22. Kapitel
Gabriel bewegte sich extrem vorsichtig, als er seine Runde durch das Triple Six machte, und versuchte – allerdings vergeblich –, mit niemandem in dem überfüllten Club zusammenzustoßen. Die Tätowierung war zwar ruhig, aber Gabriel wusste noch zu wenig über den Nimrod, um ihm einfach vertrauen zu können. Er hatte die Hauptetage zweimal durchsucht, aber immer noch keine Spur von Carter gefunden. Dafür jedoch entdeckte er Vince – seinen Kommilitonen – in der Nähe der Bar.
»Na, wie sieht’s aus?« Gabriel erschreckte Vince, als er ihm auf die Schulter tippte.
»Schleich dich nicht so an, du Blödmann. Ich könnte dich umbringen.« Vince versuchte, die Furcht in seiner Stimme zu unterdrücken. »Was willst du überhaupt hier, Dummkopf?«
»Ich suche Carter.« Gabriel ignorierte die Beleidigung.
»Sehe ich aus wie sein Aufpasser? Er ist hier irgendwo. Und jetzt lass mich gefälligst allein, bevor diese Mädchen noch glauben, dass wir Freunde sind.« Vince’ Stimme klang undeutlich. Offenbar hatte er bereits einiges getrunken.
Gabriel wollte sich umdrehen und weggehen, aber irgendwie konnte er die Sache nicht auf sich beruhen lassen. »Warum benimmst du dich eigentlich immer so mies?«
»Was hast du gesagt?« Vince stellte sein Glas auf die Theke.
»Ich habe gesagt, dass du dich ganz schön mies benehmen kannst. Ich habe dir nie etwas getan, Vince, aber du gibst dir wirklich alle Mühe, mir das Leben schwer zu machen.«
»Das mache ich, weil ich es kann.« Vince rammte ihm einen Finger in die Brust.
Gabriel zuckte nicht einmal zusammen. »Ehrlich gesagt glaube ich, dass du dich so mies benimmst, weil du mich beneidest.«
Vince lachte höhnisch. »Gabriel, du bist ein schwuler Spargeltarzan, der lieber ein Buch als eine Frau anfasst; worum also sollte ich dich beneiden?«
»Weil ich etwas Besonderes aus meinem Leben machen werde und du nur im Durchschnitt untergehst. Vince, wir wissen doch beide, dass du Schnapsläden ausrauben wirst, um dir Geld für Drogen zu besorgen, wenn aus deiner Basketballkarriere nichts wird.«
»Du Arschloch, du hast wohl Todessehnsucht.« Vince packte Gabriel am Hemd und holte mit der Faust aus, aber erneut zuckte Gabriel nicht mit der Wimper.
»Was denn, du willst mich schlagen?«, fragte Gabriel herausfordernd. Er hörte den Sturm in seinen Ohren, konnte ihn jedoch unterdrücken, was ihn einige Mühe kostete. »Vince, du kannst mich vor all diesen Leuten verprügeln, aber das wird nichts ändern. Also, wenn du die Sache klären willst, dann lass es uns hinter uns bringen, denn ich habe dein mieses Benehmen ein für alle Mal satt.«
Vince starrte Gabriel an, als wäre er verrückt geworden. Normalerweise scheute Gabriel bei der Androhung von Gewalt zurück, aber heute Abend war er anders, auf eine Art und Weise, die Vince nervös machte. »Mann, lass mich in Ruhe, bevor ich zur Vernunft komme und dich zusammenschlage.« Vince stieß ihn von sich.
»Du wirst nichts dergleichen mit mir machen, Vince. Genau genommen wirst du dich von jetzt an von mir fernhalten«, versicherte ihm Gabriel, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte. Die Leute, die diese kleine Auseinandersetzung mitverfolgt hatten, sahen Gabriel verblüfft nach, als er sich durch die Menge drängte.
Als er Vince hinter sich gelassen hatte, begriff Gabriel erst, was er soeben riskiert hatte, und seine Beine wurden weich. Er wusste, dass Vince mit ihm vermutlich den Boden hätte wischen können, wenn er es auf einen Streit angelegt hätte, aber er wusste auch, dass das auf keinen Fall an diesem Abend passieren würde – dafür würde der Nimrod schon sorgen. Aber Gabriel war nicht bereit, sein Glück ein zweites Mal auf die Probe zu stellen. Das Beste war, Carter zu finden und den überfüllten Club so schnell wie möglich zu verlassen.
