10. KAPITEL

Schon beim ersten Blick auf das MacGregor’sche Anwesen hoch oben auf den Klippen war Shelby begeistert. Aus rohen Felssteinen gemauert, rau und sturmerprobt, glich das Haus, das mit seinen Türmen und Zinnen weit übers Meer schaute, einer Burg oder Festung. Prachtvoll sah es aus und jetzt in der Abenddämmerung besonders düster und geheimnisvoll.

Shelby sah Alan an und merkte, dass er ihre Reaktion gespannt beobachtete.

In seiner Miene fand sie den Anflug von Humor, den sie so sehr liebte – aber auch Ironie und hoffnungsvolle Erwartung. Lachend lehnte sie sich an Alan. »Du hast genau gewusst, dass ich es wunderschön finden würde.«

Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Ich hoffte es.«

Shelby konnte den Blick nicht von dem Gebäude abwenden, während Alan den gemieteten Wagen die steil ansteigenden Serpentinen hinauffuhr. »Wenn ich hier aufgewachsen wäre«, malte sie sich aus, »hätte ich in einer Turmstube gewohnt und Gespenster ohne Köpfe als Spielkameraden gehabt.«

Alan nahm geschickt eine enge Kurve. Das Meer war so nahe, dass man es riechen konnte. Durch die herabgedrehten Fenster drang kühler, würziger Wind. »Wir haben hier keine Gespenster«, sagte Alan. »Vater drohte uns allerdings in regelmäßigen Abständen, er würde ein paar besonders blutrünstige aus Schottland importieren.« Er warf einen Seitenblick auf Shelby. »Sein Büro liegt übrigens oben in dem hinteren Turm.«

Shelby legte den Kopf zur Seite und malte sich aus, wie weit man von dort oben über Land und Meer würde sehen können. Daniel MacGregor. Ja, sie freute sich darauf, ihn kennenzulernen. Dass sie ihm gegenüber im Nachteil war, weil die Begegnung auf seinem heimischen Gelände stattfinden würde, ängstigte sie allerdings ein wenig. Vorerst genoss sie die fantastische Aussicht. Überall leuchteten Blumen in bunten Farben. War das Mrs. MacGregors Abteilung? Erholte sie sich von ihrem anstrengenden Beruf, indem sie daheim Petunien pflanzte? Allerdings dürften die freien Stunden der berühmten Chirurgin karg bemessen sein.

Wenn das Haus nach Daniels Plänen entstanden ist und Anna die gärtnerische Gestaltung übernommen hat, überlegte Shelby, dann ergänzen sich die beiden wahrscheinlich hervorragend. Jeder von ihnen ist eine fantasiebegabte, eigenständige Persönlichkeit, die unbeirrt ihren Weg geht. Das Wochenende dürfte interessant werden.

Als Alan den Wagen anhielt, sprang Shelby hinaus. Ihre ungebändigten Locken wehten im Wind. Sie lachte wieder und schaute sich nach Alan um, der an die Kühlerhaube gelehnt stand und Shelby beobachtete.

Alan mochte den Anblick, der sich ihm bot – Shelby vor dem von wilden Blumen übersäten Hintergrund, aus dem das schwerfällige Steinhaus herausragte. Sie hatte ihre Hände in die Taschen ihrer lässig sitzenden Hose gesteckt. Die steife Brise blies durch die weite, dünne Bluse.

»Ich hätte unbedingt auf Gespenster bestanden«, erklärte sie und fasste Alan bei der Hand. »Vorzugsweise auf schlimme Kettenrassler, nicht diese ätherischen Vollmondtypen.« Sie verschränkten die Finger ineinander, standen so einen Augenblick zusammen und blickten hinüber zu dem Haus. »Küss mich, MacGregor«, verlangte sie und strich ihr windzerzaustes Haar aus den Augen. »Hart. Einen geeigneteren Platz hat es dafür noch nicht gegeben.«

Noch während sie sprach, presste sie sich eng an Alan und legte ihre Hand flach auf seinen Rücken, um Alan noch näher an sich zu ziehen. Als sich ihre Lippen trafen, hätte ein mittleres Erdbeben sie wohl kaum mehr erschüttern können.

Shelby hatte eine Hand auf seine Wange gelegt, als sie sich trennten. Sie fühlte Bedauern in sich aufsteigen für das, was sie Alan nicht geben konnte, was sie ihm vielleicht niemals geben würde.

»Ich liebe dich, Alan«, flüsterte sie. »Glaube es mir.«

In ihren Augen konnte er lesen, dass Shelby noch nicht bereit war, die Konsequenz aus dieser Liebe zu ziehen. Ja, sie liebte ihn, aber … Noch nicht, mahnte sich Alan. Er musste noch ein wenig länger warten, bevor er mehr von ihr verlangen konnte. »Ich glaube dir«, sagte er, als er sie bei den Handgelenken fasste. Zärtlich küsste er ihre Hände, bevor er einen Arm um ihre Taille legte. »Komm, lass uns hineingehen.«

Shelby lehnte kurz ihren Kopf an seine Schulter, als sie auf die Eingangstür zugingen. »Ich verlasse mich auf dein Wort, dass ich übermorgen heil und unversehrt wieder hier heraustreten werde.«

Alan lächelte. »Du weißt doch, dass ich heute und morgen nur Vermittler bin.«

»Wie ungeheuer ermutigend.« Im nächsten Moment wurde Shelbys Aufmerksamkeit von einem Löwenkopf aus schwerem Messing abgelenkt, der als Türklopfer diente. Über seinem gekrönten Haupt starrte ihr der MacGregor-Löwe mit kalten Augen entgegen.

