22

Größer und fieser

Sam trat wieder in die Arena, und die Gnome knurrten wie verrückt los. Er winkte ihnen zu, salutierte seinen haarigen Fans, genoss seinen frischen Ruhm. Inzwischen hatte er mehrere Runden gewonnen; die zermalmten Überreste diverser Insekten lagen verstreut vor dem anderen Steintor. Keiner seiner besiegten Gegner war größer als eine Hauskatze gewesen, obwohl jeder ein bisschen imposanter gewesen zu sein schien als der vorherige.

Sam stellte sich vor dem Tor in Position und wirbelte sein Schwert herum. Das Tor rumpelte in die Höhe, und herausgetaumelt kam ein Käfer von der Größe einer Bulldogge. Sein plumper Körper schwankte auf spindeldürren Gliedmaßen, wie eine fette Ameise, die auf Bienenbeinen balanciert. Sam wandte sich zu den Gnomen um und warf ihnen ein »Oh-jetzt-hab-ich-aber-Angst«-Achselzucken zu. Der Käfer hockte einfach da. Sam stolzierte zu ihm und stupste ihn mit dem Schwert an.

Plötzlich breitete der Käfer ein verborgenes Flügelpaar aus und flog auf ihn zu. Er sauste über Sams gesenktes Schwert hinweg, spritzte ihm eine brennende gelbe Schleimladung ins Gesicht und schoss über seinem Kopf in die Höhe. Die Gnome jubelten … für Sams Kontrahenten.

Sam torkelte herum und wischte sich die stinkende Soße aus dem Gesicht. Er konnte gerade rechtzeitig wieder etwas erkennen, um zu sehen, wie das Insekt zu ihm hinabstieß und mit dem Bauch seinen Kopf rammte.

Dong!

Sam torkelte zurück und fiel auf den Hintern. Das Schwert flog ihm aus der Hand. Als Sam aufblickte, kam der Käfer erneut auf ihn zugeflitzt, sein tückischer Stachel ausgestreckt. Sam krabbelte davon. Das Schwert lag außerhalb seiner Reichweite, während der Käfer, von dessen Stachelspitze gelber Schleim tropfte, ihm nachjagte. Sam warf sich herum, duckte sich und kroch zur Arenamauer.

Ein lachender Gnom beugte sich herab und schlug Sam auf den Helm. Klonk! Sam taumelte an der Mauer entlang, versuchte sich abzustützen. Einige Plätze weiter wollte ein anderer fetter Gnom ihm ebenfalls einen Schlag versetzen, aber als er sich über die Mauer beugte, schlug ihm einer seiner Artgenossen auf den Rücken und beförderte ihn auf den Sandplatz. Der fette Gnom stürzte zwischen Sam und dem heraneilenden Käfer in den Staub. Der Käfer schoss auf den Gnom zu und stieß ihm den Stachel in den Rücken. Das Gift entfaltete augenblicklich seine Wirkung, und die Haut des Gnoms begann sich rings um die Wunde in Sekundenschnelle aufzulösen, bis Momente später nur noch ein feucht glänzender Eingeweidehaufen auf dem Arenaboden lag.

Die Menge lachte, selbst der Gnom, der seinen Kameraden auf den Sandplatz bugsiert hatte. Sam lachte nicht. Voller Entsetzen starrte er auf die Überreste des Gnoms, und während dessen Körpersäfte im Sand versickerten, bemerkte Sam, dass es im Sandboden der Kampfstätte unzählige Farbschattierungen gab, als hätte jemand willkürlich Dutzende Farbeimer darüber ausgekippt. Es war Blut, wurde ihm bewusst, das Blut vieler, vieler unbekannter Geschöpfe, die hier der Tod ereilt hatte.

Sam stolperte über etwas – sein Schwert. Er hob es auf, während der Käfer über ihm kreiste und schließlich in halsbrecherischem Tempo auf ihn zuflog. Als er nahe genug war, täuschte Sam einen Schwerthieb an und sprang zur Seite. Während der Käfer an ihm vorbeisauste, verpasste er ihm einen kräftigen Tritt in den Rücken, so wie Slouch es ihm beigebracht hatte. Der Käfer knallte mit voller Wucht an die Mauer, zerplatzte und bespritzte die unteren Zuschauerreihen mit seinem klebrigen gelben Schleim.

Nun jubelten die Gnome wieder ihm zu. Diesmal jedoch sonnte Sam sich nicht in seinem Ruhm. Er eilte zu seinem offenen Tor zurück, wo Slouch wartete.

»Das Ding hat versucht mich umzubringen!«, keuchte Sam und verließ den Platz.

»Du musst das Schwert erhoben halten«, sagte Slouch seelenruhig, während er Sams Rüstung inspizierte.

»Ich bin um mein Leben gerannt«, bekräftigte Sam.

»Du hast die Konzentration verloren«, murmelte Slouch.

»Ich hatte Todesangst!« Sam schüttelte den Kopf. »Hör zu, ich habe keine Lust mehr auf das Spiel.«

»Ich halte dich so lange, wie ich kann, am Leben«, sagte Slouch, »aber deine Gegner werden immer größer, bis du auf einen triffst, den du nicht besiegen kannst.«

Sams Mund stand offen, während er die beunruhigende Neuigkeit verarbeitete.

Slouch deutete auf eine Schüssel mit trübem Wasser. »Du siehst durstig aus. Trink etwas, während sie deinen nächsten Kampf vorbereiten. Und merk dir, halte dein Schwert hoch, hoch, hoch! Die nächste Runde wird nicht so leicht wie die bisherigen.«

Garstige Gnome
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