5.
Nur langsam und widerwillig kam Beatrice zu sich. Sie fühlte sich benommen, so als würde sie aus einer Vollnarkose erwachen. Sie wollte ihre Glieder strecken, sich bewegen, um dem Bedürfnis, wieder einzuschlafen, nicht nachzugeben. Doch etwas ungewohnt Hartes, Spitzes bohrte sich in ihren Rücken. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand aus Bosheit einen scharfkantigen Felsbrocken ins Bett gelegt. Überhaupt war die Matratze, auf der sie lag, ungewöhnlich hart und unbequem. Es erinnerte sie an den Futon, den Markus Weber bei sich in der Wohnung stehen gehabt hatte. Während jener drei Jahre, die sie mit diesem Mann zusammengelebt hatte, war sie jeden Morgen mit Rückenschmerzen aufgewacht. Und jedes Mal, wenn sie Markus davon erzählt und ihn gebeten hatte, seinen Futon doch gegen ein ganz gewöhnliches Bett zu tauschen, hatte er ihr stundenlange Vorträge über gesunden Schlaf, fernöstliche Philosophie und erstklassiges Design gehalten. Irgendwann hatte sie es aufgegeben und Markus schließlich verlassen. Natürlich nicht nur wegen des Futons. Welten trennten sie voneinander. Aber das Ganze war inzwischen viele Jahre her. Als sie Markus Weber das letzte Mal gesehen hatte, war sie schwanger gewesen, und sie hatten sich so heftig gestritten, dass sie ihn aus ihrer Wohnung geworfen und kurz danach vorzeitige Wehen bekommen hatte. Sie hatte sich ins Krankenhaus bringen lassen müssen, und am nächsten Morgen war Michelle geboren worden - zehn Wochen zu früh. Michelle ...
Beim Gedanken an ihre kleine Tochter fiel Beatrice alles wieder ein - die Intensivstation des Kinderkrankenhauses, den Bericht ihrer Eltern, ihre verzweifelte Suche nach dem fehlenden Stein der Fatima, die Gewissheit, dass ihre Tochter sich auf einer Reise befand. Einer jener seltsamen Reisen, von denen sie selbst auch schon zwei unternommen hatte und vielleicht gerade in diesem Augenblick die dritte begann. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie sie in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa gesessen und den Stein der Fatima mit dem festen Vorsatz in die Hand genommen hatte, sich erneut auf ein Abenteuer einzulassen. Es schien funktioniert zu haben. Dies hier war ganz bestimmt weder ihr Sofa noch der Holzdielenboden in ihrem Wohnzimmer. Und in ihrer Hand fühlte sie den Stein.
Eigentlich wollte Beatrice auf den Saphir und die Macht, die hinter ihm stand, wütend sein. Wie konnte der Stein der Fatima es wagen, Michelle zu entführen? Ein nicht einmal vierjähriges Mädchen einfach irgendwohin zu bringen, ohne seine Mutter vorher zu fragen oder ihr wenigstens eine Nachricht zu hinterlassen? O ja, sie hatte genügend Gründe, auf den Stein der Fatima wütend zu sein. Trotzdem gelang es ihr nicht. Eine Stimme in ihrem Innern sagte ihr, dass alles seinen Sinn hatte. Ganz egal, wie aberwitzig und verrückt es auch erscheinen mochte, ein Kind kreuz und quer durch die Zeit reisen zu lassen, irgendeine Absicht stand dahinter. Es gab einen Grund, auch wenn sie ihn noch nicht kannte.
Ich hoffe, dass du mich wenigstens genau dorthin gebracht hast, wo Michelle auch gerade ist, dachte sie und ballte in ihrer Verzweiflung ihre Faust so fest um den Saphir, dass seine Bruchkante ihr beinahe in die Handfläche schnitt. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und schlug die Augen auf.
Über ihr wölbte sich ein blassblauer Himmel. Unbarmherzig brannte die Sonne auf sie herab, keine Wolke war zu sehen. Ganz hoch oben kreisten zwei Vögel, von denen Beatrice annahm, dass es Geier waren. Geier, die sich in Erwartung eines Festmahls zusammengefunden hatten und nun darauf harrten, dass ihr Opfer endlich starb. Dieses Opfer war zweifelsohne sie.
Beatrice setzte sich auf und stellte erfreut fest, dass sie die Reisekleidung der Beduinen trug. Anscheinend befand sie sich wieder in einem arabischen Land. Sie würde sich also mit den Einwohnern verständigen können - ein großer Vorteil bei ihrer Suche nach Michelle. Doch dann blickte sie sich um, und ihr Mut sank auf den Nullpunkt. Selten hatte sie eine ödere Landschaft gesehen. Selbst die mongolische Steppe mit ihren schier endlosen grasbewachsenen Hügeln war abwechslungsreicher als diese Gegend. Hier gab es weit und breit nichts. Gar nichts - abgesehen von Geröll, grauweißem Staub und nur vereinzelt wachsendem dürrem, niedrigem Gestrüpp. Und natürlich den beiden Geiern, die voller Hoffnung über ihr kreisten. Es gab keine Anzeichen, dass hier in der Nähe Menschen lebten, keine Geräusche außer dem Wind, der in vereinzelten, überraschend auftretenden Böen den Staub vor sich hertrieb und das trockene Gras rascheln ließ. Das hier hätte ebenso gut der Mond sein können.
Unendliche Weiten!, dachte Beatrice. Wir schreiben Sternzeit 1243,3. Auf ihrem Weg durch die Zeit befindet sich Dr. Beatrice Helmer auf der Suche nach fremden Zivilisationen.
Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Vieles hatte sie erwartet, doch damit, dass der Stein sie diesmal ganz allein mitten in der Wüste absetzen würde, hatte sie nicht gerechnet. Was sollte sie jetzt tun? Als der Stein der Fatima sie das letzte Mal in eine ähnliche Landschaft gebracht hatte, waren Maffeo Polo und Dschinkim gekommen. Die beiden waren auf der Jagd gewesen und hatten sie aufgelesen, noch bevor sie das Bewusstsein erlangt hatte. War sie einfach nur zu früh aufgewacht? Sollte sie also jetzt einfach hier sitzen bleiben und warten? Warten, bis endlich jemand vorbeikam - eine Karawane, Hirten, die drei Weisen aus dem Morgenland? Sie untersuchte ihre Kleidung. Doch die beiden Beutel, die unter dem weiten Reisemantel an ihrem Gürtel hingen, waren leer. Abgesehen von dem Saphir hatte sie offensichtlich nichts bei sich - kein Messer, keinen Proviant, kein Wasser. Nichts, das ihr in einer derart kargen Landschaft hätte nützlich sein können.
Beatrice hörte die Schreie der Geier. Es klang triumphierend, so als hätten die Vögel sie genau beobachtet und erkannt, dass sie hilflos war. Sie blickte zu ihnen empor. Mittlerweile waren es drei. Offensichtlich verschickten die Biester sogar schon Einladungen für das bevorstehende Festbankett.
