28
»Dürfte man den Herrschaften ein Käffchen anbieten?« Frau Glaser stammte unüberhörbar aus dem Rheinland. »Es wäre auch noch ein bisschen Kuchen da.«
Wir tauschten Blicke und nahmen das Angebot an. Es war schon später Nachmittag, das Mittagessen eine Weile her, und merkwürdigerweise war ich hungrig. Balke musste am Fenster bleiben und seinen Kaffee im Stehen trinken. Vangelis und ich nahmen auf dem Sofa Platz, in dem wir fast versanken und Mühe hatten, unsere Tassen zu erreichen. Das »bisschen Kuchen« erwies sich als eine halbe Schwarzwälder Kirschtorte, ein fast kompletter Marmorkuchen und diverse andere überaus appetitanregende Dinge. Wir erfuhren von der fröhlich plappernden Hausfrau, sie habe gestern zusammen mit einer Unzahl Freundinnen ihren fünfzigsten Hochzeitstag gefeiert.
»Wenn das mein Schorsch noch erlebt hätte!«, seufzte sie alle Augenblicke. Ihr Mann war vor einem halben Jahr gestorben, aber sie sprach mit erstaunlicher Gelassenheit über diesen Schicksalsschlag.
Nur aus Überzeugung lehnte ich ein zweites Stück Marmorkuchen ab. Vangelis hingegen griff freudig zu.
Balke telefonierte immer noch oder schon wieder.
»Wann kommen denn nun die Männer mit den Gewehren?«, wollte Frau Glaser wissen, die sich an die selbst gebackene und deutlich nach Schnaps riechende Kirschtorte hielt. »Ich dachte, das geht alles ein bisschen flotter bei Ihnen.«
»In einer halben Stunde müssten sie da sein«, antwortete Vangelis an meiner Stelle, die offenbar zu den glücklichen Menschen zählte, welche drei Stücke Kuchen verdrücken dürfen, ohne sich Gedanken um ihre Figur machen zu müssen.
»Aber sie werden nichts zu tun bekommen«, fügte ich hinzu.
Schade, meinte Frau Glasers Blick.
Balke schwieg endlich und schien ein wenig beleidigt zu sein, weil aus seinen Invasionsplänen nichts wurde.
»Dann lassen Sie uns mal Inventur machen.« Ich schob meinen Teller beiseite. »Soweit wir wissen, befinden sich sechs Personen in Seligmanns Gewalt.« Ich schlug einen Block auf, den mir Frau Glaser begeistert zur Verfügung stellte, und begann eine Liste.
»Erstens der Zahnarzt, Doktor Novotny. Dann seine beiden Sprechstundenhilfen, Monika Eichner und …«
Um Himmels willen! Novotny! Frau Eichner!
Schon hatte ich das Handy in der Hand. Louises Nummer. Zum Glück nahm sie gleich ab.
»Wo steckt Sarah?«, presste ich hervor.
»Na, wo wohl?« fragte sie patzig zurück. »Wo du sie hingeschickt hast.«
»Doch hoffentlich nicht beim Zahnarzt!«
»Die ganze Zeit nervst du an ihr rum, und jetzt ist sie endlich hingegangen, und jetzt ist es auch wieder verkehrt? Dir kann man einfach nie irgendwas recht machen!«
Ich fiel in dieses widerlich weiche Sofa zurück.
Und dann ist da noch ein Mädchen im Wartezimmer, hörte ich die Stimme der Sprechstundenhilfe. Oh mein Gott. Meine kleine Tochter dort drüben in der Gewalt dieses Wahnsinnigen! Ich nahm die Brille ab und bedeckte meine Augen.
»Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Vangelis besorgt.
