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Ich erinnere mich an ein Gebet, das ich in meiner Kindheit gelernt habe: »Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.« Du hast diese Worte gesprochen, und ich fühle mich gesund. Ich fühle mich nicht mehr unwürdig. Du hast so eine Art, mich würdig fühlen zu lassen. Wenn ich allen Menschen ein Geschenk machen könnte, dann wäre es das.

DU HAST IHNEN dieses Geschenk gemacht – mit diesem Zwiegespräch.

Ich würde es gerne auch noch nach dem Ende dieser Unterhaltung machen.

DIESE UNTERHALTUNG WIRD nie beendet sein.

Oder dann, wenn diese Trilogie beendet ist.

DU WIRST MITTEL und Wege finden, das zu tun.

Darüber bin ich sehr glücklich. Denn das ist das Geschenk, das meine Seele liebend gerne geben möchte. Wir alle haben ein Geschenk zu machen. Ich möchte, daß dies das meine ist.

DANN GEH UND schenke. Strebe danach, alle Menschen, deren Leben du berührst, sich würdig fühlen zu lassen. Vermittle einem jeden das Gefühl, daß er als Person wertvoll ist, vermittle ihm ein Gefühl für das echte Wunder dessen, wer er ist.

Gib dieses Geschenk, und du wirst die Welt heilen.

Ich bitte demütig um deine Hilfe.

DU WIRST SIE immer haben. Wir sind Freunde.

Ich liebe dieses Gespräch. Nun würde ich dir gerne eine Frage zu etwas stellen, das du zuvor gesagt hast.

ICH BIN HIER.

Als du über das Leben »zwischen den Leben« sprachst, sagtest du, daß wir die Erfahrung unseres individuellen Selbst immer wiedererschaffen können.

Was bedeutet das?

ES BEDEUTET, DASS du, wann immer du willst, als neues Selbst oder als das Selbst, das du zuvor warst, aus allem hervorgehen kannst.

Du meinst, ich kann mir mein individuelles Bewußtsein, mein Gewahrsein von »mir« bewahren oder zu ihm zurückkehren?

JA. DU KANNST jederzeit jede Erfahrung haben, nach der dich verlangt.

Und so kann ich als dieselbe Person, die ich war, bevor ich »starb«, zu diesem Leben – zur Erde – zurückkehren?

JA.

Im Fleisch?

HAST DU VON Jesus gehört?

Ja, aber ich bin nicht Jesus und würde auch nie behaupten, wie er zu sein.

HAT ER NICHT gesagt: »Diese Dinge und noch mehr werdet auch ihr tun?«

Ja, aber ich denke nicht, daß er damit solche Wunder meinte.

ES TUT MIR leid, daß du so denkst. Denn Jesus war nicht der einzige, der von den Toten auferstand.

War er nicht? Andere sind auch von den Toten auferstanden?

JA.

Mein Gott, das ist Blasphemie.

ES IST BLASPHEMIE, daß neben Christus noch andere von den Toten auferstanden sind?

Nun, manche Leute würden das behaupten.

DANN HABEN DIESE Leute die Bibel nie gelesen.

Die Bibel? Die Bibel sagt, daß neben Jesus noch andere Leute nach ihrem Tod in ihren Körper zurückkehrten?

HAST DU JE von Lazarus gehört?

Das ist nicht fair. Er erstand durch die Macht Christi von den Toten wieder auf.

GENAU. UND MEINST du, daß diese »Macht Christi«, wie du sie nennst, nur für Lazarus reserviert war? Für nur eine einzige Person in eurer Weltgeschichte?

So habe ich das nie gesehen.

ICH SAGE DIR: Es gab viele, die von den »Toten« auferstanden.

Es gab viele, die »ins Leben zurückkehrten«. Es passiert jeden Tag, in diesem Moment, in euren Krankenhäusern.

Ach, komm schon! Das ist nicht fair. Das ist medizinische Wissenschaft, keine Theologie.

ICH VERSTEHE, GOTT hat nichts mit den Wundern von heute zu tun, nur mit denen von gestern.

Äh … okay. Der Punkt geht aus technischen Gründen an dich.

Aber keiner ist aus eigener Kraft von den Toten wiederauferstanden, so wie Jesus es tat. Niemand kehrte auf diese Weise von den »Toten« zurück.

BIST DU DIR da sicher?

Nun … ziemlich sicher.

HAST DU JE von Mahavatar Babaji gehört?