Als er durch den Korridor ging, nahm er erneut den vertrauten Geruch war, den er schon beim Verlassen der U-Bahn gerochen hatte. Hier im Club war der Geruch stärker und überlagerte den Gestank von Rauch und Schweiß. Er folgte dem süßen Duft zu den Waschräumen, woher er zu kommen schien. Die Waschräume, die für beide Geschlechter eingerichtet waren, waren fast so voll wie der Hauptraum des Clubs, aber Gabriel schenkte den anderen Gästen kaum einen Blick, während er dem Geruch folgte. Er erfüllte Nase und Mund wie Wasser den Schlund eines Ertrinkenden. Je mehr er den Duft inhalierte, desto vertrauter erschien er ihm. Er kannte ihn von irgendwoher, kam aber einfach nicht darauf, was es war. Mit der Nase in der Luft folgte er dem Geruch zu einer halb geöffneten Kabine, hinter deren Tür er ein schwaches Stöhnen hörte. Normalerweise hätte Gabriel die Personen in der Kabine nicht gestört, aber irgendetwas veranlasste ihn, einen Blick hineinzuwerfen. Carter stand da und hielt sich am oberen Rand der Kabine fest, während er langsam seine Hüfte bewegte. Offenbar hatte er Gabriel hinter sich bemerkt, denn er drehte sich um. In diesem Moment sah Gabriel das Objekt seiner Herzensbegierde. Sie saß auf der Toilettenschüssel, und ihr Lippenstift war vollkommen verschmiert.
Wegen der blitzenden Lichter und der lauten Musik bemerkte niemand, dass sich die Schatten in der Ecke neben der Garderobe plötzlich von alleine zu bewegen schienen. Sie waberten und nahmen allmählich die Gestalt eines Mannes an. Als sie sich nicht mehr bewegten, stand Rogue an ihrer Stelle da.
Er brauchte eine Weile, um sich zu sammeln. Rogue besaß nicht nur die Augen des Dämons, sondern damit auch die Fähigkeit, mit seiner Schattenmagie die eigene zu verstärken, aber eine körperliche Transformation – wie zum Beispiel Schattengehen – strengte seinen Körper sehr an. Diese Mühe war einer der Gründe, warum Rogue es hasste, die Schatten anzuzapfen, aber größere Sorge bereiteten ihm die anhaltenden Effekte, welche die Magie verursachte. Jedes Mal, wenn er sich öffnete, um die Macht des Dämons zu empfangen, machte er sich auch empfänglich für dessen Launen. Dieser Leichtsinn hatte seinen Bruder fast das Leben gekostet, und Rogue hatte er am Ende seine Augen gekostet.
Er ließ seinen Blick durch den Club gleiten, bis er die beiden Mädchen fand, die er hatte hineingehen sehen. Ihr Begleiter war jedoch nicht mehr da. Rogue ging langsam durch die Menge und suchte nach dem Jungen, wobei er sorgfältig darauf achtete, dem Werwolf, dem er einen Herzinfarkt verursacht hatte, nicht zu begegnen, und ebenso jedem aus dem Weg zu gehen, der Dutch seine Gegenwart melden könnte. An der Bar bemerkte Rogue einen jungen Mann, der mit sorgenvoller Miene vor seinem Drink saß. Etwas an ihm war merkwürdig. Rogue warf einen Blick über den Rand seiner Sonnenbrille und schälte die Schichten des jungen Mannes ab. Er war ein Sterblicher, hatte jedoch erst kürzlich Kontakt mit der Macht gehabt, die der Junge ausgestrahlt hatte, dem Rogue folgte. Er hängte sich an das einzigartige Auramuster und sah sich suchend um, bis er die Fährte aufnehmen konnte. Sie schien sich in Richtung der Waschräume zu verstärken. Rogue wollte gerade nachsehen, als er fast von zwei Sicherheitsleuten über den Haufen gerannt worden wäre, die ebenfalls zu den Waschräumen liefen. Ihren panischen Mienen nach zu urteilen ging es um eine hässliche Angelegenheit, also beschloss Rogue, draußen zu warten und zu sehen, was dabei herauskam.
