21

Das kann man wohl sagen, daß ich den Amis sehr geholfen habe, verflucht noch mal!

1950 im Mai war das, da ist einer vom amerikanischen Geheimdienst in München angekommen und hat gesagt, der Senator bittet mich, umgehend nach Key Largo zu fliegen. Das ist nicht bloß der Name von dem herrlichen Gangsterfilm mit Humphrey Bogart, die Key-Inseln, das ist auch eine Inselgruppe im Atlantik, ganz unten im Süden des Staates Florida. (Der Geheime hat mir alles genau erklärt.) Key Largo besteht wie die anderen Inseln aus Korallenkalk und Korallensand. Sehr romantisch. Es wäre ein ganzer Roman, wenn ich erzählen wollte, wie ich dahin kam. Überall hatten sie Posten und Sperren, und ich mußte die blödsinnigsten Erkennungsworte sagen (ein kleiner Sturm tobte damals übrigens, nicht so ein ganz großer Hurrikan wie in dem Film!), und ich landete zuletzt in genauso einem Haus wie im Film. Dort haben Senator Connelly (der mit dem Nazi-Museum, dem Werwolf-Sohn und Jill) und drei Zivilisten auf mich gewartet, die sagten, ich solle sie Jim, Joe und Jack nennen. Kurz und klein – all dieses blödsinnige Geschisse wie in den dämlichen Agentenfilmen.

Was sie gewollt haben, hat mir der liebe Senator Connelly gesagt. Die drei Herren waren ganz große Bosse aus dem Pentagon. Sagte der Senator, während draußen, wie bei Humphrey Bogart, nur viel weniger, der Sturm tobte …

»Ganz Key Largo ist gesichert. Hier kommt keine Maus durch.«

»Warum, Senator?«

»Militärisch-politische Zusammenkunft!«

»Aber weshalb ausgerechnet hier? Auf der Brücke von Key West herüber bin ich fast ins Meer gepustet worden!«

»Eben deshalb! Ihre Fertighäuser, Jake.«

»Was, meine Fertighäuser?«

Da hat der, der sich Jim nannte, gesagt: »Schon mal was von Krisengebieten gehört, Mister Formann?«

Ach, du liebes bißchen, habe ich gedacht, vor einem Jahr haben bereits die lieben Russen, der liebe Major Assimow und der liebe Gospodin Jurij Blaschenko auf dieser Datscha mir so ein Angebot gemacht!

»Nein«, habe ich natürlich gesagt, da auf Key Largo. Das ging die doch einen Dreck an, was ich mit den Russen … nicht wahr?

»Kann ich nicht glauben!« hat der, der sich Joe nannte, gebrummt. »Bei Ihrer weltumspannenden Tätigkeit! Sie wollen nicht, sagen Sie’s doch gleich! Ich habe auch gleich gesagt, er wird nicht wollen, habe ich es euch nicht gleich gesagt?«

Und da hat der, der sich Jack genannt hat, gesagt: »Joe, du verstehst nichts von püschologischer Kriegführung! Das macht man ganz anders. Paß mal auf … Lieber Mister Formann, schauen Sie, die Welt ist schon wieder in Aufruhr! Die Kommunisten, nicht wahr? Bitte, Korea! Da steht doch ein neuer Krieg unmittelbar bevor – oder vielleicht nicht?«

»Das ist wohl nicht zu bestreiten, Jack.«

»Sehen Sie, Mister Formann! Unsere tapferen Jungs sind dort. Schützen die Freiheit. Geben ihr Leben für Freiheit und Demokratie. Da müssen wir ihnen doch wenigstens anständige Unterkünfte bieten, erstklassige – oder? Und wer hat die erstklassigsten? Sie, Mister Formann, nicht wahr?«

»Stimmt«, habe ich gesagt und gedacht: Mensch, Korea! Da unten ein Krieg! Steht unmittelbar bevor, hat dieser Jack gesagt! Ob ich das überhaupt schaffe, so viele Truppenunterkünfte – und so schnell? Und dann wird’s gleich auch anderswo losgehen. So wie es fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aussieht. Und jetzt wird der todsicher von Krisengebieten sprechen …

»Und dann all die Krisengebiete, Mister Formann!« (Na bitte, habe ich richtig gedacht?) »Da haben die Kommunisten ihre größte Chance, klar?«

»Klar«, habe ich gesagt und gedacht: Seid ihr also auch schon draufgekommen!