Ich glaube nicht, daß wir den Mystizismus des Ostens hier hineinbringen sollten. Eine Menge Leute glauben nicht an das Zeug.

ICH VERSTEHE. NUN, die müssen natürlich recht haben.

Damit wir uns richtig verstehen: Du sagst, daß Seelen von den »Toten« in Geistgestalt oder auch in physischer Gestalt zurückkehren können, wenn es das ist, was sie wollen?

DU BEGREIFST ALLMÄHLICH.

Gut, und warum haben es dann nicht mehr Menschen getan?

Warum hören wir nicht jeden Tag von solchen Fällen? Das würde internationale Schlagzeilen machen.

TATSÄCHLICH KEHREN EINE Menge Leute in Geistgestalt zurück. Ich gebe zu, daß sich nicht viele für die Rückkehr zum physischen Körper entscheiden.

Ha! Da! Hab' ich dich erwischt! Warum nicht? Warum machen das nicht mehr Seelen, wenn es so leicht ist?

ES GEHT NICHT darum, ob es leicht ist, es ist die Frage, ob es wünschenswert ist.

Was bedeutet?

WAS BEDEUTET, DASS es nur selten eine Seele danach verlangt, in derselben Form wie zuvor in die Körperlichkeit zurückzukehren. Wenn sich eine Seele für die Rückkehr zum Körper entscheidet, handelt es sich fast immer um einen anderen, einen andersartigen Körper. Auf diese Weise beginnt sie etwas völlig Neues, sie macht die Erfahrung von neuen Erinnerungen, unternimmt neue Abenteuer.

Im allgemeinen verlassen die Seelen den Körper, weil sie mit ihm fertig sind. Sie haben vollendet, was sie gemeinsam mit ihm tun wollten. Sie haben die Erfahrung durchlebt, die sie anstrebten.

Was ist mit den Menschen, die durch einen Unfall, ein zufälliges Mißgeschick umkommen? Haben sie ihre Erfahrung zum Ende gebracht oder wurde diese »abgeschnitten«?

GLAUBST DU IMMER noch, daß Leute durch einen Zufall sterben?

Du meinst, das tun sie nicht?

NICHTS IM UNIVERSUM ereignet sich zufällig. So etwas wie ein »zufälliges Mißgeschick« gibt es nicht, wie es auch kein »zufälliges Zusammentreffen« gibt.

Wenn ich mich dazu bringen könnte, das für wahr zu halten, würde ich nie wieder um die Verstorbenen trauern.

TRAUER UM SIE wäre das letzte, was sie wollen.

Wenn ihr wüßtet, wo sie sind und daß sie sich aufgrund ihrer eigenen höheren Wahl dort befinden, würdet ihr ihre Abreise feiern. Wenn ihr nur für einen Augenblick die Erfahrung machen würdet, mit eurer höchsten und großartigsten Vorstellung von euch selbst und Gott in euer sogenanntes Leben nach dem Tod einzutreten, würdet ihr bei ihrer Beerdigung überglücklich strahlen, euer Herz wäre von Freude erfüllt.

Wir beweinen bei Beerdigungen unseren Verlust. Wir sind traurig, weil wir wissen, daß wir eine geliebte Person nie wiedersehen, nie wieder mit ihr beisammen sein, sie halten, umarmen oder berühren werden.

UND DAS IST ein gutes Weinen. Das ehrt eure Liebe und die geliebte Person. Doch auch dieses Betrauern währte nur kurz, wenn ihr wüßtet, welche großartigen Realitäten und wunderbaren Erfahrungen die freudige Seele erwarten, die den Körper verläßt.

Wie ist es im Leben nach dem Tod? Konkret. Erzähl mir alles darüber.

ES GIBT EINIGE Dinge, die nicht enthüllt werden können.

Denn manche Dinge könnt ihr in eurem gegenwärtigen Zustand, auf eurer gegenwärtigen Verständnisebene, nicht begreifen. Doch es gibt noch einiges, was gesagt werden kann.

Wie wir schon besprochen haben, könnt ihr, so wie auch in eurem gegenwärtigen Leben, im »Leben nach dem Tod« eines von drei Dingen tun. Ihr könnt euch den Schöpfungen eurer unkontrollierten Gedanken unterwerfen, ihr könnt eure Erfahrung aus der bewußten Wahl heraus erschaffen, oder ihr könnt die Erfahrung des kollektiven Bewußtseins von Allem-was-Ist machen. Letzteres wird Wiedervereinigung oder Wiederverbindung mit dem Einen genannt.

