FÜNFUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Der heiße Tag ging nur langsam vorbei. Als die glühende Sonne sich hoch am Himmel bewegte, reichte Giles den Trinkschlauch herum, öffnete das Bündel mit dem Proviant und bereitete ein Mahl aus Äpfeln und Gerstenbrot zu. Während sie aßen, wühlte Kit das grüne Buch von Sir Henry hervor. Er wickelte es aus und begann zu lesen, nachdem er sich erneut mit der eng laufenden, schlecht lesbaren Schrift vertraut gemacht hatte.

»Das ist interessant!«, verkündete er kauend.

Als er nichts mehr weiter mitzuteilen schien, fragte Lady Fayth: »Bitte, habt Ihr die Absicht, über das zu berichten, was so offensichtlich Euer Interesse geweckt hat?«

Kit blätterte eine Seite in dem kleinen Buch zurück. »Hört Euch das an«, sagte er und legte seinen Apfel beiseite. »Sir Henry schreibt: ›Ich halte zwei Grundsätze für absolut: dass das Universum geschaffen wurde, um der Vorsehung ihre Ausdrucksform zu ermöglichen, weshalb nichts außerhalb des Geltungsbereichs der Vorsehung geschieht.‹« Er blickte auf und sah, dass sein Publikum von diesem Textbrocken vollkommen verwirrt war. »Wartet, da ist noch etwas. ›Zweitens wurde alles geschaffen zum Wohle aller, Männer, Frauen, Kinder und Tiere, bis hinunter zur Biegung einer Welle und dem Flug des niedrigsten aller Insekten. Denn wenn es solch ein Phänomen wie die Vorsehung gibt, dann ist alles durch sie bestimmt, und jeder Akt der Vorsehung ist eine besondere Form der Vorsehung.‹« Erneut schaute er auf. »Versteht Ihr?«

»Wohl eine recht eigentümliche Grübelei«, meinte Lady Fayth. »Dennoch vermag ich nicht zu erkennen, dass sie irgendetwas mit dem speziellen Unterfangen zu tun hat, das vor uns liegt. Oder etwa doch?«

»Nun, vielleicht nicht im Augenblick«, räumte Kit ein. »Doch seht hier.« Er drehte das Buch ihr zu. »Was heißt das, was er auf dem Rand gekritzelt hat?«

Lady Fayth beugte ihren Kopf zum Text hin und sah blinzelnd auf die verschmierten Wörter, auf die Kits Finger hinwies. »Wenn ich mich nicht täusche, bedeutet es: ›Kein Zufall unter dem Himmel.‹«

»Kein Zufall«, betonte Kit. »Ich glaube, er versucht zu sagen, dass nichts geschieht, was die Vorsehung nicht zulässt.« Kit legte die Stirn in Falten und änderte den Gedanken postwendend ab. »Nein, ich meine: Nichts geschieht, das die Vorsehung nicht benutzen kann, um sich selbst zum Ausdruck zu bringen.«

»Oder«, erklärte Giles, »nichts geschieht, das die Vorsehung nicht zum Wohle aller Dinge benutzen kann.«

»Es ist zugegebenermaßen ein faszinierender Begriff«, meinte Lady Fayth skeptisch. »Glaubt Ihr an die Vorsehung?«

Kit dachte einen Augenblick nach. »Ich weiß es nicht. Doch Sir Henry scheint an sie zu glauben.«

Genau in diesem Moment hallte aus dem Kessel des Canyons ein lautes knallendes Geräusch nach oben, dem das polternde Brummen einer Verbrennungsmaschine folgte.

»Was in aller Welt ist das?«, fragte Lady Fayth überrascht und schaute zur Schlucht hin.

»Das ist ein Motor«, erklärte Kit, wickelte das Buch ein und steckte es in seine Tasche. »Eine Maschine, die Dinge mit Energie versorgt. Meine Vermutung ist, dass es sich entweder um eine Maschine für ein Fahrzeug oder um einen Generator handelt.«

Sie gingen zur Felskuppe und blickten hinab. Die Maschine polterte weiter, wurde lauter und erfüllte die Luft mit ihrem rauen Brummen. Einen Augenblick später kam ein altmodischer Kleintransporter mit offener Ladefläche schaukelnd in Sicht. Das Fahrzeug bewegte sich langsam durch das Wadi und zog eine dicke weiße Rauchfahne hinter sich her.

»Wir haben Glück«, meinte Kit. »Sie fahren fort.«

»Was ist das?«, erkundigte sich Giles und zeigte auf den Lastwagen unten in der Schlucht, der gerade ratternd außer Sicht fuhr.

»Ich vermute, Ihr würdet es einen pferdelosen Wagen nennen«, antwortete Kit. »Der Motor versorgt es mit Energie.«

»Eine sehr unangenehme Maschine«, bemerkte Lady Fayth, die sich die Nase hielt, als die Benzindämpfe die drei Beobachter erreichten. »Extrem unnatürlich.«

»Ihr habt ja keine Ahnung«, kommentierte Kit ihre Worte.

