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Ich mag Berge, ich habe sie immer gemocht. Große, eigensinnige Felsen, die aufragen, wo man sie nicht will, und den Leuten im Weg sind. Großartig. Sie zu erklettern ist jedoch eine ganz andere Sache. Das verabscheue ich.

»Welchen verdammten Sinn hat es, ein Pferd zu stehlen, wenn ich den blöden Gaul bei der geringsten Steigung ziehen muss?«

»Fairerweise muss man sagen, dass dies mehr eine Klippe ist, Prinz«, erwiderte Makin.

»Ich bin sauer auf Sir Alain, weil er ein stures Pferd sein Eigen nannte. Ich hätte den Klepper behalten sollten, der mich hierher brachte.«

Diesmal bestand die Antwort nur aus schwerem Atmen.

»Einiges Tages werde ich mich bei Baron Kennicks Sohn beschweren«, sagte ich.

Ein Stein gab unter mir nach, und ich fiel, begleitet vom Klappern der wenigen Rüstungsteile, die ich noch am Leib trug.

»Ganz ruhig, drei Bögen sind auf euch gerichtet.« Die Stimme hatte ihren Ursprung weiter oben am Hang, wo der Mondschein mit den Schatten zwischen den Felsen spielte.

Makin richtete sich langsam auf und überließ es mir, allein auf die Beine zu kommen.

»Klingt für mich nach einem guten Ankrath-Mann«, sagte ich laut genug für alle Leute am Hang. »Wenn ihr auf etwas schießen wollt, so empfehle ich als Ziel diesen Gaul hier. Er ist leichter zu treffen und außerdem ein fauler Nichtsnutz.«

»Legt die Schwerter weg.«

»Wir haben nur eins«, sagte ich. »Und ich möchte es nicht verlieren. Vergesst das mit dem Schwert und bringt uns zum Kommandeur der Wache.«

»Ihr sollt eure …«

»Ja, ja, darauf hast du bereits hingewiesen. Sieh mich an.« Ich richtete mich auf und drehte mich ins Mondlicht. »Prinz Jorg. Das bin ich. Hab den letzten Kommandeur den Wasserfall hinunter gestoßen. Bring mich jetzt zu Coddin, bevor aus meiner berühmten guten Laune die berüchtigte schlechte wird.«

Es kam zu einer Übereinkunft, und kurze Zeit später führten zwei Soldaten Alains Pferd, und ein dritter leuchtete mit seiner Laterne für uns.

Sie brachten uns zu einem zwei Meilen entfernten Lager, wo fünfzig Männer in einer Mulde dicht unter dem Bergsattel hockten. Auf dem Brottberg waren wir, teilte uns der Anführer der kleinen Gruppe mit, die uns in Empfang genommen hatte. Wie schön, dass jemand Bescheid wusste.

Die drei Männer führten uns zur Mulde und identifizierten sich mit Pfiffen bei den Wachen. Das Lager lag im Dunkeln, was durchaus vernünftig war. Immerhin betrug die Entfernung zur Spukburg nur zehn Meilen.

Wir wankten an schlafenden Soldaten vorbei und stolperten über die Seile von Kommandozelten.

»Macht Licht!«, rief ich laut genug, um die Schlafenden zu wecken. Ein Prinz verdient Fanfare, auch wenn er selbst dafür sorgen muss. »Licht! Renar weiß noch nicht einmal, dass ihr die Grenze überquert habt. Um Himmels willen, er veranstaltet ein Turnier in den Schatten seiner Mauern!«

»Kümmert euch darum.« Ich erkannte die Stimme.

»Coddin! Ihr seid gekommen!«

Laternen begannen zu leuchten. Wie Glühwürmchen in der Nacht.

»Ihr Vater hat darauf bestanden, Prinz Jorg.« Der Kommandeur der Wache duckte sich aus seinem Zelt, das Gesicht ernst. »Ich soll Euren Kopf zurückbringen, ohne den Rest von Euch.«

»Ich melde mich freiwillig fürs Abschneiden!« Rike trat in den Schein der nächsten Laterne und war noch größer als in meiner Erinnerung, wie immer.

