Denn geboren wurde heute

Auch Dein Heiland, Jesus Christ!«

 

Nach einer höflichen Verbeugung wendete Bertram sich zur Seite. Er selbst war von seiner Improvisation so ergriffen, daß er unwillkürlich verzichtete, auf seinen Sitz zurückzukehren. Er trat vielmehr an das Fenster und lehnte seine heiße Stirn an die kalten Scheiben, um sie an denselben zu kühlen.

Der Eindruck seiner Declamation war ein so gewaltiger, daß den Zuhörern am Schlusse derselben zunächst die Stimme versagte. Dann aber brach der Beifall um so stürmischer los. Sie alle erhoben sich und drängten sich herbei, um ihm ihre Bewunderung zu zollen.

Nur Zwei hielten sich zurück – Fanny von Hellenbach und der Baron Franz von Helfenstein. Dieser Letztere wartete, bis sich die Anderen ausgesprochen hatten, und fragte dann im anmaßenden Tone eines Examinatoren: »Herr Bertram, wollen Sie mir wohl sagen, ob Sie dieses Gedicht nicht vielleicht vorher bereits in irgend einer Sammlung gefunden und dann auswendig gelernt haben? Es scheint mir geradezu unmöglich zu sein, daß Sie es erst in diesem Augenblicke verfertigt haben!«

Einige Augenblicke lang herrschte tiefe Stille. Das war eine gradezu beabsichtigte Beleidigung, welche um so auffälliger und verwerflicher war, als sie gegen einen jungen Menschen, der bereits so unschuldig gelitten hatte, geschleudert wurde, und zwar hier an dieser Stelle, in Gegenwart von Herrschaften, welche sich nur zu dem Zwecke versammelt hatten, die Ehre des jungen Mannes zu restituiren.

Der Oberst von Hellenbach war als Wirth von dieser Beleidigung mit betroffen. Er sagte sich, daß der Baron bereits zweimal von Bertram zurechtgewiesen worden sei; er sah die Zeichen der Indignation auf allen Gesichtern, und er hielt es für seine Pflicht, sich des Beleidigten anzunehmen, hatte aber nicht Zeit, ein einziges Wort zu sagen, denn Bertram übernahm es selbst, sich zu vertheidigen. Und zwar geschah dies in einer Weise, als ob er während der kurzen Zeit seines Lebens sich nur in aristokratischen Kreisen bewegt habe. Kaum nämlich hatte der Baron ausgesprochen, so trat er mit raschen Schritten vom Fenster herbei, stellte sich in verächtlicher Haltung vor ihn hin und sagte: »Helfenstein, Sie sind ein gemeiner Mensch, ein Lump, mit dem man eigentlich gar nicht sprechen sollte!«

Er nannte ihn also nur Helfenstein. Er ließ sowohl das ›Herr‹ als auch das ›Von‹ weg. Die Anwesenden waren frappirt. Sie schwiegen. Sie blickten stumm auf den jungen Menschen, welcher so stolz, hochaufgerichtet und furchtlos vor dem Aristokraten stand. Dieser Letztere war einen Augenblick lang wie vom Donner gerührt, dann aber sprang er auf.

»Mensch!« rief er. »Flegel! Was wagst Du da!«

»Pah! Ich wage gar nichts!« antwortete Bertram. »Ich wage so wenig, daß ich Ihnen sogar eine Ohrfeige geben würde, wenn ich nicht befürchtete, durch diese Berührung mit Ihnen meine Hand zu beschmutzen, und wenn mich nicht die Hochachtung, welche ich für diese Herrschaften empfinde, davon abhielt!«

Da stieß der Baron einen heiseren Schrei aus. Er erhob den Arm zum Schlage. Bertram trat schnell zurück, um diesem Hiebe auszuweichen. Fanny war blitzschnell herbei gesprungen, um ihn zu beschützen. Die Hand des Barons fuhr herab, und der Schlag traf das Mädchen, welches mit einem Schrei des Schmerzes zusammenbrach.

Im nächsten Augenblicke stand der Oberst vor dem Baron.

»Herr von Helfenstein,« rief er, bebend vor Zorn, »ich muß Ihnen sagen –«

»Halt!« unterbrach ihn da die laute, gebieterische Stimme Bertrams. »Herr Oberst, Sie können diesem Manne nichts Anderes und nicht mehr sagen, als was er bereits von mir erfahren hat. Bin ich bereits zu ihm hernieder gestiegen, so ist es nicht nothwendig, daß auch Sie dies noch thun. Ist er kein Feigling, wofür ich ihn halte, denn sein Betragen ist dasjenige eines feigen Menschen, so genügt es, daß er von mir gezüchtigt wird. Gehen Sie sofort aus seiner Nähe!«

Er schob den Oberst zur Seite.

Frau von Hellenbach war zu ihrer Tochter geeilt, um dieselbe zu unterstützen. Auch Alma von Helfenstein trat hinzu. Der Fürst von Befour stand still und stumm an seinem Platze und beobachtete mit blitzenden Augen die Szene.

»Sie haben Recht,« sagte der Oberst zu Bertram. »Ich hoffe, daß Sie mich nicht vergessen, wenn Sie eines Zeugen bei der zu erwartenden Züchtigung bedürfen.«

Baron Franz von Helfenstein schien eine Entgegnung bereit zu haben. Sein Auge leuchtete tückisch auf, doch beherrschte er sich. Er wendete sich zu dem Fürsten: »Fürwahr, eine unglaubliche Situation! Nicht wahr, Durchlaucht? Ich entziehe mich derselben natürlich auf das Schleunigste und bin überzeugt, daß mein Entfernen wenigstens von Ihnen nicht der Furchtsamkeit zugesprochen wird.«

Der Fürst verbeugte sich höflich und antwortete:

»Ich hoffe, daß meine Beurtheilung dieses peinlichen Vorkommnisses keine irrthümliche ist. Darf ich bitten, mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen?«

»Das wird leider nur brieflich geschehen können!«

»Brief? Wieso?«

»Ah? Sie wissen noch nicht? Ja, Sie sprachen bereits seit einigen Wochen nicht bei uns vor. Die Gesundheit meiner Frau war seit längerer Zeit eine angegriffene. Die Ärzte riethen eine Klimaveränderung und haben sie nach Monaco dirigirt. Doch werde ich nicht unterlassen, ihr Ihren Gruß zu übermitteln. Gute Nacht, die Herrschaften!«

Er ging.

