Probleme mit Drake – falls sie überhaupt existieren – eher nebensächlich.«

»Der Iran«, sagte Castilla, und Klein nickte.

»Ich bin gerade dabei, ein zweites Team nach Uganda zu schicken, und ich bin auch mit unseren Kontakten im Iran in Verbindung, um zu sehen, was wir dort herausfinden können.«

Castilla lehnte sich zurück und starrte zur Decke hinauf. »Also, dann haben wir folgende Situation: Du schickst ein zweites Team los, um mit etwas fertigzuwerden, das wahrscheinlich deinen besten Mann umgebracht hat, und du versuchst etwas über ein streng geheimes Biowaffenprogramm herauszufinden, in einem Land, von dem wir kaum wissen, an welchem Tag der Müll abgeholt wird.«

Klein musste wieder an Smith und Howell denken, doch er schob den Gedanken beiseite. Später würde Zeit genug sein, um zu trauern. »Und genau darüber müssen wir reden, Sam. Die Möglichkeiten von Covert One sind begrenzt, aber nicht die deinen. Ich brauche grünes Licht, auch andere Behörden einzuschalten – CDC, USAMRIID und ein paar Wissenschaftler. Außerdem musst du dir darüber Gedanken machen, was wir tun, falls meine Leute scheitern, was sehr leicht passieren kann.«

»Du sprichst von einer militärischen Option.«

Klein nickte. »Wir müssen uns auch auf eine solche Situation vorbereiten, und du musst dir überlegen, wen du in die Sache mit einbeziehst.«

Die Ares Entscheidung
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