»Geht schon«, erwiderte ich. »Vielleicht zu viel Kaffee.«
»Wir bräuchten einen Internet-Anschluss«, hörte ich Vangelis sagen. »Jede ordentliche Praxis hat doch heutzutage eine Homepage. Wenn wir Glück haben, gibt’s ein paar Fotos. Dann könnten wir uns ein Bild machen, wie es da drüben aussieht.«
»Oh, da kann ich helfen«, erklärte unsere reizende Gastgeberin freudestrahlend. »Mein PC ist rund um die Uhr online. DSL! Flatrate! Zwanzig Gigabyte!«
Ich muss Balke später fragen, was das bedeutet, dachte ich mechanisch und setzte die Brille wieder auf.
Sarah in der Hand eines bewaffneten Verrückten, der mir auf einmal ganz und gar nicht mehr harmlos erschien!
Vangelis und die alte Dame erhoben sich. Ich musste mit. Ich konnte jetzt nichts sagen. Noch nicht. Es würde sich eine Gelegenheit finden, Vangelis die katastrophale Wahrheit zu eröffnen und ihr das Kommando zu übertragen. Aber noch konnte ich es nicht. Schließlich war es meine Tochter, die sich in Gefahr befand. Nein, bestimmt war es besser, wenn ich die Sache erst mal weiterleitete. Wie durch Watte hörte ich die aufgeregte Stimme von Frau Glaser.
Plötzlich saßen wir in einem luftigen Zimmer nach hinten vor einem großen Flachbildschirm. Mit flinken Fingern hämmerte Frau Glaser auf die Tastatur ein. Nebenbei erzählte sie uns, den Internet-Anschluss habe ihr ein Neffe spendiert, zu ihrem Siebzigsten, und sie wolle das moderne Zeug nicht mehr missen. »Man wäre ja völlig aus der Welt ohne diese wunderbaren Sachen.«
Die Homepage der Zahnarztpraxis Doktor Novotny erschien, Frau Glaser kniff die Augen zu Schlitzen, ging mit der Nase nah an den Bildschirm und klickte auf »Unser Team«.
Monika Eichner lächelte uns Vertrauen erweckend an. Der Zahnarzt sah eigentlich ganz sympathisch aus. Die andere Sprechstundenhilfe war genauso jung, wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Unter »Unsere Praxis« kamen tatsächlich, wie Vangelis gehofft hatte, Fotos von den hellen und in fröhlichen Farben gestalteten Räumen. Vangelis übernahm die Maus, klickte hin und her und zeichnete, leise vor sich hinmurmelnd, nach und nach einen ungefähren Plan. Ich war nicht im Stande, ihr zu folgen, aber zum Glück bemerkte das niemand.
Irgendwann ging es zurück ins Wohnzimmer. Vangelis verzichtete auf ein viertes Stück Kuchen. Die junge Auszubildende hieß Silke Ganz. Aus dem Gedächtnis schrieb ich den Namen des älteren Patienten auf, den sie mir genannt hatte: Bayer?
Sarah dort drüben, meine kleine Tochter, und ich hatte sie hingeschickt. Ausgerechnet ich.
»Sie haben völlig Recht, Stürmen wäre wirklich Wahnsinn.« Vangelis wischte ein paar Kuchenkrümel vom Tisch. »Wenn meine Skizze halbwegs stimmt, dann müssten unsere Leute durch drei Türen. Und zumindest die erste dürfte Zeit kosten. Ich schätze, fünf Sekunden reichen bei Weitem nicht.«
»Die Eingangstür könnten wir doch in aller Ruhe knacken«, widersprach Balke mürrisch, ohne sich umzudrehen. »Das geht praktisch lautlos. Dann sind es nur noch zwei Türen und maximal drei Sekunden.«
»Das ist alles Unsinn«, versetzte ich. »Solange es irgendeinen anderen Ausweg gibt, wird nicht gestürmt. Und ich bin absolut sicher, Seligmann wird früher oder später zur Vernunft kommen.«
Der letzte Satz hatte vor allem mir selbst gegolten.
Balke zuckte die Achseln. Vangelis nickte mit zweifelnder Miene.
Ich nahm die Brille ab und rieb mir die Augen.