»Dein Vater scheint nicht zu den Leuten zu gehören, die ihr Licht unter den Scheffel stellen«, bemerkte Shelby trocken.

»Man kann nicht leugnen, dass er einen ausgeprägten Familienstolz besitzt.« Alan hob den Löwenkopf auf und ließ ihn gegen die Tür fallen. Das dumpfe Donnern im Inneren des Hauses klang wie Gewittergrollen. »Der MacGregor-Clan«, begann Alan mit Pathos und rollendem R, »gehört zu den wenigen Auserwählten, die eine Krone über ihrem Haupte tragen dürfen. Gutes Blut, starker Stamm.«

»Ha!« Shelbys verächtlicher Ausdruck wich erstaunter Neugier, als Alan in lautes Gelächter ausbrach. »Was ist denn so komisch?«, fragte sie.

Noch ehe er antworten konnte, wurde das große Portal aufgerissen, und ein hochgewachsener blonder Mann mit wunderschönen blauen Augen stand vor ihnen. Sein offenes Gesicht verriet Intelligenz und Tüchtigkeit.

»Du hast gut lachen«, sagte er zu Alan. »Dad brüllt und tobt schon seit Stunden. Es geht um Verräter und«, sein Blick streifte Shelby, »Ungläubige. Hallo«, begrüßte er Shelby. »Die Ungläubige bist sicher du. Ich darf doch Du sagen?«

Die sympathische Ironie in seiner Stimme hatte Shelby sofort gewonnen. »Ja zu beidem.«

»Shelby Campbell – mein Bruder Caine.«

»Das erste Mitglied der Campbells, das diese Schwelle überschreitet. Tritt ein, auf eigene Gefahr.« Caine bot Shelby die Hand, als sie das Haus betrat. Sie gleicht einer Meerjungfrau, dachte er. Nicht eigentlich schön, aber verführerisch und nicht leicht zu vergessen.

Shelby sah sich in der großen Halle um. Leicht verblichene Tapeten, schwere alte Möbel – das gefiel ihr. Der Duft von Frühlingsblumen mischte sich mit Staub und Möbelpolitur. Ganz nach ihrem Geschmack.

»Das Dach ist wenigstens nicht eingestürzt«, meinte sie und betrachtete ein Wappenschild an der Wand. »So weit haben wir also noch Glück.«

»Alan!« Seine Schwester Serena, Rena genannt, kam trotz ihres mächtigen Leibesumfangs leichtfüßig die Treppe heruntergelaufen. Shelby gefiel diese hochgewachsene blonde Frau mit den gleichen strahlend blauen Augen, deren feines Gesicht Freude, Liebe und Humor widerspiegelte. Serena schlang die Arme um Alans Hals. »Ich hab dich vermisst!«

»Du siehst prächtig aus, Rena.« Alan legte vorsichtig seine Hand auf Serenas Bauch. »Daran muss ich mich erst gewöhnen.«

»Das lohnt sich kaum noch«, sagte sie lachend. »Lange wird es nicht mehr dauern. Dad hat übrigens neuerdings die Idee, es könnten Zwillinge sein. Hast du damit etwas zu tun?« Sie blickte ihrem Bruder prüfend ins Gesicht.

Alan freute sich. »Ein rein taktisches Ablenkungsmanöver. Es scheint also geklappt zu haben.«

Serena streckte Shelby beide Hände entgegen. »Sie müssen Shelby sein, herzlich willkommen hier. Wollen wir Du sagen?«

Shelby spürte, dass die Warmherzigkeit echt war und ohne jede Neugier. »Ja, natürlich. Ich freue mich auch. Konnte es kaum erwarten, die Frau kennenzulernen, die Alan das Nasenbein gebrochen hat.«

Serena lehnte sich an einen Stuhl und lachte herzlich. »Es war allerdings ein Versehen, denn er war gemeint«, sie deutete auf Caine, »und hatte es auch verdient.« Sie hakte Shelby unter und zog sie weiter. »Du sollst den Rest der Familie kennenlernen. Hoffentlich hat Alan dich vorbereitet.«

»Auf seine Weise, ja.«

»Weißt du, Shelby, wenn es dir zu mulmig wird, dann gib mir einfach einen Wink. In letzter Zeit genügt ein kleiner plötzlicher Seufzer, und schon gilt Dads Aufmerksamkeit nur mir.«

Alan blickte ihnen nach. »Sieht so aus, als hätte Rena die Führung übernommen«, murmelte er zufrieden.