»Welch ein Mensch!« sagte die Oberstin, als die Thüre sich hinter ihm geschlossen hatte. »Hat er Dich schlimm getroffen, meine liebe Fanny?«

»Es ist gut, liebe Mama,« antwortete die Gefragte unter einem erzwungenen Lächeln. »Ich hoffe, daß dieser rohe Mann unser Haus nicht wieder betreten wird!«

»Das würde ich mir sehr verbitten,« meinte der Oberst. »Er schien nur gekommen zu sein, unseren guten Bertram zu provociren. Mein lieber, junger Freund, Sie werden jedenfalls eines Sekundanten bedürfen. Denken Sie dabei an mich!«

»Ich lege mein Veto ein,« sagte da der Fürst. »Ich hoffe, daß Herr Bertram dabei zunächst an mich denkt.«

»Ein Duell!« sagte Fanny erschrocken. »Mein Gott, wie entsetzlich! Ist das nicht zu umgehen?«

»Auf keinen Fall,« antwortete ihr Vater. »Wäre Helfenstein so feig, Herrn Bertram nicht zu fordern, so würde ich ihm meine Forderung senden. Er hat Dich geschlagen, Kind; das muß unbedingt bestraft werden.«

»Aber, Herr Bertram ist noch krank und schwach!«

»Bitte, sorgen Sie sich nicht um mich!« bat Robert lächelnd. »Lassen wir jetzt lieber dieses Thema fallen. Freilich ist es für mich im höchsten Grade peinlich, daß gerade ich es bin, dessen Anwesenheit die Veranlassung dieses Ereignisses geworden ist.«

»Lassen Sie sich das nicht bedrücken, mein Lieber,« sagte der Oberst. »Ich habe Sie geladen, der Baron kam ohne Einladung. Ich versichere Ihnen, daß Sie gar nicht anders handeln konnten. Ich sage Ihnen sogar in aller Aufrichtigkeit, daß ich mit Ihnen sehr zufrieden bin. Ich hätte Ihnen ein so braves, ehren-und herzhaftes Benehmen wohl kaum zugetraut. Bisher besaßen Sie meine Theilnahme, jetzt haben Sie mir meine Hochachtung abgerungen. Aber, Sie haben Recht: Lassen wir dieses Thema fallen, es ist zu unerquicklich!«

Man blieb noch einige Zeit beisammen. Fanny hatte die Nähe des Fensters aufgesucht. Es war ihr bange um Bertram. Er, der unerfahrene, junge Mann – und ein Duell!

Da trat er zu ihr. Sie hatte sich von den Anderen zurückgezogen, und er glaubte, daß dies seinetwegen geschehe.

»Gnädiges Fräulein, Sie zürnen mir?« fragte er.

»Ich Ihnen? Welche Veranlassung könnte ich dazu haben?«

»Verzeihen Sie mir! Ich konnte nicht gut anders handeln!«

»Sie haben sich als Ehrenmann benommen! Aber, bitte, sagen Sie mir aufrichtig: Sind Sie in der Führung der Waffen so erfahren, daß Sie einen Gegner nicht zu fürchten brauchen?«

Er zuckte leichthin die Achsel und antwortete:

»Ich bin nicht bange, halte übrigens diesen Baron für einen feigen Bramarbas. In diesem Augenblicke geht mein höchster Wunsch nur dahin, daß dieses unangenehme Ereigniß mich Ihnen gegenüber nicht schädigen möge.«

Er sagte dies in einem so aufrichtigen und dringlichen Tone, daß sie, ihm die Hand auf die Achsel legend, antwortete: »Was denken Sie! Schädigen! Es scheint, daß Sie gar nicht in unsere Nähe kommen dürfen, ohne Unheil davon zu tragen. Ich hoffe, daß Sie sich dadurch nicht veranlaßt sehen mögen, unser Haus zu meiden. Werden wir Sie wiedersehen?«

»Befehlen Sie es, gnädiges Fräulein?«

»Befehlen? Nein! Ich wünsche es.«

Das Herz klopfte ihm fast hörbar laut. Sie wünschte, ihn wieder zu sehen! Welch eine Seligkeit für ihn!

»Darf ich Sie bitten, wiederzukommen?« fuhr sie fort.

»Ich werde kommen,« antwortete er mit vor innerer Bewegung ganz leiser Stimme.

»Und zwar oft?«

»So oft, als es geschehen kann, ohne Ihnen unangenehm zu werden.«

»O, das wird niemals geschehen!«

Sie hatte bis zum letzten Augenblicke ihre Hand auf seiner Achsel ruhen lassen. Beide standen eng nebeneinander. Ein fremder Beobachter hätte glauben können, daß es sich um eine sehr intime Scene handle. Da fiel Fanny’s Blick durch das Fenster auf die Straße hinüber. Im ersten Stock des gegenüber liegenden Hauses waren einige Fenster hell erleuchtet. An einem derselben standen, ganz deutlich sichtbar, zwei Mädchen, welche mit scharfer Aufmerksamkeit herüber zu blicken schienen. Schnell zog Fanny die Hand von ihm zurück und trat vom Fenster weg. Er folgte ihr, ohne bemerkt zu haben, daß er von jenseits der Straße beobachtet worden war.

Nach einiger Zeit meldete der Diener, daß die Equipage des Fürsten vorgefahren sei. Dieser wendete sich an Bertram.

»Wir werden uns empfehlen müssen. Hoffentlich gestattet die gnädige Baronesse von Helfenstein, ihr einen Platz bei uns offeriren zu dürfen!«

»Ich acceptire, Durchlaucht,« antwortete Alma. »Man kann sich nie lange genug in liebenswerther Gesellschaft befinden.«

Der Oberst erklärte dem jungen Dichter, daß er sich ja als stets willkommen betrachten möge, und begleitete die Drei bis an den Wagen. Noch während des Einsteigens wiederholte er: »Also, Herr Bertram, vergessen Sie ja nicht, daß Sie zu jeder Zeit bei mir offenen Zutritt haben. Betrachten Sie sich ganz als in mein Haus gehörig!«

Die Equipage setzte sich in Bewegung. Der Oberst sah drüben an der Hausthür zwei Frauengestalten stehen, dachte aber nicht, daß diese ein höchst reges Interesse an seiner Einladung nehmen könnten.

Jetzt war es Robert Bertram mehr als weihnachtlich zu Muthe. Er hatte den Band seiner Gedichte mit dem reichen Honorar in der Tasche. Er saß mit einem Fürsten und einer Baronesse in der Equipage; es war ihm, als ob er träume.

Ganz eigenthümlich war auch Alma von Helfenstein gestimmt. Der junge Mann hatte einen tiefen Eindruck auf sie gemacht, einen Eindruck, über den sie sich jetzt gar nicht klar zu werden vermochte. Es war ihr, als ob sie sein Gesicht schon oft, sehr oft gesehen habe und als ob er zu ihr gehöre seit langer Zeit.

