37. KAPITEL

Von einer leichten Gehirnerschütterung und der Empfehlung des Arztes abgesehen, über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben, ging es Coop bestens.

In der Notaufnahme des Monterey County Memorial sah Julia zu, wie der Assistenzarzt, ein junger Mann mit einem einnehmenden Lächeln, Andrews frischen Verband befestigte.

“Dein Großvater hat bei dem Schnitt sehr gute Arbeit geleistet”, sagte er zu Andrew. “Das ist schnell wieder verheilt.” Er sah zu Charles, der nicht von Andrews Seite gewichen war. “Weißt du, du kannst froh sein, dass du zwei so fantastische Großväter hast.”

“Ich weiß.” Andrew strahlte Charles an. “Der Helikopterflug war cool, Grandpa. Darf ich wieder mal mit deinem Freund mitfliegen?”

Charles musste lachen. “Ich bin sicher, dass sich das arrangieren lässt.” Er blickte zu Julia. “Aber nur, wenn deine Mutter damit einverstanden ist.”

Julia nickte kurz und lächelte. Er hatte wirklich in den letzten Tagen viel dazugelernt.

Andrew wandte sich wieder an den Doktor. “Kann Grandpa Coop mit nach Hause kommen?”

“Erst morgen, Andrew. Aber da du jetzt fertig bist, kannst du doch noch zu ihm gehen, bevor er auf die Station verlegt wird, oder? Ich bin sicher, dass er dich gerne sehen würde.”

Grace, die Augenblicke zuvor im Krankenhaus eingetroffen war, legte beschützend einen Arm um die Schultern ihres Enkels. “Es wäre vielleicht besser, wenn Andrew nach Hause gehen würde”, sagte sie spitz. “Er braucht etwas Ruhe.”

Julia nahm ihre Mutter am Arm und zog sie ein Stück mit sich. “Ich glaube, auf ein paar Minuten kommt es jetzt auch nicht mehr an, Mom. Ich hatte übrigens gehofft, dass du vor Andrew zu Coop gehen würdest.”

“Ich?” Grace riß erschrocken die Augen auf. “Wozu, um alles in der Welt?”

“Willst du ihm nicht dafür danken, dass er Andrew das Leben gerettet hat?” Sie senkte die Stimme. “Tut es dir denn überhaupt nicht Leid, dass du so an ihm gezweifelt hast?”

Als Grace nicht antwortete, schob Julia sie sanft in Richtung Tür. “Geh schon, Mom, du weißt, dass du es willst.”

“Das will ich nicht.” Ihre Wangen röteten sich. “Na ja … ich denke, ich könnte … aber nur für eine Minute.”

Lächelnd sah Julia ihrer Mutter nach, als die nun doch den Raum verließ.

Auf der Trage liegend, auf die man ihn beim Eintreffen ins Memorial gebettet hatte, hielt Coop den Atem an, als sich Grace ihm langsam näherte.

Sie ist noch immer eine so hübsche Frau, dachte er, während seine Gefühle ihm die Kehle zuschnürten. Fast so schön wie an dem Tag, an dem er sie geheiratet hatte. Ja, es gab ein paar Falten in dem wunderschönen Gesicht, und sie hatte auch ein paar graue Haare bekommen, aber ihre grünen Augen, die ihm vor vielen Jahren den Kopf verdreht hatten, waren noch genauso strahlend, wie er sie in Erinnerung hatte.

“Hallo Gracie.” Es überraschte ihn zutiefst, überhaupt einen Ton herauszubekommen. Und noch mehr überraschte ihn, dass sie ihm antwortete.

“Hallo Coop.” In ihrer Stimme war kein Zorn zu hören, nur Traurigkeit – eine Traurigkeit, die er verursacht hatte. “Wie fühlst du dich?”

“Jetzt, wo du hier bist, gleich viel besser.” Er wusste, dass sie das nicht hören wollte, aber so fühlte er sich, und er musste es aussprechen. “Wie geht es Andrew?”

“Ihm geht es gut. Der Arzt …” Sie machte eine kurze Pause, als sei sie unsicher, ob sie weitersprechen sollte. “Der Arzt hat gesagt, dass die Verletzung viel schlimmer sein könnte, wenn du sie nicht versorgt hättest.”

“Andrew war richtig tapfer.”

Grace sah auf ihre Hände. “Ohne dich hätte Frank ihn umgebracht.”

“Dazu ist es nicht gekommen, Gracie, also mach dir darüber lieber keine Gedanken, einverstanden?”

