17

»Halt still!«

Es fiel ihr schwer, nicht unter seinen Händen zu zucken. Der Schmerz war groß, und es fehlte ihr die Kraft, um sich zusammenzunehmen.

Magnus trug die Salbe, die seine Mutter geschickt hatte, auf ihre Wunden auf. Er hatte sie eigenhändig gebadet, von den verfilzten Haaren bis zu den schmutzverkrusteten Füßen.

Sie hatte alles klaglos über sich ergehen lassen. Vorsichtig rieb er ihr Haar trocken und kämmte es aus ihrem Gesicht. Nun stand er auf und blickte auf sie hinunter. Er hatte ihr die Decke bis zu den Hüften hochgezogen. »Dein Stolz ist lächerlich, Zarabeth, wenn er dich treibt, solche Dummheiten zu begehen. Ich bin es langsam leid, die Folgen deines Hochmuts zu tragen.«

»Dann laß es«, sagte sie.

Er grinste. Ihre Stimme war schnippisch und trotzig. Das gefiel ihm. »Aber wer wird dir dann zu Hilfe kommen?«

Sie richtete sich auf und stützte sich auf die Ellbogen. Farbe kam in ihre Wangen. »Ich bin nicht hochmütig. Du bläst dich vor mir und all deinen Leuten auf und brüllst herum, daß du der Herr bist und keinen Widerspruch duldest!«

»Ich muß mich nicht aufblasen. Alle wissen, daß ich der Herr bin, und auch du wirst das akzeptieren.«

Sie versuchte, nach ihm zu schlagen, doch er nahm grinsend ihr Handgelenk und drückte sie auf das Kissen zurück. »Sei nicht dumm. Bleib ruhig liegen. Oder schrei, solange dir der Sinn danach steht. Aber bleib ruhig liegen.«

»Ich hasse dich.«

»Nein, du haßt mich nicht. Wenn dein Rücken verheilt ist, lege ich mich auf dich und komme wieder in dich. Es hat dir gefallen, Zarabeth, wie ich mich in dir bewegt habe, wie ich dich berührt habe und dich ausgefüllt habe.«

»Schweig, Magnus!«

Seine Fingerspitzen glitten zärtlich über ihre Wangen. »Ich habe nie zuvor eine Frau so sehr begehrt, wie ich dich begehre. Ich begehre dich unaufhörlich. Glaubst du, ich könnte deiner je müde werden?«

Sie drückte ihr Gesicht in das Kissen. »Du willst mich gar nicht, du behältst mich nur in deinem Bett, weil du nicht möchtest, daß man dich für grausam hält.«

»Bei Thors Hammer, das ist der größte Blödsinn, den du je von dir gegeben hast. Du liegst in meinem Bett, weil ich möchte, daß du bald gesund wirst.«

»Ich glaube dir nicht.«

Er schüttelte den Kopf. Irgendwie mußte Ingunn ihr eingeredet haben, er habe das Interesse an ihr verloren. »Nein, Liebling. Alles wird bald gut. Glaube mir.«

Sie sah ihn an. Ihr Gesicht war ohne Ausdruck wie eine Maske. »Wirst du mich verkaufen?«

»Wieso soll ich dich verkaufen?«

»Du wirst mich nicht verkaufen und Lotti behalten, nicht wahr? Das würdest du nicht tun, Magnus. Auch wenn du mich noch so sehr haßt.«

Sie hatte es endlich geschafft, ihn zu verärgern. Er erhob sich schweigend. Wie konnte sie glauben, daß er dazu fähig wäre? Er stand vor ihr, die Beine leicht gespreizt, die Hände zu Fäusten geballt. »Wer würde dich schon kaufen? Schau dich doch an — ein Häufchen Elend. Du magerst ab und verlierst deine weiblichen Reize, noch ehe du gelernt hast, damit umzugehen. Es gibt wenig Gründe, Zarabeth, warum ein Mann dich kaufen sollte. Du hast ihm wenig zu bieten. Nein, ich muß dich wohl oder übel behalten, bis du gelernt hast, deine Hände und deinen Mund zu benutzen, bis zu gelernt hast, mich so in dir aufzunehmen, daß ich vor Lust beinahe verrückt werde von deinen zärtlichen Worten und Liebkosungen.«

»Darauf kannst du lange warten, denn dazu bin ich nicht bereit. Mein Körper läßt mich zwar manchmal im Stich, aber ich werde nicht von dir lernen, Magnus. Ich werde nicht zulassen, daß du wieder in mich dringst.«

»Wir werden sehen. Behalte deine bösen Worte für dich. Du brauchst jetzt Ruhe.«

Mehr war nicht zu sagen. Sie fühlte sich matt und leer, kampfesmüde. Sie schloß die Augen und drückte ihr Gesicht in die Kissen.