Nein. Beatrice wurde wütend und erhob sich. So weit kommt es noch. Nach allem, was ich bereits durchgestanden habe, werde ich nicht als Galadiner für Geier enden.
Sie klopfte sich energisch den Staub von ihrer Kleidung und zog sich das breite wollene Tuch zum Schutz gegen die Sonne über den Kopf. Diese Geier würden sich einen anderen Kadaver suchen müssen. Sie dachte nicht daran zu sterben. Wenigstens nicht so lange, bis sie wusste, was aus Michelle geworden war. Aber wohin sollte sie jetzt gehen?
Beatrice hielt den Saphir gegen die Sonne. Die Strahlen brachen sich in dem Stein, der in ihrer Hand zu wachsen schien. Das gleißende blaue Funkeln wurde so intensiv, dass es sich geradezu schmerzhaft in ihre Augäpfel bohrte und sie schließlich den Blick senken musste. Da sah sie vor sich in einigen Metern Entfernung einen leuchtenden blauen Fleck im Wüstenstaub. Er schaute aus wie ein Finger, der in eine bestimmte Richtung zeigte. Im ersten Moment glaubte Beatrice, sie hätte sich getäuscht. Sie nahm an, dass ihre geblendeten Augen ihr einen Streich spielten. Es konnte sich nämlich auf gar keinen Fall um ein physikalisches Phänomen handeln. Sie war zwar nie eine Leuchte in Physik gewesen, aber so viel wusste sie immerhin noch, dass beim derzeitigen Stand der Sonne ein Reflex, hervorgerufen durch das in den Saphir einfallende Sonnenlicht, hinter ihr hätte auftauchen müssen. War das etwa ein Zeichen? Aber das war doch Unsinn, so etwas gab es nicht, außer in Märchen und Legenden - oder den unglaubwürdigen Berichten von Esoterikern. Trotzdem begann Beatrice sich zu drehen und den Saphir mal in die eine, mal in die andere Richtung zu halten. Und das Unglaubliche trat ein. Der blaue Finger war zwar mal schwächer, mal deutlicher zu sehen, er wurde mal kürzer und mal länger, doch immer, egal, von welcher Seite das Licht der Sonne in den Saphir fiel, zeigte der blaue Finger auf dem staubigen Wüstenboden in dieselbe Richtung. Beatrice dachte angestrengt nach und versuchte eine natürliche Erklärung zu finden. Aber nach einiger Zeit gab sie auf. Mit den ihr bekannten physikalischen Formeln ließ sich dieses Phänomen gewiss nicht erklären. Also blieb nur noch eine Möglichkeit - es war ein Zeichen. So etwas wie der brennende Dornbusch, das Wasser, das in der Wüste aus dem Felsen sprudelte, das Manna, das vom Himmel fiel. Jemand - eine höhere Macht - sorgte für sie und zeigte ihr, wohin sie gehen musste.
Beatrice zögerte nicht länger. Sie steckte den Saphir in einen der Beutel an ihrem Gürtel und ging los, voller Zuversicht, dass sie auf dem richtigen Weg war und dass, egal, wie weit er auch sein möge, an seinem Ende Michelle auf sie wartete.
»Mein Herr.« Der Diener verneigte sich tief. »Ich bitte um Vergebung für die Störung. Ich belästige Euch nur ungern so kurz vor dem Beginn des Mittagsgebets, doch draußen vor der Tür steht ein Bettler, der um Einlass bittet. Und ich habe mich daran erinnert, dass Ihr mir vor einiger Zeit die Anweisung gegeben habt, jeden Hilfsbedürftigen, der an Eure Tür klopft, zu Euch vorzulassen.«
»Ich weiß«, erwiderte Hassan. Natürlich dachte sein Diener, dass er als gläubiger Muslim lediglich dem Gebot der Almosengabe folgen wollte. Niemand hier, weder seine Freunde noch seine Brüder und sein Vater ahnten, dass er in Wahrheit einen Boten erwartete, einen Boten, der wie ein Bettler gekleidet sein würde. »Führe den Armen herein. Er soll sein Anliegen ohne Scheu vortragen dürfen.«
Der Diener verneigte sich wieder und verschwand. Hassan wandte sich um und sah zum Fenster hinaus. Kaum einen Steinwurf von ihm entfernt stand die Moschee. Majestätisch erhob sie sich über die Dächer von Gazna, die schlanken Säulen ihrer Minarette streckten sich wie mahnende Finger gen Himmel, eine ewige Erinnerung daran, worauf der Gläubige sein Herz und sein ganzes Streben richten sollte. Oft hatte er es als Zeichen gedeutet, dass ausgerechnet er von seinem Fenster aus einen ungehinderten Blick auf die goldenen Kuppeln der Moschee hatte. Jetzt starrte er ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln hinaus, in der Hoffnung, Antwort auf seine Fragen zu erhalten. Er starrte hinaus, bis ihm das von den goldenen Dächern reflektierte Sonnenlicht Tränen in die Augen trieb. Nur mühsam vermochte er seine Erregung zu beherrschen. Konnte es wirklich sein, dass endlich die ersehnte Nachricht kam? Dass man es gefunden hatte - dieses heilige Kleinod von so erlesener Schönheit, wie sie nur Allah in Seiner unermesslichen Zuneigung zu den Gläubigen erschaffen konnte? Und dass es nur noch wenige Augenblicke dauern würde, bis er es mit seinen eigenen Händen berühren durfte? Doch wenn dies nicht der Bote war, auf den er schon so lange wartete? Wenn dieser Mann nichts als ein gewöhnli- eher Bettler war? Nun, dann würde er eben ein Goldstück opfern, so wie Allah es in Seiner Güte und Barmherzigkeit von den Gläubigen forderte.
Er hörte, wie sich die Tür hinter seinem Rücken öffnete. Mit schnellen leisen Schritten näherte sich jemand und blieb schließlich ein paar Fuß von ihm entfernt stehen.
»Herr.« Das war die Stimme seines Dieners.
Erst jetzt gestattete sich Hassan ein Blinzeln und wandte sich schließlich um. Grellbunte Lichtkreise tanzten vor seinen geblendeten Augen, und nur undeutlich erkannte er einen in erbarmungswürdige Lumpen gehüllten Mann, dessen Gesicht in einem Schleier aus brennend heißen Tränen verschwamm. Doch in dem Strudel aus Farben und Formen nahm der Mann die Gestalt eines Mönches an, und aus seinen Augen schlug ihm in hellen Flammen das heilige Feuer entgegen. War das ein Zeichen?
»Salami«, sagte Hassan und tastete sich vorsichtig durch den Raum, dessen Möbel und Polster plötzlich ihre Farben gewechselt zu haben schienen. Einen einfältigen Mann hätte dieses Phänomen sicher beunruhigt, doch er war am Rande der Wüste aufgewachsen. Er wusste, dass er einfach zu lange in die Sonne gesehen hatte, und schloss die Augen, um ihnen Ruhe zu gönnen. Und als er sie wieder aufschlug, konnte er beinahe normal sehen.
