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Den Abschied von ihrem geliebten Gatten gestaltete Mrs. Laureen Fletcher auf Jakobs ausdrückliches Geheiß (»Daß es dir aber auch wirklich erstklassig das Herz zerreißt!«) in der Halle des HÔTEL DES CINQ CONTINENTS so herzzerreißend sie konnte, und das war eine Menge. Sie küßte Jakob ununterbrochen, während sie mit ihm zum Ausgang schritt. Das gesamte Personal war zutiefst gerührt. Mit Liebe kann man jeden Franzosen zutiefst rühren. Und darauf kam es jetzt an. Der Human touch! Der mußte nach Jakobs Plan von allem anderen ablenken. Wenn man seiner oder Laureens später gedachte oder über sie befragt wurde, dann durfte niemandem etwas anderes einfallen als die Erinnerung an diese übergroße Liebe!
Laureen war eine prächtige Partnerin. Gotterbärmlich schluchzte sie im Taxi, das sie beide zum Bahnhof brachte. Sie heulte auf der Gare du Nord wie ein Schloßhund. Sie klammerte sich an Jakob und barmte bitterlich. Bahnpolizisten, Zugpersonal und sehr viele Reisende betrachteten das so interessante Paar voller Wohlwollen.
»Wie lange wird das Ganze dauern, Darling?«
»Eine Woche vielleicht«, sagte der Darling, »oder zehn Tage.«
»Nein! Das ertrage ich nicht! Das ertrage ich nicht!« Jetzt – Jakob bemerkte es voller Entsetzen – weinte Laureen echt! Verflucht, dachte Jakob, das Luder wird sich doch nicht in mich verknallt haben? Ich meine, verstehen könnte ich es ja. Aber dann hätte ich ja schon wieder eine am Hals …
»Sweetheart«, sagte er, ihren bebenden Rücken streichelnd, indessen sie sich an ihn preßte, »du mußt jetzt vernünftig sein. Zweihunderttausend Dollar verdient man nicht im Bett … äh, im Schlaf, wollte ich sagen!«