Samstag, 5. April

Stimmung: blumig

Sound: keiner, wir verarbeiten noch

Thema des Tages: Hyperaktive Blumenhändlerin

 

 

Verrückt. Anders kann ich unseren Besuch bei der Floristin nicht beschreiben. Nach dem vorherrschenden Chaos im Laden und den Gedanken der Dame zu urteilen, haben wir es mit einer echten Künstlerin zu tun.

Wir hatten den Laden gewählt, weil wir ihn von außen süß fanden. Das ist kein wirklich objektives Kriterium, aber immerhin ein Anhaltspunkt. In dem kleinen Geschäft drängten sich jede Menge Blumen, Bänder, Drähte, Möbel, hektische Menschen sowie zwei Hunde auf einer sehr kleinen Fläche. Ein Mann schleppte kartonweise fertige Gestecke vom Laden in ein Auto, eine Frau band in Windeseile einen Strauß nach dem anderen, und eine weitere telefonierte lautstark, schnitt derweil Bänder zurecht und umwickelte |181|damit die Stiele der Sträuße der anderen Frau. Gleichzeitig notierte sie sich etwas auf einem zerknüllten Zettel. Offenbar kamen wir unpassend.

Lena wollte sich gerade zum Gehen wenden, als die telefonierende Frau auflegte und uns, während sie ununterbrochen weiter wickelte, fragte, was sie für uns tun könne. Lena erklärte ihr Anliegen, die Frau meinte, heute sei es schlecht, da sie gleich zwei Hochzeiten beliefern müssten.

«Kein Problem, ich kann am Montag wiederkommen», verabschiedete Lena sich bereits.

«Quatsch, wir besprechen das nebenbei», kommentierte die Frau unseren Rückzugsversuch und stellte sich als Katja vor. «Los, Mädels, sagt mal schnell, was ihr euch vorstellt.»

Lena bekam den Mund so schnell nicht auf, also griff ich ein: «Zwölf runde Tische, lilafarbene Wiesenblumen, Termin Ende Mai, dazu zwei Brautsträuße für Standesamt und Kirche, passender Anstecker für den Bräutigam.»

Binnen fünf Minuten hatten wir zehn lateinische Pflanzennamen gehört, drei Sorten Bänder gezeigt bekommen und uns darauf geeinigt, dass wir die passenden Gefäße besorgen und das Aufstellen vor Ort übernehmen würden, sowie einen etwaigen Preis genannt bekommen.

«Macht euch um die Sträuße keine Sorgen, ich mache sie so, dass sie dir gefallen», beantwortete Katja Lenas Frage danach. «Kein Kitsch, sondern authentisch, richtig?», hakte die quirlige Floristin nach, während sie nebenbei zwei weitere Sträuße fertiggestellt hatte.

«Richtig», stimmte Lena zu.

Schneller als wir gucken konnten, standen wir wieder auf der Straße. Mir war leicht schwindelig von Katjas Tempo und Lena war eher mulmig zumute statt erfreut über unseren spontanen Erfolg: «Ob sie das alles am Montag noch weiß? Sie hat sich nicht einmal meinen Namen oder meine Telefonnummer aufgeschrieben, |182|ganz zu schweigen von den Blumen, auf die wir uns geeinigt haben.»

«Ich glaube kaum, dass eine Frau, die gleichzeitig binden, telefonieren, schreiben und neue Kunden aufnehmen kann, sich etwas notieren muss, um es zu behalten», versuchte ich Lena zu beruhigen.

«Trotzdem werde ich am Montag lieber noch einmal anrufen und nachfragen», meinte sie.