Männer wichen beiseite, und Gorgoth kam, größer noch als Rike. Wie eine Klauenhand ragten die Rippenknochen aus seiner Brust. »Dunkler Prinz, eine Abrechnung ist nötig.«

»Mein Kopf?« Ich hob die Hand zum Hals. »Ich glaube, ich behalte ihn lieber.« Ich drehte mich um und sah den Fetten Burlow, einen Laib Brot in jeder Hand.

»Ich denke, die Tage meiner Bereitschaft, König Olidan zu Diensten zu sein, sind vorbei«, sagte ich. »Ich habe es sogar satt, auf seinen Tod zu warten. Der nächste Sieg, den ich erringen werde, ist für mich. Der nächste Schatz, den ich ergreife, bleibt in diesen Händen, und in den Händen jener, die mir helfen.«

Gorgoth sah mich ungerührt an, und der kleine Gog beobachtete das Geschehen aus seinem Schatten. Elban und Lügner bahnten sich mit den Ellenbogen einen Weg durch den dichter werdenden Kreis aus Soldaten.

»Und von welchen Schätzen sprichst du da, Jorg?«, fragte Elban.

»Du wirst sie sehen, wenn die Sonne aufgeht, alter Mann«, erwiderte ich. »Ich nehme mir Renars Hochland.«

»Wir sollten ihn uns schnappen.« Rike ragte hinter mir auf. »Bestimmt ist eine Belohnung auf ihn ausgesetzt. Ein fürstlicher Preis für den Kopf eines Prinzen!« Er lachte, und wieder klang es, als wollte er sich eine Gräte aus dem Hals husten: »Har, har, har!«

»Da du gerade von einem Preis sprichst, Bruder …« Ich drehte mich nicht um, sondern kehrte ihm weiter den Rücken zu. »Auf dem Weg hierher habe ich mich an Price erinnert, zusammen mit Makin, als wir neulich das Wirtshaus ›Die Drei Frösche‹ erreichten.«

Rike hörte auf zu lachen.

»Ich will euch nicht belügen: Es dürfte kaum leicht werden.« Freundlich und langsam drehte ich mich im Kreis und sah die Brüder an. »Ich nehme Renars Grafschaft und mache sie zu meinem Königreich. Die Männer, die mir dabei helfen, werden Ritter an meiner Tafel.«

Ich fand Coddin in der Menge. Er hatte die Brüder zu mir gebracht, nur auf meine Nachricht hin, doch wie weit er mir darüber hinaus folgen würde, stand auf einem anderen Blatt – sein Gesichtsausdruck ließ sich kaum deuten.

»Was meint Ihr, Kommandeur? Wird die Waldwache dem Prinzen noch einmal folgen? Seid ihr bereit, im Namen der Rache Blut zu vergießen? Wollt ihr mir dabei helfen, Vergeltung zu üben für den Tod meiner königlichen Mutter? Für meinen Bruder, der auf dem Thron von Ankrath gesessen hätte, wenn ich gefallen wäre?«

Die einzige Bewegung in Coddins Gesicht stammte vom Laternenlicht, das ihm über die Wangenknochen strich. Er zögerte lange, länger als mir lieb war, und sagte schließlich: »Ich habe Gelleth gesehen. Ich habe die Rote Burg gesehen, und eine Sonne brachte den Berg dazu, seine Felsen zu verbrennen. Sehr beeindruckend.«

Die Männer um mich herum nickten und stampften zustimmend mit den Füßen auf den Boden. Coddin hob die Hand.

»Aber das Zeichen des Königs zeigt sich bei denen, die ihm ganz nahe sind. Ein König muss ein Prophet in seinem eigenen Land sein«, sagte er.

Mir gefiel nicht, was ich da hörte.

»Die Wache folgt dir, wenn dir diese … Straßenbrüder treu bleiben, nachdem du ihnen gesagt hast, welche Aufgabe sie erwartet.« Coddins ruhiger Blick verharrte auf mir, als er diese Worte sprach.