Solltet ihr den ersten Weg einschlagen, werden die meisten von euch nicht lange dabei bleiben (im Gegensatz zu eurem Verhalten auf der Erde). Denn in dem Augenblick, in dem euch eure Erfahrung nicht mehr gefällt, werdet ihr die Wahl treffen, eine neue und angenehmere Realität zu erschaffen, und das macht ihr ganz einfach dadurch, daß ihr euren negativen Gedanken ein Ende setzt.

Aus diesem Grund werdet ihr niemals die Erfahrung von der »Hölle« machen, vor der ihr euch so fürchtet, es sei denn, ihr entscheidet euch dazu. Und selbst in diesem Fall werdet ihr insofern »glücklich« sein, als ihr bekommt, was ihr wollt. (Du ahnst gar nicht, wie viele Menschen »glücklich« sind, wenn sie sich »elend« fühlen.) Also werdet ihr immer weiter diese Erfahrung machen, bis ihr euch dagegen entscheidet. Die meisten von euch werden sich schon nach den ersten Ansätzen dieser Erfahrung davon entfernen und etwas Neues erschaffen.

Auf genau dieselbe Weise könnt ihr die Hölle in eurem Leben auf Erden abschaffen.

Solltet ihr den zweiten Weg einschlagen und eure Erfahrung bewußt erschaffen, werdet ihr zweifellos erleben, daß ihr »direkt in den Himmel« kommt, denn das ist es, was sich jedermann, der frei wählt und an den Himmel glaubt, erschafft.

Wenn ihr nicht an den Himmel glaubt, werdet ihr das erfahren, was ihr eurem Wunsch entsprechend erfahren wollt – und eure Wünsche werden im Moment, in dem ihr das begreift, besser und besser werden. Und dann werdet ihr an den Himmel glauben!

Solltet ihr den dritten Weg einschlagen und euch den Schöpfungen des Kollektivbewußtseins unterwerfen, werdet ihr sehr rasch zu totaler Akzeptanz, totalem Frieden, totaler Freude, totaler Bewußtheit und totaler Liebe gelangen, denn das ist das Bewußtsein des Kollektivs. Dann werdet ihr eins mit dem Einssein werden, und es wird nichts anderes geben als das, was du bist – dies ist das Alles-was-jemals-War –, bis ihr die Entscheidung trefft, daß es noch etwas anderes geben sollte. Das ist Nirwana, die Erfahrung des »Einsseins mit dem Einssein«, die viele von euch für kurze Momente in der Meditation machen, und sie beinhaltet eine unbeschreibliche Ekstase.

Nach dem Einssein für eine unendliche Zeit, die keine Zeit ist, werdet ihr diese Erfahrung beenden, weil ihr das Einssein nicht als Einssein erfahren könnt, wenn und bis nicht auch das existiert, was nicht das Eine ist. Aus diesem Verständnis heraus werdet ihr dann wieder einmal die Vorstellung und den Gedanken von Trennung oder Ungeeintheit erschaffen.

Dann werdet ihr eure Reise auf dem kosmischen Rad fortsetzen, immer weitergehen, immer weiterkreisen, immer weiter sein, für immer und ewig und noch darüber hinaus.

Ihr werdet viele Male zum Einssein zurückkehren – unendlich viele Male und jedesmal unendlich lange –, und ihr werdet wissen, daß ihr die Mittel habt, um an jedem Punkt auf dem kosmischen Rad zum Einssein zurückzukehren.

Ihr könnt das jetzt tun, während ihr das lest.

Ihr könnt das morgen beim Meditieren tun.

Ihr könnt das jederzeit tun.

Und du meinst, wir brauchen nicht auf der Bewußtseinsebene zu bleiben, auf der wir uns bei unserem Tod befinden?

NEIN. IHR KÖNNT euch so rasch, wie ihr es wünscht, auf eine andere Ebene begeben oder euch soviel Zeit nehmen, wie ihr möchtet. Wenn ihr in einem Zustand der begrenzten Perspektive und der unkontrollierten Gedanken »sterbt«, werdet ihr das erfahren, was auch immer dieser Zustand euch bringt, bis ihr das nicht mehr wollt. Dann werdet ihr »aufwachen« – bewußt werden – und anfangen zu erfahren, daß ihr selbst euch eure Realität erschafft.

Ihr werdet auf dieses erste Stadium zurückblicken und es Fegefeuer nennen. Das zweite Stadium, in dem ihr in Gedankenschnelle alles haben könnt, was ihr wollt, werdet ihr Himmel nennen. Das dritte Stadium, in dem ihr die Seligkeit des Einsseins erfahrt, werdet ihr Nirwana nennen.