»Was ist mit Gasgranaten?«, fragte Balke. »Wir könnten von hier aus problemlos …«
»Ich will nichts mehr davon hören!«, fuhr ich ihm ins Wort. »Er wird aufgeben. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
Warum wollte es mir nicht gelingen, an meine eigenen Worte zu glauben?
Immerzu rotierte dieses Karussell in meinem Kopf. Meine Sarah in der Gewalt eines bewaffneten, vollkommen unzurechnungsfähigen Alkoholikers! Was, wenn Seligmann vorhatte, seinen Untergang möglichst spektakulär in Szene zu setzen? Alles in seinem Leben, was nur schiefgehen konnte, war schiefgegangen. Alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten, waren tot oder im Unglück. Was, wenn er es uns anderen, uns Glücklichen, noch einmal zeigen wollte? Ich versuchte, mir meine aufkommende Panik nicht anmerken zu lassen.
»Ihnen geht’s ja wirklich nicht gut«, sagte Vangelis mitfühlend. »Soll ich nicht besser übernehmen?«
Ich schüttelte erschrocken den Kopf. »Es geht schon wieder.«
Endlich ging Frau Glasers Wunsch in Erfüllung – die schwarzen Männer mit den Gewehren kamen. Balke verteilte sie per Telefon auf die umliegenden Gebäude. Einer der Kaugummi kauenden und mit Scharfschützengewehren bewaffneten Kraftprotze bezog Posten bei uns, ein zweiter im Schlafzimmer unserer Gastgeberin, wozu das Bett verschoben werden musste. Nun schien ihr doch ein wenig mulmig zu werden.
»Alles nur zur Sicherheit«, schärfte ich meinen Leuten wieder und wieder ein. »Es wird nichts passieren!«
Das Handy der Sprechstundenhilfe war inzwischen ausgeschaltet, das Praxistelefon tot. Sollte ich es über Sarahs Handy versuchen? Nein, besser nicht. Es war vielleicht günstiger, wenn Seligmann nicht wusste, dass meine Tochter sich in seiner Gewalt befand.
Vangelis und Balke überlegten halblaut, was Seligmanns Plan war.
»Er hat keinen, das ist ja das Problem«, stöhnte ich. »Er wollte nichts weiter, als mit seiner geschiedenen Frau reden. Und wenn der Zahnarzt sich nicht eingemischt hätte, dann wäre vermutlich überhaupt nichts passiert. Jetzt sitzt er in der Falle und kann nicht vor und nicht zurück. Wir können nur warten und hoffen, dass er irgendwann wieder zur Vernunft kommt.«
»Er ist jetzt seit fast zwei Stunden da drin«, sagte Vangelis. »Er könnte doch mal langsam begreifen, dass er sich verrannt hat. Was er wohl die ganze Zeit treibt?«
Plötzlich wurde klar, womit Seligmann seine Zeit verbrachte.
Sönnchen rief an. »Schalten Sie mal schnell das Radio ein, Herr Kriminalrat!«
Seligmann gab Interviews. Offenbar befanden sich dort drüben noch mehr Handys als nur das der Zahnarzthelferin. In kurzen, abgehackten Sätzen versuchte er, der Welt klarzumachen, dass er kein Kinderschänder sei. Dass er noch nie in seinem Leben etwas Schlimmes getan habe. Dass er dies selbstverständlich auch heute nicht vorhabe. Man solle ihm nur zuhören, betonte er wieder und wieder, er müsse doch Gelegenheit bekommen, sich zu rechtfertigen. Das sei doch sein gutes Recht.
Immer wieder brabbelte er von Schuld, die er auf sich geladen habe. Er schien eine regelrechte Manie für dieses Wort entwickelt zu haben. Auch Jules Schicksal wurde angesprochen.
»Wenn ich mich damals nicht auf diese unselige Geschichte eingelassen hätte«, hörte ich ihn mit müder Stimme sagen, »dann wäre alles andere doch niemals passiert.«
Selbst der Journalist, der das Interview führte, hatte leise Zweifel und warf ein, das könnte schließlich keiner wissen. Und strafrechtlich sei Seligmann ja wohl nicht zu belangen.