»Na«, hat der, der sich Jack genannt hat, väterlich zu mir gesagt, »wer nichts zu fressen hat und kein Dach über dem Kopf, der wird natürlich Kommunist!« (Natürlich. Das habe ich aber schon ein Jahr früher gehört.) »Besonders schnell würde er natürlich Kommunist, wenn ihm die Russen was zu fressen und ein Dach über den Kopf geben würden.« (Also, ich muß aufpassen, daß ich nicht loslache. Die wollen genau denselben Dreh wie die Sowjets … mit einjähriger Verspätung!) »Klar?«

»Klar, Jack.«

»Deshalb müssen wir amerikanische Hilfslieferungen in die Krisengebiete schicken! Fertighäuser zum Beispiel! Dann werden die armen Leute dort sagen: Amerika ist unser Freund, nicht Rußland!« (Sie werden sagen: Amerika und Rußland sind nicht unsere Freunde, die interessieren sich für uns nur, weil sie uns als Einflußsphäre haben wollen! Nehmen tun wir natürlich von beiden, dann sehen wir weiter.) »Und auf diese Weise werden alle Krisengebiete für Amerika sein und nicht für Rußland, wenn es zur großen Auseinandersetzung kommt!«

(Dasselbe haben mir Blaschenko und Assimow im Garten hinter der Datscha vor Moskau erklärt vor einem Jahr. West oder Ost – sie wollen beide wirklich nur das Beste für die Menschen!)

»Lebensmittel werden wir natürlich auch in alle Krisengebiete liefern«, hat der gesagt, der gesagt hat, er heißt Joe. »Und Fertighäuser! Ihre Fertighäuser, Mister Formann! Weil es die besten sind!« (Ja, ja, das haben die Russen auch gesagt.) »Amerika ist voller russischer Agenten! Wenn die melden, daß wir von Amerika aus Fertighäuser in Krisengebiete schicken, tun die Russen das auch, und alles ist umsonst. Klar, wie?«

»Klar, Joe«, habe ich gesagt.

»Wenn wir aber«, hat der, der sich Jim genannt hat, gesagt, »die Häuser nehmen, die Sie in Deutschland bauen – natürlich bezahlt das Pentagon alles! –, und sie verschiffen über Hamburg oder Bremerhaven, ist jede Gefahr gebannt. Das sehen Sie doch ein – wie?«

»Das sehe ich ein«, habe ich gesagt.

»Wenn Sie uns jetzt helfen, werden wir auch Ihnen helfen, wo immer wir nur können«, hat der Senator gesagt. »Wann immer Sie was brauchen. Sie kriegen alles, wenn Sie uns jetzt diesen Dienst erweisen. Mein Büro ist die Anlaufstelle. Sie telefonieren mit mir, wo immer in der Welt Sie sind – und schon kriegen Sie Hilfe von uns, wenn Sie uns jetzt helfen. Denn das ist unsere Idee mit der Hilfe für Krisengebiete! Auf so was kommen die Russen nie!«

Ogottogottogott, habe ich gedacht, und gesagt habe ich: »Nein, Senator, auf so was kommen die Russen nie, da haben Sie ganz recht!«

»Natürlich habe ich ganz recht. Also?«

Also:

»Aber das ist doch selbstverständlich, meine Herren«, habe ich gesagt. »Die Häuser kommen aus Westdeutschland. Aber ich bin Österreicher. Und Österreich ist neutral. Okay, meine Herren, ich liefere, was Sie brauchen!«