Es gibt noch eine Sache, die ich hier gerne erkunden würde. Es geht nicht um das »Leben nach dem Tod«, sondern um die außerkörperlichen Erfahrungen. Kannst du mir diese erklären?

Was geschieht da?

DIE ESSENZ DESSEN, wer du bist, hat einfach den physischen Körper verlassen. Das kann im normalen Traumzustand geschehen, oft auch in der Meditation und häufig in sublimer Form, wenn sich der Körper im Tiefschlaf befindet.

Während eines solchen »Ausflugs« kann deine Seele sich überall aufhalten, wo sie sein möchte. Eine Person, die von einer solchen Erfahrung berichtet, kann sich oft hinterher nicht daran erinnern, sich willentlich dafür entschieden zu haben.

Sie mag es als »etwas, das mir eben passiert ist« erleben. Doch nichts, was eine Aktivität der Seele beinhaltet, geschieht unwillentlich.

Wie können uns Dinge während einer dieser Erfahrungen »gezeigt«, uns »enthüllt« werden, wenn wir auf unserem Weg nichts weiter tun als erschaffen? Mir scheint, daß sie uns nur enthüllt werden können, wenn sie getrennt von uns, nicht als Teil unserer eigenen Schöpfung existieren. Da brauche ich ein bißchen Hilfe.

NICHTS EXISTIERT GETRENNT von dir, und alles ist deine eigene Schöpfung. Selbst dein augenscheinlicher Mangel an Verständnis ist deine eigene Schöpfung; er ist buchstäblich ein Phantasieprodukt. Du bildest dir ein, die Antwort auf diese Frage nicht zu wissen, also weißt du sie nicht. Doch sobald du dir einbildest, sie zu kennen, kennst du sie auch.

Du gestattest dir diese Art von Einbildung, damit der Prozeß weitergehen kann.

Der Prozeß?

DAS LEBEN. DER ewige Prozeß.

In den Momenten, in denen du erlebst, daß du dir selbst »enthüllt« wirst – ob dies nun bei sogenannten außerkörperlichen Erfahrungen, in Träumen oder in magischen Momenten der Wachheit, in denen du von absoluter Klarheit bist, geschieht – immer bist du hier ganz einfach ins »Erinnern« geschlüpft.

Du erinnerst dich an das, was du bereits erschaffen hast. Und diese Erinnerungen können sehr machtvoll sein. Sie können eine persönliche göttliche Erscheinung bewirken.

Hast du einmal eine derart großartige Erfahrung gemacht, fällt es dir unter Umständen schwer, wieder so zum »realen Leben« zurückzukehren, daß es sich problemlos mit dem verträgt, was andere Menschen »Realität« nennen. Der Grund dafür ist der, daß sich deine Realität verändert hat. Sie ist zu einer anderen geworden. Sie hat sich erweitert, ist gewachsen. Und sie kann nicht wieder zusammenschrumpfen. Das wäre wie der Versuch, den Geist zur Rückkehr in die Flasche zu bewegen. Es ist nicht möglich.

Ist das der Grund, warum so viele Menschen nach ihrer Rückkehr von außerkörperlichen Erfahrungen oder sogenannten Nahtoderlebnissen so verändert erscheinen?

GENAU. UND SIE sind verändert, weil sie nun soviel mehr wissen. Doch häufig fallen sie, je weiter sie sich von diesen Erlebnissen entfernen, je mehr Zeit vergeht, in ihre alten Verhaltensweisen zurück, weil sie dann wieder vergessen haben, was sie wissen.

Gibt es eine Möglichkeit, die »Erinnerung« daran zu bewahren?

JA. AGIERE DEINEN Wissenszustand jeden Augenblick aus.

Lebe stets das, was du weißt, und nicht das, was die Welt der Illusion dir zeigt. Bleib dabei, wie verführerisch die Illusion auch sein mag. Das ist es, was alle Meister getan haben und tun. Sie urteilen nicht nach dem Erscheinungsbild, sondern handeln auf der Grundlage ihres Wissens.

Und es gibt noch eine andere Möglichkeit, sich zu erinnern.

Ja?

BRINGE EINEN ANDEREN dazu, sich zu erinnern. Gib einem anderen das, was du dir für dich selbst wünschst.

Das ist es, was ich meinem Empfinden nach mit meinen Büchern mache.