Ich drehte mich erneut, bis Rike mein Blickfeld füllte, meine Augen auf einer Höhe mit seiner Brust. Ein ziemlich übler Geruch ging von ihm aus.

»Lieber Himmel, Rike, du stinkst wie ein fauliger Dunghaufen.«

»Wa …« Er furchte die Stirn und richtete einen dicken Finger auf Coddin. »Er hat gesagt, dass du die Brüder für deine Sache gewinnen musst. Und damit bin ich gemeint, jawohl! Die Brüder machen jetzt, was ich ihnen sage.« Er grinste und zeigte die Lücken dort, wo ich ihm beim Honasberg die Zähne ausgeschlagen hatte.

»Ich habe gesagt, dass ich euch nicht anlügen würde.« Ich breitete die Arme aus. »Ich bin fertig mit dem Lügen. Ihr seid meine Brüder. Worum ich euch bitten möchte, könnte die meisten von euch ins Grab schicken.« Ich schürzte wie nachdenklich die Lippen. »Nein, ich bitte euch nicht darum.«

Die Falten fraßen sich tiefer in Rikes Stirn. »Worum bittest du nicht, du kleines Wiesel?« Ich legte zwei Finger auf meine Brust. »Mein eigener Vater hat mich niedergestochen, Kleiner Rikey. Hier traf mich seine Klinge. So was lässt niemanden unberührt.

Führe die Brüder auf die Straße. Schlagt ein paar Schädel ein, leert einige Fässer, und möge der Engel, der über Vagabunden wie euch wacht, eure Hände mit Silber füllen.«

»Du willst nicht, dass wir mit dir kommen?« Rike sprach die Worte ganz langsam.

»An eurer Stelle würde ich mich auf den Weg zur Pferdeküste machen«, sagte ich. »Sie liegt dort.« Ich deutete in die entsprechende Richtung.

»Und was machst du?«, fragte Rike.

»Ich mache mich mit Kommandeur Coddin hier auf den Weg. Vielleicht kann ich mit meinem Vater Frieden schließen.«

»Einen Scheiß wirst du!« Rike schlug Burlow auf den Arm. Es lag keine Bosheit darin; es war nur ein Überschäumen seiner natürlichen Gewalt. »Hast dir alles gut ausgedacht, du kleiner Mistkerl. Drehst immer alles hin und her und hast deine Trümpfe gut versteckt. Wir sollen durch Staub und Schlamm zur Pferdeküste stapfen, während du hier den großen Herrn spielst, mit einem goldenen Becher in der Hand und Seide, um dir damit den Hintern abzuwischen. Ich bleibe hier und behalte dich im Auge, bis ich kriege, was mir zusteht.«

»Ich sage es dir als Bruder, du hässlicher Dreckhaufen: Mach dich auf den Weg, solange du noch kannst«, sagte ich.

»Von wegen.« Rike grinste erneut, diesmal triumphierend.

Ich wandte den Blick von ihm ab.

»Coddins Männer können nicht in die Nähe des Turniers gelangen. Aber Männer wie wir … Solche Männer verlieren sich in jeder Menge. Uns findet man am Rand eines jeden Ortes, wo es Blut, Geld und Frauenfleisch gibt. Die Brüder können sich unbemerkt unter das Turnierpublikum mischen.

Wenn ich zuschlage, müsst ihr ausharren, bis die Waldwache eintrifft. Ich müsst das Tor der Spukburg halten. Nur einige Minuten, aber macht euch nichts vor: Es werden die blutigsten Minuten sein, die ihr je erlebt habt.«

»Wir halten das Tor«, sagte Rike.

»Wir halten es.« Makin hob seinen Streitflegel.

»Wir halten es!« Elban, Burlow, Lügner, Row, der Rote Kent und die Dutzend Brüder, die mir geblieben waren.

Ich wandte mich wieder Coddin zu.

»Sie werden das Tor halten«, sagte ich.