Sie blickte auf, Tränen standen ihr in den Augen. “Frank hat Jordan getötet”, sagte sie mit zitternder Stimme.

Er nickte. “Steve hat es mir erzählt.” Er atmete tief durch. “Ich wünschte, ich wäre für euch da gewesen, Gracie. Für Jordan, für Julia und vor allem … für dich.”

“Du bist für Andrew da gewesen, das ist das Einzige, was zählt.”

Coop sah auf ihre Hände, die sie verschränkt in den Schoß gelegt hatte. Er hätte sie am liebsten genommen und ihr gesagt, wie sehr er sie liebte, dass er nie aufgehört hatte, sie zu lieben, aber sie war schon wieder im Begriff, das Zimmer zu verlassen.

“Ich gehe jetzt besser. Wir brauchen alle etwas Schlaf.” Sie biss sich auf die Unterlippe, eine Angewohnheit, die er noch gut in Erinnerung hatte. “Wenn du willst”, sagte sie ein wenig unbeholfen. “Ich meine … ich dachte …” Sie räusperte sich. “Möchtest du vielleicht am Sonntag zum Mittagessen kommen? Andrew und Julia werden da sein. Und Steve ebenfalls.”

Diesmal versuchte Coop nicht, die Tränen zu unterdrücken, die ihm in die Augen schossen. “Gerne, Gracie.” Er schluckte. “Sehr gerne.”

Als Julia am nächsten Morgen Pennys leiderfülltes Gesicht sah, nachdem die die Tür geöffnet hatte, musste sie wieder gegen ihre Tränen ankämpfen.

“O Penny.”

Mit einem erstickten Schluchzer warf sich Penny ihr an den Hals und weinte hemmungslos. “Ich habe davon nichts gewusst, Julia. Das schwöre ich dir.”

“Sscht, ich weiß.” Julia legte ihr die Hand auf den Kopf. “Ich weiß das.”

“Es … es tut mir so Leid.”

“Was Frank getan hat, war nicht dein Fehler, Penny”, sagte Julia sanft, während ihre Freundin sie ins Wohnzimmer führte. “Er hat schon immer Geld und schöne Dinge geliebt.”

“Ich hätte es wissen müssen.” Penny ließ sich auf das Sofa sinken. “Ich bin seine Frau. Ich hätte aufmerksam werden müssen, als er anfing, mir teure Geschenke mitzubringen, und dann erklärte, das Geld sei eine Sonderzahlung. Ich hätte es wissen müssen.”

Julia setzte sich neben sie. “Du hast ihm vertraut.”

“Wäre ich doch bloß etwas misstrauischer gewesen, dann hätte ich ihn rechtzeitig stoppen können, bevor er …” Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. “Oh, Jordan, der arme Jordan.”

Julia biss sich auf die Lippe und sah fort. Die Erkenntnis, dass Frank so kalt und berechnend Jordan von Vinnies Leuten hatte erschießen lassen, verletzte sie mehr als alles andere. Sie drei hatten sich so nah gestanden … Sie waren beste Freunde gewesen, Seelenverwandte, Vertraute. Als Frank und Penny geheiratet hatten, waren Jordan und Julia ihre Trauzeugen gewesen. Jeder hätte für den anderen sein Leben gegeben.

Einer von ihnen hatte auch genau das getan.

Aber es war nicht Pennys Schuld. Vorsichtig nahm sie die Hand ihrer Freundin. “Jordan würde es nicht gefallen, wenn du dir die Schuld gibst.”

Penny zog ein Taschentuch aus einer Schachtel auf dem Couchtisch und trocknete ihre Augen. “Nein, das glaube ich auch.” Sie sah auf. “Frank hat uns wohl gestern Abend belauscht, darum wusste er von der Kassette.”

Julia nickte und sagte ihr, was Detective Hammond später von Frank erfahren hatte. “Er rief auf der Wache an und meldete sich krank, dann fuhr er zur Hütte. Er wusste, dass es irgendwo eine Kopie von dem Band gab, weil Paul ihm das gesagt hatte. Aber erst durch Andrews Anruf ist er so wie ich auf das Versteck gekommen.”

Penny sah sie mit verzweifeltem Blick an. “Er hätte doch Andrew nichts getan. Sag mir bitte, dass er Andrew nichts getan hätte.”

Julia senkte den Blick, antwortete aber nicht.

