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Sie schlief unruhig. Immer wieder wachte Charlotte auf und dachte an Richard. Es war ihr unerträglich, ihm wehgetan zu haben.

Als der Morgen graute, fühlte sie sich nicht besser. Sie wusste, dass sie auf ihr Herz hören musste. Aber zu welchem Preis? Sie fühlte sich nicht in der Lage aufzustehen und überlegte bereits, nicht auf das Fest am Abend zu gehen, als Velvet an ihre Tür klopfte.

«Guten Morgen, Charlotte», sagte sie, bemüht, das Wort «Herrin» wegzulassen und sie zu duzen. «Ein Junge hat diese Nachricht für dich abgegeben.» Velvet legte ein Briefchen auf den Nachttisch.

Charlotte machte keine Anstalten, danach zu greifen, sondern zog sich stattdessen die Decke über den Kopf.

«Der Junge hat gesagt, dass Mr. Richard Reemick ihn geschickt hat», betonte Velvet nun, und sofort steckte Charlotte den Kopf unter der Decke hervor.

«Von Richard?»

Schon hatte sie sich den Brief geschnappt, das Siegel gebrochen und den Bogen mit nervösen Fingern auseinandergefaltet.

Die mit eleganter Handschrift geschriebenen Worte drehten sich vor ihren Augen.

Nachdem sie die Zeilen gelesen hatte, sah sie auf und lächelte. Richard war nicht böse auf sie und wünschte ihr Glück. Auf einmal war die Ungewissheit, die sie während der letzten Stunden gequält hatte, wie weggeblasen.

Fröhlich sprang sie aus dem Bett und rannte auf Velvet zu. «Ich bin so glücklich!», rief sie und fiel ihr um den Hals.

Dann schlüpfte sie aus dem Nachthemd, zog ein Kleid an und stürmte die Treppe hinunter. Ohne das Frühstück zu beachten, das Velvet im Esszimmer für sie bereitgestellt hatte, verließ sie eilig das Haus.

Fast hätte sie ihre Nachbarin umgerannt. Sie murmelte ein paar Worte der Entschuldigung und lief schnellen Schrittes weiter. Sie musste sich beeilen, damit niemand ihr zuvorkam.

Schon von weitem sah sie das Kleid im Schaufenster. Gott sei Dank!

Mrs. Redwater bediente gerade zwei Damen, als Charlotte in den Laden stürzte. Obwohl ihr Haar vollkommen durcheinander war und sie aufgewühlt wirkte, erkannte Mrs. Redwater Charlotte sofort.

«Mein Gott, Miss Lacroix! Geht es Ihnen auch gut?»

Lächelnd nickte Charlotte und versuchte ihren Atem zu beruhigen.

«Gleich ist es besser», entschuldigte sie sich keuchend. «Ich bin gelaufen. Ich möchte das Kleid aus dem Schaufenster», sagte sie, ohne Zeit mit Höflichkeiten zu verlieren.

Mrs. Redwater nickte und machte sich daran, das Kleid aus dem Fenster zu holen.

«Es ist wunderschön», sagte sie. «Beste Wildseide. Wenn Sie bitte in die Anprobe gehen, dann stecke ich den Saum und die Taille ab. In ein paar Tagen ist es fertig.»

«Aber ich brauche es heute Abend!»

«Das ist unmöglich! Heute Abend findet das Fest der O’Flanagans statt. Alle Modistinnen der Stadt sind nur damit beschäftigt.»

Damit hatte Charlotte nicht gerechnet. Verzweifelt warf sie einen Blick auf das Kleid, das Mrs. Redwater noch auf ihren Armen ausgebreitet hielt. Es war wie für sie gemacht.

«Das ist egal. Ich nehme es so mit.»

«Wollen Sie es nicht anprobieren?»

«Dafür habe ich keine Zeit.»

«Ich kann es Ihnen nach Hause schicken lassen.»

«Das wird nicht nötig sein. Danke.»

