Auf der Suche nach der Wunderpille
Du bist es gewohnt, wenn dich irgendwo ein Zipperlein drückt, zum Arzt zu gehen. Der macht verschiedene Tests, stellt eine eindeutige Diagnose und entlässt dich mit einem Pillenrezept. Dass du in den Wechseljahren bist, hast du selbst festgestellt. Also hin zu Onkel oder Tante Doktor, Pillchen verschreiben lassen und alles ist gut. Ist es nicht, und das macht dich wütend. Natürlich auf Onkel oder Tante Doktor. Die Hormontabletten, Pflästerchen oder Gels machen dich dick, du fühlst dich wie ein Luftballon von McDonald’s und besser geht es dir auch nicht. Also wieder zu Onkel oder Tante Doc. Neues Spiel, neues Glück. Irgendwann sagt dir Onkel oder Tante Doc, dass du es vielleicht mal mit einem Therapeuten versuchen solltest. Jetzt flippst du aus und das zu Recht. Zugegeben, deine Schweißausbrüche halten sich jetzt in Grenzen, du kannst wieder durchschlafen, aber verdammt noch mal, diese Lustlosigkeiten, diese Leere, diese Lebensmüdigkeit, die sind immer noch da. Sei nicht ungerecht! Alle Gynäkologen dieser Welt sind ausschließlich für die weiblichen Geschlechtsorgane zuständig. Für die depressiven Verstimmungen, die dich nun seit einiger Zeit beuteln, fühlen sie sich einfach nicht zuständig. So ging es einer Frau, die mir anonym folgende Mail schrieb:
„Bei mir wurde noch kein Hormontest gemacht, für die Hitzewallungen nehme ich aber seit ca. zwei Jahren Hormone, die Schweißausbrüche sind auch besser geworden, was heißt besser, ich habe keine mehr. Die Angst und die Minderwertigkeitsgefühle sind aber dafür, wie die Hitzewallungen, meistens da und nur sehr, sehr selten weg. Dadurch zweifle ich oft an mir. Meine Frauenärztin wollte von einem Hormontest nichts wissen, denn der würde ja sowieso immer schwanken, da ich aber die Anzeichen für die Wechseljahre hatte, verschrieb sie mir eben die Hormone. Ich solle eine Therapie für mein Selbstbewusstsein machen. Daraufhin ging ich zu einer Neurologin, die hörte sich meinen Kummer an und meinte, mir fehle ein bestimmter Stoff und verschrieb mir Fluoxetin. Welch eine Freude, es ging mir besser, doch nach einem dreiviertel Jahr bin ich genauso dran wie vorher, nur noch schlimmer. Ich habe in den letzten drei Monaten ca. fünfzehn Pfund zugenommen und weiß eigentlich gar nicht mehr, was ich machen soll. Meiner Frauenärztin traue ich mich nichts mehr zu erzählen, denn ihre Anschriften von Psychiatern habe ich weggeschmissen. Beide sagten mir, ich solle mehr an mich denken und langsam treten, aber ich weiß nicht, wie ich das umsetzen soll.“