“O mein Gott.” Penny stand auf und ging zum Fenster. Erst nach einiger Zeit sprach sie weiter. “In der Nacht, in der er Paul umgebracht hat, wollte ich wissen, wohin er ging. Er sagte, er müsse einen kranken Freund besuchen.” Ein heftiges Schluchzen ließ ihre Schultern zucken. “Ich habe ihm geglaubt.”

“Du hattest keinen Grund, ihm nicht zu glauben.”

“Ich habe ihm sogar noch gesagt, er solle seinen Regenmantel anziehen, den mit der Kapuze, weil es so stark regnete.”

Darum hat Eleanor ihn mit mir verwechselt, dachte Julia. Durch den Regenmantel mit Kapuze war ihr nicht klar gewesen, dass sie einen Mann in Pauls Haus hatte gehen sehen. Und da für sie ein schwarzer Lexus und ein schwarzer Volvo sich sehr ähnlich sahen, hatte sie nicht den geringsten Zweifel gehabt.

“O Julia”, sagte Penny, als sie sich umdrehte. “Wie konnte ich mich in ihm so täuschen?”

“Du hast ihn geliebt”, antwortete Julia einfach.

“Ich liebe ihn ja immer noch”, sagte sie heftig. “Das wird sich nie ändern, Julia.” Sie ging zurück zum Sofa und setzte sich wieder. “Was wird mit ihm geschehen?”

“Hat er dir nichts gesagt?”

Sie schüttelte den Kopf. “Er wollte nicht, dass ich ihn sehe.”

“Er schämt sich, Penny. Gib ihm ein paar Tage.”

“Er wird einen Anwalt benötigen.”

“Ich habe schon mit Michael Runsom gesprochen.”

Penny sah sie erschrocken an. “Du hast mit ihm gesprochen? Nach allem, was passiert ist?”

“Ich habe es für dich getan, Penny. Du bist diejenige, um die es jetzt geht.”

Penny seufzte. “Ich mache mir solche Sorgen um ihn, Julia.” Als würde ihr mit einem Mal bewusst, dass auch andere gelitten hatten, fragte sie: “Wie geht es Andrew?”

“Schon besser. Ich musste ihm die Sache mit Frank erklären. Es ging nicht anders, Penny”, fügte sie an, als ihre Freundin die Augen schloss. “Er hätte sonst davon in der Schule gehört.”

“Natürlich.” Penny begann, an der Umrandung eines kleinen rosafarbenen Kissens zu ziehen, bis plötzlich die Naht aufging. “Wie hat er es aufgenommen?”

“Er war verwirrt, verärgert, verletzt. Er hat viele Fragen gestellt, und ich habe ihm alles beantwortet, soweit ich es konnte.”

“Ich hoffe, er hasst mich nicht.”

Julia schüttelte den Kopf. “Er könnte dich nie hassen.”

“Und Coop?” Sie sah besorgt aus. “Ich habe gehört, dass er verletzt wurde, als Frank … ihn niedergeschlagen hat.”

“Er hat eine leichte Gehirnerschütterung und ist die Nacht über im Memorial geblieben, aber es geht ihm gut. Du weißt ja, wie zäh er ist. Jetzt hat er das auch bewiesen.” Sie sah auf die Uhr und stand auf. “Ich muss los. Ich möchte Andrew nicht zu lange alleine lassen.” Sie gab Penny einen Kuss auf die Wange. “Soll ich morgen vorbeikommen?”

Penny schüttelte den Kopf. “Danke, aber … wenn es dir nichts ausmacht, wäre ich die nächsten Tage lieber alleine. Ich muss … das alles erst mal verarbeiten und unbedingt ein paar Entscheidungen treffen …”

“Das verstehe ich. Versprich mir aber, nichts zu überstürzen. Das sagst du mir schließlich auch immer.”

Penny reagierte mit einem schwachen Lächeln. “Ich werde dran denken, versprochen.”

Auf halbem Wege zu ihrem Wagen drehte sich Julia noch einmal um, aber Penny hatte bereits die Tür geschlossen.

Steve und Julia saßen auf der steinernen Bank und tranken Eistee. Ein paar Meter von ihnen entfernt schilderte Andrew Jimmy in allen Einzelheiten, was sich in der Hütte ereignet hatte.

Nachdem er seine Sachen im Monterey Arms abgeholt hatte, war Steve in die “Hacienda” zurückgekehrt. Julia war sich aber nicht sicher, ob er es für Andrew getan hatte oder ob er wirklich hier sein wollte.