Noch bevor Mrs. Redwater das Kleid ordentlich zusammenlegen und in einem Karton verstauen konnte, hatte Charlotte ein Bündel Geldscheine auf den Ladentisch gelegt, das Kleid kurz entschlossen zusammengeknüllt und sich unter dem Arm geklemmt.

«O Gott!», rief die Frau entsetzt angesichts eines solchen Sakrilegs. «So zerknittert es doch.»

«Machen Sie sich keine Sorgen», beruhigte Charlotte sie. «Ich werde es einfach bügeln.»

Auf der Straße schrieb Charlotte eine kurze Nachricht auf den Block, den sie immer bei sich trug. Zusammen mit ein paar Münzen übergab sie den Zettel einem Jungen und bat ihn darum, die Nachricht bei Hortensia abzugeben. Danach kehrte sie nach Hause zurück.

Um zwölf Uhr kam Hortensia in die Arch Street. Sie begrüßte Velvet und hängte ihr Cape an der Garderobe auf.

«Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen!»

«Ich habe mich auf den Weg gemacht, sobald ich deine Nachricht erhalten habe. Was ist denn los?»

Charlotte holte das Kleid.

«Was ist das?»

«Mein Kleid.»

«Du willst damit sagen, dass du mir wegen eines Kleides einen solchen Schrecken eingejagt hast? Ich hatte Angst, dir wäre etwas zugestoßen. In der Nachricht steht, es ginge um Leben und Tod!»

«Das stimmt ja auch!», verteidigte Charlotte sich. «Ich muss wirklich gut aussehen. Und es gibt keine einzige Modistin in der Stadt, die mir das Kleid bis heute Abend ändern kann.»

Hortensia griff nach ihrem Cape und machte Anstalten zu gehen.

«Bitte, geh nicht. Ich brauche dich! Du weißt, dass ich mit Nadel und Faden eine Katastrophe bin. Und ich muss heute Abend vollkommen sein.»

«Meinetwegen», gab Hortensia nach und hängte das Cape wieder auf. «Aber diesmal ist es wirklich das letzte Mal.»

Schnell zog Charlotte sich das Kleid über.

«Darf man um Himmels willen erfahren, was mit diesem Kleid passiert ist?»

«Es ist doch nur ein bisschen zerknittert.»

Seufzend bückte Hortensia sich zu dem Nähkästchen, das sie Charlotte vor einem Jahr geschenkt hatte und das noch genau dort stand, wo Hortensia es damals hingestellt hatte.

«Ich musste den Großvater und unsere Onkel im Haus allein lassen, um herzukommen», sagte sie und fing an, die Taille abzustecken.

«Sind sie schon hier?»

«Ja, sie sind früh angekommen. Großvater wird etwas länger bleiben, aber Mutters Brüder kehren schon in ein paar Tagen nach New Orleans zurück.»

«Wie geht es Großvater?»

«Gut. Du müsstest ihn zusammen mit Molly sehen.» Hortensias Gesicht erstrahlte, als sie daran dachte, wie der Großvater seine Enkelin zum ersten Mal gesehen hatte. «Es ist so wundervoll, wie sie miteinander spielen.»

«Ich freue mich schon darauf, ihn zu sehen!»

«Großvater wollte mitkommen und dich gleich begrüßen, aber die Reise war lang, und er war sehr erschöpft. Ich musste darauf bestehen, dass er sich noch etwas ausruht. Heute Abend siehst du sie ja alle.»

Um den Saum abstecken zu können, ließ Hortensia ihre Schwester auf einen Stuhl steigen. Dann überprüfte sie kurz, ob sie auch nichts vergessen hatte. «So, das war’s.» Zufrieden nickte sie, nachdem sie den Sitz einer Nadel korrigiert hatte. «Ich muss nur die Taille etwas enger machen und den Saum anheben. Ich denke, in ein paar Stunden bin ich fertig.»

Hortensia hatte noch nicht ausgeredet, da war Charlotte schon wieder angezogen. Sie setzte sich den Hut auf und knotete das Band fest.

«Wie? Du gehst?»