»Gabriel, was machst du denn hier?« Carter knöpfte sich ungeschickt die Hose zu. Katie schaute zu Boden und versuchte sich mit dem rauen Toilettenpapier so gut wie möglich zu säubern.
»Das könnte ich dich auch fragen, wenn es nicht so offensichtlich wäre.« Gabriel ging davon. Er wäre am liebsten so weit wie möglich vor diesem Anblick weggelaufen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht. Es hatte ihm das Herz gebrochen, das Mädchen, in das er so schrecklich verliebt war, mit seinem besten Freund zu sehen.
»Eine Minute, Mann. Lass es mich erklären, bevor du wegläufst.« Carter holte Gabriel ein und drehte ihn am Arm herum. Als er den Ausdruck in den Augen seines Freundes sah, zuckte er zurück. Carter hatte es nicht für möglich gehalten, dass Gabriel zu Hass fähig war, aber dieser Blick war nicht misszuverstehen. Katie war zwar nicht seine Freundin, aber alle wussten, dass er in sie verliebt war. Carter hatte nicht einmal etwas mit ihr anfangen wollen, aber wenn Katie trank, wurde sie wild.
»Da gibt es nichts zu erklären. Ihr seid erwachsen, also geht es mich nichts an.« Gabriel Stimme brach.
»Gabe, es ist einfach nur so passiert«, sagte Katie.
»Sicher. Sein Schwanz ist einfach zufällig in deinen Mund gerutscht«, erwiderte Gabriel verächtlich. »Ich weiß nicht einmal, warum ich bei dir Hilfe suchen wollte, Carter, wenn du nur an deinen Schwanz denken kannst.« Gabriel wollte die Waschräume verlassen, aber Carter trat ihm in den Weg. »Geh zur Seite«, knurrte Gabriel. Die Deckenlampen begannen zu flackern. Als er diesmal den Donner hörte, hieß er ihn willkommen.
»Erst wenn wir geredet haben.« Carter verschränkte die Arme vor der Brust.
»Carter, wenn du nicht zur Seite gehst, übernehme ich keine Verantwortung für das, was dann passiert.« Obwohl Gabriel seinem Freund nicht wehtun wollte, spürte er, wie der Zug des Nimrod stärker wurde. Das Wasser in den Toilettenschüsseln floss über und lief auf den Boden der Waschräume. Die Spiegel an der Wand zerbarsten und überschütteten alle in den Waschräumen mit Glassplittern.
»Was zur Hölle ist hier los?« Katies Stimme klang panisch.
»Mach einfach Platz!«, warnte Gabriel. Er ging rückwärts zur Tür. Unter seiner Jacke machte der Nimrod Anstalten, sich von seiner Haut zu lösen.
»Was zum Teufel ist hier los?«, schrie einer der Rausschmeißer, als er in die Waschräume stürmte und auf dem nassen Boden ausrutschte. Gabriel drehte sich um und wollte gehen, als der zweite Rausschmeißer ihn am Arm festhielt.
»Jemand wird mir jetzt erzählen, was hier los ist!«, befahl der Mann und schüttelte Gabriel wie eine Stoffpuppe.
Als Gabriel den Rausschmeißer ansah, sprühten seine Augen wieder Blitze. »Lassen Sie mich los!«, befahl er ihm. Als der Mann das Gewitter in Gabriels Augen sah, gehorchte er sofort und trat zur Seite. Der Mann am Boden verschwendete ebenfalls keine Zeit mehr und krabbelte hastig vor Gabriel zur Seite.
Gabriel taumelte aus dem Waschraum und versetzte jedem, den er berührte, einen ordentlichen Schock. Den Nimrod daran zu hindern, sich zu manifestieren, ähnelte dem Versuch, sich nicht zu erbrechen, wenn man zu viel getrunken hatte. Gabriel bewegte sich mehr mittels seiner Instinkte, als dass er sah, wohin er ging, bis er schließlich einen Notausgang fand. Als er draußen stand, atmete er mehrfach tief durch, aber bei jedem Atemzug nahm er Katies süßen Geruch in seiner Nase wahr. Es war ihr Duft gewesen, dem er gefolgt war.
»Gabriel, warte!« Carter stürzte durch den Notausgang hinter ihm her, mit Katie und dem etwas zögerlichen Vince im Schlepptau.