»Meine Mutter hat dir die Salbe geschickt. Sie hat sie selbst gemacht. Damit hat sie die Wunden von uns Kindern eingerieben. Sie heilt und lindert die Schmerzen.«

»Wieso hat deine Mutter gewußt, daß die Salbe gebraucht wird?«

Einen Moment war er um eine Antwort verlegen. »Weil unsere aufgebraucht war. Und einer ihrer Haussklaven brachte zufällig einen frischen Topf vorbei. Eigentlich ist sie zu schade, um sie an eine Sklavin zu verschwenden.«

»Wisch sie wieder ab. Ich habe dich nicht darum gebeten.«

»Nein, du hast mich noch nie um etwas gebeten.« Er beugte sich vor und riß die Decke weg. Sie schrie auf und versuchte sich aufzurichten. Er legte seine flache Hand auf ihre Hüfte und drückte sie nach unten. »Ich will dich ansehen. Es wäre grausam, dich jetzt zu nehmen. Und ich hätte nicht viel Freude an deinem Wimmern und deinem Geschrei.«

Magnus wußte, er mußte damit aufhören. Sie hatte seinen Stolz verletzt, aber nun verletzte er sie, und sie konnte sich nicht wehren. Er wurde ebenso gemein wie Ingunn. Er betrachtete ihre weißen Hinterbacken, glatt und wohlgerundet, und er spürte sie unter seinen Händen. Er betrachtete ihre langen, schlanken, muskulösen Beine. Er sah sie auf dem Rücken liegen, fühlte sich tief in ihr, ihre Beine um seine Hüften geschlungen, und er stöhnte vor Lust auf und wollte immer in ihr bleiben, immer und immer . . .

Er zog ihr die Decke wieder bis zu den Hüften hoch. Seine Hände zitterten. »Ich möchte, daß du jetzt ruhst, Zarabeth. Du bleibst hier liegen, bis ich dir sage, daß du aufstehen kannst. Ein Mädchen wird dir zu essen bringen, und dann schläfst du.«

»Ich habe keinen Hunger.«

An der Tür blieb er stehen. »Du wirst mager, und kein Mann möchte sich an den Knochen einer Frau wund scheuern. Du wirst essen, oder ich stopfe es dir eigenhändig in deinen mageren Schlund.«

Als Anna, Rollos elfjährige Nichte, ihr später etwas zu essen brachte, lag Zarabeth im Tiefschlaf. Anna kehrte zu Magnus zurück.

»Ich habe sie nicht geweckt, Herr.«

»Ist in Ordnung, Anna. Bring Lotti das Tablett und achte darauf, daß sie genug ißt. Wenn du mit ihr sprichst, mußt du daran denken . . .«

»Ich weiß. Ich muß sie direkt anschauen, damit sie meine Mundbewegungen sehen kann.«

Magnus fuhr ihr grinsend durch das weizenblonde Haar. »Du bist ein kluges Mädchen, Anna.«

Der Abend zog sich träge dahin. Mehrmals erhob er sich, um nach Zarabeth zu sehen, und fand sie jedesmal schlafend vor. Dennoch war er besorgt. Jeder bemerkte seine Unruhe. Die Männer diskutierten über die Mordanschläge auf dem Gehöft von Ingolfsson, einem kleineren Anwesen im Süden, zwei Tagesreisen mit dem Boot entfernt. Ingolfssons Töchter waren geschändet, die jüngeren Söhne getötet worden. Haftor Ingolfsson war zur Zeit des Überfalls mit den meisten seiner Männer auf der Jagd, um Fleisch für die Wintervorräte zu besorgen. Bei seiner Rückkehr fand er sein Anwesen verwüstet, seine Söhne erstochen, das Vieh dahingeschlachtet, seine Sklaven verschleppt. Die Kunde dieses grausamen Verbrechens verbreitete sich schnell, und jeder war tief erzürnt und empört über die gesetzlosen Banditen, die weiterhin unbehelligt in den Wäldern hausten.