«Verzeih, Hortensia, aber ich habe noch keine Schuhe. Ich bin sofort zurück. Es macht dir doch nichts aus, oder?»

Eigentlich wollte Hortensia ihrer Schwester sagen, dass es ihr durchaus etwas ausmachte. Dass sie sie nicht zu Tode erschrecken und dann inmitten von Metern von Stoff allein zurücklassen könnte, aber sie hielt sich zurück.

«Es fällt mir zwar schwer, es zuzugeben, aber du wärst mir ohnehin keine große Hilfe.» Hortensia bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass sie ruhig gehen konnte.

«Danke, Schwesterherz», verabschiedete Charlotte sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. «Mach dir keine Sorgen. Ich bin zurück, bevor du fertig bist.» Kurz bevor sie das Haus verließ, drehte sie sich noch einmal um. «Übrigens … Ich bin in Scott verliebt!», rief sie ihr zu und war schon weg.

Daher also die ganze Aufregung. Lächelnd hob Hortensia das Kleid vom Boden auf und fing an zu arbeiten. Zum Glück war das Kleid fast wie für Charlotte gemacht.

Als Hortensia ein paar Stunden später den letzten Nadelstich tat, war Charlotte noch nicht wieder aufgetaucht. Hortensia bügelte das Kleid, und damit ihre aufgeregte Schwester die Arbeit nicht wieder zunichtemachte, ging sie in den ersten Stock und breitete es sorgsam auf dem Bett aus.

Es blieb ihr gerade genug Zeit, um nach Hause zurückzukehren und sich selbst für das Fest umzuziehen.

***

Klaus hätte sein Zimmer schon vor einer halben Stunde verlassen müssen. Aber er war eingenickt. Wenn er sich nicht beeilte, würde er zu spät zum Essen erscheinen. Er zog sich so schnell an, wie es irgend ging, und rannte die Dienstbotentreppe hinunter, damit nicht so auffiel, dass er zu spät war.

Nachdem er die letzten Stufen mit einem Sprung überwunden hatte, hörte er die Stimmen der Gäste im Empfangszimmer. Erleichtert verlangsamte er seinen Schritt. Er hatte es geschafft. Gerade wollte er diskret den Dienstbotenbereich verlassen und sich unter die Gäste mischen, als er plötzlich einen Mann entdeckte, der mit einem Koffer in der Hand durch die Hintertür verschwinden wollte. Er erkannte ihn sofort und blieb stehen.

«Richard?»

Richard zögerte einen Moment, drehte sich dann aber zu seinem Freund um.

«Was tust du?»

«Ich gehe, Klaus. Ich kehre auf die See zurück. Mein Schiff wird mit der nächsten Flut auslaufen.»

«Aber du kannst nicht einfach verschwinden! Scott und seine Eltern erwarten dich …»

«Ich habe Mr. O’Flanagan schon heute Nachmittag meine Entschuldigung überbracht. Und eigentlich wollte ich diese beiden Briefe einem Diener geben, damit er sie euch überreicht, wenn ich weg bin. Aber das ist jetzt wohl nicht mehr nötig. Hier. Nimm du sie. Einer ist für dich, einer für Scott.»

Klaus nahm die Briefe entgegen.

«Und Charlotte?»

Richard senkte den Kopf.

«Was ist los?», fragte Klaus. «Ich habe gedacht, du wärst in sie verliebt.»

«Das werde ich auch immer sein. Aber das Leben hält nicht immer eine zweite Chance für uns bereit, sosehr wir es uns auch wünschen», sagte er müde. «Man kann nicht einfach zur letzten Wegkreuzung zurückkehren und doch den anderen Weg einschlagen.»

«Aber …»

«Meine Zeit hier ist vorbei, Klaus. Ich muss jetzt gehen.»

«Und Scott?»

«Er ist es, den Charlotte liebt. Nicht mich.»

Klaus sah die tiefe Trauer im Gesicht seines Freundes.

«Du gehst, ohne dich von ihm zu verabschieden?»

«Es ist besser so. Er wird es verstehen.»