Caine klopfte ihm brüderlich auf die Schultern. »Tatsache ist, dass wir es alle nicht erwarten konnten, deine Campbell zu besichtigen, nachdem Dad uns deine Eroberung verkündet hat.« Es war nicht notwendig, Alan nach der Ernsthaftigkeit seiner Absichten zu fragen. Des Bruders Gesicht sprach deutlich genug. »Hast du Shelby wenigstens gewarnt? Weiß sie, dass Dad nur bellt und nicht beißt?«

»Keineswegs. Warum sollte ich?«

Shelby blieb an der Schwelle zum Salon stehen und betrachtete das Bild, das sich ihr bot. Links sah sie einen dunkelhaarigen Mann in einem breiten alten Sessel sitzen. Er rauchte und wirkte sehr ruhig, aber Shelby hatte den Eindruck, dass er sehr flink sein konnte, wenn es darauf ankam. Auf der Lehne seines Sessels saß eine Frau vom gleichen Typ, die ungefähr in Renas Alter sein mochte. Ihre Hände lagen friedlich gefaltet in ihrem Schoß. Welch erstaunliches Paar. Aber inzwischen hatte Shelby bemerkt, dass die MacGregors wahrhaftig keine Allerweltsfamilie waren. Rechts gegenüber arbeitete eine ältere Dame an ihrer Stickerei. Das musste Alans Mutter sein, die Ähnlichkeit war verblüffend.

Im Mittelpunkt der Gruppe stand ein gewaltiger Stuhl mit hoher Lehne, die mit reichem Schnitzwerk verziert war. Er passte zu dem Mann, der ihn beinahe ausfüllte.

Daniel MacGregor wirkte mit seiner Körpergröße, den breiten Schultern und der massigen Gestalt ausgesprochen imponierend. Flammend rotes Haar in dichter Fülle krönte das mächtige Haupt. Shelby erkannte mit Vergnügen, dass er das MacGregor’sche Wappen auf dem Jackett trug. Er hielt Hof, das war deutlich zu sehen.

»Rena sollte sich mehr Ruhe gönnen«, sagte er gerade und zeigte mit einem langen Finger in die Richtung des jungen Mannes mit den dunklen Haaren. »Eine Frau in ihrem Zustand gehört nicht in ein Casino bis zur frühen Morgenstunde.«

Justin blies in aller Ruhe einen dicken Rauchring. »Es ist aber Serenas Geschäft.«

»Wenn eine Frau in anderen Umständen ist …« Daniel schwieg und sah fragend auf Diana. Die lächelte und schüttelte den Kopf. Er seufzte und wandte sich erneut Justin zu. »Wenn also eine Frau …«

»… sollte sie sich völlig normal bewegen wie jede andere gesunde Frau«, beendete Serena seinen Satz.

Daniel MacGregor holte tief Luft zu einer passenden Erwiderung, da erblickte er Shelby. Seine breiten Schultern hoben sich, und er schob das Kinn trotzig nach vorn. »Aha!«, meinte er nur.

»Shelby Campbell«, begann Serena mit der Vorstellung, und dann betraten sie die Höhle des Löwen. »Hier ist der Rest unserer Familie. Mein Mann, Justin Blade.«

Shelbys Blick traf auf ruhige, sehr kluge grüne Augen. Es dauerte eine Zeit, bis er lächelte, doch dann war es das Warten wert. »Meine Schwägerin Diana.«

»Sie sind bestimmt miteinander verwandt«, stellte Shelby fest und verglich erstaunt Justin mit Diana. »Bruder und Schwester?«

Diana nickte, Shelbys offenes Wesen war ihr sympathisch. »Das stimmt.«

»Welcher Stamm?«, forschte Shelby.

Justin lächelte wieder und blies Rauch zur Decke. »Komantschen«, erwiderte er.

»Eine bemerkenswerte Sippe«, mischte Daniel MacGregor sich ein und schlug kräftig mit der Faust auf die Armlehne des Stuhles. Shelby warf ihm einen kurzen Blick zu.

»Meine Mutter.« Serena unterdrückte ein Lachen und führte Shelby weiter.

»Wir freuen uns sehr, Shelby, dass Sie gekommen sind.« Anna MacGregors dunkle Stimme klang besänftigend. Ihr Händedruck war fest.

»Ich danke Ihnen für die Einladung, Dr. MacGregor«, antwortete Shelby. »Ihren Garten finde ich wundervoll. So etwas sieht man selten.«

Anna freute sich über das Lob und tätschelte Shelbys Hand, die sie noch immer hielt. »Der Garten ist mein besonderer Stolz.« Ihr Ehemann räusperte sich mit Nachdruck, doch sie sprach ruhig mit Shelby weiter. »Hatten Sie einen guten Flug?«

»Ja, danke.« Da Shelby mit dem Rücken zum Hausherrn stand, konnte dieser ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen.

»Jetzt will ich endlich das Mädchen ansehen!« Daniel MacGregors Geduld war zu Ende, energisch donnerte seine Faust auf die Sessellehne.

Serena lachte wieder. Shelby drehte sich langsam um und blickte Alans Vater direkt in die Augen. Ihre stolze Kopfhaltung stand seiner in nichts nach.

