Kapitel sechsundachtzig
ZENTRALIRAN
5. Dezember, 14:39 Uhr GMT+3:30
General Asadi Daei stand in der Tür zum Cockpit der C-130 und blickte durch die Frontscheibe hinaus, als die Maschine von dem Luftstützpunkt abhob und nach rechts abdrehte. Jüngsten Berichten zufolge hatten sich etwa fünfzig Widerstandskämpfer im Labor verschanzt, während weitere fünfundzwanzig in den Straßen von Avass kämpften. Zum Glück war es der dortigen Polizei gelungen, Mehrak Omidi in ein Haus zu bringen, das sich gut verteidigen ließ. Dort wartete er nun auf die Landung der ersten Fallschirmjäger.
Daei wollte schon fragen, wann sie voraussichtlich ankommen würden, als sich der Pilot umdrehte und an seinen Kopfhörer tippte, um anzuzeigen, dass eine Meldung hereinkam.
Der General griff sich ein Headset und setzte es auf. »Hier Daei.«
Er richtete sich auf, als er zuerst ein Rauschen, und dann die Stimme von Ayatollah Khamenei hörte. »Wir haben einen völligen Sicherheitsbruch, General.«
Daei war im Krieg gegen den Irak dreimal verwundet worden – dennoch bekam er es in diesem Moment mit der Angst zu tun. Er war vorher über den Krankheitserreger informiert worden, mit dem sie es zu tun hatten. Ein völliger Sicherheitsbruch bedeutete, dass die Infizierten frei auf der Straße herumliefen.
»Ich verstehe, Exzellenz.«
»Gott sei mit dir.«
Im nächsten Augenblick war die Leitung tot, und Daei setzte sich mit den Kommandanten der anderen Transportflugzeuge in Verbindung. »Wir gehen zu Plan Theta über. Ich wiederhole. Plan Theta.«
Nachdem alle den Empfang der Anweisung bestätigt hatten, hängte er den Kopfhörer zurück an die Wand und stand einen Moment lang benommen da. In den anderen Flugzeugen würden Umschläge geöffnet werden, und die Offiziere würden ihren Teams erklären, mit welcher Art von Widerstand sie zu rechnen hatten: Leute mit der Kraft von drei Männern, die über alles herfielen, was sich bewegte, wie ein Rudel tollwütiger Hunde. Es kam ihm völlig irreal vor – wie eine paranoide Fantasie. Doch die Information kam direkt von Omidi, der bekanntermaßen nicht gerade zu hysterischen Anfällen neigte.
Daei begab sich zu seinem gut ausgerüsteten Team von Ärzten und Sanitätern in den hinteren Teil des Flugzeugs. »Wir haben einen völligen Sicherheitsbruch.«
Sie schnallten sich sofort ab und eilten hin und her, um Kisten mit Schutzkleidung zu öffnen und in medizinischer Ausrüstung zu wühlen, während sie laut und angespannt miteinander sprachen.
Er war nun gezwungen, den Großteil seiner Truppen auf Avass zu konzentrieren. Sein Sicherungsteam würde auf einem nahe gelegenen Flugplatz aussteigen, während die Fallschirmjäger die Straßen kontrollierten. Ihre einzige Mission war, ein Opfer des Parasiten lebend ins Flugzeug zu bekommen. Wenn sie in der Luft waren, würde man ihm sagen, wohin er seine tödliche Fracht bringen sollte.
Irgendwo weiter südlich warteten Bomber auf grünes Licht, Avass in Schutt und Asche zu legen. Nicht einmal die Takavar-Soldaten durften überleben – zu groß war das Risiko, dass sie die Infektion verbreiteten, oder dass sie Einzelheiten erzählten, die von der offiziellen Geschichte abwichen.