Es wurde eine Sonderversammlung des Thing einberufen, die in drei Tagen in Kaupang stattfinden sollte, um zu beschließen, welche Maßnahmen zur Erfassung der Mörder getroffen werden sollten.

Später am Abend saß Magnus in seinem prächtigen Stuhl mit den reich geschnitzten Armlehnen und dachte darüber nach, wie sehr sein Leben in Unordnung geraten war. Plötzlich hörte er ein Kind rufen: »Papa! Papa!«

Lotti rannte mit ausgestreckten Ärmchen auf ihn zu, ihr Gesicht voller Angst, und wieder rief sie laut und deutlich: »Papa! Papa!«

Er hob sie hoch, zog sie an sich und legte ihren Kopf an seine Schulter. Ihr kleiner Körper wurde von Schluchzen geschüttelt. Er redete leise auf sie ein, seine Hand tätschelte sanft ihren Rücken. Dann setzte er sie auf seinen Schenkel und strich ihr das wirre Haar aus dem Gesicht. »Was ist los, Lotti?«

Sie weinte immer noch leise, doch ihr Schluchzen war einem Schluckauf gewichen.

»Hast du schlecht geträumt?«

Sie sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an.

»Hast du von Drachen und bösen Ungeheuern geträumt?«

Sie nickte langsam und sagte wieder, ganz laut: »Papa«, und schlang die Arme um seinen Hals.

»Du läßt dir das von diesem schmutzigen, kleinen Idiotenkind gefallen! Das ist ekelhaft!«

Magnus schenkte Ingunn keine Beachtung.

Horkel wandte sich an ihn: »Sie spricht immer besser, Magnus. Sie macht deutliche Fortschritte.«

»Das kommt vermutlich daher, weil sie schon ein paar Worte sprach, bevor Olav sie auf den Kopf geschlagen hat. Damals war sie zwei Jahre alt. Sie kam nicht gehörlos zur Welt.«

Er wiegte das kleine Mädchen in seinen Armen und wünschte sich, sie wäre sein Kind. Nun lehnte sie sich in seinen Armen zurück und schaute Magnus ins Gesicht. »Zarabeth«, sagte sie stirnrunzelnd, und wieder trat die Angst in ihre Augen.

»Zarabeth ist bald wieder gesund. Sie schläft jetzt, und du mußt jetzt auch schlafen, mein kleiner Schatz.«

Lotti hob die Hand, und ihre Fingerspitzen tasteten leicht über seine Lippen. Er grinste und versuchte, nach ihren Fingern zu schnappen. Sie lachte vergnügt auf. Das Kinderlachen rührte ihn und nährte seinen Beschützerinstinkt.

Er drückte sie wieder liebevoll an sich. Sie schmiegte sich an seine Brust und war bald eingeschlafen.

Horkel sah seinen Freund lange an, dann schüttelte er den Kopf. »Es ist nicht gut«, sagte er, und in seinen Augen und in seiner Stimme lag tiefe Traurigkeit. »Es ist ganz und gar nicht gut.«

Magnus glaubte zu wissen, was er meinte, wollte es jedoch nicht wahrhaben.

Am nächsten Morgen setzte Zarabeth sich an die Bettkante. Er war gegangen, bevor sie erwachte. Sie war hungrig und mußte sich erleichtern. Doch sie zögerte, den Hauptraum zu betreten. Ingunn würde dort sein und Cyra und all die anderen, die sie für eine Mörderin und Lügnerin hielten, für die sie nur eine elende Sklavin war.

»Feigling«, schalt sie sich und stand auf. Sie war steif vom langen Liegen, und ihr Rücken schmerzte, als sie sich aufrichtete. Ingunn saß im Raum mit einer Näharbeit auf dem Schoß und überwachte das Gesinde bei der Hausarbeit.

Lotti war bei Eldrid, die ihr zeigte, wie man eine Nadel führte. Zarabeth beugte sich über das Kind und gab ihr einen Kuß. Erst dann bemerkte die Kleine sie, so emsig war sie in ihre Arbeit vertieft, strahlte ihre große Schwester an und zeigte ihr die Stiche, die sie auf einem Stück Stoff zuwege gebracht hatte.