DAS IST GENAU das, was du tust. Und je länger du das machst, desto weniger wirst du es tun müssen. Je mehr du diese Botschaft an andere weitergibst, desto weniger wirst du sie deinem Selbst weitergeben müssen.

Weil mein Selbst und der andere eins sind und ich das, was ich einem anderen gebe, mir selbst gebe.

SIEHST DU, JETZT gibst du mir die Antworten. Und so funktioniert es natürlich auch.

Wow! Ich habe Gott gerade eine Antwort gegeben. Das ist cool. Das ist wirklich cool.

DU SAGST ES.

Das ist ja das Coole daran – daß ich es dir sage.

UND ICH SAGE dir: Der Tag wird kommen, an dem wir als ein Wesen sprechen. Der Tag wird für alle kommen.

Gut, wenn dieser Tag für mich kommen sollte, dann möchte ich auch sichergehen, daß ich genau verstehe, was du sagst. Deshalb will ich zum letztenmal auf etwas zurückkommen.

Ich weiß, du hast es schon mehr als einmal gesagt, aber ich möchte ganz sicher sein, daß ich es auch wirklich begreife.

Habe ich das richtig verstanden, daß wir, wenn wir in den Zustand des Einsseins gelangt sind – das Nirwana –, wenn wir zur Urquelle zurückgekehrt sind, nicht dort bleiben? Ich frage dich das deshalb noch einmal, weil es im Widerspruch zu meinem Verständnis von vielen östlichen esoterischen und mystischen Lehren zu stehen scheint.

EIN VERBLEIBEN IM Zustand des vollendeten Nichtseins oder des Einsseins mit dem allen würde es unmöglich machen, dort zu sein. Wie ich bereits erklärt habe, kann Das-was-Ist nur im Raum dessen, Was-nicht-Ist existieren. Auch die totale Seligkeit des Einsseins kann nur als »totale Seligkeit« erfahren werden, wenn es etwas Geringeres als diese gibt. Also mußte und muß ständig etwas Geringeres als die totale Seligkeit dieses totalen Einsseins erschaffen werden.

Aber wie können wir, wenn wir in der totalen Seligkeit aufgegangen sind, wenn wir uns wieder einmal im Einssein aufgelöst haben, wenn wir zu allem/nichts geworden sind, wissen, daß wir existieren? Da es doch nichts anderes gibt, das wir erfahren … ich weiß nicht. Irgendwie verstehe ich das nicht.

Das kriege ich anscheinend nicht in den Griff.

DU BESCHREIBST DAS, was ich das göttliche Dilemma nenne.

Es ist dasselbe Dilemma, das Gott immer hatte – und das Gott mit der Erschaffung dessen, was nicht Gott war (oder sich nicht für Gott hielt) löste.

Gott gab – und gibt in jedem Moment – wieder einen Teil seiner selbst an diese geringere Erfahrung des Sich-nicht-selbst-Erkennens, damit der Rest seiner selbst sich als das erkennen kann, wer und was es wirklich ist.

So »gab Gott seinen einzigen Sohn hin, damit die Welt durch ihn gerettet wird«. Nun kannst du sehen, woraus diese Mythologie entstanden ist.

Ich denke, daß wir alle Gott sind – und daß wir, jede und jeder von uns, ständig, in einem endlosen Zyklus, vom Wissen zum Nichtwissen und wieder zum Wissen reisen, vom Sein zum Nichtsein und wieder zum Sein, vom Einssein zur Trennung und wieder zum Einssein. Daß dies der Zyklus des Lebens ist – das kosmische Rad, wie du es nennst.

RICHTIG. GENAU. DAS ist gut ausgedrückt.

Aber müssen wir alle immer wieder auf die Grundlinie zurück? Müssen wir immer wieder ganz von vorne beginnen?

Ganz zurück zum Anfang gehen?

IHR MÜSST GAR nichts tun. Nicht in diesem Leben und auch in keinem anderen. Ihr habt die Wahl – werdet immer die freie Wahl haben –, im Kontext eurer Wiedererschaffung der Erfahrung von Gott überallhin zu gehen, wo ihr hingehen wollt, alles zu tun, was ihr tun wollt. Ihr könnt euch zu jedwelchem Ort auf dem kosmischen Rad begeben. Ihr könnt als was immer ihr wollt »zurückkommen« oder euch in jede andere Dimension, Realität, Zivilisation oder jedes andere Sonnensystem begeben. Manche, die den Ort der totalen Vereinigung mit dem Göttlichen erreichten, trafen auch die Wahl, als erleuchtete Meister »zurückzukommen«. Und ja, manche waren erleuchtete Meister, als sie das irdische Leben verließen, und entschieden sich dann, als sie selbst »zurückzukommen«.