Hurra, wir leben noch
cover.html
haupttitel.html
navigation.html
chapter1.html
chapter2.html
chapter3.html
chapter4.html
chapter5.html
chapter6.html
chapter7.html
chapter8.html
chapter9.html
chapter10.html
chapter11.html
chapter12.html
chapter13.html
chapter14.html
chapter15.html
chapter16.html
chapter17.html
chapter18.html
chapter19.html
chapter20.html
chapter21.html
chapter22.html
chapter23.html
chapter24.html
chapter25.html
chapter26.html
chapter27.html
chapter28.html
chapter29.html
chapter30.html
chapter31.html
chapter32.html
chapter33.html
chapter34.html
chapter35.html
chapter36.html
chapter37.html
chapter38.html
chapter39.html
chapter40.html
chapter41.html
chapter42.html
chapter43.html
chapter44.html
chapter45.html
chapter46.html
chapter47.html
chapter48.html
chapter49.html
chapter50.html
chapter51.html
chapter52.html
chapter53.html
chapter54.html
chapter55.html
chapter56.html
chapter57.html
chapter58.html
chapter59.html
chapter60.html
chapter61.html
chapter62.html
chapter63.html
chapter64.html
chapter65.html
chapter66.html
chapter67.html
chapter68.html
chapter69.html
chapter70.html
chapter71.html
chapter72.html
chapter73.html
chapter74.html
chapter75.html
chapter76.html
chapter77.html
chapter78.html
chapter79.html
chapter80.html
chapter81.html
chapter82.html
chapter83.html
chapter84.html
chapter85.html
chapter86.html
chapter87.html
chapter88.html
chapter89.html
chapter90.html
chapter91.html
chapter92.html
chapter93.html
chapter94.html
chapter95.html
chapter96.html
chapter97.html
chapter98.html
chapter99.html
chapter100.html
chapter101.html
chapter102.html
chapter103.html
chapter104.html
chapter105.html
chapter106.html
chapter107.html
chapter108.html
chapter109.html
chapter110.html
chapter111.html
chapter112.html
chapter113.html
chapter114.html
chapter115.html
chapter116.html
chapter117.html
chapter118.html
chapter119.html
chapter120.html
chapter121.html
chapter122.html
chapter123.html
chapter124.html
chapter125.html
chapter126.html
chapter127.html
chapter128.html
chapter129.html
chapter130.html
chapter131.html
chapter132.html
chapter133.html
chapter134.html
chapter135.html
chapter136.html
chapter137.html
chapter138.html
chapter139.html
chapter140.html
chapter141.html
chapter142.html
chapter143.html
chapter144.html
chapter145.html
chapter146.html
chapter147.html
chapter148.html
chapter149.html
chapter150.html
chapter151.html
chapter152.html
chapter153.html
chapter154.html
chapter155.html
chapter156.html
chapter157.html
chapter158.html
chapter159.html
chapter160.html
chapter161.html
chapter162.html
chapter163.html
chapter164.html
chapter165.html
chapter166.html
chapter167.html
chapter168.html
chapter169.html
chapter170.html
chapter171.html
chapter172.html
chapter173.html
chapter174.html
chapter175.html
chapter176.html
chapter177.html
chapter178.html
chapter179.html
chapter180.html
chapter181.html
chapter182.html
chapter183.html
chapter184.html
chapter185.html
chapter186.html
chapter187.html
chapter188.html
chapter189.html
chapter190.html
chapter191.html
chapter192.html
chapter193.html
chapter194.html
chapter195.html
chapter196.html
chapter197.html
chapter198.html
chapter199.html
chapter200.html
chapter201.html
chapter202.html
chapter203.html
chapter204.html
chapter205.html
chapter206.html
chapter207.html
chapter208.html
chapter209.html
chapter210.html
chapter211.html
chapter212.html
chapter213.html
chapter214.html
chapter215.html
chapter216.html
chapter217.html
chapter218.html
chapter219.html
chapter220.html
chapter221.html
chapter222.html
chapter223.html
chapter224.html
chapter225.html
chapter226.html
chapter227.html
chapter228.html
chapter229.html
chapter230.html
chapter231.html
chapter232.html
chapter233.html
chapter234.html
chapter235.html
info_autor.html
info_buch.html
impressum.html
hinweise.html