»Shelby Campbell«, erklärte Alan, der jeden Moment dieser Szene genoss, »und das ist mein Vater, Daniel MacGregor.«

Shelby trat einen Schritt näher, bot dem alten Herrn aber nicht die Hand. »Ich«, sagte sie statt einer Begrüßung, »bin eine Campbell.«

Daniel zog die Mundwinkel herab und runzelte die Stirn. Shelby zuckte nicht mit der Wimper. »Meine Vorfahren hätten eher einen räudigen Hund in ihr Haus gelassen als eine Campbell«, grollte der alte Mann.

Als Alan bemerkte, dass seine Mutter sich einmischen wollte, schüttelte er den Kopf. Sie begriff sein Zeichen und schwieg. Shelby verstand sich ihrer Haut zu wehren, das wusste Alan. Und er mochte kein Wort der Auseinandersetzung zwischen den beiden Starrköpfen missen.

»Die meisten MacGregors lebten mit räudigen Hunden im Zimmer, und es störte sie nicht die Spur.«

»Barbaren!« Daniel atmete schwer. »Die Campbells sind immer Barbaren gewesen, alle, wie sie da waren!«

Shelby legte nachdenklich den Kopf zur Seite und sah ihr Gegenüber prüfend an. »Man hat den MacGregors von jeher nachgesagt, dass sie schlechte Verlierer sind.«

Das Gesicht des Seniors wurde fast so rot wie sein Haar. »Verlierer? Ha! Noch ist kein Campbell geboren worden, der einem MacGregor im offenen Kampf gegenübergetreten wäre. Diese Meuchelmörder!«

»Gleich werden wir die ganze Familiengeschichte in ungekürzter Fassung hören«, flüsterte Caine. »Du hast nichts mehr im Glas, Dad«, sagte er laut, in der Hoffnung, ihn abzulenken. »Shelby, wie wäre es mit einem Drink?«

»Ja, gern.« Sie schaute zu Caine auf und zwinkerte ihm zu. »Scotch pur – ohne Wasser und Eis.« Dann wandte sie sich wieder dem alten Herrn zu. »Wären die MacGregors klüger gewesen, hätten sie nicht ihr Land, ihre Kilts und ihren Namen verloren. Könige«, fuhr sie ungerührt fort, als der Senior wie ein Walross schnaufte, »pflegen empfindlich zu reagieren, wenn jemand versucht, sie vom Thron zu stürzen.«

»Könige!«, stieß der alte MacGregor verächtlich hervor. »Was ist schon ein englischer König! Kein treuer Schotte braucht einen englischen König, der ihm Vorschriften macht, wie er auf seinem eigenen Grund und Boden leben soll.«

Shelbys Lippen umspielte ein Lächeln, als Caine ihr das Glas mit dem Scotch reichte. »Ein wahres Wort. Darauf kann auch ich trinken.«

»Ha!« Daniel MacGregor hob sein Glas und leerte es in einem Zug. Dann setzte er es krachend auf den Tisch neben seinem Sessel.

Mit leicht hochgezogener Braue musterte Shelby den Inhalt ihres Glases. Dann tat sie es dem Herrn des Hauses gleich.

Dieser stutze einen Moment lang, blickte auf Shelbys leeres Glas, dann auf sie. Es war totenstill im Raum. Seine Augen sprühten Feuer, ihre jedoch blieben kühl und herausfordernd. Er erhob sich aus seinem Sessel, überragte Shelby um Haupteslänge – ein Bär von einem Mann mit feuerrotem Haar. Shelby legte in einer herausfordernden Geste die Hände auf die Hüften. Biegsam wie eine Weidenrute stand sie vor ihm mit ihren Locken, die genauso leuchtend rot waren wie seine. Alan wünschte sich, diese Szene im Bild festzuhalten.

Plötzlich warf sein Vater den Kopf in den Nacken und lachte schallend, lange und aus tiefstem Herzen. »Beim gütigen Himmel«, rief er, »ist das ein Mädchen!«

Im nächsten Augenblick zog er Shelby an seine Brust, und alle wussten, dass sie ihm willkommen war.

Sich mit den anderen MacGregors anzufreunden war für Shelby nicht weiter schwierig. So aufbrausend, dramatisch und ungeduldig das Oberhaupt der Familie war, so ruhig und diplomatisch wirkte Alans Mutter. In ihrer stillen Art beherrschte sie unmerklich jedermann. Weisheit und Geduld waren ihre Waffen. Jedes einzelne Mitglied der Familie unterschied sich von den übrigen. Als Gruppe gesehen bildeten sie ein harmonisches Ganzes.

Von dem Haus war Shelby bezaubert. Lange Gänge führten zu unzähligen Räumen, gewölbte Decken und geschwungene Säulen erinnerten an ein echtes Schloss. Das Esszimmer hatte die Größe eines normalen Hauses, über dem Kamin hingen gekreuzte Speere, Wappen und alte Gemälde an den Wänden. Hohe Fenster ließen Licht ein, und am Abend strahlte ein riesiger Kronleuchter mit unzähligen Kerzen.

Es gefiel Daniel MacGregor, seinen Reichtum nicht nur zu zeigen, sondern sich auch täglich daran zu freuen.