Der Bettler war noch sehr jung. Im Grunde war er noch ein halbes Kind, mager, blass und bartlos. Doch in seinen dunklen, fast schwarzen Augen loderte ein heiliges Feuer, wie Hassan es bislang nur bei den Mitgliedern seiner Bruderschaft gesehen hatte. Trotzdem wusste er schon in diesem Moment, dass sie den Stein immer noch nicht hatten, selbst wenn dies der Bote war, den er so sehnlich erwartete. Osman hätte es niemals gewagt, ein Kind mit dem Stein der Fatima zu ihm zu schicken.
»Du brauchst dringend neue Kleider«, sagte Hassan und öffnete eine Schatulle, in der er stets eine Hand voll Golddinare aufzubewahren pflegte. »Außerdem hast du bestimmt Hunger. Geh mit meinem Diener. Er wird dich zur Küche begleiten, wo man dir eine reichliche Mahlzeit geben wird.«
Der junge Mann nahm das Goldstück und betrachtete es. Dabei machte er einen derart verwirrten Eindruck, als hätte Hassan ihm statt des Geldes einen Dattelkern in die Hand gedrückt.
»Ihr seid gütig und barmherzig, Herr. Allah möge Euch dafür segnen und Euch ein langes und gesundes Leben schenken. Aber ich wollte doch nicht...« Der junge Mann hob den Kopf und sah Hassan an. »Die Taube fliegt zum Berg.«
Hassan lächelte. Er hatte sich also nicht getäuscht. Der Junge gehörte zu ihnen.
»Und kehrt mit einem Ölzweig wieder zurück«, antwortete er und wandte sich an seinen Diener. »Geh, ich verspüre Hunger. Bereite mir etwas Sesampaste mit Honig zu, so wie nur du sie zuzubereiten verstehst.« Er wartete, bis der Diener den Raum verlassen hatte. »Sprich, Knabe.«
»Verzeiht, Herr, dass ich Euch mit meiner Anwesenheit zu belästigen wage. Doch Meister Osman schickt mich mit diesem Brief zu Euch. Es ist dringend.«
Der Junge holte aus einer unter den Lumpen verborgenen Tasche ein zusammengefaltetes Stück Pergament hervor und reichte es Hassan. Sorgfältig breitete er es aus und las. Es waren nur wenige Zeilen.
»Ich hoffe, ich bringe gute Nachrichten«, sagte der Junge und drehte seinen verschlissenen, schmutzigen Fez verlegen in den Händen.
Hassan seufzte. »Leider nein«, sagte er und schaffte es nur mühsam, seine Tränen zurückzuhalten. Es waren Tränen des Schmerzes, der Enttäuschung und des Zorns. In diesem kurzen Brief wurde ihm mitgeteilt, dass es dem verfluchten Nomaden gelungen war, mit dem Mädchen - und natürlich auch dem heiligen Stein - zu entkommen. Außerdem fehlte von den vier Mitbrüdern, die beiden auf den Fersen gewesen waren, jede Spur. Und der Stein der Fatima befand sich immer noch in den Händen der Ungläubigen und Unwürdigen. Welch eine Niederlage. »Wie ist dein Name, mein Sohn?«
»Mustafa, Herr«, antwortete der Junge und trat von einem Fuß auf den anderen.
»Gute Männer sind vielleicht gestorben, Mustafa. Männer, die ohne zu zögern bereit sind, ihr Leben für Allah zu opfern. Nun ist es an uns zu handeln.«
»Was sollen wir tun?«, fragte der Junge, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. »Gebt mir einen Befehl, und ich werde ihn befolgen. Sagt mir, dass ich die Frevler töten soll, und ich werde es tun, selbst wenn ich dabei sterben muss. Ich bin bereit.«
Hassan musste lächeln. Wahrlich, Allah hatte treue Männer um ihn versammelt. Selbst wenn er eines Tages nicht mehr sein würde, um sie zu führen, würden die Brüder standhaft bleiben.
»Ich weiß. Allah wird dich eines Tages für deine Treue belohnen und dir große Aufgaben erteilen, doch nicht heute. Gehe zu meinem Diener und lass dir etwas zu essen bringen. Danach gönne dir eine gründliche Reinigung im Bad. In der Zwischenzeit werde ich einen Brief schreiben, den du auf dem schnellsten Wege zu Osman bringen musst. Das ist mein einziger Befehl. Diesmal.«
Der Junge verneigte sich tief.
»Ich danke Euch für das in mich gesetzte Vertrauen, Herr«, sagte er. »Und ich bete zu Allah, dass ich es nicht enttäuschen werde.«
»Sofern dein Herz treu bleibt und stets den heiligen Worten des Korans folgt, wirst du mein Vertrauen rechtfertigen.« Er legte dem Jungen eine Hand auf das lockige schwarze Haar. »Allah möge jeden deiner Schritte segnen. Gehe jetzt. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
Als der Junge verschwunden war, setzte sich Hassan an seinen Schreibtisch. Der Ebenholzkasten, in dem er sein Schreibzeug aufbewahrte, war ebenso schlicht wie die Einrichtung seines Zimmers. Manchmal lachten seine Brüder über ihn, nannten ihn »den Asketen« oder »den Mönch«. Sie sagten, er übertreibe das Gebot ihres Vaters zur Mäßigkeit vielleicht doch etwas. Allah habe ihnen schließlich nicht den Reichtum geschenkt, damit sie ihn nicht nutzten. Aber er wusste es besser. Im Dienst für Allah gab es keine Übertreibungen. Es gab nur »ganz« oder »gar nicht«. Und er hatte sich schon als Knabe für die erste Variante entschieden.
Er tauchte die Feder in das Tintenfass und begann zu schreiben. Es waren nur wenige hastige Zeilen. Osman muss- te sofort und auf der Stelle eine Spur der verschwundenen Brüder finden. Denn eines war gewiss - dort, wo diese Spur hinführte, würden sie das Mädchen finden. Und wo sie war, da befand sich auch der Stein der Fatima. Zum Schluss setzte er noch eine Zeile hinzu - eine Empfehlung an Osman, den Jungen Mustafa sofort in seine Obhut zu nehmen und ihn auszubilden. Sein junges, glühendes Herz ließ sich noch willig schmieden und formen. Auf Männer wie ihn würde man sich stets verlassen können.
Hassan streute eine Hand voll Sand zum Trocknen über die Tinte und blies ihn fort. Dann faltete er das Pergament sorgfältig zusammen und verschloss es mit Wachs. Er setzte sein Siegel darauf, ein Siegel, das nicht die Insignien seiner Familie trug, eines wohlhabenden alten Geschlechts, das schon viele Herrscher hervorgebracht hatte. Selbst wenn er der älteste Sohn gewesen wäre, hätte er auf die Nachfolge seines Vaters verzichtet. Er wollte ein anderes, ein größeres Reich aufbauen, eines, das Bestand haben würde bis in alle Ewigkeit. Aus diesem Grund trug sein Siegel nichts als den Schriftzug »Allah ist groß«.
