Die großen Zeiten, die heldischen Zeiten brauchen große, heldische Menschen. Das haben uns die Lehrer in der Schule erzählt, und ich mußte immer denken: Was für ein Unfug. Wenn Helden schon überhaupt nötig sind, dann doch bitte für kleine, schlimme und schwierige Zeiten!
Die letzten dreißig Jahre zum Beispiel waren doch für uns alle wahrhaftig kein Honiglecken – oder? Denken wir nur an den Beginn. Und an heute.
Da gibt es nun einen Mann, der heißt natürlich nicht Jakob Formann, wie er in diesem Buch heißt, sondern ganz anders – und das ist so einer, wie ich ihn mir immer gewünscht habe: ein Held für schlechtes Wetter!
Jakob freilich würde bloß verlegen werden, wenn ihm das jemand mitten ins Gesicht sagte. Denn er findet sich alles andere als heldisch.
Ich habe diesen Jakob Formann, der in Wirklichkeit ganz anders heißt, innig in mein Herz geschlossen. Und darum, und zum Trost und zur Belehrung von uns allen, habe ich seine Geschichte aufgeschrieben.
J. M. S.
Für meine Helena
Wir haben den größten Krieg aller Zeiten angefangen und ihn glorreich verloren. Besonders glorreich verloren haben ihn jene, die ihn gewannen. Danach ging es uns eine Zeitlang miserabel. Danach ging es uns eine Zeitlang derart gut, daß die Welt Bauklötze staunte. Das nannte man das »Wirtschaftswunder«. Dann war diese Periode zu Ende, und es begann uns wieder wunderbar zu gehen. Ohne Zweifel wird alles bald wieder okay sein.
Warum das so ist, hat mir keiner der vielen Experten, die ich befragte, besser erklären können als Kurt Tucholsky, den ich zwar leider nicht mehr befragen konnte, der aber 1930 folgendes geschrieben hat:
DER KREISLAUF DER NATUR
Mein Vater hat einen Cousin, dessen Stiefvater ist mit seinem Großzwilling verheiratet. Und dem sein Onkel pflegt zu sagen: »Mein liebes Kind, da sind nun also die Würmer. Die Würmer werden von den Fröschen gefressen; die Frösche von den Störchen; die Störche bringen die Kinder; und die Kinder haben Würmer. So schließt sich der Kreislauf der Natur.«