Dienstag, 24. Februar, 18.30 Uhr
Jacob Conti saß am Schreibtisch in seinem abgedunkelten Arbeitszimmer. Er hörte das Murmeln im Flur und wusste, dass Drake gekommen war, um ihm Bericht zu erstatten. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Zuvor hatte Jacob erfahren, dass der Killer nach dem Mord an Angelo noch zweimal zugeschlagen hatte, wobei beim letzten Mal ein Zeuge am Leben geblieben war.
Seine Frau hatte seit dem Tod ihres Sohnes das Bett nicht mehr verlassen. In den wenigen Augenblicken der Klarheit hatte sie Angelo beweint, und ihr Elend hatte ihm das Herz herausgerissen. Jetzt schlief sie, weil der Arzt ihr erneut ein starkes Beruhigungsmittel hatte geben müssen.
Und die ganze Zeit über lag der tote Körper seines Sohnes nackt und aufgeschnitten in einem Kühlfach im Leichenschauhaus.
Für all das würde Angelos Mörder bezahlen.
Drake trat ein und machte die Tür hinter sich zu. Einen Moment lang schwiegen sie, dann drang Drakes Stimme durch die Dunkelheit zu ihm. »Können wir Licht machen, Jacob?«
»Wie du willst.«
Einen Augenblick später wurde es hell. Jacob blinzelte.
Drake kam näher. »Es bringt dir nichts, wenn du hier im Dunkeln sitzt.«
Jacob musterte ihn verärgert. »Spar dir deinen klugen Rat und sag mir, was du hast.«
Drake holte einen kleinen Notizblock aus seiner Brusttasche. »Sie hat kaum Familie. Eine Mutter mit Alzheimer in einem Pflegeheim in Kansas, die sie regelmäßig einmal im Monat besucht. Und einen Vater, der behauptet, sie hätten seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen.«
»Und warum nicht?«
»Das wollte er nicht sagen, aber sie scheinen sich nicht besonders gut zu verstehen.«
»Ich entnehme dem, dass er nicht tot ist. Noch nicht.«
Drake schüttelte den Kopf. »Aus allem, was ich gehört habe, musste ich schließen, dass sein Tod als Druckmittel nicht geeignet ist. Ich habe gestern Nacht auf dem Kopfkissen ihrer Mutter eine schwarze Rose und eine Nachricht hinterlassen.«
Jacobs Lippen verzogen sich höhnisch. »Wie melodramatisch.«
Drake zuckte die Achseln. »Das sollte es auch sein. Der Mann, den ich eingesetzt habe, gibt sich als Ermittler aus, der sich der Rose und des Zettels angenommen hat. Und wenn er nichts ausgräbt, dann gibt es auch nichts auszugraben.«
»Jeder Mensch hat eine Leiche im Keller. Selbst die quietschsaubere ASA Kristen Mayhew.«
Drake wirkte nicht überzeugt. »Wir werden sehen. Der Typ, den du am Sonntag zu ihr geschickt hast, hat gesagt, die Leute um sie herum würden sterben, wenn sie nicht reden würde.«
»Ja. Ich habe ihn angewiesen, das zu sagen.« Und er meinte es vollkommen ernst. »Na und?«
Drake grunzte. Dieser Schachzug gefiel ihm immer noch nicht. »Ich habe also darauf aufgebaut. Es gab niemand Besonderen in den letzten fünf Jahren, aber seit kurzem verbringt sie ziemlich viel Zeit mit Detective Reagan.«
Jacobs Miene verfinsterte sich. »Wenn Reagan ein Auge auf sie hält, wird es schwer sein, sie noch einmal zu erwischen. Reagan ist kein Dummkopf.«
»Weswegen ich nicht wollte, dass sie in ihrem Haus überfallen wird«, erwiderte Drake verärgert.
Das Wissen, dass Drake Recht hatte, steigerte seine Frustration nur noch. »Also – was gedenkst du zu unternehmen? Ich will diesen Rächer haben.« Er ballte die Fäuste. »Ich will diesen Mann, der meinen Sohn erschlagen hat, und Mayhew weiß, wer es ist. Dessen bin ich mir sicher.«
»Ich mir aber nicht, Jacob. Ich glaube, dass er bereits im Gefängnis wäre, wenn sie es wüsste.«
»Ich will nicht, dass er ins Gefängnis geht. Ich will ihn hier.« Jacob drückte den Finger auf seinen Schreibtisch.
Drake zog eine Braue hoch. »Sie verbringt übrigens viel Zeit mit Reagan und seiner Familie.«
Jacob entspannte sich. Familien waren in jeder Verhandlung ein guter Ansatz. »Gut. Ich will eine Antwort. Und mir ist egal, wer sie mir liefert.«