Als der Wagen vor ihrer Wohnung hielt und der Fürst ihr beim Aussteigen behilflich war, fragte sie: »Durchlaucht, darf ich hoffen, Sie bald einmal bei mir zu sehen?«

»Ihr Wunsch ist mir Gebot, meine Gnädige!«

»So bitte ich, mir unseren jungen Freund mitzubringen. Ich möchte nicht, daß wir uns heute zum ersten und auch zugleich zum letzten Male gesehen haben!«

Als sie dann bei sich eingetreten war und die Equipage sich wieder in Bewegung setzte, fragte der Fürst:

»Bitte, lieber Herr Bertram, haben Sie vielleicht in letzter Zeit über Ihre Zukunft nachgedacht?«

»Sogar sehr eifrig.«

»Was haben Sie beschlossen?«

»Es war mir unmöglich, zu einem Entschlusse zu gelangen. Ich mußte Gott walten lassen. Und siehe, er hat geholfen!«

»Wieso?«

»Das Honorar, welches ich heute durch Ihre freundliche Vermittlung erhielt, macht mir vielleicht die Erfüllung meines Herzenswunsches möglich: Ich will studiren!«

»Recht so! Das ist brav. Ich habe es erwartet.«

»Ich sage mir zwar, daß die Summe, welche ich jetzt besitze, durch die Verpflichtungen meinen Geschwistern gegenüber sehr vermindert werden wird; aber der zweite Band, welcher bald erscheinen kann, wird das wohl einigermaßen ausgleichen.«

»Ach! Sie wollen einen Theil des Geldes an Ihre Geschwister wenden?«

»Ganz gewiß, Durchlaucht!«

»Es sind Stiefgeschwister, gehen Ihnen also eigentlich gar nichts an. Sogar der Ausdruck Stiefgeschwister ist falsch, da Sie ja doch nur Pflegekind waren.«

»Desto größer ist meine Schuld. Mein Pflegevater hat mich nie fühlen lassen, daß ich aus dem Waisenhause stamme. Jetzt befinden sich die Kleinen dort, wie ich höre, und ich muß meine Pflicht erfüllen.«

»Brav! Wir werden sehen!«

Der Kutscher hatte jetzt in die Siegesstraße eingelenkt und hielt vor dem kleinen Hause, in welchem jetzt der alte Förster Brandt wohnte.

»Hier sind wir am Ziele,« sagte der Fürst, indem er aus dem Wagen sprang.

Bertram folgte ihm, und der Kutscher fuhr fort. Er wußte bereits, daß er jetzt nicht mehr gebraucht wurde. Der Fürst klopfte an die Thür, und der alte Brandt öffnete. Als er die Beiden erblickte, sagte er: »Ah, Durchlaucht! Bringen Sie ihn? Bitte, näher zu treten!«

Er führte sie in das Zimmer. Dort trat ihnen die Försterin entgegen und reichte Bertram die Hand.

»Willkommen, Herr!« sagte sie mit gewinnender Freundlichkeit. »Hat Ihnen Durchlaucht bereits gesagt, weshalb wir Sie hier erwarten?«

»Nein,« antwortete er, ganz wohlthuend von diesen alten Leuten angemuthet.

»Nun, ich denke, daß Sie jetzt keine Wohnung haben?«

»Leider allerdings noch nicht.«

»Nun, da wollte ich Sie fragen, ob Sie mit uns fürlieb nehmen würden. Sie werden übrigens bereits erwartet.«

»Von wem?« fragte er, erstaunt und zugleich beglückt von diesem Entgegenkommen.

»Von wem? Vermuthen Sie das nicht? Nun, Sie sollen es gleich sehen. Kommen Sie!«

Sie öffnete die Thür des Nebenzimmers. Ein heller Lichtschein strahlte ihnen entgegen. Ein Weihnachtsbaum brannte, und bei demselben standen, bereits mit zahlreichen Geschenken versehen – seine kleinen Geschwister.

»Robert, Robert, lieber Robert!« jauchzten sie, als sie ihn erblickten.

Sie sprangen ihm entgegen und streckten die Arme und die Händchen nach ihm aus. Er hatte sie seit jenem unglücklichen Abende des Einbruches nicht wieder gesehen. Er kniete sich zu ihnen nieder, zog sie an sich und schluchzte laut vor Freude und vor – Schmerz. Er dachte des Pflegevaters; er dachte – – doch nein, er hatte keine Zeit, sich diesen trüben Gedanken weiter hinzugeben, denn die Kleinen brachten ihm alle ihre Geschenke, die er betrachten und über welche er sich mit freuen mußte.

»Und von wem habt Ihr das Alles?« fragte er.

»Vom Vater!« antwortete das Eine.

»Von der Mutter!« sagte das Andere.

»Vom Vater und von der Mutter?« sagte er erstaunt.

»Ja, vom neuen Vater und der neuen Mutter hier!«

Dabei zeigten sie jubelnd auf die braven Förstersleute, welche mit inniger Rührung an diesem Wiedersehen theilnahmen. Er blickte Beide an und fragte dann: »Verstehe ich recht? Sie haben – –«

»Die Kinder angenommen? Ja,« nickte der alte Brandt. »Sind Sie damit zufrieden, junger Herr?«

»Angenommen, wirklich angenommen? Sie brauchen nicht wieder in das Waisenhaus zurück?«

»O, nein! Sie wohnen bei uns schon seit Sie sich im Krankenhause befunden haben.«

»Herrgott, welch’ eine Ueberraschung! Welch’ eine Freude! Und das habe ich doch nur Ihnen, Durchl – –«

Er hielt inne. Er hatte sich umgedreht, um seine Worte an den Fürsten zu richten; dieser aber war verschwunden.

»Ah! Er ist in das vordere Zimmer zurückgekehrt!« sagte er. »Ich muß sogleich zu ihm, um –«

»Halt, Herr Bertram!« meinte der Förster, indem er ihn beim Arme ergriff. »Sie finden ihn nicht. Er ist jedenfalls fort.«

»Fort? Warum?«

»Er ist kein Freund von großen Danksagungen.«

»Aber – hm,« meinte er, doch einigermaßen verlegen. »Ich bin mir doch noch ganz im Unklaren über mich selbst!«

»Sie werden gleich in’s Klare kommen. Wollen Sie so gut sein und mir folgen?«

Er griff zum Lichte und führte ihn durch das vordere Zimmer und dann die Treppe empor. Dort war an einer Thür ein Porzellanschild angebracht.

»Bitte, lesen Sie!« sagte der Alte.

»Robert Bertram!« las er. »Das soll heißen –?«

»Das soll heißen, daß Sie hier in diesen zwei Giebelzimmerchen wohnen werden. Treten Sie ein!«

Er öffnete die Thür. Robert stand in einem allerliebsten Zimmer, an welches ein Schlafcabinet stieß. Es gab da einen Schreibtisch, eine Bibliothek auf Regalen. Es sah ganz so aus, als ob man sich in der Wohnung eines fleißigen Studenten befinde. Er betrachtete Alles und fragte dann: »Das wurde veranstaltet vom Fürsten von Befour?«

»Ja.«

»Welch ein Mann! Wie dankbar muß ich ihm sein! Aber, Eins liegt mir am Herzen: Ich habe eine Schwester. Wissen Sie, wo sich dieselbe befindet?«

»Ja. Sie sollte heute hier mit zugegen sein; aber das war unmöglich, da sie verreist ist.«

»Verreist? Wo wohnt sie eigentlich?«

»In der Ufergasse. Sie hat eine Stellung bei einer Dame, welche Groh heißt und Rentière ist.«

»Ist die Stellung eine gute?«

»Jedenfalls. Die Dame ist als hochachtbar und sogar als fromm bekannt. Sie ist Mitbegründerin der Gesellschaft der ›Brüder und Schwestern der Seligkeit‹, eine Gesellschaft, welche für die Zwecke der Wohlthätigkeit und inneren Mission arbeitet. Also dürfen Sie um Ihre Schwester nicht bange sein. Meine Frau ging nach der Ufergasse, um sie für heute Abend einzuladen, hörte aber, daß Madame Groh für einige Zeit verreist ist.« –Der Fürst hatte sich heimlich entfernt, um sich den Danksagungen des jungen Mannes zu entziehen; er ging durch den Garten nach seinem Palais, verließ dasselbe aber bereits nach kurzer Zeit verkleidet wieder. Er begab sich nach der Mauerstraße, zog dort einen Schlüssel hervor, öffnete eine Hausthür und stieg zwei Treppen empor, wo er dann leise an eine Stubenthüre klopfte. Es wurde geöffnet. In dem Zimmer war es finster.