Sie beobachteten den Boden der Schlucht noch eine Weile länger, doch alles blieb still.

»Glaubt Ihr, dass sie fort sind?«, fragte Giles.

»Vielleicht«, meinte Kit. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.« Er stand auf. »Lasst uns nach unten gehen.«

»Habt Ihr jemals eine Pistole benutzt?«, erkundigte sich Lady Fayth, die ebenfalls aufstand und sich den Staub von ihrer Kleidung und den Händen wischte.

»Nein«, gestand Kit mit einem Kopfschütteln ein.

»Dann werde ich die Pistole nehmen«, entschied sie. »Ihr und Giles, Ihr werdet Euch besser mit den Buschmessern schlagen, falls es so weit kommen sollte.«

»Schön«, stimmte Kit zu. »Also Buschmesser.«

Giles öffnete das Bündel und verteilte die Waffen. Kit packte den Griff der Waffe, die wie ein Schwert aussah. Die leicht gebogene, sich zuspitzende Klinge war so lang wie sein Arm und ein bisschen schwerer, als er erwartet hatte, doch sie lag gut in der Hand und war ziemlich scharf. Nach ein paar Übungsschlägen fühlte er sich angemessen bewaffnet und gefährlich.

»Fertig?«, fragte er, und als die anderen nickten, erklärte er: »So. Bleibt wachsam und verhaltet Euch leise. Auf geht's!«

So leise wie möglich stiegen sie die steinerne Treppe hinunter, wobei sie sorgfältig ihren Weg zwischen den Felsbrocken wählten und immer nur eine Stufe auf einmal betraten.

Als sie den Boden des Wadis erreichten, hielten sie an und duckten sich; sie warteten, um zu sehen, ob man sie gehört oder beobachtet hatte. Alles blieb ruhig und still.

»So weit, so gut«, flüsterte Kit. »Hier entlang.«

Sie schlichen rasch zum Tempel und huschten in den Eingang hinein, um nicht draußen gesehen zu werden. Das Innere, das nur von dem Licht erhellt wurde, das durch den Eingang hereindrang, erwies sich als ein einfacher quadratischer Raum, der aus dem natürlichen Gestein gehauen worden war. Drei Fuß über dem Boden verlief ein Felsband entlang der Wände des Raums, der mit Ausnahme des in die Ecken gewehten Sands völlig leer war. Sie drehten sich wieder zum Eingang um und spähten nacheinander in die zwei miteinander verbundenen Arme des Wadis. Zur Rechten stand an der Canyon-Wand eine angebaute Hütte, die man aus derbem Nutzholz errichtet hatte, und direkt daneben war ein großes Zelt aufgebaut. Zur Linken befand sich nichts als eine Reihe von türgroßen, in den Fels geschlagenen Nischen; es waren genau drei, in einem Abstand von nur ein paar Yards.

»Welche Richtung?«, fragte Kit. »Nach rechts oder nach links?«

»Der Kerl, den wir früher am Tag gesehen haben, ist diesen Weg gegangen«, erinnerte Giles und zeigte auf das Zelt zur Rechten. »Wir sollten vielleicht zuerst die andere Richtung versuchen.«

»Klingt plausibel«, stimmte Kit ihm zu. »Bleibt eng beieinander.«

Die drei verließen den Tempeleingang und flitzten entlang der Felswand zur ersten Nische.

»Wartet hier«, wies Kit die beiden anderen an. »Und haltet scharf Ausschau.«

Er kroch zum Eingang, hielt inne, lauschte kurz und schlich gebückt ins Innere hinein. Ein überwältigender Geruch von Rauch in der kleinen Kammer ließ ihn nach Luft ringen. Er konnte die schwarzen, kastenförmigen Konturen eines Generators ungefähr erkennen, doch sonst sah er nichts.

»Sie sind nicht da«, berichtete Kit, als er wieder hinaustrat. »Lasst es uns bei der nächsten versuchen.«

Wie zuvor positionierte er seine Wächter an jeder Seite des Eingangs und duckte sich dann in die ins Gestein geschlagene Kammer hinein. Diese war ein wenig größer als die erste, und von dem her, was Kit ausmachen konnte, schien sie angefüllt mit Kisten, Fässern und Kästen zu sein.

»Das ist ein Lagerraum«, meldete er und gab den anderen ein Zeichen, ihm zum dritten Eingang zu folgen. Eine schnelle Besichtigung offenbarte, dass die letzte Kammer voller Ölfässer war. »Ein weiterer Lagerraum«, teilte Kit seinen Gefährten mit. »Das war's auf dieser Seite.«

Er wandte sich um und blickte mit einigem Widerwillen zum Zelt hin. »Ich denke, als Nächstes schauen wir dort nach.«

»Vielleicht gibt es da unten noch etwas.« Lady Fayth zeigte weiter das Wadi herunter.

