Usshers Berechnung
Bekanntermaßen führten Bibelgelehrte komplizierte Berechnungen auf der Grundlage von Ahnenreihen in der Bibel durch. Sie arbeiteten sich aus historischen Zeiten zurück bis zur Schöpfung, doch diese Zahlen bedurften einer gewissen Interpretationsfreiheit. Und so kamen Zahlen für das Alter des Universums in Umlauf, die zwischen 6000 und 9000 Jahren rangierten. Das bekannteste und dieses Forschungsgebiet dominierende Datum wurde von dem irisch-anglikanischen Bischof James Ussher publiziert.
Ussher verkündete, die Welt sei 4004 vor Christus geschaffen worden. Um nicht der Ungenauigkeit bezichtigt zu werden, bestimmte er den Schöpfungsakt auf den Einbruch der Dunkelheit am Abend vor Sonntag, dem 23. Oktober 4004 v.Chr. (im modernen Kalender ist es der 21. September, denn zu Usshers Zeiten benutzte man noch den römischen Kalender, der die Schaltjahre nicht angemessen berücksichtigte). Dieses Datum wurde im 18. Jahrhundert von der anglikanischen Kirche und von anderen Glaubensgemeinschaften als Tatsache akzeptiert. Es war damals so fest etabliert, dass es als Randbemerkung in das Genesis-Kapitel der King-James-Bibel aufgenommen wurde und sich dort bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein hielt.
Allerdings hinderte die Existenz dieses Datums die Wissenschaftler nicht daran, über eine größere Bandbreite von Möglichkeiten nachzudenken. Häufig wird behauptet, dieses Datum 4004 v.Chr. sei erstmals in Frage gestellt worden, als Darwins Evolutionstheorie Zweifel an der allzu wörtlichen Interpretation der biblischen Ahnenreihe aufkommen ließ oder als die Geologen anfingen, Hinweise auf das hohe Alter vorzulegen, das erforderlich war, um die geologischen Schichten zu bestimmen. Aber in Wirklichkeit gab es wissenschaftliche Beweise, die diese Entwicklungen erheblich vordatierten.