»Sie, gnädiger Herr?« fragte Jemand leise.

»Ja, ich, Adolf.«

»Bitte, kommen Sie herein!«

»Willst Du nicht Licht anbrennen?«

»Nein. Im Finstern kann ich beobachten, ohne selbst beobachtet zu werden.«

»Ganz recht! Bist Du vorwärts gekommen?«

»Ja.«

»Gut, sehr gut!« meinte der Fürst, indem er sich nach einem Stuhle tappte, auf welchem er Platz nahm. »Was hast Du weiter erfahren?«

»Der Hauptmann geht nicht durch den Eingang in das Haus, sondern er steigt über die Mauer.«

»Doch nicht etwa hier auf dieser Seite?«

»Ja, gerade vis-à-vis von meiner Wohnung. Ich habe es genau beobachtet.«

»Die Mauer ist ja viel zu hoch!«

»Das sagte ich mir auch. Man kann ohne Leiter nicht hinüber. Ich stellte mich also auf die Lauer, und siehe da! Ich entdeckte eine geheime Vorrichtung, deren sich der Hauptmann bedient, um in den Garten zu kommen.«

»Was wäre das?«

»Einer der Steine in der Mauer kann herausgenommen werden. In dem Loche sind Eisen verwahrt, welche in die Mauer gesteckt werden und dann als Stufen dienen.«

»So, so! Hast Du das selbst gesehen?«

»Ja. Ich habe es sogar probirt.«

»Sapperment! Du warst etwa in dem Garten?«

»Freilich! Ich bin hinter dem Hauptmanne her. Das heißt, ich habe mir ähnliche Eisen besorgt und bin in den Garten gestiegen. Dort habe ich auf den Hauptmann gewartet. Als er kam, bin ich hinter ihm hergeschlichen.«

»Verwegener Kerl! Wann war das?«

»Gestern.«

»Bist Du ihm bis in das Gebäude gefolgt?«

»Nein. Aber ich weiß, wie er in dasselbe gelangt.«

Er erzählte nun dem Fürsten von dem Fenster, durch welches der Hauptmann einzusteigen pflegte.

»Kam er da auch wieder heraus?« fragte der Fürst.

»Ja. Er verließ den Garten ganz in derselben Weise, wie er in denselben gestiegen war.«

»Du folgtest ihm dann weiter?«

»Das war leider nicht möglich. Um auch über die Mauer zu kommen, mußte ich warten, bis er fort war, und dann konnte ich ihn nicht einholen, weil ich nicht wußte, um welche Ecke er gebogen war.«

»War es der Baron?«

»Seine Gestalt war es. Heute habe ich nun gehört, daß das alte Gebäude vermiethet werden soll.«

»An wen?«

»An die Gesellschaft der Brüder und Schwestern der Seligkeit. Das giebt Einem natürlich zu denken!«

»Freilich! Freilich! Hm! Da darf man nicht zögern. Was meinst Du? Wollen wir sehen, was hinter dem Fenster verborgen ist, durch welches der Hauptmann einsteigt?«

»Ich bin bereit.«

»Nimm Deine Laterne und den Revolver, und komm. Vielleicht gelingt es uns, das ganze Nest nächstens auszunehmen.«

Als der Baron von Helfenstein vorhin die Wohnung des Obersten von Hellenbach verlassen hatte, war er zunächst nach seinem Palais gegangen, hatte es aber bald darauf in Verkleidung durch das Pförtchen wieder verlassen. Er hatte die Richtung nach der Mauerstraße eingeschlagen, war dieselbe aber umgangen und von der anderen Seite an dem geheimnißvollen Gebäude angelangt. Dort öffnete er die Gartenpforte, schloß sie hinter sich wieder zu und schlich sich nach dem Hause. Er hatte die Thür desselben noch nicht erreicht, so hörte er sich angerufen.

»Pst!«

Er blieb stehen. Eine Gestalt kam von der Seite her auf ihn zu. Sie hatte keine Maske vor dem Gesicht, wie er selbst. Bei der Helligkeit, welche der Schnee verbreitete, konnte man das Gesicht des frommen Herrn – August Seidelmann erkennen.

»Ah! Auf dem Posten!« sagte der Baron. »Wie steht es?«

»Kommen Sie!«

Er führte ihn um das Haus herum nach dem hinteren Theile des Gartens. Dort war an der Innenseite der Mauer der Schnee aufgeworfen worden.

»Warum das?« fragte der Baron.

»Darum,« antwortete der Fromme, indem er auf eine Oeffnung deutete. »Kriechen wir hinein.«

Der Schneehaufen, welcher sich an die Mauer lehnte, war hohl. Beide krochen hinein. Der Baron fand einen ganz bequemen Sitz, auf welchem zwei Personen Platz hatten.

»Wessen Erfindung ist das?« fragte er.

»Die meinige. Ich habe diesen Beobachtungsposten extra für uns Beide selbst hergestellt. Jetzt sind wir hier, machen das Eingangsloch von innen zu, daß nur so viel bleibt, daß wir hinaussehen können. So wird kein Mensch, der selbst ganz in die Nähe kommt, denken, daß wir hier beobachten.«

»Sie haben also Grund, zu denken, daß der Mensch heute wieder kommt?«

»Sicher! Gestern, als Sie gingen, sah ich, daß er nach Ihnen über die Mauer sprang. Er war bis am Fenster gewesen.«

»So wird er heute vielleicht durch dasselbe einsteigen!«

»Ich vermuthe das.«

»Ist die Treppe fortgenommen?«

»Ja. Er kann nicht das Mindeste entdecken.«

»So wird es Zeit, daß wir räumen. Morgen wird Alles fortgeschafft.«

»Ich halte das nicht für unbedingt nothwendig. Wie nun, wenn dieser Mensch – hm!«

»Ich verstehe! Sein Verschwinden kann uns nichts nützen. Er arbeitet nicht allein. Er ist Polizist und hat Verbündete. Er gehorcht jedenfalls diesem verdammten Fürsten des Elendes. Es bleibt uns nichts übrig, als auszuräumen und das Geschäft für einige Zeit ganz liegen zu lassen.«

»Ganz? Wie schade!«

»Wenigstens müssen wir hier in der Residenz Ferien halten. Desto thätiger aber wird der Waldkönig sein.«

»Ich kann mir dennoch nicht denken, daß wir hier in gar so großer Gefahr schweben!«

»Doch! Der Fürst des Elendes spannt ein Netz nach dem anderen um uns. Sogar diesen Apotheker hat er engagirt.«

»Den alten Horn?«

»Ja. Dieser hat ihm versprechen müssen, ihm zu dienen. Der Alte ist aber doch so ehrlich gewesen, es mir zu sagen. Doch, à propos, wie steht es denn mit dieser Marie Bertram?«

Der Fromme ließ ein leises Kichern hören.