Kit blickte dorthin, wo sie mit dem Finger hinwies, und sah etwa dreißig Yards entfernt eine weitere Öffnung, die fast versteckt in einer Falte der glatten Canyon-Wand lag. Da dieses Loch kleiner und schmaler als die anderen war, hatte Kit es fälschlicherweise für einen Schatten gehalten. Lady Fayth war bereits auf dem Weg zu dieser Stelle. Kit überholte sie und eilte auf den niedrigen Eingang zu.

»Aller guten Dinge sind vier«, witzelte er, trat hinein - und brach sich beinahe das Genick, als er den Halt verlor und einen steilen Treppenlauf herunterstürzte. Das Buschmesser wurde ihm aus der Hand geschleudert und fiel klappernd mit ihm die Steinstufen hinab.

Das Geräusch seines Sturzes hallte aus der hohlen, unteren Kammer nach oben.

»Was ist passiert?«, fragte Lady Fayth mit leiser, angespannter Stimme.

»Vorsicht, es gibt hier Stufen!«, erwiderte Kit, dessen Worte im leeren Raum widerhallten.

»Seid Ihr verletzt, Sir?«, erkundigte sich Giles. »Soll ich hinunterkommen?«

»Nein, mir geht es gut«, antwortete Kit. »Bleibt, wo Ihr seid. Es gibt hier unten einen weiteren Raum.«

Vom Eingang oben strömte Licht nach unten in die Kammer. Es erhellte einen kleinen Vorraum und enthüllte den Einlass zu einem engen Verbindungstunnel. Als Kit sich in Bewegung setzte, stieß er mit dem Fuß gegen das Buschmesser, sodass es klappernd über den Boden geschleudert wurde.

Aus der Dunkelheit des nicht sichtbaren Raums am Ende des Tunnels krächzte eine Stimme. »Das ist entsetzlich! Ihr müsst mich sofort freilassen.«

Kit erkannte augenblicklich die Stimme wieder. »Sir Henry - ich bin's.«

»Kit?«

»Wir sind gekommen, um Euch zu helfen.« Er fand das Buschmesser wieder, nahm es und lief zum Tunneleingang. Er hatte gerade seinen Fuß auf die niedrige Stufe gesetzt, als draußen ein Schrei zu hören war, dem der scharfe Knall einer Pistole folgte.

»Oh, großartig«, murmelte Kit, drehte sich um und raste zur steilen Treppe. »Wartet einen Moment!«, rief er nach hinten. »Gleich bin ich zurück.«

Kit sprang die Stufen hoch und kletterte hinaus ins Wadi, wo Giles mit zwei Angreifern rang: mit Burley-Männern.

Irgendwie war er trotz allem überrascht, obwohl er es sich schon hätte denken können. Es war fast unvermeidlich, dass die Burley-Männer immer zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt auftauchten. Obwohl sie in eine hellfarbige Araber-Tracht gekleidet waren - in Kaftanen und Kufiyas anstelle ihrer früheren schwarzen Mäntel, großen Stiefel und breitkrempigen Hüte -, gab es keinerlei Irrtum: Kit hatte die beiden schon zuvor gesehen. Giles schien sich zu behaupten; daher wandte Kit seine Aufmerksamkeit dem dritten Angreifer zu, der sich bemühte, mit einer sehr verärgerten und agilen Lady Fayth fertigzuwerden. Kit atmete tief ein und griff den Burschen von hinten an: Er packte das Buschmesser mit beiden Händen, hob es hoch und drosch den Knauf des Griffes auf den Kopf des Mannes. Der Schurke jaulte auf und ließ Lady Fayth los. Sie schüttelte sich, wirbelte herum und harkte mit ihren Fingernägeln durch sein Gesicht, während Kit dem Kerl einen wohlgezielten Tritt gegen die Knie verpasste. Die Beine des Burley-Mannes knickten ein, und in einem Hagel von Schlägen - durch die Fäuste von Lady Fayth - ging er zu Boden.

Sogleich eilte Kit dem Kutscher zu Hilfe. Er näherte sich einem der beiden Kerle, die sich an Giles' Arme festklammerten, und rief: »Halt! Lasst ihn los!«

Der Rohling drehte sich zur Seite, um der neuen Bedrohung zu begegnen. Kit zielte mit der Spitze des Buschmessers auf die ungeschützte Brust, stieß zu und hielt inne, kurz bevor die Haut durchbohrt worden wäre. Der Angreifer knurrte und vollführte einen unbedachten Schlag gegen die Klinge. Kit hielt sie fest in der Hand.

»Ich sagte: Halt!«, schrie er und trieb mit der Spitze der rostigen Klinge den Mann nach hinten, sodass der Kerl auf seinen Fersen stand.

»Tav!«, rief der Burley-Mann. »Hier drüben!«

Kit stieß erneut mit der Buschmesserspitze zu, und der Mann kippte rückwärts um. Im selben Augenblick schwang Giles seine freie Hand auf das Gesicht des Schlägers zu, der immer noch den Arm des Kutschers umklammert hielt. Die Faust fand mit einem befriedigenden Knirschen ihr Ziel, das man stets zu hören bekam, wenn Knochen auf Knorpel prallten.