«Auf Wiedersehen, Richard. Ich werde dich vermissen.»

«Auf Wiedersehen, Klaus. Pass auf dich auf.»

Schweigend umarmten sich die Freunde, dann nahm Richard seinen Koffer und ging.


Während sich das Schiff langsam von der Küste entfernte, spürte Richard, dass die Vergangenheit hinter ihm zurückblieb. Als eine Bö das Großsegel spannte, sah Richard über den Bug nach vorn. Er würde auch diese neue Herausforderung seines Lebens annehmen. Mit geschlossenen Augen verabschiedete er sich endgültig von Charlotte und wünschte ihr von ganzem Herzen, dass das Glück sie auf der Reise begleitete, die sie jetzt gemeinsam mit Scott beginnen würde.

Sein eigener Weg würde von nun an vom Wind bestimmt werden.

***

Sobald Velvet ihr Kleid angezogen hatte, fühlte sie sich unwohl. Charlotte hatte ihr die Haare aufgesteckt und sie gedrängt, eine Perlenkette umzulegen. Noahs Mutter wagte nicht, ihr zu widersprechen, aber die Vorstellung, etwas dermaßen Teures um den Hals zu tragen, machte ihr Angst.

Doch als Velvet sich im Spiegel betrachtete, erkannte sie sich kaum wieder und entdeckte überrascht, dass sie noch eine junge Frau war. Und sie fühlte sich sogar hübsch.


Als die Kutsche zwischen den bunten Laternen hielt, die den Eingang der O’Flanagans schmückten, eilten sofort zwei livrierte Diener herbei und öffneten ihnen die Tür. Velvet folgte Charlotte und Noah ins Haus.

Hortensia entdeckte die drei sofort, und mit Brian an der Hand bahnte sie sich rasch einen Weg durch die Gäste, um sich um ihre Familie zu kümmern. Noah blieb die ganze Zeit dicht bei seiner Mutter.

Dann trat Raymond O’Flanagan zu der kleinen Gruppe.

«Ich freue mich, dich wiederzusehen, Noah.»

«Guten Abend, Sir. Ich möchte Ihnen meine Mutter vorstellen.»

Velvet wurde unruhig, als sie merkte, dass die Aufmerksamkeit dieses wichtigen Mannes auf sie gelenkt wurde.

«Guten Abend, Sir», murmelte sie mit dünner Stimme.

«Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen. Sie müssen sehr stolz auf Ihren Sohn sein. Es ist ein großartiger Arzt aus ihm geworden. Das General Hospital hat einen wirklich guten Fang mit ihm gemacht.»

«Danke, Sir», antwortete Velvet zaghaft.

«Ich wollte Ihnen auch danken», fiel Noah jetzt ein. «Sie haben viel für das Krankenhaus getan.»

«Du weißt ja, dass mir nichts anderes übrig geblieben ist», sagte Raymond mit ironischem Unterton. «Scott kann sehr überzeugend sein, wenn er es darauf anlegt. Und das Projekt war es wert. Ich bin froh, dass ich daran teilhaben konnte.»

Gebannt hörte Velvet zu. Sie konnte kaum glauben, dass ihr Sohn mit diesem weißen Mann von gleich zu gleich sprach. Es kam ihr wie ein Wunder vor.

Während Raymond Noah und Velvet in das Esszimmer begleitete, erkannte Charlotte die unverwechselbaren Umrisse einer geliebten Person. Schnell lief sie zu ihm hin.

«Großvater!»

«Mon Dieu, mein liebes Kind!»

«Wie schön, dich zu sehen, Großvater! Ich war mir nicht sicher, ob du wirklich kommen würdest.»

«Um nichts in der Welt hätte ich mir nehmen lassen, meine beiden kleinen Mädchen wiederzusehen.»

Charlotte fiel ihrem Großvater in die Arme. Vier lange Jahre hatte sie ihn nicht gesehen. Dann begrüßte sie die anderen Familienmitglieder, die er mitgebracht hatte und von denen sie viele noch gar nicht kannte.

