Die Kehrschaufel
Das Wichtigste, was wir von Männern allerdings lernen können, ist uns die Welt nach unserem Gutdünken zurechtzubiegen. Schau dir mal an, was Mann macht, wenn ihn irgendetwas bedrückt. Nichts. Genau. Er redet nicht darüber, er denkt nicht daran, er versucht es zu vergessen.
Jeder Mann ist mit einer riesigen Kehrschaufel in der Hand aus dem Mutterleib geschlüpft. Und damit schaufelt er alles, was ihm nicht gefällt, unter den Teppich. Und nur, wenn unter diesem Teppich mal ein paar Körnchen hervorquellen, wird er bereit und in der Lage sein, sich damit auseinander zu setzen. Nein, er leidet nicht darunter, warum sollte er. Du würdest wahnsinnig werden, wenn du wüsstest, was da unter dem teuren Perser alles lauert. Aber ihn ficht das nicht an. Wenn er zum Beispiel im Büro ein Problem hat, dann wird das weggeschaufelt. Er vertieft sich in „Auto Motor Sport“ und belastet sein Gehirn mit Fakten wie Hubraum, Beschleunigung oder Gewicht der neuen S-Klasse. Da man nun aber nicht gleichzeitig über die ausgebliebene Gehaltserhöhung und die neue S-Klasse nachdenken kann, entscheidet er sich für den leichteren Weg, die S-Klasse.
Wie sonst kann es passieren, dass ein Mann völlig erstaunt ist, wenn seine Frau ihn verlassen will? Wo er doch immer so eine gute Ehe geführt hat! Frau hat ihm zwar in den letzten fünf Jahren jeden Tag die rote Karte gezeigt, er hat sie wohl auch gesehen, aber diese Wahrnehmung kam einfach auf die große Schaufel.
Jetzt sagst du: Davon soll ich mir eine Scheibe abschneiden? Na, wenigstens eine kleine. Denn es kann ab und zu nicht schaden, die kleinen Probleme in eine Schublade zu packen und sie zuzumachen. Ich meine, du stellst die Tamponschachtel ja auch nicht weithin sichtbar ins Bad. Und wenn man jedes kleine Problem tausendmal dreht und wendet, dann wird es zu einem großen.