»Sehr gut,« antwortete er.

»Ist sie noch gestört?«

»Nein. Ihr Geist ist wieder aufgetaut.«

»Und ihr – ihr Gefühl?«

»Läßt kaum Etwas zu wünschen übrig. Sie hat von der Frucht gekostet und Wohlgefallen an ihr gefunden. Sie ist jetzt ein appetitlicher Bissen geworden.«

»Ich werde mir diesen Bissen betrachten, denke aber, daß er sich nicht lange im Besitze unserer frommen Madame Groh befinden wird.«

»Warum?«

»Ihr Bruder wird sich nach ihr erkundigen und sie zurückverlangen.«

»O, ich habe gesorgt! Einstweilen ist sie verreist.«

»In Wirklichkeit?«

»Nein; aber er wird es glauben. Horch!«

Jenseits der Mauer ließen sich Schritte vernehmen. Man hörte das Klirren von Eisen.

»Hören Sie!« flüsterte der Fromme. »Er kommt. Er hat die Eisen entdeckt. Ein schlauer Patron!«

Einige Sekunden später kam Adolf über die Mauer gesprungen; der Fürst folgte ihm. Beide entfernten sich vorsichtig nach dem Gebäude zu.

»Zwei!« meinte der Baron. »Er hat noch Einen mit. Ich hatte also Recht: Er arbeitet nicht allein und auf sein eigenes Risico. Man kann sie von hier aus sehr gut sehen.«

»Ja. Ich habe diesen Lauscherposten so angelegt, daß man Alles beobachten kann. Sehen Sie, daß der Eine jetzt durch das Fenster steigt?«

»Ja. Der Andere folgt.«

»Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn sie sich in einem Loche sehen, zu welchem es keinen anderen Aus-und Eingang als durch eben das Fenster giebt.«

»Welch ein Glück, daß unser Posten diesen Kerl beobachtete. Wäre das nicht gewesen, so würden diese bEiden jetzt die Treppe und das Katheder finden, und eines schönen Tages würde die Polizei über uns herfallen. Sehen Sie, daß sie Licht gemacht haben?«

»Ja. Sie suchen. Na, gratulire!«

Nach längerer Zeit verlöschte das Licht, und die Beiden kamen wieder zurück. Hart neben dem Verstecke blieben sie stehen. Die beiden Lauscher hörten Folgendes: »Ich glaube es nicht. Das Loch muß weiter führen.«

»Mir scheint es auch so. Du mußt Deinen Posten wieder einnehmen und dem Hauptmann auf dem Fuße folgen, sobald er über die Mauer kommt. Nur auf diese Weise ist es zu entdecken. Was sollte dieser Baron in dem Loche wollen, wenn es eben nur – ein leeres Loch ist! Doch, vorwärts jetzt! Hinüber!«

Sie stiegen über die Mauer. Der Baron stieß seinen Nachbarn an und flüsterte:

»Haben Sie es gehört?«

»Jedes Wort.«

»Auch das vom Hauptmanne?«

»Ja.«

»Und vom Baron?«

»Ja.«

»Donnerwetter! Wissen Sie, was das zu bedeuten hat?«

»Hm! Fast scheint es, als wenn –«

Er stockte verlegen.

»Nun, weiter! Als wenn –?«

»Als wenn dieser Mensch ahnte, daß der geheimnißvolle Hauptmann eigentlich ein Baron ist.«

»So ist es! Es ist wirklich so! Er ist mir auf der Spur.«

»Das wäre allerdings schlimm!«

»Gut, daß wir es erfahren haben! Es bleibt dabei: Morgen wird hier ausgeräumt, und in der Residenz halten wir für einige Monate Ferien.«

»Hm! Schade um das herrliche Geschäft!«

»Was wir hier verlieren, werden wir mit der Schmuggelei einbringen. Ich werde diese Letztere ganz anders einrichten. Es muß mehr Schwung hinein kommen. Glauben Sie, daß man sich auf Ihren Bruder auch verlassen kann?«

»Auf ihn und seinen Sohn? Vollständig! Ich übernehme für Beide die vollste Garantie!«

»Gut! So wird sich Etwas machen lassen. Uebrigens, wenn wir hier nichts thun, so haben wir Zeit, nach diesem Fürsten des Elendes zu forschen. Es müßte denn geradezu mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht erführen, wer er ist.«

»Und dann?«

»Und dann? Nun, dann soll er uns Alles bezahlen, Alles, was er an uns verschuldet hat! Jetzt sind die Beiden fort, und ich denke, daß wir nun auch gehen können!« –Als Robert Bertram heute das Krankenhaus verlassen hatte, war nur sehr kurze Zeit vergangen, so stellte sich Judith Levi dort ein. Sie war fast täglich gekommen, hatte aber den Erfolg nicht erreicht, den sie beabsichtigte. Heute traf sie zufälligerweise auf die Wärterin, welche Bertram gepflegt hatte. Von ihr erfuhr sie, daß er nicht mehr da sei. Sie freute sich, daß er genesen war, erschrak aber auch zugleich darüber. Dann fragte sie rasch: »Wissen Sie vielleicht, wo er wohnt?«

»Nein, mein Fräulein.«

»Vielleicht könnte man es erfahren.«

»Jedenfalls. Man müßte sich an Seine Durchlaucht, den Fürsten von Befour wenden.«

»Warum an diesen?«

»Der Fürst ist es, der ihn abgeholt hat, noch dazu in seiner eigenen Equipage.«

»So hat er ihn mit sich genommen«

»Zunächst nicht. Ich erfuhr durch den Diener, daß der Fürst Herrn Bertram zu dem Obersten von Hellenbach bringen wollte.«

»Hellenbach?« Judith erbleichte. »Wissen Sie das genau?«

»Ja. Es wird heute Abend dort Bescheerung sein.«

»Ich danke! Gute Nacht!«

Sie eilte davon. Sie hatte am Begräbnißtage Fanny von Hellenbach gesehen; sie wußte, welch ein schönes Mädchen diese war. Die Eifersucht flammte in ihr auf. Sie ging nicht, sondern sie rannte förmlich nach Hause. Dort trat sie, roth und erhitzt vom schnellen Gehen, vor ihre Eltern.

»Er ist fort!« rief sie erregt.

»Fort? Wer?« fragte der alte Jude.

