7. Kapitel

Sie fanden Minnie mit dem Gesicht nach unten im Schlamm des Seeufers, einen Beutel mit ihren wenigen Habseligkeiten umklammernd, um den Hals eine Girlande aus welken weißen Jasminblüten. Die weißen Blüten symbolisierten eigentlich den sanften Übergang vom Leben in den Tod, doch ihr verfärbter, aufgedunsener Körper sprach eine andere Sprache. Nioka war entsetzt und machte sich Vorwürfe, weil sie, durch ihre junge Liebe abgelenkt, sich nicht genug um ihre Schwester gekümmert hatte. Sie war untröstlich, konnte es nicht fassen, daß nach ihrer Mutter nun auch ihre Schwester nicht mehr da war. Sie weinte um sie, obwohl sie sie damit nicht zurückholen konnte, weinte und riß an ihren Brüsten, wie es Minnie in der Trauer um ihren verlorenen Sohn getan hatte. Niokas Tage waren voller Schmerz. Sie verschmähte ihren Geliebten, brachte ihm nur Feindseligkeit und Zorn entgegen. Sie watete weit in den See hinaus und rief die Geister an, die bei der Selbstzerstörung ihrer Schwester zugesehen hatten, verfluchte sie, weil sie sie nicht früher ans Ufer zurückgetragen hatten. Tief in ihrem Inneren saß ein bohrender Schmerz, der sie glauben ließ, dies sei die Rache der Kinder. Die drei kleinen Jungen würden es ihren Müttern nie verzeihen, daß sie sie im Stich gelassen hatten. Darin lag die Quelle allen Übels. Sie ging zu Doombies Mutter und überzog sie mit einer Flut von Beschimpfungen, bis Gabbidgee einschritt und sie anflehte, ihr Leiden nicht noch zusätzlich zu verschlimmern. Er trauere jeden einzelnen Tag seines Lebens um seinen Sohn.

Am See tuschelte man, Nioka erleide das gleiche Schicksal wie ihre Schwester und werde nun ebenfalls verrückt. Die Älteren wurden herbeigerufen, um sie mit Zaubersprüchen von ihrem Weinen zu erlösen, doch nichts half. Eines Tages bemerkten sie, daß Nioka sie ebenso wie Minnie verlassen hatte. Vielleicht war sie auch im See ertrunken oder lag irgendwo tot in den dichten Wäldern.

Sie suchten am Ufer und im Wald nach ihr, riefen die Vögel in der Luft und die Nachttiere des Busches um ein Zeichen an, doch es blieb aus. Niokas Verschwinden blieb ein Geheimnis und brach ihrem Geliebten beinahe das Herz. Verzweifelt bat er die Ältesten, nach Moobuluk zu schicken, dem ehrfurchtgebietenden Zauberer, mit dem sie verwandt war.

 

Bobburah, auch Bobbo genannt, erlebte im Schlaf das Dahinscheiden seiner Mutter mit. Für ihn sah es genauso anmutig aus, wie sie es sich gewünscht hatte; sie trieb auf den sanften Wellen dahin, lächelte ihn an, duftende Blumen umgaben ihr langes, schwarzes Haar, und er hörte, wie sie liebevoll seinen Namen rief. Der Anblick war wunderschön, und er verzieh ihr, daß sie nichts dagegen unternommen hatte, daß die Weißen ihn mitnahmen. Er tauchte in ihre warmen braunen Augen ein, sah durch sie hindurch die vertraute Küche mit der Veranda davor, auf der er so oft mit Teddy gespielt hatte. Und die großen Männer mit ihren Pferden und die dummen, wolligen Schafe. Er lächelte. Dumme, wollige Schafe mit weichen Köpfen und niedlichen Lämmern, die ihre kleinen Schnauzen in Eimer voller Milch drückten. Sie führten ein unbeschwertes Leben. Es erinnerte ihn an glückliche Zeiten. Aber wo war das gewesen?

Seine Mutter wirkte sehr schläfrig und schloß die Augen, doch als er ihr diese Frage stellte, sah sie ihn überrascht an. »Springfield«, antwortete sie klar und deutlich. »Springfield.«

Dann glitt sie zufrieden in die Traumzeit hinüber.