Er erhob sich und trat wieder ans Fenster. Die Sonne war weitergewandert, ihr Licht schien jetzt milder auf die goldenen Kuppeln der Moschee und brannte nicht mehr in den Augen. Er konnte sehen, wie der Muezzin auf den Balkon des Minaretts hinaustrat. Hassan rollte seinen Gebetsteppich aus und kniete sich nieder. Während die Stimme des Muezzins über den Dächern von Gazna schwebte, betete Hassan für die vier Männer. Er wusste, dass er nicht für ihre Seelen beten musste. Alle Mitbrüder waren darauf vorbereitete, jederzeit ihr Leben zu lassen. Doch mit den vieren war auch einer seiner eigenen Brüder dem Nomaden und dem Mädchen auf den Fersen gewesen. Nuraddin war nur zwei Jahre jünger als er selbst und der einzige seiner vier Brüder, der ebenfalls den Ruf Allahs vernommen und ihm mit ganzem Herzen gefolgt war. Wenn er tot war, wie sollte er das seinem Vater erklären?
Beatrice war bereits seit Tagen unterwegs. Trotzdem schien es ihr, als ob sie nicht einen Schritt vorangekommen wäre. Obwohl sie mit den ersten Strahlen des Morgens aufstand und weitermarschierte, bis die Sonne als blutroter Ball im Westen unterging, änderte sich die Landschaft nicht. Stets war es der gleiche trostlose Anblick: Geröll, Staub und dürres, grau verblichenes Gras, das im heißen Wüstenwind raschelte und knisterte wie Alufolie. Ihre Kleidung bot zwar ein wenig Schutz vor den unbarmherzigen Strahlen der Sonne, doch sie litt unter Hunger und einem beinahe mörderischen Durst. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass Durst einen Menschen derart quälen konnte. Ihre Zunge klebte am Gaumen, ihre Lippen waren trocken und aufgesprungen, und ihre Fantasie gaukelte ihr Bilder von eisgekühlten, in bunten Dosen abgefüllten Erfrischungsgetränken und vor klarem Wasser überquellenden Brunnen vor. In ihrer grenzenlosen Verzweiflung wischte sie sich immer wieder mit einem Zipfel ihres Mantels den Schweiß von der Haut. Und während sie gierig die wenigen Tropfen Flüssigkeit aus dem mit winzigen Salzkristallen überzogenen Stoff saugte, schwor sie sich, nie wieder auch nur einen Fuß vor die Haustür zu setzen, ohne eine bis zum Rand gefüllte Wasserflasche in der Tasche zu haben. Vorausgesetzt natürlich, dass sie diese schier endlose Wanderung durch die staubigste aller Höllen überlebte. Ihren Hunger versuchte Beatrice mit den dürren, harten Gräsern zu stillen, die wie Streichhölzer schmeckten und ihr beim Kauen den Gaumen aufrissen. Einmal fing sie einen Käfer. Es war ein großes Exemplar mit einem glänzenden schwarzen Panzer, einem Skarabäus nicht unähnlich. Sie erinnerte sich an die Worte eines Hamburger Bäckers und Überlebenskünstlers, der in einer Fernsehsendung Insekten als »Proteinlieferanten« empfohlen hatte. Aber nachdem sie den Käfer eine Stunde in ihrer hohlen Hand mit sich herumgetragen und seine zappelnden, krabbelnden Beine gespürt hatte, ließ sie ihn doch laufen. Sie konnte sich nicht überwinden, das Tier zu essen. Vielleicht aus Mitleid mit dem einzigen lebenden Geschöpf weit und breit, abgesehen von ihr und den drei Geiern. Vielleicht war aber auch ihr Hunger noch nicht groß genug. Während sie den Käfer beobachtete, wie er eilig davonkrabbelte und sich schließlich hastig in den Sand eingrub, hoffte sie, dass sie diese Entscheidung nicht noch bereuen würde.
Erst nachts, wenn die letzten Strahlen der Sonne verschwunden waren und es dunkel wurde, machte Beatrice Rast. Sie war nicht wählerisch und gab sich auch keine große Mühe bei der Suche nach ihrem Schlafplatz. Sie ließ sich einfach dort auf den staubigen Boden fallen, wo die Dunkelheit sie gerade eingeholt hatte. Dann rollte sie sich zusammen und wickelte sich in ihren Reiseumhang. Trotzdem fror sie so erbärmlich, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Bislang hatte sie es nie so recht glauben wollen, wenn sie Berichte über die krassen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht in den Wüstenregionen gehört hatte. Sie hatte immer gedacht, dass es etwas mit dem subjektiven Empfinden nach der mörderischen Hitze des Tages zu tun hatte. Aber jetzt kamen ihr doch Zweifel. Und manchmal, wenn sie mitten in der Nacht aus ihrem oberflächlichen, unruhigen Schlaf aufschreckte, hatte sie den Eindruck, dass ihr Atem auf dem Stoff ihres Umhangs gefror.
Von Tag zu Tag fiel es ihr schwerer, morgens aufzustehen und ihren Weg fortzusetzen. Trotz der harten Ledersohlen der Stiefel, die sie trug, spürte sie die spitzen Steine. Ihre Füße waren übersät mit großen blutigen Blasen, und jeder Schritt schmerzte, als würde sie über glühende Kohlen laufen. Mehr als einmal war sie kurz davor, sich einfach fallen zu lassen und sich an Ort und Stelle ihrem Schicksal zu ergeben. Aber sie konnte nicht. Sobald sie die Augen schloss, sah sie Michelle vor sich, wie sie auf der Intensivstation lag, umringt von piepsenden Monitoren und gefangen in einem Traum, aus dem es so lange kein Erwachen gab, bis es ihr gelingen würde, das kleine Mädchen zu finden und es wieder zurückzubringen. Nach Hause.
Die Geier verfolgten sie weiterhin hartnäckig. Sie waren mittlerweile ein so vertrauter Anblick, dass Beatrice ihnen inzwischen sogar Namen gegeben hatte. Sie waren der einzige Beweis, dass es in dieser Gegend abgesehen von ihr noch anderes Leben gab. Am Abend, wenn Beatrice sich zum Schlafen hinlegte, ließen sich auch die Geier nieder. Sie kamen von Tag zu Tag näher. Den größten der drei, ein besonders abstoßender, zerrupft aussehender Geier mit blutunterlaufenen Augen, der offensichtlich der Anführer war, hatte sie Dr. Mainhofer getauft. Der zweite, kleiner und ein wenig rundlicher als seine Kumpane, hieß Nuh II. Am meisten fürchtete sie sich jedoch vor Senge. Er war groß, mager und hatte fast schwarzes Gefieder. Wenn sie diesem Vieh in die Augen sah, hatte sie immer den Eindruck, dass er sein Mahl liebend gern bereits begonnen hätte und dass nur die Autorität von Dr. Mainhofer ihn davon abhielt, ihr mit seinem spitzen Schnabel bei lebendigem Leib das Fleisch von den Knochen zu reißen. Wie lange würden sie sich noch von ihr fern halten? Wie lange würde sie noch gehen müssen, bis sie endlich auf Menschen traf? Und wie lange konnte sie das noch aushalten? Beatrice nahm den Stein der Fatima in die Hand. Immer wieder hatte sie dies in den vergangenen Tagen getan, um sich zu vergewissern, dass sie nicht den falschen Weg eingeschlagen hatte. Doch der leuchtend blaue Finger zeigte stets in dieselbe Richtung - nach Nordwesten.