»Wer? Wer denn anders als Bertram!«

»Bertram der Dichter? Er ist nicht mehr im Hause der Kranken?«

»Nein. Er ist beim Obersten von Hellenbach.«

»Bei diesem, wegen dem er ist genommen geworden in Gefangenschaft? Dieser Oberst wird ihn haben kommen lassen, um ihm zu geben Schadenersatz für seine Verluste.«

»Ja, das wird er thun. Und ich weiß, was er ihm wird geben für einen Ersatz.«

»Er wird ihm geben einige hundert Gulden und zum Andenken einen Ring, zu stecken an seinen Finger.«

»Das Eine ist falsch und das Andere richtig. Er wird ihm geben seine Tochter und einen Ring, zu stecken denselben als Zeichen der Verlobung an den Finger.«

Der Jude machte ein erschrockenes Gesicht.

»Seine Tochter?« fragte er.

»Ja.«

»Wer hat das gesagt, daß mein Eidam soll heirathen die Tochter dieses Obersten von Hellenbach?«

»Ich weiß es! Diese Tochter liebt ihn.«

»Sie liebt den Dichter? Hast Du ihn nicht geliebt viel eher? Hast Du ihn nicht gespeist und getränkt und ihm geborgt viel Geld? Hast Du nicht ein viel größeres Recht an ihn als sie?«

»Das habe ich! Jetzt ist er bei ihr. Jetzt wird brennen der Weihnachtsbaum im Salon, und der Dichter wird erhalten das Fräulein als Christgeschenk!«

»Gott Abrahams! Wird er Sie nehmen?«

»Weiß ich es? Ah, könnte ich es erfahren? Könnte ich dabei sein! Könnte ich sehen, was sie thun, und hören, was sie sprechen!«

Da schnippste der Alte mit den Fingern und rief:

»Das kannst Du; das kannst Du ganz gut, Judith, mein Tochterleben!«

»Alles hören?«

»Nein; aber Alles sehen kannst Du.«

»Wenn das möglich wäre! Aber wie sollte es möglich sein!«

»Was bist Du dumm, und hast doch einen so klugen Vater! Hast Du nicht eine Freundin, welche heißt Sarah Rubinenthal?«

»Die habe ich. Aber was soll die?«

»Ist nicht der Vater dieser Freundin ein Mann, welcher verkauft und verleiht Möbels und Meublements?«

»Ja, ja! Weiter!«

»Wohnt dieser Rubinenthal nicht gerade gegenüber von dem Hause, in welchem wohnt der Oberst von Hellenbach?«

»Herr Zebaoth! Daran habe ich nicht gedacht!«

»Du wirst gehen, um zu besuchen Deine Freundin Sarah Rubinenthal –«

»Das werde ich, sofort!«

»Und wirst Dich stellen an das Fenster, um zu belauschen Alles, was zu sehen ist drüben hinter den Fenstern. Wenn er nicht mag die Tochter des Obersten, so soll er werden mein Eidam. Nimmt er aber diese Tochter, so –«

Er hielt inne. Er wollte eine Drohung aussprechen, es fiel ihm aber leider keine ein.

»Nun?« fragte Judith. »Was willst Du dann mit ihm thun, wenn er wird untreu Deiner Tochter?«

»Weiß ich’s? Ich weiß es nicht!«

Ihr Gesicht hatte einen ganz anderen Ausdruck bekommen. Ihre Augen leuchteten rachgierig auf.

»Aber ich weiß es,« sagte sie.

»Nun, was sollen wir thun?«

»Will er nicht haben meine Hand, so soll er auch nicht bekommen seinen Adel!«

Da schlug der Alte die Hände zusammen. Er sagte:

»Gott der Gerechte! Habe ich Dich vorhin geheißen dumm, und bist Du doch gescheiter zehnmal mehr als Dein Vater! Ja, wir haben ja seine Kette!«

»Wir geben sie ihm nicht wieder!«

»Er wird sie verlangen! Können wir sie ihm verweigern?«

»Nein; aber er muß vorher bezahlen!«

»Er kann bezahlen, wenn er wird der Schwiegersohn des reichen Obersten von Hellenbach. Dann müssen wir ihm zurückgeben die Kette.«

»Geben wir ihm eine andere!«

Der alte Wucherer machte eine Geberde der Ueberraschung.

»Eine andere?« fragte er. »Judithleben, was bist Du geworden ganz plötzlich doch so klug und weise.«

»Habe ich nicht recht?«

»Ja, sehr recht hast Du, meine Tochter! Soll ich verlieren den berühmten Eidam; soll ich nicht werden ausgehauen in Stein mit Rebecca, meinem Weibe, so soll er auch verlieren die Kette und den Adel. Die Tochter des Obersten darf nur heirathen Einen, welcher hat den Adel.«

»Ja. Sie darf ihn ohne Adel nicht nehmen, und dann wird er kommen dennoch zu mir. Und nachher, wenn er ist geworden mein Mann, werde ich ihm geben die Kette und den Adel!«

»Das muß aber gemacht werden sehr geschickt. Die Kette ist zu verwechseln sehr leicht. Ich habe Ketten, welche sind unecht und dennoch aussehen grad wie die seinige. Aber das andere, das Herz, das Medaillon, worauf ist gravirt die Krone des Barons und die Buchstaben R.v.H., das ist schwer, denn es muß gemacht werden anders und dennoch sein ganz ähnlich wie vorher.«

»Hast Du nicht Jacob Simeon, den Goldarbeiter?«

»Ja, den habe ich.«

»Ist er nicht gegeben ganz und gar in Deine Hände? Kannst Du ihn nicht zwingen, zu machen Alles, was Du willst?«

»Ich kann ihn zwingen. Aber was soll er machen?«

»Ein anderes Herz, welches ist ähnlich dem richtigen.«

»Gut! Ich werde ihm befehlen, es zu machen. Aber die Krone?«

»Laß ihm machen eine Krone, welche ist auch ähnlich, aber nicht eine Adelskrone!«

»Auch das soll er machen. Aber die Buchstaben?«

»Er soll machen ganz dieselben zwei großen Buchstaben, damit es ist ganz ähnlich, aber er soll nicht machen zwischen sie hinein ein v. sondern ein u.«

»Warum soll er machen ein u

»Das heißt ›und‹. Dann steht nicht da ein adeliger Name, sondern es stehen da die Anfangsbuchstaben von zwei Namen. Das giebt eine ganz andere Bedeutung.«

»Gott Israels! Habe ich doch nicht geahnt, welcher Scharfsinn wohnt in dem Kopfe meiner Tochter.«

»So thue, was ich Dir gesagt habe!«

»Ich werde gehen morgen zu Jacob Simeon.«

»Nein; Du wirst gehen gleich heute noch. Wenn der Dichter sich verlobt mit der Tochter des Obersten, wird er gleich haben Geld und morgen schon kommen, zu bezahlen seine Schuld. Dann muß bereits fertig sein die Änderung.«

»Schön! Ich werde gehen sofort und sogleich.«

»Und ich werde eilen zu meiner Freundin Sarah Rubinenthal.«

Sie ging und fand die Freundin daheim. Das Mädchen hatte ein eigenes Zimmer; dorthin zogen sich die Beiden zurück. Von hier aus konnten sie, ganz wie der alte Jude gesagt hatte, grad in die Fenster des Obersten blicken.