»Aber darum geht’s doch nicht!«, erwiderte dieser zornig. »Es geht darum, dass ich mich schuldig fühle, verstehen Sie denn nicht?«
»Können wir das nicht abstellen?«, fragte ich entnervt.
»Solange er redet, schießt er nicht«, antwortete Balke ruhig.
So ließen wir das Radio an, aber nach einigen professionellbetroffenen Schlusssätzen des Sprechers erklang bald Musik.
Balke begann wieder zu telefonieren, aber ich achtete nicht darauf, mit wem. Natürlich hatte er Recht: Solange Seligmann Interviews gab, machte er keinen schlimmeren Unsinn. Und wenn es ihm Befriedigung verschaffte, seine Schuldgefühle der Welt zu offenbaren, warum sollten wir ihm die Freude nicht gönnen?
Vor wenigen Stunden erst hatte er Rebecca Braun gefunden, seine letzte, vielleicht nur kleine Liebe, durch ihre eigene Hand gestorben. Er hatte ihr die Augen geschlossen, die Waffe an sich genommen und war in völliger Auflösung geflohen, ohne zu wissen, wovor und wohin. Und nun saß er dort drüben mit seinen Geiseln, unter denen sich meine Sarah befand, und sah keinen Weg mehr zurück in ein lebenswertes Leben. Er war kein Gewalttäter, so viel stand fest. All diese martialischen Gestalten, aus deren Sprechfunkgeräten es in einem fort aufgeregt quäkte, waren hier vollkommen fehl am Platz. Er würde aufgeben, sobald er wieder halbwegs bei Verstand war. Davon war ich jetzt schon wieder ein bisschen überzeugt.
Sarah. Warum hatte ich ihr denn nicht den kleinen Gefallen getan, sie zu ihrem gefürchteten Termin zu begleiten? Meine Ausreden waren genau das gewesen, als was meine Mädchen sie ansahen: faul. Ich hatte mich gedrückt, das war die banale Wahrheit. Hätte ich wirklich gewollt, dann hätte ich mich problemlos irgendwann für eine Stunde frei machen können, um ihr den kleinen Gefallen zu tun.
Hatte ich aber nicht. Sollte ihr etwas zustoßen, dann würde es mir gehen wie Seligmann – zeitlebens würde ich mich schuldig fühlen.
Balke schreckte mich aus meinen Grübeleien. Er drückte mir einen Zettel mit einer Handynummer in die Hand.
»Ich habe mit dem Sender telefoniert. Das ist die Nummer, von der er angerufen hat. Vielleicht, wenn Sie schnell sind …«
Es gelang mir, die Nummer schon beim ersten Mal richtig einzutippen.
Seligmann nahm sofort ab.
»Gut, dass Sie anrufen.« Er hustete. »Die Leute haben Hunger. Ich hab eine kleine Liste gemacht.«
Ruhig diktierte er mir die Bestellung. »Zweimal Pizza Quattro Stagioni, einmal vegetarisch und einmal Al Tonno. Zu trinken drei große Cola und ein paar Flaschen Wasser, bitte.«
Er sagte tatsächlich »bitte«.
Die vegetarische Pizza war bestimmt für Sarah. Herrgott, war mir schlecht.
»Wie kommt das Zeug zu Ihnen?«
»Das erfahren Sie früh genug. Sonst kommen Sie nur auf dumme Gedanken.«
Er sprach so langsam, stand er etwa unter Drogen? Ein Beruhigungsmittel vielleicht? Alkohol? Und wäre das gut oder schlecht?
Balke organisierte schon die Bestellung.
Der nächste Anruf kam wieder von den Kollegen in Eppelheim.
