Das Schaf
Es gibt eine Menge Frauen, die auf körperliche Stärke stehen. Selbst gebildet, intelligent, sensibel und feingeistig, fühlen sie sich von Männern angezogen, die männlich wirken. Darunter verstehen sie dann all die Klischees, die aus Männern Kotzbrocken werden lassen. Das Machogehabe, das sie anfangs so erotisch fanden, erstickt ihr sensibles Seelchen.
Da ist zum Beispiel Britta. Britta ist ein Weib, so richtig zum Liebhaben, und genau das will sie auch: lieb gehabt werden. Zierlich, bildhübsch und blitzgescheit, frech, mit einer Riesenschnauze und einer Riesenportion Humor ist sie seit Jahren auf der Suche nach dem falschen Mann. Britta hat schwer kämpfen müssen, um in der Werbebranche Karriere zu machen. Sie entstammt dem Arbeitermilieu, mit einem Vater, der der Klischeevorstellung des Proleten entspricht.
Nach dem Abitur hat Britta eine Ausbildung gemacht und sich in ihrem Verhalten und Aussehen dem Milieu der coolen, kreativen Szene angepasst. Mit Britta kann man sich sehen lassen. Nur die Männer, die sie abschleppt, mit denen kann sie sich nicht sehen lassen. Denn Britta steht auf den Typ Mann, der später einmal so aussehen wird wie ihr Vater: ein bisschen ordinär, ein bisschen brutal, ein bisschen geistlos. Dabei hat sie zwei Jahrzehnte gestrampelt, um genau diesem Milieu zu entkommen.
Jedes Jahr an ihrem Geburtstag kommt es zur Katastrophe: Während die entzückende Britta alle nur erdenklichen Anstrengungen unternimmt, den Liebsten zum Geburtstag mit Überraschungen und Geschenken zu verwöhnen, wird ihr Geburtstag, wenn überhaupt, nur mit einem billigen Parfüm gewürdigt. Das ist jedes Mal das Aus ihrer Beziehungen. Sie heult, tobt, schmeißt das Parfüm aus dem Fenster und beim nächsten Kerl fängt wieder alles von vorn an.
Frauen haben da einen merkwürdigen Hang zum Fatalen. Sie kennen durchaus ernstzunehmende Bewerber, die sie glücklich machen würden, nehmen diese Bewerber aber nicht zur Kenntnis, weil sie nicht ihrem Beuteschema entsprechen. Denn sie orientieren sich fatalerweise immer in die falsche Richtung.
Manchmal läuft dabei allerdings zum Glück einiges schief.