Es war gegen Mittag des sechsten Tages. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht und brannte Beatrice unbarmherzig auf den Rücken. Schweiß lief ihr in Strömen am Körper hinab. Dabei fühlte sie sich beinahe ebenso ausgetrocknet und gedörrt wie das spärliche graugrüne Gras, und sie fragte sich, welchen geheimen Reserven ihr Körper die Mengen an Flüssigkeit überhaupt noch entlocken konnte. Halb von Sinnen vor Hitze und Durst stolperte sie voran, immer Richtung Nordwesten, als ein jäh einsetzender Schmerz sie wieder in die Realität zurückholte. Es war ein Gefühl, als ob ihr jemand einen rostigen Nagel in den linken Fuß getrieben hätte. Sie schrie vor Schmerz und biss sich gleich darauf auf die Lippe. Vom Himmel erklang ein so triumphierendes Krächzen, und die drei Geier begannen so tief über ihr zu kreisen, als ob ihr Ende nun unmittelbar bevorstehen würde. Mühsam raffte Beatrice sich auf und humpelte weiter, doch nach einer Stunde gab sie schließlich auf. Ihr linker Fuß schmerzte bei jedem Schritt, als würde man sie zwingen, über scharfe Messerklingen zu laufen. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie sich den Stiefel aus und betrachtete entsetzt ihren Fuß. Kein Wunder, dass sie solche Schmerzen hatte. Es war keine neue aufgeplatzte Blase, wie sie anfangs vermutet hatte, sie war in einen Dorn getreten. Er steckte tief in ihrem blutunterlaufenen Fleisch, und die Gegend um den Einstich herum war hochrot und berührungsempfindlich. Offensichtlich hatte sich der Fuß bereits entzündet. Mit großer Willensanstrengung quetschte sie ihren heftig schmerzenden Zehenballen, bis endlich der Dorn ein winziges Stück aus der Haut herausragte, sodass sie ihn mit Daumen und Zeigefinger greifen konnte. Es war ein schweres Stück Arbeit. Ihre Hände waren durch Sonne und Trockenheit rau und rissig geworden, ihre Fingernägel schmutzig und eingerissen. Außerdem tanzten vor ihren Augen Lichtkreise, sodass sie die kleine schwarze Spitze des Dorns nicht einmal richtig erkennen konnte. Hätte sie in diesem Augenblick eine Fee getroffen, die bereit gewesen wäre, ihr einen einzigen Wunsch zu erfüllen, sie hätte nicht lange nachzudenken brauchen - sie hätte sich eine Pinzette gewünscht. Beatrice quetschte und versuchte den Dorn zu greifen, kniff sich dabei jedoch immer wieder in den Fuß und stöhnte vor Schmerz auf. Endlich, nach Stunden, wie es ihr schien, hatte sie es geschafft. Sie bekam die Spitze des Dorns zu fassen und zog ihn aus der Wunde - ein fast zwei Zentimeter langes Folterinstrument, dem Blut und Eiter folgten. Beatrice drückte und presste ihren Ballen, um das Wundsekret zu entfernen. Die Prozedur trieb ihr die Tränen in die Augen, doch sie versuchte tapfer jeden Schmerzens- schrei zu unterdrücken. Sie hatte die Befürchtung, es könnte die Geier auf falsche Gedanken bringen. Sie kamen ohnehin schon erwartungsvoll näher gehüpft, krächzten, als ob sie ihren Körper bereits unter sich aufteilen würden, und nickten dabei lebhaft mit ihren Köpfen.
»Haut ab!«, schrie Beatrice wütend und warf Steine nach den Vögeln. Allein durch Gesten ließen sich die drei schon lange nicht mehr verscheuchen.
Allerdings flogen sie diesmal nicht davon wie sonst, wenn Beatrice sie mit Steinen bewarf. Sie wichen nur ein paar Meter weiter zurück und beobachteten sie, neugierig, lauernd. In ihren seltsam kalten Vogelaugen glaubte sie so etwas wie hoffnungsvolle Erwartung zu lesen. Ob die Geier in der Lage waren, den Geruch von Blut und Eiter wahrzunehmen? Wenn sie das konnten, wussten sie bestimmt auch, dass ihr Warten bald ein Ende haben würde. Mit diesem Fuß würde sie nicht mehr in der Lage sein, weit zu laufen. Aus eigener Kraft würde sie keine menschliche Siedlung mehr erreichen können. Und dann konnte ihr nur noch ein Wunder helfen.
Während Beatrice notdürftig ihren Fuß mit Fetzen aus ihrem Reiseumhang umwickelte und hoffte, dass die Entzündung nicht weiter voranschritt und möglicherweise auf die Sehnen oder gar die Knochen übergriff, haderte sie mit ihrem Schicksal. Sollte es wirklich so weit kommen? Sollte tatsächlich so ein gemeiner, blöder Dorn ihrer Suche nach Michelle ein vorzeitiges Ende bereiten? Außerdem fragte sie sich, weshalb die Pflanzen in dieser unwirtlichen Gegend es überhaupt nötig hatten, Dornen zu entwickeln. Weit und breit gab es keine Tiere, vor deren Fraß sie sich hätten schützen müssen. Oder hatte einfach eine unheilvolle Macht ihr den Dorn in den Weg gelegt, um sie aufzuhalten? Beatrice seufzte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es klang verrückt, aber bei so viel Pech konnte man beginnen, an bösartige Kobolde, Dämonen oder gar den Teufel selbst zu glauben.
Mit zunehmender Nervosität beobachtete Beatrice die Geier. Es sah aus, als würden sie ihre Köpfe zusammenstecken und sich unterhalten. Ihr unheilverkündendes Krächzen klang in ihren Ohren, als ob sie sich streiten würden. Beatrice konnte sich auch vorstellen, worum es ging. Senge wollte bestimmt schon mit dem Festmahl beginnen, während Dr. Mainhofer ihn auf irgendein Geier-Gesetz verwies, nach dem man doch wenigstens so höflich sein sollte zu warten, bis die Festtagsspeise nicht mehr lebte. Doch plötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, hoben die Geier ihre Köpfe und waren still. Nuh II. breitete seine Flügel aus, erhob sich in die Lüfte und flog in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Als er wenig später zurückkehrte, schien er den anderen beiden etwas zu erzählen. Dr. Mainhofer warf Beatrice einen wütenden Blick zu, krächzte einmal und stieg dann gemeinsam mit Nuh II. auf. Nur Senge wartete noch. Er hüpfte näher. Sein schwarzes Gefieder funkelte in der Sonne, sein spitzer, scharfer Schnabel neigte sich ihr bedrohlich entgegen. Beatrice wusste, dass es Unsinn war, dass ein Vogel niemals wirklich solche Gedanken hegen konnte. Trotzdem hatte sie den Eindruck, dass er sie voller Wut und Hass anstarrte. Er stieß ein heiseres Krächzen aus, das beinahe wie ein Fluch klang, dann breitete auch er seine Flügel aus und folgte den anderen. Beatrice sah den Geiern verblüfft nach. Es war kein Zweifel möglich, die drei entfernten sich. Nachdem sie ihr sechs Tage lang hartnäckig gefolgt waren, flogen sie jetzt einfach so davon. Warum?
