Die Trauer überwinden
Bei jeder Trauer gibt es fünf Phasen. Bei einem Verlust – und der Verlust der Fruchtbarkeit ist ein tragischer Verlust – reagiert jeder Mensch gleich. Am Anfang leugnest du den Verlust. Du flirtest auf Teufel komm raus, legst noch einen Zahn zu, wenn es darum geht, besser, schneller, schöner zu sein.
Wenn du merkst, dass du damit nicht weiterkommst, wirst du wütend. Du wirst so elendig wütend, dass du jeden, der dir entgegenkommt, schlagen könntest. ‚Was habe ich euch getan, dass ihr mir das antut?‘, rufst du innerlich. Logisch suchst du nach Schuldigen, schließlich hast du als gutes Mädchen in deinem Leben gelernt, dass man allem und jedem die Schuld geben kann, wenn man kein selbstbestimmtes Leben führt. Und mit zwei Kindern, einem Ehemann und einem Chef führt man nun mal kein selbstbestimmtes Leben. Aber wen willst du dafür verantwortlich machen, dass du in die Wechseljahre kommst? Das macht dich noch wütender, insbesondere auf dich selbst.
Wie zum Beispiel diese anonyme Frau, die mir schrieb: „Zur Zeit bin ich auch gegen mich und andere aggressiv und doch hilflos, weiß nicht, wie ich mich in den Griff kriegen soll, war ich doch sonst ein so entschlossener Mensch, der für alle einen Rat hatte, und für mich habe ich nichts. Was danach kommt, muss aber besser sein als jetzt.“
Genau. Dann stehst du vor dem Spiegel und geißelst dich, weil du über Weihnachten wieder zwei Kilo zugenommen hast. Also ziehst du dich mit deinem Elend zurück. Und das ist gut so. Denn bis jetzt läuft alles normal. Gestatte dir zu weinen, Depressionen zu haben, zu trauern. Ohne diese Trauer wirst du nie neu geboren werden, sondern im Herzen ein Teenager bleiben.
Dann kommt die Phase der Verwirrung. Du weißt nicht, ob das, was da auf dich zukommt, das Licht am Ende des Tunnels ist oder der ICC, der auf dich zurast. Du suchst nach einer Möglichkeit zu überleben, aber die richtige will dir nicht einfallen.
Und dann, eines Tages, hast du dich damit abgefunden. Du hast dich an dein neues Gesicht, an deine neue Einstellung und an die neue Stellung in der Gesellschaft gewöhnt. Eines schönen Morgens wirst du aufwachen, die Vögel singen hören und du weißt, du hast überlebt und von jetzt an geht es aufwärts. Du wirst wie eh und je aus dem Bett springen und dich auf den Tag vorbereiten. Aber jetzt weißt du, dass es ein schöner Tag werden wird, einer, auf den du dich freust, weil du wieder ein Ziel hast. Und du bist in der Lage, diesen Tag zu genießen, denn du hast verstanden, dass jeder Tag kostbar ist und du einfach keine Zeit mehr hast, ihn mit düsteren Gedanken zu verschwenden.