»Argh!«, kreischte der Mann und torkelte zurück. Mit beiden Händen hielt er sich die Nase, während Blut auf die Vorderseite seines Kaftans herabströmte.

Lady Fayth schrie auf, und Kit drehte sich sogleich um. Er sah, dass ihr Angreifer, der auf dem Boden lag, ihren Knöchel umklammerte, während sie mit dem Pistolengriff auf ihn einschlug. Er rannte zurück, um ihr zur Seite zu stehen, und erreichte sie just in dem Moment, als es dem Burley-Mann gelang, sie zu Fall zu bringen. Kit fing sie auf, als sie stürzte, und trug ihr Gewicht. Kurz musste er darum kämpfen, das Gleichgewicht zu bewahren - und genau in diesem Moment spürte er, wie sein eigener Fuß gepackt und unter ihm weggerissen wurde. Während er mit seinem Hinterteil auf den Boden krachte, lockerte sich sein Griff, mit dem er das Buschmesser gepackt hielt. Lady Fayth fiel oben auf ihn drauf, und als sie beide ineinander verknäuelt auf der Erde lagen, fühlte Kit, wie ihm die Waffe aus der Hand gezerrt wurde. Ungestüm griff er nach dem Buschmesser, bekam den Knauf zu schnappen und hielt ihn fest.

»Giles!«, schrie er. »Hilfe!«

Mit seiner freien Hand schlug Kit auf seinen Angreifer ein, und es gelang ihm, einen kräftigen Hieb im Bauch des Mannes zu landen. Kit fühlte, dass die Klinge lockerer in der Hand des anderen lag, und mit einem starken Ruck zog er das Buschmesser aus dem Griff des Burley-Mannes. Der Schurke brüllte auf und schmetterte ihm einen Ellbogen ins Auge.

Kit, dem das Wasser in die Augen trat, umklammerte den Griff des Buschmessers und rollte sich fort. Er drückte sich mit den Armen hoch und bemühte sich, aufzustehen - genau in dem Moment traf ein Stiefel seine Rippen. Unfähig, zu atmen, versuchte Kit, sich in gekrümmter Haltung fortzubewegen. Erneut hörte er Lady Fayth schreien, woraufhin er blindlings mit dem Buschmesser nach seinem Angreifer schlug. Dabei schwang er die Waffe in einem weiten Bogen und trieb so seinen Gegner zurück. Doch bevor er ein weiteres Mal mit der Klinge zuschlagen konnte, explodierte mit einem dröhnenden Knall ein Gewehrschuss im Canyon, und ein Felsbrocken über dem Kopf von Kit wurde zertrümmert, sodass Steinsplitter und Staub auf ihn herabregneten. Instinktiv duckte er sich. Und während er sich noch in die Richtung des Schusses drehte, polterte durch das Wadi ein zweites, grollendes Geräusch, bei dem sich einem der Magen zusammenpresste: das wilde Knurren einer sehr großen, wütenden Katze.

Zwei weitere Burley-Männer in arabischer Kleidung standen vor dem Tempel. Der eine war groß und schlank und trug eine Kufiya, der andere hatte eine stämmige Figur und keine Kopfbedeckung. Der Große hielt ein Gewehr in der Hand. Sein muskulöser Gefährte hatte die Eisenkette fest umklammert, die mit dem schweren Halsband der Höhlenlöwin verbunden war. Die Bestie zerrte an der Kette, und das Haar auf ihren Schultern sträubte sich und starrte wie Stacheln nach oben. Ihr Rachen war aufgerissen, und die Zunge hing heraus, während sie die Neuankömmlinge beobachtete. Giles und Lady Fayth, die durch den Anblick der Bestie ebenso wie durch den Gewehrschuss aufgeschreckt waren, hörten zu kämpfen auf. Es wurde totenstill.

»Gut so«, meinte der größte der Männer und schritt auf die drei Gefährten zu. »Jeder regt sich jetzt ab, bevor irgendjemand noch verletzt wird. Baby hat heute noch nichts gegessen, und sie wird ein bisschen unruhig. Ihr da« - er schwenkte den Gewehrlauf auf Kit -, »legt die Klinge auf den Boden, und zwar langsam, ganz langsam. Wir möchten nicht, dass Ihr Euch noch schneidet. Im Umkreis von hundert Meilen gibt es hier keinen Arzt.«

»Wer seid Ihr?«, verlangte Kit zu wissen.

»Ich bin der Mann mit dem Gewehr. Und nun macht, was Euch gesagt wurde, und legt das Ding auf den Boden nieder.« Als Kit gehorchte, sagte der Mann: »Gut. Tretet es zur Seite.«

»Ihr werdet damit nicht davonkommen.« Kit gab dem Buschmesser mit dem Fuß einen Schubs.