Beatrice musste nicht lange auf die Antwort warten. Schon wenig später hörte sie ein gleichmäßiges Donnern. Ein dumpfes Trommeln, als ob ...
Hufe, dachte Beatrice und lauschte so angestrengt, dass sie am liebsten sogar ihrem Herzen befohlen hätte, mit dem Schlagen auszusetzen. Jetzt glaubte sie sogar ein Schnauben zu hören. Das mussten Pferde sein. Reiter kamen näher.
»Hallo!«, schrie sie so laut sie konnte und erhob sich. Die
Schmerzen in ihrem Fuß waren für den Augenblick vergessen. Sie dachte nur noch daran, wie sie die Reiter auf sich aufmerksam machen konnte. Die Angst, dass sie an ihr vorbeiritten, ohne sie zu bemerken, verlieh ihr Kräfte, von deren Existenz sie bislang nichts geahnt hatte. Sie sprang auf und ab wie ein Gummiball, winkte mit beiden Armen und ruderte, als ob sie die Absicht hätte, einem Windrad Konkurrenz zu machen. »Hallo!«
Die Staubwolke wurde immer größer, und Beatrice jubelte. Die Reiter kamen wirklich direkt auf sie zu. Fasziniert beobachtete sie, wie die schwarzen Punkte am Horizont wuchsen und mehr und mehr Farben und Konturen annahmen. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass es womöglich Räuber oder Sklavenhändler waren. Und als sich schließlich doch noch Bedenken einstellten - welcher Mensch begab sich schon freiwillig in diese Hölle, wenn ihn nicht düstere Absichten trieben -, war es zu spät. Die Reiter waren bereits bei ihr.
Es waren vier Männer, eingehüllt in die weite wüstentaugliche Kleidung der Beduinen. Ihre Gesichter waren zum Schutz gegen die Sonne und gegen den Sand hinter Tüchern verborgen, die nur die Augen frei ließen. Es waren dunkle Augen, mit denen sie Beatrice voller Misstrauen betrachteten, als ob sie sich noch nicht sicher wären, zu welchen Wesen die Frau vor ihnen gehörte - zu den Menschen oder den Geistern.
»Salam, Ihr edlen Herren!«, sagte Beatrice. Ihre Zunge klebte am Gaumen, und ihre Stimme klang so heiser, dass sie nur hoffen konnte, dass die Männer sie auch verstehen würden. Sie verneigte sich und berührte mit ihrer Hand Brust, Mund und Stirn. »Allah sei gepriesen für Seine Barmherzigkeit und Güte. Sein Name sei gelobt, dass er Eure Schritte zu mir gelenkt hat. Ich hatte die Hoffnung auf Rettung bereits aufgegeben.«
Einer der Männer löste sein Tuch von seinem Gesicht. Er war jung und außergewöhnlich hübsch, und Beatrice hätte schwören können, dass seine Augen mit Kohle geschminkt waren.
»Welch unerfreuliches Schicksal mag es sein, welches ein einsames Weib mitten in das Herz der Wüste treibt?«, fragte er und ließ seinen skeptischen Blick an Beatrice hinabgleiten.
»Ich wollte die Wüste durchqueren. Und ...«
»Wohin wolltest du, Weib?«, unterbrach sie einer der anderen Männer. Seine Stimme drang dumpf und mürrisch unter seinem Tuch hervor.
»Man sagte mir, dass dort im Nordwesten eine Oase liegt«, erwiderte Beatrice ohne lange darüber nachzudenken, was sie den vieren erzählen sollte. »Ich wollte dorthin. Eine Cousine zweiten Grades wird in den nächsten Tagen heiraten.«
»Zur Hochzeit nach Qum?«, fragte der dritte der Männer mit ungläubigem Staunen. Die Stimme klang jung, fast noch kindlich, und unwillkürlich stellte sich Beatrice unter dem Tuch das glatte, unschuldige Gesicht eines halbwüchsigen Jungen vor. »Aber dorthin wollen wir doch ...«
»Schweig, Assim!«, herrschte ihn der an, der zuerst mit Beatrice gesprochen hatte. »Hör nicht auf ihn, Weib, mein Bruder redet oft unsinniges Zeug daher. Sprich weiter. Weshalb reist du allein? Und wo ist dein Pferd?«
»Als ich von zu Hause aufbrach, hatte ich mich einer Gruppe von Händlern angeschlossen, die sich bereitwillig anboten, mich bis zu der Oase zu begleiten. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich hinter der freundlichen und hilfsbereiten Fassade gemeine Betrüger verbargen. Als ich eines Morgens aufwachte, waren sie fort. Und mit ihnen mein Pferd und das Packtier mit Wasser, Proviant, meinen Kleidern, meinem Schmuck und den Hochzeitsgeschenken für meine Cousine.« Beatrice war selbst überrascht, wie glatt und mühelos ihr die Lüge über die Lippen kam. Diese Geschichte klang so einleuchtend, dass sie sie beinahe selbst für die Wahrheit hielt. »Anfangs beklagte ich mein unerfreuliches Schicksal und wartete auf Rettung. Doch dann raffte ich mich auf und begann zu Fuß weiterzugehen, in der Hoffnung, irgendwann auf eine Menschenseele zu treffen. Und nun hat Allah endlich in Seiner unermesslichen Güte meine Bitten erhört, und ich stehe vor Euch, Ihr edlen Herren, angewiesen auf Eure Gnade und Euer Erbarmen.«
Sie verneigte sich wieder.
»Wie lange ist das jetzt her?«, fragte der Anführer. Seine Stimme klang bereits deutlich milder. »Seit wann bist du zu Fuß unterwegs?«
»Ich habe mein Gefühl für die Zeit verloren, Herr, doch es müssen fünf oder sechs Tage sein«, antwortete Beatrice. »Und jetzt verlässt mich allmählich meine Kraft. Ich fürchte, wenn Ihr mich erst morgen gefunden hättet, hätten die Geier bereits mit ihrem grausigen Geschäft begonnen.«
Die jungen Männer warfen einander kurze Blicke zu und nickten schließlich.
»Wir haben die Geier gesehen«, sagte der Anführer und glitt vom Pferd. Mit gierigen Augen beobachtete Beatrice, wie er einen fellbezogenen Beutel vom Sattel nahm. Er trat auf sie zu und reichte ihn ihr. »Trink.«
Beatrice traten die Tränen in die Augen. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass der Anblick eines einfachen, mit Ziegenfell bezogenen Wasserschlauchs so ein Glücksgefühl in ihr auslösen könnte. Ehrfürchtig streichelte sie über das kurze dunkelbraune Fell und schickte Dankgebete in den Himmel. In diesem Schlauch befand sich vermutlich kaum mehr als ein Liter Wasser. Trotzdem war es für Beatrice viel kostbarer als der Inhalt sämtlicher Bulgari- und Cartier-Geschäfte auf der ganzen Welt.