»Sehr schön«, sagte Zarabeth lobend. Und Lotti beugte sich wieder eifrig über ihre Näharbeit.

Ingunn sagte in sachlichem Tonfall: »Tante Eldrid paßt auf sie auf, das hat Magnus angeordnet. Er ist mit den Männern zur Jagd. Er sagt, du brauchst nicht zu arbeiten.«

Zarabeth fiel die Gezwungenheit ihrer Stimme nicht auf, doch die anderen Frauen und selbst die Kinder, die atemlos lauschten, hörten die unheilvolle Spannung. »Ich möchte gerne baden.«

Ingunn schnaubte verächtlich. »Ich habe gehört, die Menschen im Danelagh stinken wie die Schweine, die sie hüten. Warum willst du so oft baden wie wir Wikinger?«

»Ich habe keine Schweine gehütet, vielleicht ist das der Grund.«

»Aha. Oder hat Magnus es dir befohlen? Er hat es gern, wenn seine Frauen gut riechen. Glaubst du immer noch, du könntest ihn an dich binden? Hast du Cyra mal angesehen, du dumme Gans?«

»Ja.«

»Im Vergleich zu ihr bist du ein Stück Dreck! Du bist nur eine kurze Ablenkung für ihn, mehr nicht. Nur ein neuer Frauenkörper, den er benutzt und dann wegwirft. Anfangs hat ihn deine Haarfarbe gereizt. Aber jetzt ist sie ihm alltäglich geworden. Er wird Cyra wieder zu sich nehmen, du wirst sehen.« Dann blickte Ingunn böse zu Lotti hinüber. Was ging hier vor? Unbewußt trat Zarabeth auf ihre kleine Schwester zu.

Nun erhob Eldrid die Stimme und sagte laut und deutlich und scheinbar in aller Unschuld: »Magnus hat das kleine Mädchen gern. Er hat sie in meine Obhut gegeben. Ihr wird nichts Böses geschehen. Ich habe es ihm versprochen.«

»Pah! Er hat nur Mitleid mit ihr, wie mit einem verwundeten Tier. Paß ruhig auf das schwachsinnige Balg auf. Mich kümmert es nicht!«

Zarabeth wollte Ingunn anschreien, daß ihre gallebitteren Worte an Lotti verschwendet seien. Das Kind konnte sie nicht hören, und deshalb konnten ihre gemeinen Worte ihr nichts anhaben. Aber Zarabeth verletzten sie tief. Sie zwang sich zum Schweigen und ging ins Badehaus.

»Zieh das Kleid aus. Ich möchte deinen Rücken untersuchen.«

»Mein Rücken ist besser geworden. Ich möchte mich nicht vor dir ausziehen.« Er freute sich über die Festigkeit ihrer Stimme. Der Schmerz hatte nachgelassen, und sie fühlte sich stärker. Sie war robust, und sie könnte sich gegen Ingunn behaupten, wenn sie keine Sklavin wäre. Doch er hatte sie zur Sklavin gemacht.

Er zwang sich zur Geduld und sagte: »Sei still und zieh dein Gewand aus. Wenn du nicht gehorchst, reiß ich es dir vom Leib, Zarabeth.«

Das wollte sie nicht. Es war Tag. Die Kammer war halbdunkel. Aber sie wollte sich seinen Blicken nicht preisgeben. Sie ertrug es nicht. Er hatte sie besessen, und er hatte ihr Lust bereitet, von der sie nicht einmal zu träumen gewagt hatte. Aber er liebte sie nicht, er beleidigte sie und verhöhnte sie. Und seine Unterstellung, sie würde ihm willenlos gehorchen, war ihr unerträglich.

Sie rannte blindlings aus der Kammer.

»Zarabeth! Komm zurück!«

Im Laufen drehte sie den Kopf nach ihm um und rannte gegen die Mauer von Horkels massivem Brustkasten. Seine Hände packten zu.

»Das reicht«, sagte er und hielt sie fest, als sie sich seinem Zugriff zu entwinden versuchte.

Magnus blickte über ihren Kopf hinweg in die Augen des Gefährten. »Sie wäre wohl bis Kaupang gelaufen. Sie hat zu wenig Verstand und zu viel Stolz.« Horkel drehte sie um und schob sie Magnus zu.

Mit gesenktem Kopf blieb sie stehen.