»Nein?« Der Mann ging auf ihn zu. »Ich sehe keinen Grund zu der Annahme.«

»Schurke!«, spie Lady Fayth. »Ihr, Sir, seid ein gemeiner Verbrecher.«

»Oh, ich bin viel mehr als das, Schätzchen.« Er gab seinen Handlangern ein Zeichen, die anderen zu ergreifen und herzubringen. »Con und Dex, schnappt sie euch.«

Giles und Lady Fayth wurden von den Burley-Männern gepackt.

»Was habt Ihr Rohlinge mit uns vor?«, verlangte Lady Fayth zu wissen.

»Das liegt nicht bei uns«, antwortete der Mann, der Con genannt wurde. »Lord Burleigh wird das entscheiden, wenn er zurückkommt.«

»Bringt sie nach unten!«, befahl Tav. Mit dem Gewehrlauf zeigte er an, dass Kit sich zu seinen Gefährten gesellen sollte. Die Möchtegern-Retter wurden zum niedrigen Eingang der unterirdischen Kammer gebracht und die schmalen Steinstufen nach unten geschubst.

»Wir haben Euch ein wenig Gesellschaft gebracht, Eure Lordschaft«, verkündete Tav; seine Stimme hatte in der steinernen Kammer einen lauten, klingelnden Tonfall. »Ich würde ja anbieten, Euch gegenseitig vorzustellen, doch ich glaube, Ihr kennt Euch alle bereits.« Er gab Kit einen Stups mit der Gewehrmündung. »Mach, dass du vorwärts kommst! Da direkt durch.«

Kit trat durch einen kurzen, tunnelähnlichen Zugang in eine andere Kammer, die ein wenig größer war und an deren Ende sich eine Tür aus starken Eisengittern befand. Sir Henry kam schlurfend hinter den Stangen seines Gefängnisses in Sicht.

»Puh!«, entfuhr es Tav. »Hier unten stinkt irgendwas ganz schrecklich.«

»Ihr Teufel!«, spie der Adlige. »Lasst sie gehen. Sie haben mit all dem nichts zu tun. Sie wissen nichts, was für Euch von Wert wäre.«

»Bei allem Respekt«, entgegnete Tav, »ich muss Euch auf das Nachdrücklichste widersprechen.« Dann wandte er sich an Con und befahl: »Schließ sie ein.«

Ein Schlüssel wurde hervorgeholt und das Gitter aufgesperrt. Giles, Kit und Lady Fayth wurden grob durch die Tür und in die ins Felsgestein gehauene Kammer geschoben. Augenblicklich überfiel sie der ekelhaft süßliche Gestank des Todes - ein Geruch, der so stark war, dass sie husten und würgen mussten. Der Raum war leer bis auf die untere Hälfte eines großen Steinsarkophags. Zudem waren die Wände mit beinahe lebensgroßen Bildern in hellen Farben bedeckt. Die meisten zeigten einen Ägypter mit kahl geschorenem Kopf, der einen Schurz und eine verzierte Brustplatte trug. Jeder Zoll des Raums war bemalt - selbst die Decke: ein Meer aus leuchtendem Blau voller weißer Sterne.

Sir Henry breitete die Arme aus, um seine Nichte an sich zu drücken. »Haven, geht es dir gut? Haben sie dich misshandelt?« Diese geringfügige Anstrengung schien ihn zu erschöpfen; er taumelte rückwärts und brach mit einem heftigen Hustenanfall zusammen.

»Onkel!«, schrie Lady Fayth und eilte ihm zur Seite. »Hier, lass mich dir helfen. Bitte sprich nicht mehr.« Sie wandte sich zu Giles und fragte: »Gibt es Wasser? Beeilt Euch! Er erstickt!«

Sir Henry hob seine stark zitternde Hand, um die Wange seiner Nichte zu streicheln. »Du hättest nicht kommen sollen«, erklärte er und hustete erneut.

Kit, der sich ebenfalls neben Sir Henry hingekniet hatte, hörte das tiefe Rasseln in seinen Lungen.

In einer Ecke fand Giles einen Krug und eine Schale, die er mit Wasser füllte und dann zu seinem Herrn brachte.

»Trink ein bisschen«, sagte Lady Fayth, nahm die Schale und hob sie an Sir Henrys Lippen. Er trank einen Schluck und fiel dann nach hinten gegen die Wand der Kammer.

»Was ist hier passiert?«, erkundigte sich Lady Fayth.

»Und wo ist Cosimo?«, fragte Kit. Die Antwort wusste er bereits, fürchtete sie jedoch.

Sir Henry, dessen Haut bleich und wächsern war, streckte seine Hand aus und wies auf den Sarkophag in der Mitte des Raums. Kit stand auf und näherte sich dem offenen steinernen Sarg; die Furcht ließ sein Herz laut pochen. Er schaute hinein und sah den Körper seines Urgroßvaters: Das Fleisch war bleich und blutleer; er hatte die Augen geschlossen, und die Hände lagen gefaltet auf seiner reglosen Brust. Kit versuchte, etwas zu sagen, doch die Stimme versagte ihm. Giles trat an seine Seite und spähte mit ihm in den Sarkophag. Beide Männer zogen sich zurück, als das widerliche Parfüm des Todes von der Leiche aufstieg. Ihre Augen tränten, und ihre Mägen verkrampften sich.

