52

Vor dem letzten Gefecht

Da er nicht länger auf Bree, Tracker und Toady warten konnte, führte Braun die jungen Wächter in die Gegend zurück, aus der sie geflohen waren, als die Gnome die Mauer überrannt hatten. Die Rückkehr zu ihrer verlorenen Festung weckte unangenehme Gefühle in ihnen, denn sie wussten, dass sie dem Tod ausgerechnet an dem Ort ins Auge schauen würden, wo die Ältesten sich für sie geopfert hatten.

Sie hatten versucht, zur Festungsmauer zu schleichen und die herabhängenden Strickleitern zu erreichen, aber die Gnome hatten sie entdeckt und die Leitern schnell hochgezogen. Nun kauerten die jungen Wächter zwischen den Felsen am Fuße der Mauer, während krumme Pfeile und faustgroße Steine auf sie herabprasselten.

»Braun«, rief ein junger Wächter mit weit aufgerissenen Augen, »was machen wir jetzt?«

Braun sah gequält aus. Er hatte die Gruppe hergeführt, und nun saßen sie in der Falle. Er wusste nicht, was sie tun sollten. Er hörte das Gemurmel seiner Soldaten und glaubte, sie würden ihren Unmut über ihn zum Ausdruck bringen. Sie deuteten in die Weite der Höhle. Vielleicht planten sie ja, in diese Richtung zu fliehen, wenn sie ihm davonliefen, überlegte er.

Mit traurigen Augen blickte Braun in die Richtung, in die seine Soldaten zeigten. Aber sie rannten nicht fort. Vielmehr deuteten sie auf eine Gestalt, die in der Ebene aufgetaucht war und auf sie zueilte.

Brauns Herz machte einen Freudensprung. Es war Bree.

Sie hatte sich den gefesselten und geknebelten Brains auf den Rücken geschnallt und rannte wie besessen. Die Wächter jubelten.

Doch ihre Freude währte nicht lange. Denn als Bree näher kam, sahen sie, dass ihre Anführerin nicht nur auf sie zurannte, sondern auch vor zehn Gnomen floh, die dicht hinter ihr waren … und zusehends aufholten.

Brees Freunde hielten den Atem an, und einen Moment lang sah es so aus, als würde sie es tatsächlich schaffen, mit schierer Entschlossenheit und Willenskraft ihre Position zu erreichen. Aber selbst Bree war nicht gegen Erschöpfung gefeit, und so kam es, wie es kommen musste. Sie blieb mit dem Fuß an einem Stein hängen, geriet ins Stolpern und fiel hin.

Brains purzelte von ihrem Rücken, und im nächsten Moment hatten die zehn Gnome sie eingeholt – Slurp und neun andere. Bree rollte sich herum und riss ihr Schwert heraus. Slurp und Drule hoben Brains auf und rannten weiter, ohne sie zu beachten. Bree erhob sich auf ein Knie, schlug vergeblich nach den vorbeirennenden Gnomen. Unerklärlicherweise blieb keiner von ihnen stehen, um gegen sie zu kämpfen.

»Kommt zurück und kämpft!«, rief sie ihnen nach.

Sie kamen nicht zurück. Im Gegenteil, sie stürmten mit Brains auf die Mauer zu, wo die Wächter zwischen den Felsen warteten. Plötzlich hörte es auf, Pfeile und Steine zu regnen, als Slurp und sein Trupp näher kamen. Die Wächter wappneten sich für den Kampf.

Aber die Gnome rannten auch an ihnen vorbei. Verdutzt beobachteten die Wächter, wie Slurp und seine Soldaten zur Mauer stürmten und die plötzlich herabgeworfenen Strickleitern hinaufhuschten. Bree stand auf und eilte zur Position ihrer Leute, wo ihr zwischen den Felsen Braun entgegentrat. »Du lebst!«

»Was war das gerade?«, fragte sie atemlos.

»Ich weiß es nicht«, antwortete er.

»Das war Slurp«, sagte Bree. »Er ist kein Feigling. Er versteckt sich nicht und wirft Steine auf uns. Er wird seine Truppen sammeln, und dann werden sie herunterkommen, um uns endgültig zu vernichten.«

»Und anschließend werden sie den Tunnel zur Oberfläche entdecken«, sagte Braun mit steinerner Miene.

»Wir sind nur die ersten Opfer in einem weltweiten Krieg, Braun«, erklärte Bree. Sie prüfte die Schärfe ihrer Schwertklinge, zog das Lederwams fest zu, war bereit für die Schlacht. »Stirb stolz.«

»Was ist mit Tracker?«, fragte Braun.

Bree schüttelte den Kopf. »Tot.«

»Und der junge Toady?«

»Vielleicht überlebt er und führt unsere Aufgabe fort.«

Garstige Gnome
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