57
Obwohl Leslie Towers von der mehrfachen Vergewaltigung wund gescheuert war, fühlte sie sich mit ihrer Umgebung absolut verbunden. Obwohl man sie gefesselt und ins Gras geschleudert hatte, lag sie dort wachsam wie ein Tier, spürte die Nacht um sie herum und die Wesen, die sie jagten. Während Mr. Kenning und Mike Hack ihre Hundemahlzeit ausschliefen – beide waren glitschig mit gelbem Hundefett eingeschmiert, Setter-Fell und Blätter klebten an ihnen –, hörte Leslie die fremden Jäger, die jenseits des Feuerlichts herumliefen. Sie lauerten seit einiger Zeit da draußen in der Dunkelheit.
Jetzt kamen sie.
Leslie war verkrampft, aber bereit. Ihre Handgelenke waren hinter ihrem Rücken zusammengebunden, damit sie keine Chance hatte, sich freizukauen. So gefesselt, wie sie war, konnte sie nur daliegen, war ein widerwilliges Opfer. Sie wollte frei und wild durch die düstere, stille Nacht rennen. Sie wollte auch unbedingt ein Messer haben, um sich zu schützen.
Die Jäger krochen näher heran.
Mr. Kenning schlief weiter, ebenso Mike Hack.
Stille.
Schwer, voller Vorahnung und Furcht.
Jetzt bald.
Sie schlichen näher heran.
Sie konnte ihren Gestank riechen: faulig, streng, heiß. Es waren Männchen und auch Weibchen.
Jetzt sah Leslie ihre Silhouetten … schwerfällige Gestalten, doch klein und geschmeidig. Kinder. Kinder, die von einem großen Mann angeführt wurden, der zottelig voranschlich. Ihre Gesichter waren tigerstreifenähnlich verdunkelt, die Körper braun und blau angemalt.
Mit einem schrillen Schlachtruf stürmten sie herbei. Mr. Kenning sprang auf und zwei Speere versanken in ihm, einer im Bauch und der andere in seinem Rücken. Ein Messer schlitzte seine Augen zu blutenden Löchern. Ein Hammer zerschmetterte mit einem widerlichen Knirschen seinen Schädel. Er ging in die Knie, mehr Speere stachen auf ihn ein. Blut strömte aus ihm heraus und aus seinem verzerrten Mund grölte ein wahnsinniges hundeähnliches Geheule. Mike versuchte zu helfen und wurde unter einem Regen aus Fäusten und Keulen begraben.
Die Jäger verwüsteten das Lager, suchten nach Waffen, nach Essen. Sie traten den Spieß um, an dem der Hund gebraten worden war. Sie streuten die Kohlen des Feuers auf einen Haufen mit trockenem Anzündholz, das sofort zu lodern begann.
Leslie hoffte, dass sie sie hier im Gras abseits von dem Feuer nicht bemerken würden. Aber das wieder angezündete Feuer ließ den Garten orange und gelb glühen und flackern. Dann sprang eine Gestalt neben sie, ein Mädchen mit langen Haaren, in die Wildblumen und Äste geknotet waren. Ihr angemaltes Gesicht sah wie das eines Wildschweins aus … fett, aufgedunsen, schmierig und die Augen leuchteten schwarz. Es stank nach Scheiße und Blut.
Es zerrte Leslie an den Knöcheln zum Feuer hinüber.
Die anderen Mädchen schnappten nach ihr und fauchten sie an, traten und bespuckten sie. Die Jungen stürmten herbei, fassten an ihre Brüste und an ihre Arschbacken. Einer von ihnen biss in ihre Schulter. Sie kämpften um sie, zerrten sie in alle Richtungen, wobei ihre dreckigen Nägel ihr den Rücken zerkratzten. Sie bekamen alle einen Ständer und Leslie konnte sogar ihre ungewaschenen Eier riechen.
Sie schrie.
Sie fauchte.
Finger fummelten ihr im Gesicht herum. Sie biss in einen von ihnen, fest, bis auf den Knochen.
Dann watete die riesige, zottelige Gestalt heran, schleuderte die Jungen beiseite und kreischte alle an, bis sie zurückwichen und davonkrochen. Leslie schaute zu ihm hoch. Er war ein riesiger Mann, der schweißnass glänzte. Sein Haar war weiß und struppig, sein Gesicht voller Falten und Furchen. Er trug einen zotteligen Pelzmantel, von dem die Arme abgerissen waren. Seine Brust war zu sehen. Er besaß viele Tätowierungen. An seinem Gürtel hingen ein Beil und ein Messer. Eine Kette mit schwarz werdenden Ohren hing um seinen Hals.
