Palästina, Akkon, 1283
Aufhören! Joral, ich
beschwöre dich! Ich…“
„Schweig, du
gottverdammte Hure!“ Ein Mann in einem roten, paillettenbesetzten
Wams packte die halb entkleidete Frau, schüttelte sie. Sie
versuchte sich zu befreien, während ein zweiter, dunkel gekleideter
Bewaffneter von hinten ihren Peiniger angriff.
Doch ein Faustschlag
traf sie am Kopf und sie stürzte rücklings die Holztreppe hinab,
blieb verkrümmt zwischen den Stoffballen im Lagerbereich liegen.
Einer der Ballen kippte, riss den großen Kerzenständer mit sich. Im
Handumdrehen züngelten überall Flammen, neue Nahrung findend, als
das Geländer der Galerie unter einem Schwerthieb zusammenbrach. Der
Schlag hatte dem Mann im roten, paillettenbesetzten Wams gegolten,
aber er hatte ihn verfehlt. Sein Gegner war behände, aber außer
sich vor Wut.
„MÖRDER! Du hast sie
umgebracht!!!“
Die Schwerter klirrten
aufeinander. „Was hast du gedacht, he, du Ratte? Dass du es
fröhlich mit meiner Frau treiben kannst, während ich unterwegs
bin?!“ Wieder ein Hieb. Diesmal traf es den Schwarzgekleideten am
Arm. Er stolperte, landete hart an der Rückwand der Galerie, raffte
sich aber wieder auf und ging zum Gegenangriff über.
Das Feuer begann
gierig um sich zu greifen, ein beißender Qualm hüllte die beiden
Kontrahenten ein und ließ ihre Augen tränen. Durch das Prasseln der
Flammen und das Klirren der Schwerter war jetzt noch ein weiteres
Geräusch zu hören: das Rufen eines Kindes. Höchstens zwei Jahre
alt. Es war aus dem Schlafgemach getappt, brüllte verängstigt nach
seiner Mutter.
„Wessen Balg ist das?
DEIN Bastard, was?!“ Die Treppe gab unter dem Fraß der Flammen nach
und riss einen Teil der Galerie mit sich. Die beiden Kämpfer wichen
zurück in eines der Zimmer, über das Kind setzend, das aus
Leibeskräften schrie. „Ich schicke dich in die Hölle! Und deine
Brut gleich mit!“ keuchte der Rotgewandete und holte zu einem
weiten Schlag aus. In diesem Augenblick warf sich sein Gegner in
einem verzweifelten Angriff nach vorn und rammte ihm die Klinge in
die Brust. Einmal, und noch einmal. Blut spuckend ging jener in die
Knie.
Ohne ihn weiter zu
beachten stürmte der Schwarzgekleidete durch die schon im Türrahmen
züngelnden Flammen hinaus auf die Überreste der Galerie und griff
das schreiende Kind. Nur ein paar Sekunden, bevor das Feuer
vollständig das obere Stockwerk erfasste, sprang er durch eines der
Fenster…