Judith machte die Freundin mit dem Zwecke ihres Besuches bekannt und Beide nahmen am Fenster Platz, um ihre Beobachtung zu beginnen.

Drüben war Alles hell erleuchtet. So kam es, daß die Mädchen bis in das Innere der Zimmer zu sehen vermochten. Sie ließen sich nichts entgehen.

»Siehst Du ihn?« sagte Judith. »Siehst Du, was er macht?«

Die kleine Bucklige antwortete:

»Ich sehe ihn. Er steht da und schlägt mit den Armen in die Luft.«

»Er declamirt. Er wird machen ein Gedicht gleich aus dem Kopfe, wie er bei mir hat gleich gemacht das Gedicht von der Frau des Meeres.«

Sie ließen den Declamirenden nicht aus den Augen. Sie sahen, daß er dann an das Fenster trat, bald aber rasch in das Innere des Zimmers zurückkehrte. Einige Zeit später kam Fanny von Hellenbach an das Fenster. Sie stand halb gegen das Licht gewendet, so daß man ihre Gesichtszüge sehen konnte.

»Das ist sie!« stieß Judith hervor. »Kennst Du sie?«

»Ich sehe sie alle Tage.«

»So sage einmal, ob sie schön ist, Sarahleben!«

»Sie ist schön, sehr schön!«

»Ja, sie ist schön; aber ist sie schöner als ich?«

Die Gefragte kam in Verlegenheit. Sie antwortete:

»Sie ist schön, und Du bist schön. Die Schönheiten sind ja ganz verschiedener Art.«

»Das will ich nicht wissen! Wenn Du wärst dieser Robert Bertram, welche würdest Du schöner finden, sie oder mich?«

»Dich!« antwortete Sarah.

Sie konnte unter diesen Umständen ganz natürlich keine andere Antwort geben. Da aber stieß Judith einen scharfen, zischenden Laut aus, wie eine Natter, die einen Feind sieht.

»Ah, er kommt! Er stellt sich zu ihr!« sagte sie. »Jetzt werden wir sehen, ob sie freundlich mit ihm ist. Siehst Du seine Augen?«

»Nein.«

»Ich auch nicht. Gott meiner Väter! Seine Augen möchte ich sehen! An den Augen merkt man es, ob sie sich lieben. Aber jetzt, jetzt! Sie berührt ihn! Sie greift ihn an! Sie legt ihm den Arm auf die Schulter! Was sagst Du dazu, Sarah Rubinenthal?«

Judith befand sich in größter Aufregung. Sie stampfte mit dem Fuße, sie trommelte mit den Fingern an die Fensterscheibe. In ihren Adern rollte orientalisches Blut. Sie wäre am liebsten hinüber geeilt, um der Rivalin die Augen auszukratzen. Da die Freundin nicht antwortete, wiederholte sie: »Ob Du es siehst, frage ich?«

»Ja, ich sehe es!«

»Was sagst Du dazu? Jetzt wird sie ihm erklären ihre Liebe!«

»Wird sie das wirklich? Kann sie das?«

»Warum nicht? Du siehst es ja! Wenn sie wären allein mit einander, würde sie ihm legen die Arme um den Hals und ihn küssen mit den Lippen auf seinen Mund!«

»Er geht!«

»Ja, er geht, aber zu spät. Sie liebt ihn, und er liebt sie. Ich weiß, was ich zu thun habe!«

Der Freundin wurde es angst und bange.

»Was wirst Du thun?« fragte sie. »Du weißt ja kein Wort von dem, was die Beiden mit einander gesprochen haben.«

»Ich brauche kein Wort zu wissen. Ich weiß dennoch Alles. Schau, da kommt ein Wagen. Er gehört dem Fürsten von Befour. Jetzt werden sie aufbrechen, und wir müssen hinab gehen, um zu sehen, was geschehen wird mit Bertram.«

»Was soll geschehen mit ihm?«

»Ich muß wissen, ob er mit fortfährt oder ob er bleibt bei dem Obersten von Hellenbach!«

Sie begaben sich vor die Thür und brauchten nicht lange zu warten. Drüben stieg der Fürst mit Bertram und der Baronesse von Helfenstein ein. Dabei hörten sie die laut gesprochenen Worte des Obersten: »Also, Herr Bertram, vergessen Sie ja nicht, daß Sie zu jeder Zeit bei mir offenen Zutritt haben. Betrachten Sie sich ganz als in mein Haus gehörig!«

Der Wagen rollte fort. Judith hatte Sarah’s Hand ergriffen. Sie drückte dieselbe mit aller Macht und fragte: »Hast Du es gehört? Deutlich gehört? Er hat offenen Zutritt! Nicht?«

»Ja.«

»Und gehört in das Haus des Obersten! Weißt Du, was das bedeutet? Er gehört zum Hause, er gehört zur Familie! Er ist der Verlobte der Tochter!«

»Vielleicht irrst Du Dich!«

»Nein, nein, ich irre mich nicht! Er ist mir untreu geworden! Er liebt mich nicht! Er liebt eine Andere! Aber ich kenne ein Mittel, ihn zu zwingen, zu mir zu kommen! Gute Nacht! Ich muß nach Hause!«

Sie ließ die Freundin stehen und eilte fort. Sie konnte lieben, und sie konnte hassen, Beides als echte Tochter des Orients. Sie haßte nicht Bertram, aber sie haßte Diejenige, von der sie glaubte, daß sie ihn ihr abtrünnig gemacht habe.

Ihr Vater war bereits wieder von dem Goldarbeiter zurück. Sie erzählte ihm, was sie gesehen und gehört hatte, und begab sich dann zur Ruhe, doch vergebens. Sie konnte keinen Schlaf finden und warf sich, an Rache und Vergeltung denkend, ruhelos von einer Seite auf die andere.

Derjenige aber, an den sie dachte, lag unterdessen im tiefsten Schlafe. Als er erwachte, war es längst Tag geworden. Er begab sich hinab und wurde von den beiden Alten und den Geschwistern freudig bewillkommnet. Nachdem der Kaffee eingenommen worden war, nahm der alte Förster den Jüngling beiseite.