Leslie erkannte ihn als das, was er war: der Baron des Rudels.
Er hob sie auf ihre Füße, beschnüffelte ihr Gesicht und leckte es dann ab. Sein Atem war widerlich, als hätte er auf verrottetem Fleisch gekaut. »Haben sie dich gefangen, mein Kind?«, fragte er.
Sie nickte.
»Haben sie dir hier Gewalt angetan?«
Sie nickte.
»Willst du mit uns jagen? Mit uns töten? Bei uns sein?«
»Ja«, sagte sie mit einer trockenen, kratzenden Stimme.
Der Mann drehte sie herum, zog sein Messer und schnitt die Fesseln an ihren Handgelenken und Knöcheln durch. Er schubste sie zu den anderen Mädchen hinüber. Sie berührten ihre Haare und ihr Gesicht. Sie schnüffelten an ihren Brüsten, zwischen ihren Beinen und besonders an ihrem Hintern. Sie schnüffelten nach der verräterischen Spur des Adrenalins, die auf Angst hinwies. Sie rochen nichts.
Sie warfen ihr einen Speer zu.
Sie mochte, wie er sich anfühlte. Sie würde ihn benutzen. Sie würde Beute erlegen, denn ihr simpler, animalischer Verstand wollte nichts anderes.
Mike Hack, der im Gras vergessen worden war, sprang auf und versuchte zu entkommen. Drei Mädchen stürzten sich auf ihn und setzten ihn außer Gefecht. Er kämpfte wie ein Irrer, aber sie bissen und kratzten und schlugen ihn, verprügelten ihn, bis er sich ergab. Sie zerrten an seinen Augen und quälten seine Hoden, bis es keinen Kampf mehr gab. Er wurde an seinen Füßen emporgehoben. Das Rudel mochte keine Feiglinge. Es respektierte diejenigen, die sich stellten und kämpften; es verabscheute Angsthasen. Während ihn fünf, sechs Leute des Rudels festhielten, zerschnitt einer die Sehnen hinter seinen Knien und die anderen hinter seinen Knöcheln. Er plumpste nutzlos ins Gras, und Blut strömte aus seinen Wunden.
Mr. Kenning wurde an ungefähr einem halben Dutzend Speeren hochgezogen, die in ihm steckten. Er konnte kaum stehen. Er war von seinem eigenen Blut durchnässt, würgte und grunzte und an seinem Kinn klebte ein Spritzer Erbrochenes. Er wurde zu dem Baum hinübergeschubst, an dem er vorher den Kadaver von Libby, dem Irish Setter, aufgehängt hatte. Die Schlinge lag noch da. Sie wurde um seinen Hals gelegt und straff gezogen. Sie rissen ihm die Speere heraus und Blut quoll aus den Wunden. Sechs Kinder nahmen das Seil und zerrten daran, zogen ihn mit der Schlinge um seinen Hals und mit einem Ruck vom Boden weg.
Der Baron des Rudels zog sein Messer und fing an, Mr. Kenning aufzuschlitzen, zu zerhacken und mit wilder Hemmungslosigkeit zu zerschneiden, bis er zerfetzt war und nur noch Fleischbrocken an roten knorpeligen Fäden baumelten und seine Gedärme in schleimigen Schlaufen heraushingen. Roh aufgehangen war Mr. Kenning immer noch am Leben.
Was der Baron getan hatte, erregte Leslie, und sie rieb sich an dem Mädchen neben ihr, dessen Fleisch heiß und glitschig war.
Alle sahen zu, alle waren außer Atem, alle waren sexuell erregt.
Mit ein paar geschickten Bewegungen des großen Messers schlitzte der Baron erst Mr. Kennings Eier ab, dann seinen Penis. Er warf alles ins Gras und die Mädchen stürzten sich darauf, kämpften um die Fetzen, bissen und kratzten sich gegenseitig. Die Jungen hatten es auf die Eingeweide abgesehen und rissen die Wülste mit einem Ruck heraus und begannen sie zu zerkauen.
Der Baron wandte sich Mick Hack zu. Er steckte das Messer weg und zog sein Beil heraus. Blutend und verletzt krümmte Mike sich im Gras, als der Baron sich über ihm auftürmte, seine Augen voller urtümlicher Bösartigkeit.
»Mr. Chalmers«, stöhnte Mike. »Bitte, Mr. Chalmers …«
Der Baron stieß einen schrillen Schrei aus und schlug mit dem Beil zu. Immer und immer wieder. Das war die Strafe, wenn man die Regeln des Rudels missachtete.