Seufzend schob Magnus sie wieder in seine Kammer. Es kümmerte ihn nicht, daß seine Leute ihn neugierig anstarrten und sich fragten, was zwischen ihm und seiner Sklavin vorging.

Er warf sie aufs Bett, setzte sich neben sie und begann in aller Ruhe, die Verschnürung ihres Kleides zu öffnen. »Wie gut, daß du nicht den Überwurf unserer Wikinger-Frauen trägst. Ich müßte die Schulterbroschen öffnen und dir das ganze Ding über den Kopf ziehen. So ist es einfacher und schneller. Ah, diese Brüste. Sie gefallen mir, Zarabeth. Sie schmiegen sich genau in meine Hände.«

Sie wandte ihr Gesicht ab, schloß die Augen. Sie hatte nicht die Kraft, gegen ihn anzukämpfen. Sie mußte ihn und seine Belästigungen ertragen. Plötzlich beugte er sich vor und begann sanft an ihrer Brustknospe zu saugen.

Sie riß die Augen auf und stieß einen Schrei aus. Das durfte sie nicht zulassen. Sie bäumte sich auf, doch er legte ihr seine Hand auf die Schulter und hielt sie fest.

»Still«, raunte er, und sein Atem erwärmte ihre Haut. »Bleib still liegen und laß mich dir Vergnügen bereiten.«

Sie versuchte, ihn mit den Händen wegzustoßen, ihr Körper wand sich wie eine Schlange unter ihm. »Nein Magnus, bitte. Ich schäme mich so sehr. Alle wissen, daß du mich in deine Kammer gezogen hast, in dein Bett. Bitte nicht! Ich schäme mich.«

Er achtete nicht auf sie und saugte an der anderen Brust. Er liebte den Geschmack ihrer Haut, ihren Geruch. Und plötzlich spürte er, wie sie auf seine Berührung ansprach. Ihre Spannung löste sich, sie drückte den Rücken ein wenig durch und bot ihm ihre Brüste dar.

Leise stöhnte sie auf, und er wußte, daß sie dieses Stöhnen haßte, das sich ihren Tiefen entrang, die sie unberührt als ihr Geheimnis bewahren wollte. Er streichelte nun sanft ihren Bauch, und gleichzeitig liebkoste seine Zunge ihre Brustspitzen. Seine Finger glitten weiter nach unten, und plötzlich hielt sie den Atem an, angespannt, erhitzt von ihrer pochenden Erregung, beinahe verzweifelt über den süßen Schmerz, der sich steigerte, mächtig anwuchs, je näher seine Finger herantasteten. Als seine Fingerspitzen ihr zartes Fleisch berührten, schrie sie auf, schaudernd über die Macht, die er über sie besaß. Er hob den Kopf und schaute ihr ins Gesicht.

»Ich werde dir Lust verschaffen. Gefällt dir das, Zarabeth?« Er erwartete keine Antwort. Er lächelte schmerzlich, als er seine Finger beobachtete, die ihr zartes Heisch erneut berührten und im Rhythmus zu kreisen begannen, um ihre Lust zu steigern. Bald würde sie hilflos ihren wilden Lustgefühlen ausgeliefert sein, die sie durchströmten. Er wußte, daß Zarabeth nicht passiv unter seinen suchenden Fingern liegen wollte; sie wollte ihm nicht völlig ausgeliefert sein. Und er half ihr sanft, als ihr Becken sich gegen ihn preßte, ihre Hüften sich vom Bett hoben. Er legte seine andere Hand unter ihre Hinterbacken und drückte sie rhythmisch gegen seine Finger. »Ich sehe mir dein Gesicht an, wenn die Lust dich übermannt«, sagte er. Und sie hätte alles gegeben, um ihre Erregung zu unterdrücken, um ihm zu zeigen, daß sie diese Lust von ihm nicht haben wollte. Doch sie war ihm hilflos ausgeliefert. Und sie wußte es und akzeptierte es schließlich. Jetzt sehnte sie sich danach und wäre gestorben, wenn der Höhepunkt nicht kommen würde.

»Magnus«, flüsterte sie, Pein und Erregung mischten sich in ihrer Stimme. Er erbebte, als sie seinen Namen raunte. Er verlangte nach ihr, er wollte sie mit Haut und Haaren. Er wollte nicht, daß sie sich mit ihrem Verstand gegen ihn wehrte. Er wollte sie ganz und gar und auf immer und ewig.