Glücklich betrachtete sie ihre Familie.

«Ich bin so froh, Großvater!»

«Ich auch, meine Liebe. Nach dem Krieg hatte ich schon Angst, dass ich nicht mehr die Kraft haben würde, euch noch einmal zu besuchen.»

Beide sahen sich an, und in diesem Moment spürte Charlotte, dass endlich alles gut war. Sie musste nur noch eine winzige Kleinigkeit regeln. Sie entschuldigte sich bei ihrem Großvater und der Familie und begab sich unauffällig ins Esszimmer.

***

Als Scott sich an den Tisch setzte, hatten die meisten Gäste ihre Plätze schon eingenommen. Seine Freunde hatte er allerdings noch nicht entdeckt. Die Plätze ihm gegenüber, die für Charlotte und Richard bestimmt waren, waren noch leer.

Jetzt kam Klaus mit ein paar Nachzüglern herein und ging an ihm vorbei.

«Klaus», rief er. «Wo habt ihr nur gesteckt? Und wo ist Richard?»

«Ich fürchte, er ist schon weg. Er hat mir diesen Brief für dich gegeben», flüsterte Klaus ihm zu und übergab ihm diskret die Nachricht. Dann ging er zu seinem Platz.

Sie waren also endlich zusammen, dachte Scott und steckte das Briefchen in die Jackentasche. Später würde er die Nachricht in Ruhe lesen. Gern hätte er Charlotte noch ein letztes Mal gesehen, aber er wusste, dass es so für alle am einfachsten war.

Einen Moment lang schloss er die Augen, um ihr in Gedanken Glück zu wünschen, als jemand sich neben ihn setzte und seinen Arm berührte.

«Guten Abend, Scott. Ich hoffe doch wohl, dass du die Handschuhe zum Essen ausziehen wirst.»

«Charlotte!»

Sie lächelte.

«Aber … Was machst du hier? Ich dachte … Aber dann … Der Brief …»

Hastig zog er den Brief aus der Tasche und faltete ihn auseinander.


Mein lieber Scott,
es ist immer schwer, sich von einem Freund zu verabschieden, und ich glaube, so ist es leichter für uns beide. Ich kann dir nicht genug für alles danken, was du in diesen Jahren unserer Freundschaft für mich getan hast. In den letzten Tagen habe ich feststellen können, dass Charlotte mir gegenüber nicht mehr die gleichen Gefühle hegt. Dass sie nicht mich liebt, sondern dich. Und dass du um unserer Freundschaft willen auf sie verzichten wolltest. Aber dafür gibt es jetzt keinen Grund mehr. Ich kehre auf das Meer zurück. Dort habe ich mich immer glücklich und frei gefühlt. Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Niemand verdient es mehr als ihr beide. Für immer dein Freund
Richard
 

«Er ist abgereist», bestätigte Charlotte.

«Ich werde ihn vermissen.»

«Ich auch», sagte Charlotte betrübt.

Scott schwieg kurz, als müsste er erst nachdenken.

«Und du …?» Wieder verstummte er. «Ist dein Platz nicht gegenüber?»

Bevor Scott noch etwas sagen konnte, zeigte Charlotte ihm zuvorkommend das Kärtchen neben ihrem Teller, auf dem klar und deutlich ihr Name geschrieben stand.

«Du bist unverbesserlich. Eines Tages wirst du damit aufhören müssen, die Gäste anderer Leute nach deinem Geschmack zu platzieren.»

«Ich weiß gar nicht, was du meinst.»

Scott lächelte und zog sich die Handschuhe aus.

Charlotte sah ihn an. Sie war so wunderschön. Ihre Augen strahlten wie Feuer. Scott fühlte, wie sein Herz beinahe aufhörte zu schlagen.

«Was willst du, Charlotte?»

Sie ergriff Scotts Hand und drückte sie fest.

«Ich will dich.»

«Du hast mich immer gehabt.»

Charlotte lächelte. Juni wäre ein wunderbarer Monat, um Hochzeit zu feiern.

Fesseln des Schicksals
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