»Es tut mir leid«, sagte Sir Henry mit raspelnder Stimme. »Er verstarb in der Nacht.« Die Worte lösten einen weiteren Hustenanfall aus, der schlimmer war als der erste. »Die Schurken haben ihn dorthineingelegt ...« Er sog Luft in sich hinein und fuhr fort: »Schreckliche Sache. Ich werde ihm wohl bald folgen.«

»Jetzt sind wir ja hier, Onkel«, versuchte Lady Fayth ihm Mut zuzusprechen. »Wir werden dir helfen.«

»Nein, nein.« Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Kranken. »Hör mir zu«, bat er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich muss dir noch viel erzählen.«

Kit, der todtraurig und benommen vom Geruch war, taumelte vom Sarkophag zurück. Er bemühte sich, Ordnung in seine wirren Gedanken und Gefühle zu bringen, um zu lauschen, was Sir Henry zu berichten versuchte.

»Bleibt nicht hier«, wisperte der Kranke. »Versucht mit allen Mitteln, wegzukommen ... Etwas in der Luft ...« Er hustete, und Lady Fayth half ihm, einen weiteren Schluck Wasser zu sich zu nehmen. Als das Husten nachließ, fuhr er fort: »Da ... an der Wand ...« Er zeigte auf ein bestimmtes Gemälde. »Genau vor Einbruch der Dunkelheit wird die Sonne durch den Eingang scheinen. Ihr müsst« - er rang nach Luft, schluckte und zwang sich, weiterzusprechen -, »müsst bereit sein.« Er begann wieder zu husten und weigerte sich diesmal, etwas zu trinken.

Giles und Lady Fayth versuchten, seine Schmerzen zu lindern; sie legten seinen Oberkörper vorsichtig nieder und machten es ihm auf dem Boden bequemer, damit er sich ausruhen konnte.

»Bereit sein wofür, Sir Henry?«, fragte Kit, der sich neben ihn gekniet hatte.

»Um die Karte ... zu kopieren.«

»Die Karte?«

»Die Meisterkarte.« Der Adlige gestikulierte vage in Richtung des Bildes.

Kit ging zu ihm, um es sich genauer anzusehen. Das Gemälde stellte einen kahlköpfigen Ägypter in einem zeremoniellen Schurz und mit kunstvoller, juwelenbesetzter Brustplatte dar. Er hielt ein seltsam geformtes, flaches Objekt in der einen Hand und zeigte mit der anderen zum Himmel. Der Gegenstand in der Hand des Ägypters sah ein bisschen wie ein Papyrusfragment aus, das man mit wahllos verstreuten Hieroglyphen geschmückt hatte. Kit ging näher heran und erkannte die winzigen Kringel und von Linien durchstochenen, spiralförmigen Zeichnungen wieder.

»Kopiert die Symbole«, mahnte Sir Henry erneut. »Setzt sie ein, um die Suche voranzubringen.«

»Wir werden sie kopieren, Onkel«, versprach Lady Fayth. »Aber jetzt musst du dich ausruhen. Sprich nicht weiter. Schone deine Kräfte.« Sie bot ihm erneut die Schale an.

»Ah«, seufzte er, nachdem er getrunken hatte. »Hab Dank, mein Kind.« Es schien, als würde er noch weiter zusammenfallen unter seiner Krankheit, die ihn tötete.

»Die Symbole auf der Karte, Sir Henry«, sagte Kit. »Wir wissen nicht, wie sie zu lesen sind. Könnt Ihr uns das mitteilen?«

»Er ist friedlich gestorben«, berichtete Sir Henry traumverloren. »Er wusste, dass er die Fackel an Euch weitergereicht hatte. Er hat all seine Hoffnung in Euch gesetzt, Kit. Er war zufrieden.«

»Die Symbole, Sir Henry?«, fragte Kit beharrlich. »Könnt Ihr uns erzählen, was sie bedeuten? Wir wissen nicht, wie sie zu gebrauchen sind.«

Doch der Adlige hatte seine Augen geschlossen.

»Sir Henry?«

Es kam keine Antwort mehr.

»Er schläft jetzt.« Lady Fayth drückte die Hand ihres Onkels und erhob sich. »Wir lassen ihn ruhen.«

Kit drehte sich zum Kutscher. »Wir müssen irgendeine Möglichkeit finden, die Symbole zu kopieren. Wir können das grüne Buch nehmen und sie darin aufzeichnen, aber wir müssen etwas zum Schreiben finden.«

Sie durchsuchten rasch die Kammer, doch sie fanden nicht einen einzigen Gegenstand, der dafür genutzt werden konnte. Mit großem Widerwillen wandten sich die beiden Männer schließlich dem Sarkophag zu.