Sie wollte ihm so viel sagen, fand aber nicht die passenden Worte. Was, wenn es für sie beide zu spät war? Was, wenn Penny Recht hatte? Wenn sie wirklich vor ein paar Tagen das Beste weggeworfen hatte, was ihr jemals widerfahren war?

Steve, der von ihrem inneren Ringen nichts bemerkte, deutete auf die beiden Jungs. “Sieh dir nur Andrew an”, sagte er mit einem Anflug von väterlichem Stolz. “Ist es nicht erstaunlich, wie robust dieser Junge ist?”

“Es ist erstaunlich, und dafür bin ich dankbar. Es ist zuerst schwierig für ihn gewesen, die Sache mit Frank zu verstehen. Aber wir haben uns lange darüber unterhalten, und ich glaube, dass er es verkraftet hat. Außerdem war dein kleines Gespräch unter Männern wohl auch ganz gut”, fügte sie hinzu. “Nachdem ich von Penny zurückgekommen war, war er wie ausgewechselt.” Sie lächelte. “Was hast du ihm gesagt?”

“Eigentlich nicht viel. Ich habe ihn reden lassen.”

“Na, egal, was du gemacht hast, es hat geholfen. Danke.” Nach einer Weile räusperte sich Julia. Jetzt oder nie, dachte sie.

“Steve?”

Er trank einen Schluck Tee und sah weiter den Jungs zu. “Hmm?”

“Ich habe nachgedacht … ich habe neulich ein paar sehr hässliche Dinge gesagt. Ich meine … ich habe dich angegriffen, möglicherweise ungerechtfertigt.” Sie sah ihn wieder an. Er trank weiter seinen Eistee und hatte den Blick auf Andrew und Jimmy gerichtet.

Er wird mir nicht entgegenkommen, dachte sie bestürzt. Sie würde es ganz allein machen müssen. “Was ich sagen will, ist … es tut mir Leid.” Sie biss sich auf die Lippe. “Ich hoffe, es ist für uns noch nicht zu spät.”

Steve nahm noch einen Schluck, während sein sonst so ausdrucksstarkes Gesicht nichts verriet.

“Ich mache mich hier zum Narren, oder?” fragte sie.

Ein noch unerträglicheres Schweigen machte sich breit. “Würdest du bitte irgendwas sagen?” flüsterte sie wütend. “Wenn du nicht glaubst, dass noch etwas zu retten ist, dann sag es mir. Um Gottes willen, sag irgendwas!”

“Ich bin verrückt nach dir.”

Ihr Herz machte förmlich einen Salto. “Was?”

“Ich sollte irgendwas sagen, und das habe ich gerade getan.” Er drehte sich zu ihr um. Der Blick, den sie in seinen Augen erkannte, ließ sie zittern. “Ich bin verrückt nach dir”, wiederholte er. “So sehr, dass ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann. Ich möchte dich in meiner Nähe haben, Julia – bei mir”, korrigierte er sich. “Nicht nur als meine Geliebte sondern als … meine Frau.”

Der Druck, der auf ihrer Brust lastete, war nahezu unerträglich. “Ist das … ein Heiratsantrag?”

Sein Lächeln wurde langsam breiter. “Kommst du damit zurecht?”

“Und du?”

Er nickte. “Oh, ich schon.” Im Sonnenlicht leuchteten seine dunklen Augen. “Natürlich müssen wir uns noch über einige Details unterhalten.”

“Details?”

“Zum Beispiel, wo wir leben werden. Monterey oder Fort Lauderdale?”

“Oh.” Sie unterdrückte ein Grinsen. “Das ist leicht. Ich habe hier mein Geschäft, mein Sohn geht hier zur Schule. Also leben wir in Monterey.”

“Aber ich bin der Mann”, sagte er todernst. “Und du bist die Frau. Und die Frau macht immer das, was der Mann will.”

Sie lachte. “Seit wann bist du ein Chauvinist?”

“Seit ich mir vorgestellt habe, wie du dich in einem Bikini auf dem Deck der 'Time Out' machen würdest.”

“Nicht in einem Stringtanga?”

“Nein, da bleibt die Fantasie auf der Strecke.”

Der Baseball, den Andrew in die Luft geworfen hatte, während er sich mit Jimmy unterhielt, rollte ihr vor die Füße. Sie nahm ihn und warf ihn zurück. “Ich könnte nicht das ganze Jahr im Bikini rumlaufen. Das wäre schlecht für meine Haut.”

