Kapitel siebenundachtzig

LANGLEY, VIRGINIA, USA

5. Dezember, 06:19 Uhr GMT-5

 

 

»Die Aufnahmen sind ungefähr sechs Stunden alt«, sagte Dave Collen.

Der DCI setzte sich vor den Laptop, auf dem eine Serie von Satellitenbildern zu sehen war. Sie waren unscharf, und die Auflösung war durch die Vergrößerung beeinträchtigt, doch man erkannte trotzdem deutlich, wie erbittert hier gekämpft wurde. Ein Militärlaster war explodiert, nachdem er gegen etwas geprallt war, das wie ein Felsvorsprung aussah, und seine brennenden Trümmer waren zwischen den Leichen im Sand verstreut.

»Eine unterirdische Anlage?«, fragte Drake, als der Bildschirm eine Gruppe von Männern zeigte, die einen umgekippten Laster wieder auf die Räder stellten und ihn als bewegliche Deckung vor sich herschoben.

Collen nickte. »Wir hatten ja keine Ahnung, dass es sie gibt, und den anderen Geheimdiensten ist es offenbar nicht anders gegangen. Wir haben unsere Satellitenaufnahmen der vergangenen Monate noch einmal durchgesehen und Hinweise auf erhöhte Aktivität gefunden. Die Iraner versuchen erst gar nicht zu verbergen, was sie hier machen.«

»Gehen wir davon aus, dass es mit dem Parasiten zu tun hat?«

»Das kann man nicht mit Sicherheit sagen, aber ich würde eine hübsche Summe drauf wetten. Wir haben Fotos von einem Privatjet, der vor einer Woche ganz in der Nähe gelandet ist.«

»Omidi?«

»Auch hier haben wir keine Beweise, aber wenn man eins und eins zusammenzählt – der Jet, dann die Tatsache, dass Smith und Howell zu Fuß in den Iran marschieren, außerdem die Gerüchte, dass Biologen von ihren Jobs abgezogen werden …« Er verstummte für einen Augenblick, ehe er hinzufügte: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Omidi den Parasiten hat und ihn in der Anlage zur perfekten Waffe weiterentwickeln lässt. Vielleicht mithilfe von Sarie van Keuren.«

Drake lehnte sich zurück und verfolgte das Kampfgetümmel, ehe die Aufnahme wieder an den Anfang zurückging. »Ich nehme an, wir sind nicht die Einzigen, die Zugang zu diesen Informationen haben.«

»Das ist richtig. Die Bilder kommen vom National Reconnaissance Office.«

Auch wenn diese Neuigkeiten nicht ganz unerwartet kamen, war die Lage höchst brisant. Smith und Howell waren sicher nicht in den Iran gekommen, um dort ganz allein zu versuchen, Khameneis Streitkräfte aufzuhalten. Sie hatten Kontakt zum Widerstand aufgenommen, und bevor Sepehr Mouradipour sie ausgeschaltet hatte, waren sie offenbar noch in der Lage gewesen, Farrokh die nötigen Informationen zu geben, damit der Iraner Omidis Anlage aufspüren konnte. Die Frage war, wie man auf die dramatische Situation reagieren sollte.

»Das ist noch nicht alles«, fuhr Collen fort. »Wir haben Berichte von schweren Gefechten in den Straßen eines Dorfes, gut hundertfünfzig Kilometer nördlich der Anlage. Die Iraner schicken Flugzeuge mit ihren Sondereinsatzkräften und eine Bomberstaffel dorthin.«

»Wann werden sie dort sein?«

»Sie könnten ihre Truppen schon am Boden haben. Über die Bomber habe ich keine aktuellen Informationen.«

»Kann es sein, dass der Parasit die Anlage verlassen hat?«

»Wir haben keine Leute in der Region, und Satellitenbilder bekommen wir erst wieder in sechs Stunden.«

Drake stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Ich habe …«

Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte, und er verstummte, als er die Nummer auf dem Display sah. Das Oval Office.

Castilla war normalerweise ein sehr berechenbarer Mensch, der immer streng nach Terminplan vorging. Spontane Anrufe zu so früher Stunde waren eigentlich nicht sein Stil.

Collen trat einen Schritt zurück und sah zu, wie Drake den Hörer abnahm. »Hallo, Mr. President.«

»Was zum Teufel ist im Iran los, Larry? Haben Sie sich diese Satellitenbilder angesehen?«

»Ich gehe sie gerade durch, Sir. Wir sammeln noch Informationen über …«

»Da drüben tobt ein Krieg, wir kennen weder die beteiligten Parteien noch wissen wir, was das für eine Anlage ist, bei der sich das Ganze abspielt – und Sie sammeln Informationen?«

»Wir sollten bald mehr wissen. Das …«

»Ich bin in Camp David, Larry, und Sie sind in einer Stunde hier – mit allem, was wir darüber haben. Ich will verdammt nochmal wissen, was die Iraner in diesem unterirdischen Bunker machen, und ich will wissen, wer sie da bei ihren Machenschaften stört. Haben Sie mich verstanden?«

»Sir, dafür reicht die Zeit nicht. Es ist eine komplizierte …«

»Ich sag’s nochmal, Larry. Sie sind in einer Stunde da.«

Drake schluckte schwer und unterdrückte die Übelkeit, die in ihm aufstieg, während ihm der Schweiß auf die Stirn trat. »Ja, Sir.«

Im nächsten Augenblick war die Verbindung getrennt, und er legte langsam den Hörer auf. »Stell alles zusammen, was wir über den Parasiten und die Iraner haben.«

»Alles?«, fragte Collen besorgt.

»Wir fliegen mit dem Hubschrauber nach Camp David. Unterwegs sehen wir uns an, was wir weglassen müssen. Wir werden so kurz vor dem Ziel nicht alles aufgeben.«

Die Ares Entscheidung
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