»Glaubt Ihr, dass er vielleicht irgendetwas bei sich hat, Sir?«, fragte Giles.

»Vielleicht«, antwortete Kit skeptisch. »Ich nehme an, wir sollten nachschauen.«

»Mit Eurer Erlaubnis, Sir«, sagte Giles und trat an den Sarg. Als Kit nickte, begann der Kutscher, Cosimos Taschen zu durchsuchen. Er beendete die Suche rasch und meldete, dass er nichts gefunden hatte.

»Dann denke ich: Das war's.« Kit seufzte. Er strich sich mit den Händen über das Gesicht, als ihn eine fürchterliche Müdigkeit überkam. »Was für einen Schlamassel habe ich aus dieser Angelegenheit gemacht - aus dieser ganzen Geschichte.«

»Das konntet Ihr nicht wissen, Sir«, beschwichtigte ihn Giles.

Der Abend brach an, und wie Sir Henry berichtet hatte, kam ein dicker Sonnenstrahl durch den Vorraum herein und erhellte das Innere des Grabmals. Kit, der sich hilflos fühlte, stand vor dem Bild und versuchte, sich die rund ein Dutzend Symbole auf der gemalten Karte ins Gedächtnis einzuprägen, sodass er sie vielleicht später würde wiedergeben können. Giles und Lady Fayth schlossen sich ihm an, und jeder nahm sich einen Bereich des Gemäldes vor. Doch es waren zu viele komplizierte Striche, und die Gelegenheit währte viel zu kurz. Sie waren nur in der Lage, einige wenige dürftige Einzelheiten auswendig zu lernen, bevor das Sonnenlicht verblasste und allmählich schwand, bis die Dunkelheit das Grab des Anen für sich beanspruchte.

Sir Henry schlief weiter, doch er atmete schwer und mühsam. Kit, der von den Erschütterungen und Schrecken des Tages ermüdet war, bekam Schmerzen. Seine Rippen taten weh, sein Kopf hämmerte, die Muskeln in seinem Nacken und in den Armen brannten; am ganzen Körper schien er Prügel bezogen und Blutergüsse bekommen zu haben. Er ließ sich in eine Ecke sinken und fand sich direkt neben Lady Fayth wieder.

»So«, meinte er, als er neben ihr nach unten glitt, »Euer Name ist also Haven. Das habe ich nicht gewusst.«

»Eine Lady vertraut nicht einfach jedem ihren Vornamen an«, erwiderte sie kühl.

»Aber wir kennen einander schon viele Tage lang.« Er konnte sich nicht entschließen, ob er beleidigt sein sollte und, wenn ja, wie sehr; doch in jedem Fall war er zu müde, um weiter zu protestieren.

»Ihr wart wundervoll«, erklärte sie unvermittelt, und er hörte sie seufzen. »So furchtlos und sehr ritterlich.«

»Ihr wart selbst recht gut«, erwiderte Kit; in seinen schmerzenden Gliedmaßen breitete sich plötzlich eine Wärme aus. »Wo habt Ihr gelernt, so zu kämpfen.«

»Ich habe zwei ältere Brüder.«

»Das könnte es erklären.«

»Es tut mir so leid wegen Eures Urgroßvaters«, sagte sie. Kit spürte ihre Finger auf seinem Arm. »So sehr leid.«

»Danke«, erwiderte er. Eine geradezu erdrückende Erschöpfung überkam ihn, und er musste gähnen; die Bewegung rief augenblicklich Schmerzen in seinem Kiefer hervor. Als sie nachließen, flüsterte er: »Gute Nacht ... Haven.«

»Gute Nacht, Kit«, wisperte sie.

Er legte sich auf den Boden und schloss die Augen. Es schien ihm, dass er gerade eingeschlafen war, als er durch einen Stups wieder aufgeweckt wurde. »Hmm?«

»Schsch«, zischte Lady Fayth. »Da kommt jemand.«

Kit setzte sich mühsam auf; die Anstrengung erneuerte all seine Schmerzen. »Ohh ...«

Immer noch herrschte Düsternis in der Kammer, aber es war nichts dunkel wie kurz zuvor. Aus dem Vorraum sickerte ein dünnes Licht in die Zelle hinein. Das Licht wurde heller: Jemand hielt eine Laterne hoch und richtete sie auf das Gitter.

»Na, na, na - wen haben wir denn hier?« Die dröhnende Stimme hallte in der leeren Kammer wider.

Kit war nun hellwach. Er drehte sich, um auf Lady Fayth zu blicken, die neben ihm auf ihren Knien war.

»Sieht so aus, als ob jetzt alle beisammen sind und jetzt keiner mehr fehlt.«

Das Gesicht am Gitter war - so, wie es sich im Licht der Laterne zeigte - irgendwie attraktiv in einem weiten Sinne des Wortes. Es zeichnete sich durch einen üppigen Oberlippenbart und große dunkle Augen aus; doch die Züge rund um seinen Mund verrieten eine Rücksichtslosigkeit, die den insgesamt freundlichen Eindruck Lügen strafte.