Bobbo fuhr mit einem Ruck aus dem Schlaf hoch, das Wort ›Springfield‹ noch im Ohr. Vor Kälte zitternd, trat er zu den anderen zerlumpten Jungen, mit denen er ihre schäbige Unterkunft säubern mußte, bevor sie sich alle zum Appell und dem allmorgendlichen Singen von Kirchenliedern auf dem harten Asphalt des Hofes versammelten. Danach trottete er verschlafen zum Frühstück, löffelte seinen dünnen Porridge und wartete in der Schlange auf seinen Korb. Da man der Meinung war, es habe keinen Sinn, farbigen Kindern Unterricht zu erteilen, mußte er sich trotz seines Alters an der schweren Arbeit im Gemüsegarten beteiligen. Das Waisenhaus hatte ein zusätzliches Stück Land erworben, das urbar gemacht werden mußte.

An diesem Tag machte es Bobbo nichts aus, mit den anderen Jungen aufs Feld zu ziehen, das sie von Steinen zu befreien hatten. Das Feld lag vor den Toren des Waisenhauses und war nicht eingezäunt. Als er seinen flachen Korb mit Steinen gefüllt hatte, schleppte er ihn mühsam zu dem stetig wachsenden Steinhügel, wo die Last abgeladen wurde. Er ging um den Hügel herum, ließ den Korb dort unbemerkt liegen und entfernte sich, vom Hügel gedeckt, von den anderen Jungen. Bobbo rannte nicht, ging vielmehr ganz leise auf einen Weg am Ende des Feldes zu. Dann jedoch sprintete er los, bog in den nächstbesten Hof ein, kletterte über einen niedrigen Zaun und rannte weiter. Im Zickzack sauste er über Privatgrundstücke, schlüpfte unter Stacheldrahtzäunen hindurch, erreichte eine Straße und lief sie entlang, so schnell ihn seine kleinen Beine trugen. Dann bog er in eine gepflasterte Gasse ein und rannte, rannte, rannte den Bossen davon. Stundenlang rannte er so, bis er Unterschlupf in einem verwilderten Obstgarten fand, wo er einige wurmstichige Äpfel verschlang. Bobbo schmeckten sie köstlich, und er saugte gierig an den Kerngehäusen, während er wartete.

Die Sonne wanderte über die Bäume nach Westen, weg von der großen Stadt. Er glaubte, sie werde ihn nach Hause bringen, zurück aufs Land. Entschlossen stand er auf und lief weiter, immer der Nachmittagssonne entgegen.

In dieser Nacht schlief er in einem Gebüsch am Straßenrand. Am Morgen sah er, daß er sich auf einem Acker befand, und klopfte kühn an die Hintertür des dazugehörigen Farmhauses.

Eine Frau öffnete und sah ihn verblüfft an. »Wer bist denn du?«

»Missus, haben Sie bitte was für mich zu essen?« fragte er. Erstaunt betrachtete sie die zerlumpte Gestalt. »Wo sind deine Eltern?«

Er zeigte mit dem Finger auf die Straße. »Da lang. Haben Sie ein kleines bißchen für mich?«

Die Frau lachte. »In Ordnung, aber dann verschwindest du gleich wieder. Und nichts anfassen. Ich bin gleich zurück.«

Sie kam mit einem säuberlich durchgeschnittenen Honigsandwich wieder.

»Bitte schön.«

Seine braunen Augen blitzten auf vor Freude. »Danke, Missus.«

»Und jetzt ab mit dir!«

Im Laufen verschlang er das Sandwich. Er war nach wie vor der festen Überzeugung, er befinde sich auf dem Heimweg. Und jetzt, da er wußte, wie er sich etwas zu essen beschaffen konnte, würde ihm nichts mehr passieren. Ihm war die Küche von Springfield wieder eingefallen, wo seine Mutter gearbeitet hatte, bevor sie in die Traumzeit hinüberging.

 

Doombie lebte nach wie vor bei der Aufseherin. Er fühlte sich wohl bei der freundlichen Frau, die ihn wie ihren eigenen Sohn behandelte. Beide freuten sich auf die Sonntage, an denen Buster zum Mittagessen kam und Neuigkeiten aus dem Armenhaus mitbrachte.