Du kennst sicher die Berichte über Gurus und Meister, die immer und immer wieder in eure Welt zurückkehrten, sich als Erscheinung im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte immer wieder manifestierten.

Ihr habt eine ganze Kirche, die sich auf einen solchen Bericht gründet. Die Mormonenkirche basiert auf Joseph Smith' Bericht, daß ein sich selbst als Jesus bezeichnendes Wesen viele Jahrhunderte nach seinem vermeintlichen »letzten« Abgang wieder zur Erde zurückkehrte, wobei es diesmal in den Vereinigten Staaten auftauchte.

Ihr könnt also zu jedem euch beliebigen Punkt auf dem kosmischen Rad zurückkehren.

Doch auch das könnte ganz schön deprimierend sein. Kommen wir denn niemals zur Ruhe? Gelangen wir niemals ins Nirwana, um dort auch zu bleiben! Sind wir ewig zu diesem »Kommen und Gehen« verdammt, zu dieser Tretmühle, die da heißt: »Jetzt siehst du es, jetzt siehst du es nicht?« Befinden wir uns auf einer ewigen Reise ins Nirgendwohin?

JA. DAS IST die größte Wahrheit. Es gibt keinen Ort, wo ihr hingehen müßt, es gibt nichts zu tun, und da ist niemand, der ihr »sein« müßt, außer dem, der ihr genau in diesem Moment seid.

In Wahrheit gibt es keine Reise. Ihr seid in diesem Moment das, was ihr zu sein versucht. Ihr seid in diesem Moment dort, wo ihr hinzugehen versucht.

Die Meister und Meisterinnen wissen das und machen dem Kampf ein Ende. Und dann streben sie danach, euch bei der Beendigung eures Kampfes beizustehen, so wie ihr auch bestrebt sein werdet, anderen bei der Beendigung ihres Kampfes behilflich zu sein, wenn ihr die Meisterschaft erlangt habt.

Doch dieser Prozeß – dieses kosmische Rad – ist keine deprimierende Tretmühle. Er ist die herrliche und ständige Bestätigung der Großartigkeit Gottes und allen Lebens – und daran ist überhaupt nichts Deprimierendes.

Kommt mir aber doch deprimierend vor.

LASS MICH SEHEN, ob ich deine Meinung ändern kann. Magst du Sex?

Ich liebe Sex.

DAS TUN DIE meisten Menschen außer denen, die wirklich abartig darüber denken. Was wäre also, wenn ich dir sagte, daß du ab morgen mit jeder Person, zu der du dich hingezogen fühlst und für die du Liebe empfindest, Sex haben kannst?

Würde dich das glücklich machen?

Wäre das gegen ihren Willen?

NEIN. ICH WÜRDE es so einrichten, daß jede Person, mit der du in dieser Weise die menschliche Erfahrung von Liebe feiern möchtest, auch diesen Wunsch hat. Auch sie würde sich von dir angezogen fühlen und Liebe für dich empfinden.

Wow! Hey – okaaay!

ES GIBT NUR eine Bedingung: Du mußt immer eine Pause einlegen. Du kannst nicht übergangslos von der einen zur nächsten Person wechseln.

Was du nicht sagst!

UM ALSO DIE Ekstase dieser Art von körperlicher Vereinigung zu erfahren, mußt du, wenn auch nur für eine Weile, auch die Erfahrung machen, nicht mit jemandem sexuell vereint zu sein.

Ich denke, ich verstehe, worauf du hinauswillst.

JA. AUCH DIE Ekstase wäre keine Ekstase, gäbe es nicht eine Zeit, in der da keine Ekstase ist. Das gilt für die spirituelle wie für die körperliche Ekstase.

Am Zyklus des Lebens ist nichts Deprimierendes, da ist nur Freude. Ganz einfach Freude und noch mehr Freude.

Wahre Meister und Meisterinnen sind immer voller Freude.

Also ist das Verbleiben auf der Meisterschaftsebene für dich wahrscheinlich wünschenswert. Dann kannst du dich in die Ekstase hinein- und wieder aus ihr herausbegeben und doch immer voller Freude sein. Du brauchst die Ekstase für dieses Freudigsein nicht. Du bist es, einfach weil du weißt, daß die Ekstase existiert.