“Wie wäre es denn mit …”, er verzog schelmisch den Mund, “… drei Monaten?”

“Drei Monaten?”

Er machte ein ernstes Gesicht. “Wir drei könnten den Sommer in Florida verbringen. Ihr würdet mit mir das Boot bemannen. Und wenn die Schule wieder anfängt, kümmert sich Delgado um das Boot, während wir hierher zurückkommen. Du kannst doch einen Handwerker in Vollzeit gebrauchen, oder? Na, was sagst du zu dieser fabelhaften Idee?”

Sie spürte einen Kloß in ihrer Kehle. “Würdest du das für mich tun?”

Er küsste sie auf den Mund. “Das würde ich. Und noch viel, viel mehr.”

“Und was ist mit der 'Hacienda', wenn wir in Florida sind?”

“Vielleicht könnten wir deine Mutter und Penny bitten, sich darum zu kümmern.”

Eine wundervolle Idee, dachte Julia. Penny würde das lieben, vor allem jetzt, da sie sich auf ein neues Leben ohne Frank einstellen musste.

Sie sah Steve mit verklärtem Blick an. “Sieht aus, als hättest du an alles gedacht.”

“Ich wollte nur nicht, dass du irgendeinen Grund hast, um Nein zu sagen. Und wenn du dir Gedanken darüber machst, was Andrew dazu sagen wird, dass wir heiraten – ich habe ihn schon gefragt. Er ist begeistert.”

“Du hast mit Andrew über uns gesprochen?”

“Natürlich. Du glaubst doch nicht, dass ich dir einen Heiratsantrag machen würde, ohne mich erst mit meinem Kumpel zu besprechen, oder?”

“Seid ihr deswegen heute Morgen zusammen unterwegs gewesen? Um über eine Hochzeit zu sprechen?”

“Nein. Andrew und ich hatten etwas zu erledigen.”

Sofort war ihre Neugier geweckt. “Was denn?”

Steve griff in seine Tasche. “Wir haben Monsieur Garnier besucht.”

“Na, ihr beide werdet ja noch richtig gute Freunde.” Sie legte den Kopf zur Seite. “Was wolltest du denn diesmal von ihm?”

“Das hier.”

Er holte eine kleine Samtschachtel hervor und gab sie ihr.

Mit zitternden Fingern öffnete sie sie. In weißen Satin gehüllt, präsentierte sich ihr der außergewöhnlichste antike Ring – ein kleiner quadratischer Smaragd, der von zwölf Diamanten umgeben war. Sie hatte ihn oft in Monsieur Garniers Vitrine bewundert, und einmal hatte sie ihn sogar anprobiert.

“Woher …” Sie schluckte. “Woher wusstest du, dass ich diesen Ring liebe?”

“Ich wusste es nicht.” Er nahm den Ring aus der Schachtel. “Aber ich hatte so ein Gefühl, dass der Franzose etwas Passendes haben könnte. Er hat ihn mir gezeigt und versichert, dass er passen würde, weil du ihn schon einmal anprobiert hattest.”

“Ich dachte nicht, dass er sich daran noch erinnern würde. Und dass er ihn überhaupt noch hatte.”

“Schicksal, Darling. Daran glaube ich.”

Steve nahm ihre linke Hand und schob ihr den Ring auf den Finger. “Na, wer sagts denn? Der Franzose hatte Recht, er passt wie angegossen.”

“Er ist wunderschön, aber …” Sie schüttelte den Kopf. “Das ist zu viel.”

Er legte einen Finger auf ihre Lippen. “Nein, ist es nicht. Also kein Wort mehr. Außer natürlich das Wort, das ich als Antwort auf meine Frage hören muss.” Er sah ihr tief in die Augen. “Willst du mich heiraten, Julia?”

“Sag Ja, Mom! Sag Ja!” Andrew hatte seinen Ball zur Seite geworfen und sprang wie verrückt umher. “Sag Ja, sag Ja!”

Jimmy schloss sich ihm an und gemeinsam riefen sie fröhlich lachend immer wieder diese zwei Worte.

Julia kicherte. “Ich schätze, ich bin zahlenmäßig unterlegen.”

“Ich habe noch immer kein Ja gehört”, sagte Steve. “Ihr etwa, Jungs?”

“Nein”, riefen sie gleichzeitig. “Sag Jja!” brüllten sie weiter.

“Also gut, also gut! Die Antwort ist ja! Ja, ja, j…!”

Der Rest ihres Satzes ging in Jubel und Gelächter unter.

– ENDE –