Der Judas, die Hure und der Ankläger. Du könntest sie alle auf einen Schlag erledigen, flüsterte der Bischof ihm zu.
»Halt den Mund!«, stieß Gabriel zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er durch den Jackenärmel seinen Arm umklammerte. »Carter, lass mich bitte einfach allein.« Er stolperte durch die Gasse.
»Carter, wenn dieser Punk verschwinden will, dann lass ihn gehen«, brummte Vince. Carter ignorierte ihn und folgte Gabriel.
Der war an einem Müllcontainer stehen geblieben und atmete langsam und kontrolliert ein und aus. Allmählich ließ der Zug des Nimrod nach, aber die Tätowierung war nicht ganz zur Ruhe gekommen.
»Gabriel, bitte, Mann. Ich will einfach nur reden«, flehte Carter. Ihm standen Tränen in den Augen, als ihm klar wurde, wie sehr er seinen Freund verletzt hatte.
»Ich habe wirklich geglaubt, sie mag mich«, gestand Gabriel.
»Ich wusste, dass du in sie verknallt warst, aber du hast nie etwas gesagt. Ich wollte dich nicht verletzen, Mann, das schwöre ich.« Gabriel war für Carter da gewesen, als dieser eine schwierige Zeit durchmachte, und ein Stück Schwanz war es nicht wert, ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen.
»Ach, das ist ja fast wie bei MTV.« Katie seufzte. »Keiner von euch hat ein Recht auf mich, und es gefällt mir nicht, dass ihr über mich redet, als wäre ich gar nicht da. Gabriel.« Sie drehte sein Gesicht zu sich, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Bis zu diesem Moment hatte sie nie bemerkt, wie wunderschön sie waren. Wenn man in Gabriels Augen blickte, schien es, als würde man auf ein aufgewühltes Meer schauen. »Du bist ein toller Kerl, und ich bin sicher, dass du ein Mädchen wirklich glücklich machen wirst, aber ich bin das nicht. Ich bin auf der Überholspur, und du bist einfach viel zu süß dafür, aber wir werden immer Freunde sein.«
»Seht ihr das?« Vince rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Ich spiele gerade die kleinste Violine der Welt. Also, kommt zum Ende mit diesem blöden Mist, damit ich wieder in den Club zurückkann.«
Carter hatte die Nase voll und drehte sich zu Vince um. »Warum benimmst du dich eigentlich immer wie ein verdammtes Arschloch?« Er stieß Vince gegen die Wand und hob drohend die Faust, aber Vince lächelte nur. »Ich schwöre bei Gott, dass ich dir dieses beschissene Grinsen zwischen die Zähne schieben werde«, zischte Carter. Aber bevor er seine Drohung wahrmachen konnte, sahen sie das blaurote Leuchten von Scheinwerfern.
»O Gott, die Polizei«, sagte Katie nervös.
»Immer mit der Ruhe, Katie; wir hängen einfach nur ein bisschen vor dem Club rum«, sagte Carter, ließ von Vince ab und wandte sich den Scheinwerfern zu, die durch die Gasse auf sie zukamen.
»Ich habe Dope dabei; sie werden mich in den Knast stecken.« Katie lief unruhig auf und ab.
»Katie, jetzt mach hier nicht einen auf Lindsay Lohan. Bleib cool, dann fahren sie weiter«, zischte Carter ihr zu. Er versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren, aber er wusste genau, was es bedeutete, wenn man als Schwarzer in einer Gasse von der Polizei gestellt wurde.
Der erste Polizist, der aus dem Streifenwagen stieg, war groß und drahtig und hatte kurze blonde Haare. Sein Gesicht war so blass wie ein Blatt Papier, aber seine Augen waren vollkommen schwarz. Vier weitere Cops entstiegen dem Van und näherten sich mit den Händen an den Waffen der kleinen Gruppe. Der Blonde lächelte fast liebenswürdig, während er seinen Gummiknüppel von einer Hand in die andere warf. Etwas an seinem Lächeln bereitete Gabriel Unbehagen.
»Was haben wir denn hier?«, erkundigte er sich und betrachtete sie der Reihe nach. Als er Gabriel bemerkte, musterte er ihn ausführlich. Sein Blick blieb an Gabriels Arm hängen, als könnte er den Nimrod unter der Jacke sehen.