Beim Abendessen saß Shelby zu seiner Linken. Bewundernd strich sie mit den Fingerspitzen über den Rand ihres Tellers. »Das ist ja Wedgewoods Aspis-Kollektion aus dem späten achtzehnten Jahrhundert«, staunte sie. »Ein wunderschönes Gedeck, vor allem der Gelbton ist einzigartig und sehr, sehr selten. Ich habe es bis jetzt nur im Museum gesehen.«

»Ein Erbstück von meiner Großmutter«, erzählte Anna MacGregor. »Es war ihr Ein und Alles. Dass die Farbe besonders wertvoll ist, wusste ich nicht.«

»Blautöne, Lila, Grün und Schwarz wurden öfter hergestellt, mit Hilfe von Oxidfärbung. Dieses Muster habe ich noch nie gesehen, außer im Museum.«

»Eure Aufregung wegen eines Tellers kann ich nicht begreifen«, warf Daniel ein.

»Dich interessiert viel mehr, was daraufgelegt wird«, neckte Serena ihren Vater.

»Shelby ist Töpferin«, erklärte Alan beiläufig.

»Töpferin?«, fragte Daniel erstaunt. »Du machst Töpfe?«

»Unter anderem«, erwiderte Shelby trocken.

»Unsere Mutter verstand sich auch darauf«, warf Diana ein. »Als ich noch klein war, habe ich sie oft an ihrer Scheibe sitzen sehen. Es ist unglaublich, was aus einem Tonklumpen entstehen kann. Weißt du noch, Justin?«

»Ja, du hast recht. Manchmal verkaufte sie ein paar Stücke in der Stadt. Verkaufen Sie Ihre Sachen auch?«, fragte er Shelby. »Oder ist es für Sie ein Hobby?«

»Ich besitze ein Geschäft in Georgetown«, erwiderte Shelby.

»Anerkennenswert.« Daniel MacGregor nickte. Handel in jeder Form war ihm vertraut. »Demnach verkaufst du eigene Produkte. Hast du Erfolg?«

Shelby drehte ihr Weinglas zwischen den Fingern. »Ich bilde es mir ein.« Sie warf die Stirnhaare zurück und fragte Alan: »Würdest du mich als clevere Geschäftsfrau bezeichnen, Senator?«

»Oh ja! Du hast keinerlei Organisationstalent, aber du produzierst, führst den Laden und lebst nach deinem Geschmack«, stimmte Alan zu.

»Ich mag ausgefallene Komplimente«, erklärte Shelby, nachdem sie einen Augenblick über dieses Urteil nachgedacht hatte. »Alan lebt mehr nach fest gefügten Gewohnheiten. Ihm würde es nie passieren, dass er plötzlich auf dem Freeway ohne Benzin dasitzt.«

»Und ich schwärme für ausgefallene Beleidigungen«, murmelte Alan.

»Das ergänzt sich ausgezeichnet«, stellte der Senior fest und gestikulierte mit der Gabel. »Du weißt, was du willst, Mädchen!«

»Ich hoffe, schon.«

»Du wirst eine erstklassige First Lady abgeben, Shelby Campbell.«

Ihre Finger umklammerten den Stiel des hohen Weinglases. Diese Reaktion bemerkten jedoch nur Alan und seine Mutter. »Vielleicht«, erwiderte Shelby ruhig, »wenn es mein Wunsch wäre.«

»Wunsch oder nicht – wenn du diesen da heiratest«, mit der Gabel zeigte er auf Alan, »ist es dein Schicksal.«

»Bist du nicht etwas zu voreilig?«, unterbrach Alan den Vater. Oh, wie er dieses Thema verwünschte! »Ich habe mich noch nicht entschieden, einer Kandidatur zuzustimmen. Und Shelby hat bisher nicht eingewilligt, mich zu heiraten.«

»Nicht eingewilligt. Nicht zugestimmt.« Das Gesicht des Familienoberhauptes wurde gefährlich rot. »Das Mädchen sieht mir nicht nach einem Dummkopf aus, Campbell oder nicht! Sie hat altes schottisches Blut in den Adern, egal, wie ihr Clan heißt. Sie wird feine MacGregors in die Welt setzen.«

»Er sähe es zu gern, wenn ich meinen Namen ändern würde«, mischte sich Justin Blade ein, um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.

»Möglich wäre das«, belehrte ihn sein Schwiegervater, »um die Linie zu erhalten. Aber Renas Baby wird sowieso ein MacGregor, genau wie Caines Kinder – falls er sich eines Tages an seine Pflichten erinnern sollte.« Strafend blickte er seinen jüngeren Sohn an. »Aber vornehmlich Alan als der Erstgeborene hat die Aufgabe, zu heiraten und Kinder zu zeugen und so den Stamm zu erhalten …«

In diesem Moment wollte sich Alan einmischen, doch da fiel sein Blick auf Shelby. Sie hatte ihr Besteck beiseitegelegt, die Arme verschränkt und beobachtete begeistert Daniel MacGregor in seiner Lieblingsrolle.

»Amüsierst du dich?«, flüsterte Alan ihr ins Ohr.

