Freitag, 4. April
Stimmung: mal wieder suchend
Sound: «Wir wolln Sommer» von Clueso
Thema des Tages: Schön soll es werden
Lena nervt mich. Seit sie vom Junggesellinnenabschied weiß, fragt sie täglich nach, was sie erwarten wird. Es muss dringend ein anderes Thema her. Davon gibt es noch mehr als genug. Heute: |178|Dekoration. Wir treffen uns zur gemeinsamen Google-Recherche – das ständige Hin- und Hersenden von Bildern und Links nervt, wir brauchen etwas mehr Realität.
Gemeinsam sitzen wir vor meinem Laptop und durchsuchen den Lesezeichen-Ordner namens «Dekoration», dessen Existenz bei Lena zu einem heftigen Lachanfall geführt hat. «Du hast nicht allen Ernstes alle Internetadressen zu dem Thema in deinen Lesezeichen gesammelt?», fragt sie mich glucksend. Doch, habe ich, und ja, ich bin ein Hochzeits-Nerd. Und weil das so ist, habe ich auch schon einen Plan gemacht, der festhält, was dekoriert werden soll:
Kirche:
Altar & Bänke (ca. 14 auf jeder Seite, ggf. nur jede zweite berücksichtigen)
Saal:
voraussichtlich zwölf runde Tische, weiße Tischtücher vorhanden, zehn Personen, Durchmesser/Tisch: 1,20 Meter
Lena:
Brautstrauß Standesamt
Brautstrauß Kirche
ggf. ein Strauß zum Werfen?
Karl:
Blumengesteck am Revers Standesamt
Blumengesteck am Revers Kirche
→ jew. passend zu Lenas Strauß
«Habe ich etwas vergessen?», will ich wissen.
Lena ignoriert mich. Auf den Plan starrend, fragt sie: «Sag mal, machst du eigentlich noch etwas anderes, als meine Hochzeit zu organisieren?»
Aus dem Nebenzimmer beantwortet Andreas ihre Frage: «Nein, macht sie nicht.»
Macht euch nur lustig, denke ich und wende mich wieder dem Thema zu: «Offenbar ist die Liste also komplett. Hast du bestimmte Vorstellungen, Lena?»
|179|Hat sie nicht, außer, dass es schön sein soll.
Ich recherchiere im Netz nach Blumen, die es Ende Mai gibt, Deko-Ideen für runde Tische, Brautsträußen und Möglichkeiten, Kerzen einzusetzen. Lena neben mir blättert sich durch diverse Zeitschriften, die ich zum Thema besorgt habe, und markiert alles, was ihr gefällt – und das ist wenig. Unsere Recherchen bringen zunächst nur eine Reihe von Nicht-Zielen zutage: auf Blütenblätter geklebte Perlen, zylinderförmige Blumen-Wurfgeschosse oder mit Serviettentechnik erstellte Windlichter.
«Was mir nicht gefällt, sind diese vorgefertigten und erwartbaren Rosengestecke. Oder das andere Extrem: alles selbst gemacht mit der Folge, dass es auch wie selbst gemacht wirkt», analysiert Lena unsere Ergebnisse.
Auf dem Weg zum Passenden sind wir bisher immer einen Umweg gegangen, also hoffe ich, dass uns auch diese Gedankenschleife ans Ziel bringt. Dabei habe ich auch gelernt, dass ein Problem kleiner wird, wenn man es in seine Einzelteile zerlegt. Und schon schreibe ich die nächste Liste:
Farben: Hauptfarbe & mögliche Ergänzungen
Blumen: Sorte, Menge, Art der Anordnung
Extras: Kerzen, weitere Deko-Artikel (was genau?)
Tatsächlich hilft unseren Knoten im Hirn die weitere Kleinteilung. «Wald- und Wiesenblumen finde ich viel schöner, als streng angeordnete Sträuße. Wie bei einem Spaziergang durch Felder auf dem Dorf, wenn die Blumen wild am Wegesrand wachsen», denkt Lena laut nach.
«Lila und grün», springe ich mit auf.
«Lilafarbene Blumen, die eher einzeln angeordnet werden, mit ein bisschen Grün dazwischen, und davon dann mehrere auf dem Tisch», ergänzt Lena. In dem Stil denken wir weiter nach und füllen meine Liste mit Kriterien auf:
Hauptfarbe: Lila
mögliche Ergänzungen: Grün, Weiß, Pink
Blumen: Beratung beim Floristen
Menge & Art der Anordnung: viele, aber verteilt, nicht auf einem Haufen
Das ist nicht viel, aber schon mal eine konkrete Vorstellung. Morgen früh gehen wir damit gleich zu einem Floristen.