Langsam!, ermahnte sie sich und zwang sich dazu, in kleinen, winzigen Schlucken zu trinken. Sie war schließlich Ärztin und wusste, dass bei ihrer Ausgedörrtheit zu viel Wasser gefährlich sein konnte. Trotzdem kostete es sie eine Willensanstrengung, die sie nicht für möglich gehalten hätte.
Aufmerksam beobachteten die Männer sie. Schließlich nahm der Anführer ihr den Wasserschlauch wieder ab und nickte anerkennend. Offensichtlich hatte sie gerade eine Prüfung bestanden. Sie schienen nun zu glauben, dass sie trotz ihrer blauen Augen eine erfahrene Wüstenbewohnerin war.
»Du hast wahrlich Glück, dass wir diesmal einen anderen Weg nach Qum eingeschlagen haben als gewöhnlich«, sagte er und verstaute den Wasserschlauch wieder an seinem Sattel. »Allah muss einen mächtigen Engel an deine Seite gestellt haben. Steig hinter Assim auf das Pferd. Wir werden dich nach Qum mitnehmen.« Er half ihr auf das Pferd hinauf. »Übrigens, mein Name ist Malek.«
»Ich heiße Sekireh«, erwiderte Beatrice ohne nachzudenken. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass es besser sei, nicht ihren richtigen Namen zu nennen.
Sie zog sich ihr Tuch wieder fest vor das Gesicht und legte ihre Arme um die Taille des jungen Mannes vor ihr.
»Glaubst du, du bist überhaupt in der Lage zu reiten?«, fragte Assim besorgt. »Bist du nicht zu schwach?«
»Keineswegs«, antwortete Beatrice. »Ich will nur endlich die Wüste hinter mir lassen. Dafür würde ich sogar bis zum Ende der Welt reiten.«
Assim lachte. Es war das fröhliche, unbeschwerte Lachen eines Kindes.
»So weit ist es zum Glück nicht mehr, Sekireh«, sagte er. »Gegen Abend werden wir Qum erreichen.«
Er trat dem Pferd in die Flanken und folgte den anderen Männern, die bereits weitergaloppierten.
Das Licht der untergehenden Sonne begann gerade, den Himmel in Brand zu setzen, als sie endlich ihr Ziel vor Augen sahen. Vor ihnen am Horizont erhob sich die Oase Qum. Die Männer zügelten ihre Pferde und genossen einen Moment lang den Anblick von Häusern und grünen Bäumen, die sich so plötzlich aus dem Sand und Geröll der Wüste erhoben, als hätte der Geist aus der Wunderlampe sie dorthin verfrachtet. Beatrice hielt den Atem an. Etwas Schöneres hatte sie noch nie gesehen.
»Los, weiter!«, rief Malek. Er stieß einen wilden Schrei aus und trat seinem Pferd in die Flanken.
»Weshalb hat er es so eilig, nach Qum zu gelangen?«, fragte Beatrice überrascht.
Assim lächelte. »Ist es denn ein Wunder? Ich dachte, das weißt du. Du willst doch auch zur Hochzeit. Mein Bruder freut sich natürlich auf Yasmina, seine Braut, die ihm schon seit mehr als zehn Jahren versprochen ist. Meine Brüder und ich sind nur seine Begleitung. Und morgen, wenn die Sonne aufgegangen ist, wird Yasmina endlich seine Frau.«
Assim trat seinem Pferd in die Flanken, um seinen Brüdern zu folgen, und nur wenig später erreichten sie die Oase.
Es war ein herrlicher Ort. Beatrice wandte den Kopf unablässig von rechts nach links und konnte sich doch nicht satt sehen. Überall wuchsen Schatten spendende Bäume, die schwer an ihren Früchten trugen - an köstlich duftenden Pfirsichen, goldgelben Äpfeln und leuchtend roten Kirschen. Rosen und viele Blumen, deren Namen Beatrice nicht kannte, blühten in allen nur erdenklichen Farben. An den weiß getünchten Hauswänden und Mauern rankte Jasmin und betäubte mit seinem unvergleichlichen Duft die Sinne. Das Licht der untergehenden Sonne ließ alle Farben nur noch intensiver leuchten. Alles um sie herum war grün; es war ein so herrliches, gesundes, lebendiges, sattes Grün, dass es Beatrice beinahe die Tränen in die Augen trieb. Sie kam sich vor, als ob sie von den Toten auferstanden wäre. Schafe blökten, Ziegen meckerten, Hühner liefen durcheinander, Menschen lachten und Kinder schrien. Dies hier war das Leben - der krasse Gegensatz zu der Einöde, die beinahe ihr Grab geworden war. Beatrice konnte es kaum fassen. Sie hatte es geschafft. Sie hatte tatsächlich die Wüste hinter sich gelassen.
Sie kamen an einen See, dessen gegenüberliegendes Ufer - ein breiter dunkelgrüner Streifen am Horizont - von einem großen, kantigen Gebäude beherrscht wurde, ägyptischen Tempelanlagen nicht unähnlich. Ein paar niedrige Boote schwammen auf dem Wasser. Die Fischer entzündeten kleine Laternen am Bug, um die Fische anzulocken, und warfen ihre Netze aus. Sie sahen aus wie Irrlichter, die im voranschreitenden Dunkel über das Wasser schwebten. Vögel sangen in den Zweigen der Bäume ihre Abendlieder, und Schmetterlinge tanzten von Blume zu Blume. Beatrice sah sich fassungslos um. Sie kam sich vor wie ein Außerirdischer, der zum ersten Mal Kontakt zu Menschen hatte. Wie konnte die Natur einerseits so karg und unwirtlich sein und andererseits, nur wenige Schritte vom Nichts entfernt, einen derart fruchtbaren und blühenden Garten hervorbringen? Es war ein Wunder. So und nur genau so mussten sich die Menschen des Alten Testaments das Paradies vorgestellt haben. Es war, als hätte Gott ein Stück vom Garten Eden auf der Erde vergessen. Fast beiläufig registrierte sie das Fehlen jedes Anzeichens von technischem Fortschritt. Es gab keine Stromleitungen, keine Transformatoren, sie sah keine Autos und hörte auch keine Motorengeräusche. War sie etwa schon wieder im Mittelalter gelandet?
»Wir sind da!«, rief Assim fröhlich, nahm sich das Tuch vom Gesicht und glitt vom Pferd. »Das Haus dort vorne, das mit den erleuchteten Fenstern, ist das Haus von Yasminas Vater. Da sie deine Cousine ist, wirst du sicherlich unter ihrem Dach übernachten. Malek, Murrat, Kemal und ich hingegen werden von Yasminas Onkel beherbergt. Er wohnt auf der gegenüberliegenden Seite.«
Er breitete seine Arme aus, um Beatrice beim Absteigen zu helfen. Als sie jedoch auf den Boden aufkam, schrie sie vor Schmerz auf. Ihre Füße fühlten sich an wie unförmige, geschwollene Klumpen rohen Fleisches. Sie konnte nicht einmal mehr stehen.