»Himmlisch! Ist er immer so?«

»Ja.«

Shelby seufzte tief. »Ich glaube, ich hab mich verliebt!« Sie zupfte energisch am Ärmel ihres Tischnachbarn, um dessen Redefluss zu unterbrechen. »Ohne Alan oder Ihrer Gattin zu nahe treten zu wollen, aber wenn ich mich jemals entschließen sollte, einen MacGregor zu heiraten, dann würde ich Sie wählen, Daniel.«

Verblüfft schaute er sie einen Augenblick an, dann lachte er dröhnend. »Du gefällst mir tatsächlich immer besser, Shelby Campbell!«

»Das hast du gut gemacht«, lobte Alan später, während er Shelby einen Teil des Hauses zeigte.

»Findest du?« Fröhlich hängte sie sich bei ihm ein. »Man kann deinem Vater nur schwer widerstehen, so ähnlich, wie es mir bei seinem Erstgeborenen geht.«

»Diese Bezeichnung darf nur mit allergrößter Ehrfurcht gebraucht werden«, warnte Alan mit unbewegtem Gesicht. »Mir hängt es zwar zum Hals heraus …«

»Oh, sieh doch mal! Ist das schön!« Shelby hob vorsichtig eine glänzende Vase von ihrer Konsole. »Eine Chantilly Vase. Alan! Ich schwöre es dir, dieses Haus ist besser als eine versunkene Galeere. Ich könnte stundenlang hier herumwandern.« Nachdem sie das wertvolle Stück behutsam an seinen Platz zurückgestellt hatte, fragte sie Alan neckend: »Bist du jemals in eine dieser Rüstungen geklettert?«

»Caine hat es einmal gewagt, und danach brauchte ich über eine Stunde, um ihn wieder herauszubekommen.«

Shelby nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. »Du warst ein so guter Junge.« Noch während sie lachte, hob sie ihm ihr Gesicht entgegen und drückte ihre Lippen auf seinen Mund in einem überraschenden Kuss, der hart und fordernd zugleich war.

»Er stieg in die Rüstung«, erklärte Alan, während er ihr Haar hinter das Ohr steckte, um den Kuss zu vertiefen, »weil ich ihm eingegeben habe, dass es doch ein besonders spannendes Erlebnis sein müsse.«

Atemlos sah Shelby zu ihm auf. Wann würde sie auf diesen plötzlichen Wechsel in seinem Wesen gefasst sein? Die so gefährliche Seite seiner Natur traf sie immer wieder unvorbereitet. »Ein Anstifter bist du also«, brachte sie schließlich heraus.

»Ein zielbewusster Anführer«, korrigierte er und ließ Shelby los. »Schließlich habe ich ja meinen Bruder dann großmütig wieder aus der Rüstung befreit, allerdings erst, nachdem er Rena damit fast zu Tode erschreckt hatte.«

Shelby hatte sich an die kühle Wand gelehnt, und ganz langsam wurde ihr Pulsschlag ruhiger. »Wahrscheinlich bist du überhaupt nicht lieb und artig gewesen, Alan. Das hast du mir nur vorgeschwindelt. Die gebrochene Nase geschah dir sicher recht.«

»Oh nein! Caine verdiente sie mehr.«

Shelby lachte. »Ich mag deine Familie«, sagte sie.

»Ich auch.«

»Und es scheint dir zu gefallen, wenn ich mich mit deinem Vater messe.«

»Ich habe schon immer eine Vorliebe für Salonkomödien gehabt«, erwiderte Alan.

Shelby schmiegte sich eng an ihn. »Sag mal, woher stammt eigentlich deines Vaters Idee, dass wir heiraten wollen?«

Alan knipste eine Stehlampe an, die im Gang stand. »Ich erzählte ihm von meinem Antrag. Allerdings fehlt ihm jedes Verständnis dafür, dass sein Erstgeborener kein sofortiges Jawort bekam.« Alan hielt Shelby zwischen seinen Armen und der Wand gefangen. »Wie lange wirst du für eine Antwort brauchen?«

Die Frage war ihm herausgerutscht, er wollte Shelby nicht drängen. Aber hier, in seiner häuslichen Umgebung und inmitten der MacGregor’schen Familie, war seine Sehnsucht nach ihr übermächtig geworden. »Ich liebe dich, Shelby.«

»Das weiß ich.« Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Ich liebe dich auch, das musst du mir glauben. Gib mir noch ein Weilchen, Alan, bitte. Ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber – bitte!« Shelby schob ihn sanft zurück, damit sie ihm ins Gesicht blicken konnte. »Du bist fairer als ich, Alan, geduldiger und freundlicher. Das muss ich ausnutzen.«

Alan fühlte sich weder geduldig noch fair. Er hätte sie am liebsten in die Enge getrieben, gefordert, gezwungen! Aber er beherrschte sich. »Gut, Shelby. Doch wenn wir zurück in Washington sind, müssen wir darüber reden. Ich muss mich entscheiden, und du musst es auch.«

Shelby biss sich auf die Lippe. Sie ahnte, worum es bei seiner Entscheidung gehen würde. Jetzt nicht, flehten ihre Augen. Wenn dieses Wochenende vorüber ist, werde ich mich deinen Fragen stellen – irgendwie. Aber jetzt lass uns die Gegenwart genießen, ohne politische Wolken, ohne Hinweis auf die Zukunft. »Ich verspreche es dir«, flüsterte sie.