»Ich habe heute bereits mit dem Fürsten gesprochen,« sagte er. »Ich weiß, was gestern passirt ist. Sind Sie ein guter Fechter?«

»Nein,« gestand Bertram. »Ich hatte weder die Zeit noch die Mittel, mich mit solchen Künsten zu befassen.«

»Hm! Das werden Sie nachzuholen haben. Und wie steht es mit dem Schießen?«

»Nicht viel besser.«

»Sapperment! Und Sie erwarten eine Forderung!«

»Ich denke doch, ein Pistol abdrücken zu können!«

»Hm! Schießen und schießen ist ein Unterschied, und hier handelt es sich um das Leben. Haben Sie bereits einen Blick in Ihren Schrank droben geworfen?«

»Nein.«

»Sie finden Kleider darin, welche Ihnen passen werden. Ziehen Sie sich warm an. Wir gehen jetzt in den Wald.«

»Wozu?«

»Wir schießen.«

»Ah! Auf Befehl des Fürsten?«

»Ja. Sie sollen wenigstens einigermaßen in Uebung sein.«

Nach kurzer Zeit wanderten Beide zur Residenz hinaus, und dann konnte man im Walde den Schall zahlreicher Schüsse hören. Es war bereits nach Mittag, als sie zurückkehrten.

Nachdem sie das Mittagsmahl eingenommen hatten, ging Bertram allein aus. Er begab sich zunächst nach der Ufergasse, um zu sehen, ob seine Schwester noch nicht zurückgekehrt sei. Er stieg die erste Treppe des betreffenden Hauses empor. Droben öffnete sich eine Thür, und vor ihm stand – eine sehr vornehme Dame, dachte er. Sie war noch jung und scheinbar sehr schön. Sie hatte ein kostbares, seidenes Schleppenkleid an und duftete nach Odeurs. Das Kleid war so tief ausgeschnitten, daß sich seine Wangen rötheten. Aber er hatte gehört, daß die Damen der höchsten Aristokratie sich in dieser Weise zu kleiden pflegten.

Daß das Gesicht dieses Mädchens voller Puder war, daß das scheinbar kostbare Kleid aus dem schlechtesten und billigsten Stoffe bestand, das wußte er nicht. Er begrüßte sie mit einer tiefen, ehrfurchtsvollen Verneigung und wollte weiter gehen, nach der nächsten Etage hinauf. Sie lächelte überlegen und fragte ihn: »Wo wollen Sie hin?«

»Zu Madame Groh.«

»Was wollen Sie dort?«

»Ich will mit meiner Schwester sprechen.«

»Ah! Wer sind Sie?«

»Ich heiße Bertram.«

»Dann bemühen Sie sich nicht umsonst. Madame Groh ist mit Ihrer Schwester verreist und kehrt vor zwei Wochen nicht zurück.«

»Ich danke sehr, meine Dame!«

Er stieg die Treppe wieder hinab. Das Mädchen trat wieder zurück. Hinter ihr fragte die Stimme einer Zweiten: »Wer war der hübsche Junge?«

»Der Bruder von Marie, der Neuen. Wo ist sie?«

»Mit dem Lieutenant im Salon.«

»Das ist gut! Sie darf es nicht wissen, daß nach ihr gefragt wird.«

»Warum nicht? Die reißt uns nun nicht mehr aus. Der Bär, welcher Honig geleckt hat, geht nicht vom Baume weg!«

Von diesem Gespräche hatte Bertram keine Ahnung. Er ging von da nach der Wasserstraße zu dem Juden Salomon Levi. Er wurde mit größter Freundlichkeit empfangen und in das zweite Stübchen geführt.

»Kommt der Herr Bertram, wieder zu besuchen Judith, meine Tochter?« fragte der Alte.

»Nein,« antwortete der Gefragte. »Ich komme, um meine Schuld abzutragen.«

»Ist geworden der Herr so plötzlich reich? Aber ich muß dennoch rufen meine Tochter. Sie ist es, welche geborgt hat das Geld; sie soll es auch nehmen in Empfang.«

Das war Bertram keineswegs lieb, doch konnte er nichts dagegen thun. Als Judith eintrat, grüßte sie ihn mit ausgesuchter Freundlichkeit und streckte ihm die Hand entgegen. Er erwiderte diesen Gruß ebenso freundlich, ging aber auf kein Gespräch ein, obgleich sie sich Mühe gab, ein solches anzuknüpfen, sondern blieb bei dem einfachen Zwecke seiner Gegenwart.

»Aber, mein Herr,« sagte sie, sichtlich enttäuscht, »ist das denn gar so eilig? Ich brauche das Geld nicht!«

»Und dennoch bitte ich, es zurückzunehmen. Schulden drücken.«

Es ging wie ein Blitz über ihr Gesicht. Sie zuckte gleichmüthig die Achsel und antwortete:

»Ganz wie Sie wollen. Ich hatte gedacht, daß Sie das kleine Darlehen anders betrachten würden; ich hatte auch geglaubt, Sie öfters bei uns zu sehen – –«

»Entschuldigung! Meine Zeit wird von meinen Studien so in Anspruch genommen sein, daß ich wohl nicht in die Lage kommen werde, Sie zu belästigen.«

»So! Dann zählen Sie auf!«

Er legte das Geld hin. Sie zählte nach und sagte dann zu ihrem Vater:

»Die Kette! Du hast sie doch gut verschlossen gehabt?«

»Sie liegt noch so, wie ich sie in das Pult gelegt habe. Hier, Herr Bertram. Es ist doch die Ihrige?«

Bertram öffnete das Schächtelchen, in welcher sie ihm hingereicht wurde, warf einen kurzen Blick darauf und sagte: »Ja, sie ist es. Nehmen Sie meinen Dank!«

Er verabschiedete sich und ging, um sich nach dem Hause Nummer Elf zu begeben.

Draußen vor der Thür wäre er fast von einem riesengroßen Menschen umgerannt worden, welcher vorübertaumelte. Dieser war der Bruder des Riesen Bormann; er befand sich im Zustande ziemlicher Betrunkenheit und hatte seine Richtung nach dem offenen Platze zu genommen, auf welchem der Circus stand. Dort angekommen, blieb er stehen und horchte. Aus der Manége erklang das laute Klatschen von Peitschen.

»Sie arbeiten,« brummte er. »Will doch einmal hinein!«

Er war als Künstler, als ›College‹ bekannt und fand ungehindert dort Zutritt. Er sah einige Zeit den Uebungen zu, ging dann in den Stall, um sich die Pferde anzusehen, und wollte sich dann entfernen, als er dem Director in den Weg lief.

»Bormann!« sagte dieser. »Alle Teufel, Sie? Wie geht es?«

»Gut!« lautete die Antwort.

»Hm! Das ist eine Seltenheit! Ihre Verwandtschaft ist sonst nicht sehr vom Glück begünstigt!«

»Zielen Sie auf meinen Bruder?«

»Auch mit. Wie steht es mit dem?«

»Irrenhaus! Er ist verrückt.«

»Ich hörte es. Und Sie? Was treiben Sie?«

»Jetzt noch nichts; aber ich fange nun an, zu arbeiten.«

»Unter welcher Direction?«

»Unter meiner eigenen.«

»Sie wollen wieder einmal selbst dirigiren?«

»Ja.«

»Und eine Truppe bilden? Haben Sie denn Geld dazu?«

»Wem geht das etwas an?«

»Richtig! Mich nicht. Aber, da fällt mir ein: Brauchen Sie vielleicht Personal?«

»Nein.«

Der verlorne Sohn
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