»Lasst uns gehen, Burleigh«, forderte Kit, während er aufstand. Giles erhob sich ebenfalls und stellte sich an seine Seite.

»So, Ihr wisst also, wer ich bin. Und ich kenne Euch. Ist das nicht großartig.«

»Uns gefangen zu halten wird Euch nichts bringen.«

»Es mag Euch überraschen, aber ich bin ziemlich geneigt, mit Euch übereinzustimmen«, erwiderte Lord Burleigh. »Oh, ich muss sagen, die Atmosphäre hier unten ist äußerst widerlich! Dennoch nehmt Ihr damit vorlieb?«

»Das ist alles Eure Schuld. Cosimo ist tot, und Sir Henry hier ist -«

»Ja, ja«, unterbrach ihn Burleigh rasch, »es ist alles sehr betrüblich. Also lasst uns keine Zeit verschwenden, indem wir uns in Vorwürfen und gegenseitigen Beschuldigungen ergehen. Ich schlage vor, dass wir zwischen uns eine Lösung dafür finden. Das Einfachste wäre für uns, wenn wir uns verbünden würden, um für das gemeinsame Wohl zusammenzuarbeiten - eine Hand wäscht die andere. Helft mir, die Meisterkarte zu finden. Verpflichtet Euch, in meinen Dienst zu treten, und ich werde Euch freilassen.«

»Das kann nicht Euer Ernst sein.«

»Ihr werdet hier drin verrotten - so, wie es Eurem Urgroßvater ergangen ist und bald auch Sir Henry widerfahren wird. Es ist der Gifthauch des Grabmals oder der Fluch der Mumie oder irgendetwas in der Art, versteht Ihr? Mir nichts, dir nichts rafft es einen dahin!«

»Wir wären verrückt, wenn wir uns mit Euch zusammenschließen würden«, spie Kit. »Mörder!«

»So sei es«, erwiderte Burleigh mit einem Achselzucken. Er zog die Laterne zurück und wandte sich ab, um die Kammer zu verlassen. Dann drehte er sich noch einmal um und richtete das Wort an Lady Fayth, die inzwischen an der Seite ihres Onkels kniete. »Was ist mit Euch, Haven? Spricht dieser unbedachte junge Mann ebenso für Euch?«

Stille - so tief wie das Grabmal, in dem sie sich aufhielten - senkte sich auf sie herab. Niemand bewegte sich; kaum einer wagte es, auch nur einen anderen anzusehen. Dann erhob sich Lady Fayth langsam auf die Füße.

Kit brach das Schweigen. »Haven?«

Sie ging zu ihm herüber und streckte die Hand aus. »Onkels Tagebuch. Gib es her.«

»Du kannst nicht -«

»Gib mir das Buch!«, forderte sie. Als er keine Anstalten machte, ihr zu gehorchen, griff sie mit ihrer schmalen Hand in seine Tasche und zog das in ein Tuch gewickelte Buch heraus.

Kit packte ihr Handgelenk. »Er ist dein Onkel - dein eigen Fleisch und Blut! Wie kannst du ihn verraten?«

»Lass mich los«, herrschte sie ihn an und befreite sich aus seinem Griff. Sie ging auf die Gittertür zu.

»Überleg, was du tust!«, rief Kit.

»Ich weiß ganz genau, was ich tue«, entgegnete sie kühl.

Ein Schlüssel klirrte im Schloss, und Burleigh zog die Tür auf.

Lady Fayth blickte zu Giles. »Ihr könnt mit mir kommen, wenn Ihr möchtet.«

Der Diener betrachtete Sir Henry, der ausgestreckt auf dem Boden lag, und schüttelte dann seinen Kopf. »Nein, Mylady. Ich kenne meinen Platz.«

»Das habe ich auch immer geglaubt.« Sie trat durch die offene Tür.

»Gut gemacht, meine Liebe«, sagte Burleigh und befreite sie von dem grünen Buch. »Wirklich gut gemacht.«

»Haven, nein!« Kit lief ihr nach. »Was ist mit Sir Henry - du kannst ihn nicht einfach sterben lassen!«

»Das Leben meines Onkels ist vorüber«, erwiderte sie, als die Gittertür sich wieder zu schließen begann. »Mein Leben dagegen hat gerade erst begonnen.«

»Nein!«, schrie Kit. »Das kannst du nicht machen!« Er eilte zur Tür und warf sich dagegen. Doch der Burley-Mann auf der anderen Seite drückte mit Gewalt das Gitter zu und verschloss es wieder. »Hört mir zu, Burleigh - wartet!«, rief Kit. »Lasst uns nicht hier verrotten. Ihr habt, was Ihr wollt; lasst uns gehen.«

»Ihr hattet Eure Chance«, erwiderte die sich entfernende Stimme. »Auf Wiedersehen, Mr Livingstone. Ich nehme nicht an, dass wir uns noch einmal begegnen werden.«

Die Zeitwanderer
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