Alan nickte. Dann legte er eine Hand um ihren Nacken unter dem Haar und küsste sie. »Es ist spät geworden«, murmelte er. »Wahrscheinlich liegen die anderen längst in ihren Betten.«

»Wir sollten auch schlafen gehen«, meinte Shelby.

Alan lachte und knabberte an ihrem Ohrläppchen. »Was hältst du von einem mitternächtlichen Bad?«

»In einem Swimmingpool?« Shelby schloss die Augen, um seine Zärtlichkeiten ganz auszukosten. »Ich habe keinen Badeanzug mit.«

»Gut.« Am Ende des Ganges war eine Doppeltür. Alan nahm Shelby bei der Hand und ging darauf zu. Er öffnete die eine Seite, schob Shelby hinein, dann drehte er von innen den Schlüssel herum.

Mit einer Hand auf der Hüfte sah Shelby sich neugierig um. Großzügig und schön wie alles in diesem Haus, lag vor ihnen ein nierenförmiges Schwimmbecken, gefüllt mit dunkelblauem Wasser. Der Fußboden ringsum war belegt mit buntem Mosaik aus vielen kleinen Steinchen. Grünpflanzen aller Art und Beschaffenheit säumten den Rand. Die gegenüberliegende Wand bestand aus riesigen Glastüren, die jetzt geschlossen waren. Mondlicht drang herein und spiegelte sich in sanft kräuselndem Wasser.

»Daniel MacGregor hält sich nicht mit Kleinigkeiten auf, nicht wahr?«, meinte Shelby. »Sicher bist du jeden Tag deines Lebens geschwommen, habe ich recht? Du bist gebaut wie ein Meisterschwimmer, das habe ich gleich bei unserer ersten Begegnung gedacht.«

Alan lächelte nur und zog sie vom Pool weg. »Zuerst gehen wir in die Sauna.«

»Oh, tatsächlich?«

»Ja, tatsächlich.« Er steckte eine Hand unter ihren Hosenbund und zog sie näher an sich heran. »Das öffnet die Poren.« Mit einer schnellen Bewegung hatte er ihre Hose geöffnet und sie über die Hüften hinuntergezogen.

»Da du darauf bestehst …« Shelby fing an, Alans Schlips aufzuknoten. »Hast du bemerkt, Senator, dass du immer viel mehr anhast als ich?«

»Nun, dazu kann ich nur sagen …«, er ließ seine Hand unter ihre Bluse gleiten, »… das habe ich.«

»Wenn du nicht angezogen in der Sauna sitzen willst, musst du damit aufhören.« Sie öffnete ungeduldig die vielen kleinen Knöpfe an seinem Hemd und zog es dann aus dem Hosenbund. »Wir brauchen Handtücher«, fügte sie hinzu und fuhr mit den flachen Händen genießerisch über seine Brust bis hinunter zur Gürtellinie.

Langsam schob Alan Shelby die Bluse von den Schultern und sah sie lange an, bevor er hinter sich griff, um vom Regal Handtücher zu holen. Shelbys Haut schimmerte zart im Mondlicht – sie war verlockend und verführerisch, und sie gehörte ihm. Shelby ließ Alan keine Sekunde aus den Augen, während sie das Handtuch wie einen Sarong um ihren nackten Körper drapierte.

Trockene Hitze schlug ihnen entgegen, als Alan die Tür zu dem kleinen Raum öffnete. Shelby blieb einen Augenblick stehen, um sich an die Hitze zu gewöhnen, ehe sie sich auf eine Bank setzte.

»Ich habe es seit Monaten nicht getan«, sagte sie, schloss die Augen und lehnte sich zurück. »Es ist wundervoll.«

»Vater soll in diesem kleinen Raum eine Anzahl äußerst gewinnbringender Geschäfte abgeschlossen haben«, bemerkte Alan, während er sich neben Shelby setzte.

Sie öffnete die Augen ein wenig. »Das kann ich mir gut vorstellen. Er hat seine Gegner einfach ausgetrocknet.« Langsam zog sie mit dem Finger eine Linie über Alans Schenkel. »Verwendest du auch solche Mittel bei deinen Regierungsgeschäften, Senator?«

»In kleinen heißen Räumen kommen mir eigentlich andere Ideen.« Er beugte sich zu ihr hinunter und fuhr mit den Lippen leicht über ihre Schulter – eine kurze Berührung mit der Zunge, ein schneller Druck seiner Zähne. »Sie sind lebendiger und ganz sicher persönlicherer Art.«

»Hm.« Shelby legte den Kopf zur Seite, als seine Lippen sich ihrer Halsgrube näherten. »Wie persönlich?«

