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Die Jungkrieger

Braun führte die jungen Wächter durch das Sumpfland zur Mauer. Er blieb in den seichten, morastigen Randzonen und nahm den deutlich längeren Weg in Kauf, um den Schlundlöchern auszuweichen, zwischen denen der Schwärmer lauerte. Die grauenvolle Geschichte von Whiteys letztem Kampf lastete der ganzen Gruppe auf der Seele, und obwohl sie am äußersten Rand des Sumpfes entlangmarschierten, blickten die Jugendlichen ständig angsterfüllt über die Schulter und hielten nach Hinweisen auf das Ungetüm Ausschau.

Braun hatte es nicht eilig, die Gnome anzugreifen. Mit nur zwanzig unerfahrenen Jungkriegern standen ihre Chancen nicht gut, selbst wenn sie den Feind überraschten. Zehn von ihnen hatten Schwerter, fünf waren Bogenschützen, und die anderen fünf trugen Langspeere. Eigentlich waren sie alle noch viel zu jung für eine Schlacht, aber nun würden sie dennoch kämpfen. Bree zufolge waren mehr als fünfzig schwer bewaffnete Gnome an der Mauer.

Braun beschloss, so lange wie möglich zu warten, um vielleicht noch von Bree und Tracker zu hören, bevor sie versuchen würden, über die Mauer zu stürmen. Jeder einzelne Krieger zählte, und Bree und Tracker waren die besten, die noch am Leben waren.

Bald hatten sie den Sumpf hinter sich gelassen, und die Schlundlöcher lagen in sicherer Entfernung hinter ihnen. Braun bedeutete seinen Gefährten stehen zu bleiben.

»Wir schlagen hier unser Lager auf. Die Mauer ist nur einen kurzen Fußmarsch entfernt.« Er zog eine Sanduhr aus seinem Bündel. »Wenn ich die Uhr zweimal umgedreht habe und wir noch immer nicht von Bree gehört haben, müssen wir aufbrechen und unseren Angriff starten. Wir werden versuchen, die Mauer zu stürmen und die Gnome zu überraschen.« Er holte tief Luft. »Hoffentlich hören wir davor etwas von Toady.«

Während seine Gefährten ihr Lager aufschlugen, schlich Toady auf Zehenspitzen durch den Wanzentunnel, vorbei an Heerscharen tastender Fühler. Es war der einzige Rückweg, den er kannte. Er starrte nach links und rechts in die Dunkelheit. Was er hier tat, war ein gruseliges Unterfangen, besonders nach dem Zwischenfall auf dem Hinweg, aber PJs Tapferkeit hatte ihn inspiriert. »Ruhig … ruhig«, murmelte er vor sich hin.

Geduckt schlich Toady unter einem herabhängenden Netz hindurch und wich einem tastenden Fühler aus. Solange er nichts berührte, sagte er sich, konnte ihm nichts passieren. Der vor ihm liegende Weg wurde ein wenig vom fernen Licht am Tunnelausgang erhellt. Zu seiner Erleichterung sah er keine Wanzen am Boden herumkrabbeln. Anscheinend kamen sie nur aus ihren Bauen, wenn man sie störte.

Toady erreichte eine breite Stelle im Tunnel, die ihm auf dem Hinweg überhaupt nicht aufgefallen war – er war wohl zu schnell daran vorbeigerannt. Er schätzte, dass er etwa die Hälfte des Tunnels durchquert hatte und lächelte zufrieden, als er hinter sich plötzlich ein seltsames Rascheln vernahm. Toady erstarrte. Nun erklang das gleiche Geräusch auch vor ihm. Ihm kam ein schrecklicher Gedanke – er befand sich an dem Punkt im Tunnel, wo beide Ausgänge am weitesten entfernt waren. Kluge Raubtiere warteten oft, bis ihre Beute am hilflosesten war, bevor sie sie angriffen. Plötzlich war es gar nicht mehr beruhigend, dass sich bisher keine Wanze hatte blicken lassen. Schatten bewegten sich, und ihm sank der Mut, als die Dunkelheit, die ihn umgab, plötzlich von herumhuschenden schwarzen Formen erfüllt war. Die Wanzen kamen aus ihren Bauen gekrochen, und er saß in der Falle.

Etwas drückte von oben gegen seinen Kopf, strich ihm über die Haare. Er sprang zur Seite, und über ihm regte sich ein riesiger Schatten. Das Rascheln und Scharren überall um ihn herum wurde immer lauter. Winzige Füßchen liefen ihm über die nackte Hand. Sein Fuß stieß gegen etwas Weiches, das sogleich davonkrabbelte. Er spürte die zarte, schleimige Berührung eines tastenden Wanzenfühlers im Gesicht. »Oh, nein«, hauchte Toady, »nicht schon wieder.« Dann wurde er von den Füßen gerissen.

Garstige Gnome
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