»Was ist?«, fragte er besorgt.
»Meine Füße!«, stöhnte Beatrice und versuchte sich auf das Pferd zu stützen, das jedoch unwillig zur Seite tänzelte. »Auf meinem Weg durch die Wüste bin ich in einen Dorn getreten und habe mir den Fuß verletzt.«
»Warte, Sekireh!«, sagte Assim sofort. »Ich werde einen der Diener herbeiholen, damit wir dich ins Haus tragen können.«
Und schon im nächsten Augenblick war er davongelaufen, dem hell erleuchteten Haus entgegen. Beatrice sah ihm mit gemischten Gefühlen nach. So schön es war, endlich die schreckliche Wüste hinter sich gelassen und wieder fruchtbares grünes Land erreicht zu haben, so unwohl war ihr jetzt zumute. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Lüge entdeckt werden würde. Yasmina und ihre Eltern würden natürlich sofort wissen, dass sie keine Cousine namens Sekireh zur Hochzeit erwarteten, und ihren Schwindel bemerken. Und dann? Was sollte sie tun, wenn man Rechenschaft von ihr forderte? Sollte sie leugnen? Sollte sie die Wahrheit sagen oder einfach alles mit sich geschehen lassen, in der Hoffnung, dass man Mitleid mit der Fremden haben würde, die einsam und ohne Wasser und Nahrung tagelang durch die Wüste geirrt war? Aber was würde man mit ihr tun? Wenn sie viel Glück hatte, würde man sie einfach wieder zurück in die Wüste jagen. Doch daran glaubte sie nicht. Viel wahrscheinlicher war es, dass man sie in den Kerker sperren oder gleich an Ort und Stelle steinigen, ihr die Hände abhacken oder etwas ähnlich Schreckliches tun würde. Die Strafen, die das islamische Gesetz für alle möglichen Arten von Vergehen vorsah, waren drakonisch. Und sie gab sich nicht der trügerischen Hoffnung hin, dass die Strafen für Lügner milder sein würden als für Diebe.
Beatrice bekam Angst. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, ihr wurde speiübel. Sollte sie davonlaufen und sich verstecken, bevor es zu spät war? Doch kaum hatte sie diesen Einfall in Erwägung gezogen, als sie ihn auch schon wieder verwarf. An Flucht war überhaupt nicht zu denken. Nicht mit ihren wunden, blutig gelaufenen Füßen. Sie würde keine hundert Meter weit gehumpelt sein, bis die Männer sie eingefangen hatten. Und danach hätte sie bestimmt keine Gnade mehr zu erwarten. Abgesehen davon hatte sie ohnehin keine Zeit mehr. Assim kam bereits zurück, einen breitschultrigen, hoch gewachsenen Mann im Schlepptau. Was sollte sie jetzt tun? Was konnte sie jetzt überhaupt noch tun, ohne sich auf Anhieb verdächtig zu machen? Beatrice griff in ihren Beutel, in dem der Stein der Fatima lag, und wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als dass es in der Macht des Saphirs stünde, seine Trägerin bei Bedarf unsichtbar werden zu lassen.
»Schau nur, Sekireh!«, rief Assim schon von weitem und winkte ihr fröhlich zu. Er konnte ja nicht ahnen, was wirklich in ihr vorging. »Schon bin ich wieder zurück. Und bei mir habe ich ein Paar starker Arme, die dich schneller als der Wüstenwind ins Haus tragen werden!«
»Du hast dich wirklich sehr beeilt«, erwiderte Beatrice und versuchte wenigstens so zu tun, als ob sie sich über den Anblick des Dieners freuen würde. Der Mann war jung, sah gut aus, und er war riesig. Er trug ein ärmelloses Hemd, sodass seine mehr als gut entwickelten Muskeln wirklich optimal zur Geltung kamen. Vor ihr, zum Greifen nahe, stand Mister Universum. Beatrice schluckte. Allerdings waren seine Muskeln nicht das Produkt von isometrischen Übungen, Anabolika und proteinhaltiger Spezialnahrung. Sie waren echt. Hinter diesen Muskeln steckte Kraft. Vermutlich war der Mann in der Lage, ihr mit einem einzigen Griff seiner großen Hände den Arm zu brechen.
Vielleicht wäre es doch besser gewesen, davonzulaufen?, dachte Beatrice und lächelte ihn gequält an. Würden sie sich in Hamburg befinden und sie in einer Werbeagentur arbeiten, hätte sie ihm auf der Stelle einen Casting-Termin angeboten. Aber in ihrer Situation konnte sie sich über seinen Anblick nicht freuen. Nicht in einer Oase mitten unter Beduinen.
»Herrin«, sagte der Diener und verneigte sich vor ihr. Seine Muskeln bewegten sich unter seiner makellosen braunen Haut, die schimmerte, als hätte er sich mit einem kostbaren Öl eingerieben. »Vertraut mir.«
Und ohne auf eine Antwort zu warten, hob er sie auf seine Arme, als wäre sie leicht wie eine Feder, und ging mit ihr dem hell erleuchteten Eingang entgegen.
»Bis morgen, Sekireh!«, rief Assim ihr fröhlich nach. »Wir sehen uns bei der Hochzeit!«
Doch Beatrice achtete kaum auf ihn. Sie waren etwa fünfzig Meter vom Haus entfernt. Sie wurde immer nervöser. Was sollte sie tun? Was sollte sie sagen, wenn sie den Hausherren vorgestellt würde? Noch vierzig Meter.
O bitte, Stein der Fatima, hilf mir!, flehte sie stumm und umklammerte den Saphir voller Verzweiflung. Noch dreißig Meter. Dieser Diener ging erschreckend schnell.
Bitte lass mich ohnmächtig werden. Dann kann ich wenigstens nach dem Erwachen eine Amnesie vortäuschen.
Noch zwanzig Meter. Die Haustür stand weit offen. Dahinter sah sie den mit Fackeln hell erleuchteten Innenhof. Schatten huschten vorbei. Vielleicht waren es Diener, vielleicht waren es aber auch die Hausherren, die ihr entgegenkamen, um ihren Gast, die weit gereiste »Cousine«, willkommen zu heißen.
Zu spät!, dachte Beatrice, und ihr Magen verkrampfte sich zu einem harten, schmerzhaften Klumpen. Es ist zu spät! Gleich werden sie deinen Schwindel durchschauen, und dann ...
Nur noch zehn Meter.
»Hab Vertrauen!«, flüsterte ihr eine Stimme zu, die verblüffende Ähnlichkeit mit der Stimme von Frau Alizadeh hatte, jener Frau, die ihr vor Jahren ihren ersten Stein der Fatima geschenkt hatte. »Der Stein weiß immer, was er tut.«
Beatrice schloss die Augen. Sie war jetzt auf das Schlimmste gefasst.
Der Diener setzte seinen Fuß über die Schwelle.
Ich vertraue dir, ich vertraue dir, ich vertraue dir ...