»Wir haben den Brief jetzt ausgewertet«, erklärte mir Doof in wichtigem Ton. »Möchten Sie die kurze oder die lange Fassung?«
»Die kurze reicht völlig.«
»Also, es war so: Anscheinend wollte die Frau ihren Mann verlassen und mit ihrem Nachbarn ein neues Leben anfangen. Der hat aber zu ihr gesagt, das geht nicht, sie haben ja kein Geld.«
»Und dann ist sie auf diese hirnrissige Idee gekommen …?«
»Ein bisschen hat sie sich wohl auch gefreut, dass sie ihrem Mann eins reinwürgen kann. Er hat sie betrogen, seit Jahren, und sie hat es schon lange gewusst. Dass er angeschossen wird, war von Anfang an geplant.«
Der Kollege berichtete mir noch einige Details, dann legte ich auf.
»Wussten Sie, dass Rebecca Braun aus Mainz stammt?«, fragte ich Vangelis.
»Nein!«, antwortete sie erbleichend.
»Dann wissen Sie natürlich auch nicht, dass ihr Elternhaus neben dem der Familie Kräuter steht.«
Entsetzt starrte sie mich an. »Was für eine Schlamperei! Das hätten wir längst wissen müssen!«
»Vermutlich ist ihr Sohn nicht zufällig in diese WG in Marburg geraten, sondern sie hat ihn dort untergebracht. Bei alten Bekannten sozusagen.«
»Das hätte nicht passieren dürfen«, murmelte sie kopfschüttelnd. »Und ich bin auch noch schuld daran!«
Nun hatte also auch sie Grund, sich schuldig zu fühlen. Wäre ihr dieser Fehler nicht unterlaufen, dann säße Rebecca Braun vermutlich im Gefängnis, aber sie wäre immerhin noch am Leben.
Um kurz nach sieben war endlich alles bereit. Seligmann hatte Anweisung gegeben, eine junge, unbewaffnete Polizistin solle den Pizzaboten machen, während er dem Zahnarzt die entsicherte und durchgeladene Pistole an den Kopf hielt.
Die Aktion verlief gut, kurze Zeit später sahen wir aufatmend die Kollegin wieder ins Freie treten. Wie sie mir ein wenig atemlos berichtete, hatte sie außer Monika Eichner niemanden zu Gesicht bekommen. Sie habe ihr alles an der Tür übergeben und sich dann sofort zurückziehen müssen. Frau Eichner sei blass gewesen, habe aber gefasst gewirkt.
»Es wird alles gut«, hatte sie ihr zugeflüstert. »Sagen Sie bitte Ihrem Chef, er soll nichts Unüberlegtes tun. Es wird alles gut.«
»Hoffentlich isst er auch was.« Vangelis sah auf die Uhr. »Hungrige Menschen sind unberechenbar.«
»Wir hätten ein Schlafmittel in die Getränke tun sollen«, meinte Balke. »Dann hätten wir ihn in einer halben Stunde nur noch aufsammeln müssen.«
Die Scharfschützen hockten gut gelaunt am Boden und unterhielten sich angeregt und hin und wieder gähnend über ihre Abenteuer des letzten Wochenendes, ihre neuesten Eroberungen und Traumautos. Der Verkehr auf der Straße unten hatte im Lauf der letzten Stunde deutlich zugenommen. Feierabendzeit. Dann, gegen acht, wurde er allmählich wieder schwächer.
Balke lief im inzwischen etwas überfüllt wirkenden Wohnzimmer unserer Gastgeberin herum. Vangelis probierte die Klingeltöne ihres Handys durch, bis ich sie in nicht sehr höflichem Ton bat, es zu lassen. Frau Glaser hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
Die elende Warterei zerrte an den Nerven aller. Seit fast einer Stunde hatten wir keinen Kontakt mit Seligmann gehabt. Und dort drüben, keine dreißig Meter entfernt, saß meine Tochter, vierzehn Jahre alt, völlig unschuldig an diesem Wahnsinn, hilf- und wehrlos und zu Tode erschrocken, und ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen.
Das Warten ist immer das Schlimmste.