»Sie haben kein Geld zum Renovieren«, berichtete er seiner Schwester. »Sieht aus, als müßte es geschlossen werden. Vermutlich wird das ganze Gebäude abgerissen.«

»Zu etwas anderem taugt es ja auch nicht mehr.«

»Schon, aber was wird aus mir? Ich verliere meine Arbeit.«

»Du weißt, du kannst jederzeit zu mir ziehen. Ständig werden hier neue Häuser gebaut, die Siedlung wächst und wächst, und an Möglichkeiten zu Gelegenheitsarbeiten herrscht kein Mangel. Ich habe mich erkundigt – einen Mann wie dich können sie hier immer gebrauchen.« Sie lächelte. »Außerdem leben jetzt viele junge Familien hier. Meinen Ruf als zuverlässige Hebamme hab’ ich bei denen schon weg.«

»Das kann ich mir denken«, erwiderte Buster stolz. »Vermutlich gibt es in dieser Gegend nicht allzu viele davon.«

 

Mrs. Adam Smith mißfiel die Gegenwart des schwarzen Kindes immer mehr, zumal sie inzwischen selbst ein Baby erwartete. Die Nachricht war ein rechter Schock gewesen; die Ärzte hatten ihr immer gesagt, sie könne keine Kinder bekommen, und nun war sie schon im dritten Monat. Immerhin hatte Adam daraufhin eine Entscheidung gefällt. »Wir können unser Kind nicht zusammen mit einem schwarzen aufziehen. Stell dir vor, es wird ein Mädchen!«

»Ob Junge oder Mädchen, es geziemt sich einfach nicht. Er muß weg.«

»Ja. Ich werde sehen, was sich machen läßt.«

Bei seinen Nachforschungen entdeckte er, daß es weit draußen hinter Ipswich an der Straße nach Toowoomba ein neues Reservat für Schwarze gab. Dort lebten Aborigine-Familien aus verschiedenen Bezirken.

»Das wäre ideal für ihn«, erklärte er seiner Frau. »Man sagte mir, einige schwarze Frauen würden Jack sehr gern bei sich aufnehmen. Dort ist er ohnehin besser aufgehoben.«

Die Köchin empfand als einzige Mitleid mit Jagga. Sie packte seine Sachen in einen schicken, neuen Koffer, zog ihm seinen besten Matrosenanzug mit dem weißen Strohhut an und bestand darauf, daß er seine guten Schuhe und Strümpfe trug. Dann gab sie ihm einen Korb mit Rindswürstchen, Früchtekuchen, Keksen und Bananen mit, drückte ihm zwei Pennies in die Hand und einen Kuß auf die Wange.

Jagga war begeistert, da er glaubte, man bringe ihn zurück zu Bobbo und Doombie. Daß Bobbo das Armenhaus bereits vor ihm verlassen hatte, hatte er vergessen. Der Koffer interessierte ihn nicht weiter, der Picknickkorb dafür um so mehr. Er hielt ihn fest an sich gepreßt, als ihm die hübsche Dame zum Abschied den Kopf tätschelte und ihn neben Mr. Smith in den Gig verfrachtete.

Die Reise über den Fluß und aufs Land hinaus dauerte sehr lange. Nach einer Weile rollte er sich auf einem Teppich unter dem Sitz zusammen und döste glücklich ein. In einer großen Stadt legten sie eine Pause ein. Jagga durfte an Mr. Smiths Seite in einem Café zu Mittag essen, wo er einiges Aufsehen erregte, weil er so gute Tischmanieren besaß. Er sah, daß Mr. Smith mit ihm zufrieden war, denn er lächelte und machte Scherze und kaufte ihm zum Schluß sogar ein Erdbeereis.

Dann ging der tolle Ausflug weiter. Sie rollten eine lange, sandige Straße entlang, die irgendwie vertraut roch. »Wir fahren Hause?« fragte er unvermittelt.

»Ja. Ich bringe dich an einen Ort, wo viele Mädchen und Jungen wie du leben. Dort wirst du eine Menge Spielkameraden finden.«

»Wirklich Hause?«

»Ja.«

Doch irgendwann hielten sie an einem seltsamen, fremden Ort. Es gab ein riesiges Tor dort, viele Hütten und Menschen, doch das waren nicht seine Leute. Jagga bekam es mit der Angst zu tun.

»Das nicht Hause.«

»Doch, das sind deine Leute.«

Jagga klammerte sich an ihm fest. »Angst, kenne die nicht.«

Für Jagga, dem die Unterscheidung nach Hautfarben unbekannt war, waren diese dunkelhäutigen Menschen allesamt Fremde, und er mußte gewaltsam vom Gig weggezogen werden.

»Sieht nicht wie ein Waisenkind aus«, bemerkte der Verwalter mit einem Blick auf den herausgeputzten Jungen.