»Nichts Besonderes, Officer. Wir sind nur rausgegangen, um eine zu rauchen.« Vince zog eine Packung Zigaretten aus seiner Jackentasche und steckte sich eine zwischen die Lippen.
»Ist das so?« Der Blonde ließ Gabriel nicht aus den Augen.
»Ja, Sir.« Vince hielt sein Feuerzeug an die Zigarette. Seine Hände zitterten so stark, dass er sie erst nach drei Versuchen entzünden konnte.
»Okay, alle mit den Händen an die Wand.« Ein fetter Officer mit einem extremen Kurzhaarschnitt trat zu ihnen. Seine Hand krümmte sich über der Glock in seinem Halfter, als könnte er es kaum erwarten, die Waffe zu ziehen. Die jungen Leute drehten sich einer nach dem anderen zur Wand um, nur Gabriel zögerte.
»Haben Sie mich nicht gehört?«, sagte der Cop mit dem Kurzhaarschnitt.
»An die verdammte Wand!«, befahl ein rothaariger Officer und packte Gabriel fest am Kragen. Dann drückte er ihn mit dem Gesicht an die Wand und begann, ihn grob zu durchsuchen. »Haben Sie Waffen oder Drogen bei sich?«
»Nein«, antwortete Gabriel.
Der Blonde trat hinter Gabriel und blieb stehen. Gabriel spürte, dass eine Spannung zwischen dem Officer und seiner Tätowierung hin und her strömte, aber er wusste nicht genau, was es war. Der Blonde packte ihn am Hals und drückte zu. »Wo ist es?«, flüsterte er ihm ins Ohr. Die Laterne über ihnen flackerte, und plötzlich wurde es etwas dunkler in der Gasse.
Ihre Kleidung maskiert ihre wahre Natur. Gehorche den Hochstaplern, und für uns beide heißt es lebe wohl, Kind der Jäger, warnte ihn der Bischof.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, erwiderte Gabriel, der versuchte, die Worte des Bischofs zu ignorieren.
»Sergeant«, befahl der Blonde. Der rothaarige Beamte lud seine Waffe durch und richtete sie auf Carters Hinterkopf.
»Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte Carter nervös.
»Was zum Teufel hier vorgeht, ist Folgendes«, antwortete der Blonde. »Dein Freund hat Zeit, bis ich bis drei gezählt habe, um mir das zu geben, was ich will, oder ich schicke dich auf eine lange Reise.«
»Ich sagte Ihnen doch, dass ich nicht weiß, wovon Sie reden«, erwiderte Gabriel. Er wusste, dass sie wegen des Artefakts gekommen waren, aber er hatte nicht den Schimmer einer Vorstellung, wie er es ihnen geben sollte, weil es jetzt in seiner Haut eingebettet war. Er blickte sich nervös nach Hilfe um und bemerkte in diesem Moment, dass er nur bis zu der Stelle sehen konnte, wo der blonde Polizist stand. Der Club und die Einmündung der Gasse lagen in tiefster Dunkelheit verborgen. Gabriel spielte mit dem Gedanken, wegzulaufen, als er bemerkte, dass er seine Beine nicht mehr bewegen konnte. Als er nach unten sah, stellte er fest, dass Schatten über seine Turnschuhe und seine Waden hinauf glitten.
»Ich frage nicht ein zweites Mal, Bastard.« Die Stimme des blonden Polizisten wurde härter.
»Bitte, ich kann nicht …« Gabriel wurde von der Stimme in seinem Kopf unterbrochen.
Die Schatten haben keine Geduld mit deinen Lügen, Jäger. Lass die Macht los, die dir gegeben wurde, damit sowohl die Sterblichen als auch die Dämonen deinen Zorn zu spüren bekommen, drängte ihn der Bischof.
»Eins.« Der Blonde begann zu zählen.
»Gabriel, ich weiß nicht was hier los ist, aber wenn du das hast, was diese Leute wollen, dann gibt es ihnen, bitte«, flehte Carter ihn an.
»Zwei.«
»Gabriel, was zum Teufel stimmt mit dir nicht? Gib es ihnen doch einfach!«, schrie Katie.
»Ich weiß nicht wie«, erwiderte er ehrlich.
»Drei.«