»Eine höchst vertrauliche Angelegenheit.« Alan zog Shelby auf seinen Schoß und fing an, sie mit vielen kleinen Küssen zu überschütten, die sie immer benommen machten. Sie bewegte den Kopf so, dass ihre Lippen auf seinen Mund trafen, in einem trägen, feuchten Kuss. »Dein Körper fasziniert mich, Shelby. Er ist schlank und glatt und geschmeidig.« Seine Lippen zogen eine Spur vom Kinn bis hinunter zum Brustansatz – dort, wo ihr Handtuch geknotet war. »Und dein Verstand – auch er ist beweglich und geschmeidig wie deine Hände. Mir ist nie klar geworden, was mich an dir zuerst angezogen hat. Vielleicht war es beides zur gleichen Zeit – Körper und Verstand.«

Shelby war es zufrieden, zurückzuliegen und Alan gewähren zu lassen, sie mit Worten und zärtlichen Lippen zu liebkosen. Sie fühlte sich von der Hitze vollkommen entspannt, ihre Haut war weich und feucht. Als seine Lippen wieder ihren Mund fanden, hatte sie kaum die Kraft, ihre Arme um seinen Nacken zu legen und ihn an sich zu ziehen.

Während er sie langsam und innig küsste, öffnete er den Knoten ihres Handtuchs und zog es von ihr weg.

Der Duft, der von Shelby ausging und der ihn immer wieder aufs Neue erregte, füllte den kleinen Raum. Alan berührte sie, streichelte sie, liebkoste sie mit Händen, Fingern und Mund. Seine Zärtlichkeiten wurden immer ungeduldiger, und er fühlte, wie auch Shelbys Leidenschaft wuchs. Sie war heiß und feucht und verlangte mehr von ihm.

Nimm sie! Hier und gleich! verlangte es in ihm. Aber er bezwang sein Verlangen.

Nur Shelby wollte er die Befriedigung bringen, den Höhepunkt zu erreichen. Sie schrie seinen Namen heraus, drängte sich seiner Hand entgegen, und dann war sie wieder weich und anschmiegsam. So hätte er sie für immer halten können. Er zog sie eng an sich und erhob sich mit ihr.

»Es ist zu gefährlich, zu lange hier drinnen zu bleiben.« Alan rieb kurz seinen Mund gegen ihren Mund. »Wir müssen uns abkühlen.«

»Unmöglich«, murmelte Shelby und lehnte sich an seine Schulter. »Absolut unmöglich.«

»Das Wasser ist kühl – und fast so weich wie deine Haut.«

»Ich glaube nicht, dass ich die Kraft habe, im Wasser zu treten.«

»Wir machen das zusammen«, schlug Alan vor. Dann umfasste er mit einem Arm fest ihre Taille und sprang mit Shelby zusammen ins Wasser.

Für Shelby war es wie ein Schock, als das kalte Wasser über ihr zusammenschlug. Nachdem sie wieder auftauchte, hängte sie sich an Alan. »Es ist eisig!«

»Nicht wirklich«, erwiderte Alan. »Du wirst gleich merken, dass das Wasser gewärmt ist.«

Shelby fühlte sich bald herrlich erfrischt und schwamm die ganze Länge des Pools ab. Als sie den Rand erreichte, stand Alan bereits oben und wartete auf sie.

»Angeber!«, warf sie ihm vor und warf mit einer Kopfbewegung das nasse Haar aus ihrem Gesicht. Dann ließ sie ihren Blick bedächtig über Alans Körper wandern, von seinem Gesicht bis hinunter zu dem flachen Bauch und noch weiter nach unten.

»Du siehst großartig aus, Senator. Ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen, dich nass und nackt zu sehen.« Sie glitt auf den Rücken, um sich treiben zu lassen. »Solltest du einmal der Politik müde werden, könntest du sicherlich leicht eine erfolgreiche Karriere als Bademeister an einem Nacktstrand starten.«

»Es ist immer gut, wenn man eine Alternative hat«, gab Alan zurück.

Er sah Shelby eine ganze Weile zu. Ihr Körper hob sich weiß und glatt gegen das dunkle Wasser ab. Mondlicht fiel durch die Fenster und schimmerte an der Oberfläche. Die rasende Sehnsucht, die er kurze Zeit vorher gespürt hatte, war wieder da. Er sprang ins Wasser und war mit einem Zug neben ihr. Mit einem Arm umfasste er ihre Taille. Shelby hielt sich an seinen Schultern fest. Ihren Kopf lehnte sie weit zurück, sodass ihr Haar nach hinten fiel. In ihren Augen spielte sich die gleiche Erregung und das Verlangen wider, das auch ihn ergriffen hatte. Dann legte sie ihren Mund auf seine Lippen.

Shelby wusste, dass sie sich diesmal wild lieben würden. Weder sie noch Alan hatten Geduld für ein langes Vorspiel. Wie eine Flutwelle überschwemmte sie das Begehren, nur das Wasser hielt sie davon ab, sich schneller zu bewegen. Shelby fühlte, wie es in seiner Kühle über ihre Schultern schlug, während Alans Küsse immer hungriger und besitzergreifender wurden.

Nur der schwache Chlorgeruch erinnerte sie daran, dass sie sich nicht an einer einsamen Lagune Tausende von Meilen entfernt befanden. Doch als Alan Shelby mit der ganzen Kraft seiner Leidenschaft nahm, hätte sie genauso gut sonst irgendwo sein können.