Er spürte die Spannung in ihren Beinen und Schultern, ihr ganzer Körper erbebte. Ihre Augen weiteten sich und wurden glasig vor Leidenschaft, die mächtig in ihr anwuchs. Er sah, daß sie ihm keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen vermochte. Er sah ihren Mund, aus dem die Schreie kamen, die sich tief und heiser ihrer Brust entrangen. Und er gab ihr alles, was er geben konnte, um ihr begreiflich zu machen, daß sie ihm gehörte und keinem anderen, daß sie erkannte, daß sie nie wieder alleine war, daß sie sich nie wieder verschließen durfte, daß sie ihm gehörte, mit Leib und Seele.

Als es vorüber war, als er sachte ihr feuchtes Fleisch streichelte, um sie zu entspannen, flüsterte er: »Ich möchte dich ansehen, Liebling. Ich möchte sehen, ob du meine Blicke ertragen kannst.« Sie hatte keine Chance zu protestieren, und keine große Hoffnung, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Er spreizte ihre Schenkel weit auseinander und teilte ihr Fleisch mit den Fingern. Sie war gerötet und wund, und er wußte, er durfte sie jetzt nicht nehmen. Sie brauchte noch einen Tag der Genesung, und dann würde er sie nehmen, und sein Eindringen würde ihre Lust steigern, sie würde ihr Verlangen nach ihm hinausschreien.

Er lächelte ein wenig schmerzlich. Er hatte ihr den Höhepunkt der Lust verschafft, er hatte sie an sich gebunden, sie konnte ihn nicht länger zurückweisen.

Er beugte sich vor und hauchte einen Kuß auf ihre Weiblichkeit. Sie schauderte. »Nein, Zarabeth, ich nehme dich jetzt nicht. Du brauchst noch einen Tag, um dich zu erholen, denn ich war die ersten drei Male sehr stürmisch mit dir. Du wirst die Freuden der Lust nicht vergessen, die ich dir verschafft habe. Und wenn ich dich morgen nehme, werde ich dir wieder Freudenschauer bereiten, und du wirst dich nie wieder gegen mich zur Wehr setzen, Zarabeth. Hast du verstanden?«

Er hob den Kopf. Sie hielt die Augen geschlossen. Er sah Tränen über ihre Wangen laufen. Er beugte sich über sie und küßte sie sanft auf den Mund, schmeckte das Salz ihrer Tränen. »Ich hätte gerne gewußt, ob es Tränen deiner Hingabe sind. Deinen Rücken sehe ich mir später an.« Er breitete die Decke über sie und ließ sie allein.

Am nächsten Tag nahm er sie nicht, da ihre Monatsblutungen eingesetzt hatten. Er wußte es, weil ein Blutfleck auf dem Laken war. Er redete nicht darüber, um sie nicht zu beschämen. Sie war eine keusche Frau, nicht gewohnt, sich anderen mitzuteilen, zumal nicht einem Mann.

Er wußte natürlich, daß sie Tücher brauchte und sorgte dafür, daß sie welche bekam. Aber er sagte nichts, und er berührte sie nicht. Aber er beobachtete sie, ob sie Schmerzen hatte. Sollte sie Bauchkrämpfe haben, gab sie das nicht zu erkennen. Falls sie sich wunderte, warum er sie nicht anfaßte, ließ sie sich auch das nicht anmerken.

Er verließ das Langhaus, um den Tag auf der Jagd zu verbringen. Er hatte noch keine Nachricht von seinem Vater. Ingunn war nun zurückhaltender, zumindest in seiner Gegenwart. Doch er durfte ihr nicht trauen und ließ einen seiner Männer zurück, um auf Zarabeth aufzupassen. Sie arbeitete wieder, doch Ingunn trug ihr keine schweren Männerarbeiten auf, und sie beleidigte die

Sklavin nicht mit Schimpfworten. Er hatte beschlossen, Cyra seinem Freund Horkel zu überlassen, der ein Auge auf sie geworfen hatte.

Horkel hatte sie schon im Bett gehabt. Das hatte er Magnus gestanden; und zu seiner großen Erleichterung hatte Magnus ihm deshalb nicht den Schädel gespalten, sondern ihm lediglich einen kernigen Schlag auf die Schulter versetzt.

Bald sollte Ingunn verheiratet werden und Zarabeth ... Seine Gedanken stießen an eine Mauer, die er selbst errichtet hatte. Zarabeth war seine Sklavin. Er hatte geschworen, sie nicht zur Frau zu nehmen, nicht nachdem, was sie ihm, was sie Olav angetan hatte.

Auf einer Lichtung in der Ferne stand ein Bock, ein schemenhafter Umriß, unbeweglich wie aus Stein. Langsam spannte er den Bogen.

Die Spätnachmittagssonne strahlte immer noch hell. Zarabeth hatte die Kühe im Stall neben der Vorratshütte gemolken. Sie hatte sich das hölzerne Joch auf die Schultern gelegt; die beiden randvollen Eimer hingen an Ketten zu beiden Seiten und hielten das Gleichgewicht. Die Holzstange tat ihrem Rücken nicht sonderlich weh, sie ging mit kleinen Schritten über den Hof.

Sie hob den Kopf in die gleißende Sonne und blickte hinüber ans andere Ufer des Viksfjord auf die hohen mit Föhren und Tannen bestandenen Berge. Es war ein schönes Land, unsagbar schön. Und die Luft war warm und duftete süß nach frischer Milch, die sie trug. Sie wäre gerne noch ein wenig im Freien geblieben, doch es war weder empfehlenswert, die Milch der Sonne auszusetzen, noch Ingunn zu verärgern.

Seufzend wandte sie sich dem Langhaus zu. Da hörte sie einen Schrei. Erschrocken fuhr sie herum. Es war ein heiserer, gurgelnder Laut. Er kam von Lotti. Zarabeth nahm sich nicht die Zeit, das Joch abzulegen, sie rannte einfach los. Hinter einem Holzstoß sah sie Egill, der Lotti zu Boden drückte, an ihren Zöpfen riß, und ihren Kopf auf die harte Erde schlug und sie dabei wütend beschimpfte.

Zarabeth schrie entsetzt auf, warf das Joch mit den vollen Eimern von sich. Die Milch ergoß sich und versickerte in den Boden.

»Egill!« schrie sie im Laufen. »Hör auf! Laß sie los!«

Lottis Fäuste trommelten auf den Rücken des Jungen, sie wand sich und strampelte wild unter ihm, doch er war wesentlich größer und stärker, und Zarabeth war voll Angst, daß er ihr weh tun könnte.

»Egill! Hör auf damit!«

Er schien sie nicht zu hören. Sie warf sich auf den Jungen, schlang ihre Arme um seine Brust und versuchte, ihn mit aller Kraft hochzuheben. Lotti schrie gellend, der Junge leistete erbittert Widerstand, und Zarabeth schrie ihn nur noch lauter an, beschimpfte ihn, zerrte ihn hoch, doch seine Hände hielten immer noch Lottis Zöpfe umklammert, zerrten wütend daran.

Plötzlich spürte Zarabeth Männerhände, die sie wegzogen. Sie ließ den Jungen los und taumelte zu Boden. Magnus nahm Egills Gesicht in seine Hand und sah dem Jungen ernsthaft in die Augen. Im nächsten Augenblick stand Egill vor Lotti und hielt den Blick auf seine Füße gesenkt.

Zarabeth kroch auf allen Vieren zu ihrer kleinen Schwester. »Hat er dir weh getan? Geht es dir gut, Liebes? Bitte Lotti, bitte!« Sie tastete verzweifelt die Gliedmaßen des Kindes ab, Arme und Beine, glättete ihr Kleid, rief immer wieder zärtlich ihren Namen.

Doch die Kleine hielt die Augen geschlossen.

»Du hast die ganze Milch verschüttet, du dummer Trampel! Das hast du mit Absicht gemacht!«

Es war Ingunn.

Plötzlich ertrug sie es nicht mehr. Es war einfach zu viel. Zarabeth raffte sich auf, schlang ihre Arme um ihre kleine Schwester, kam mühsam auf die Beine, drehte sich auf dem Absatz um und ging einfach weg. Magnus rief hinter ihr her, doch sie achtete nicht auf ihn. Sie hörte Ingunns Kreischen, auch darauf achtete sie nicht.

Sie ging unbeirrt und mit festen Schritten weiter, durch das Palisadentor, den steilen Pfad hinunter, der zum Viksfjord führte.

Im Schatten der Mitternachtssonne
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