»Wir haben uns gut um ihn gekümmert«, sagte Smith. »Aber ich denke, hier ist er besser aufgehoben.«

»Stimmt wohl. Wie heißt er?«

»Jack. Er ist ein braver Junge. Und überaus wohlerzogen.«

»Wenn Sie meinen, Kumpel. Lassen Sie ihn hier.«

Nach getaner Pflicht überließ ihn Mr. Adam Smith nur zu gern der Obhut des Beamten. Er freute sich auf die Zwischenübernachtung im Hotel von Ipswich, wo am Samstagabend eine ausgezeichnete Varieté-Vorstellung lief. Mrs. Smith fand es abscheulich, doch er selbst liebte das Varieté. Diese Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen.

Er tätschelte den Kopf des Kindes, das sich vor Angst krümmte, ermahnte es, brav zu sein, und verschwand.

»Was soll ich jetzt mit dir anfangen?« fragte der Verwalter ratlos. Buster war es damals ähnlich ergangen.

Er sah aus dem Fenster und bemerkte eine dicke Aborigine-Frau, die im Schneidersitz vor einer Hütte saß.

»He, Maggie, komm mal her! Sieh mal, was ich hier habe.«

Erstaunlich agil angesichts ihrer Körperfülle sprang die Frau auf die Füße und kam zu ihm herüber. »Was los, Mr. Jim?«

Mit dem Korb in der Hand trat er vor die Tür. »Sieh mal rein, richtig gutes Essen.«

Sie öffnete grinsend den Korb. »Essen für mich?«

»Ja. Aber der Besitzer gehört dazu.«

»Wer ist Besitzer?«

Als sie das zitternde Kind hinter dem Schreibtisch erblickte, schloß sie es sofort ins Herz. »Lieber, kleiner Kerl! Und so hübsch. Wo ist Mumma?«

»Er ist ein Waisenkind und heißt Jack.«

Ohne zu zögern, drückte sie ihn an sich. »Armer, kleiner Junge. Hat keine Mumma. Keine Sorge, Maggie kümmert sich. Ein Kind mehr macht nichts.« Sie plazierte ihn auf ihrer ausladenden Hüfte. »Das dein Essenkorb, Jack? Wir nehmen mit.«

»Diesen Koffer könnt ihr auch haben«, sagte Mr. Jim zu ihr.

»Für ein Waisenkind ist er verdammt gut ausgestattet.«

Nachdem er das Kind untergebracht hatte, kehrte Mr. Jim in seinen Sessel auf der vorderen Veranda zurück und las Zeitung. Er machte sich nicht die Mühe, Jacks Ankunft in den Akten zu vermerken. Wie Maggie bereits gesagt hatte, bedeutete ein Kind mehr oder weniger keinen Unterschied. Hier lebte ein buntes Gemisch aus unterschiedlichsten Stämmen und Clans, und man konnte wirklich nicht von ihm erwarten, daß er die verschiedenen Familiennamen auf die Reihe kriegte, geschweige denn, sie buchstabieren konnte.

 

Gabbidgee, Jaggas Vater, behauptete beharrlich, Nioka sei noch am Leben.

»Sie ist anders als ihre Schwester. Sie ist eine starke Frau, eine Kriegerin. Sie ist einfach nur weggelaufen.«

Er wollte die Suche nach ihr fortsetzen, aber seine Ehefrau geriet darüber in Zorn. »Warum machst du solch ein Getue um diese Frau? Hast du dich in sie verguckt? Lüg mich nicht an. Jetzt willst du fortgehen und nach ihr suchen. Sie hat immer nur Schwierigkeiten gemacht. Wenn du sie in diese Hütte bringst, töte ich dich.«

Also wartete Gabbidgee geduldig, bis Moobuluk eintraf, und hielt sich während der Willkommenszeremonie für den Ehrfurcht einflößenden Zauberer respektvoll im Hintergrund. Er lauschte den Ältesten, die ihm schonend beibrachten, daß zwei Frauen aus seiner Familie gestorben waren.

Er nahm sogar an der von Moobuluk angeführten Trauerzeremonie teil, obwohl er sicher war, daß nur Minnie tot war.

Schließlich gelang es ihm, am Lagerfeuer einen Platz hinter Moobuluk zu erhaschen, und er flüsterte ihm zu: »Nioka lebt noch.«

Moobuluk erstarrte für einen Moment. Es war tabu, den Namen einer Toten zu erwähnen.

Er wandte sich um und starrte Gabbidgee ins Gesicht. »Was sagst du da?«

»Vergib mir, alter Mann, vergib mir«, stammelte Gabbidgee, »aber sie ist nicht tot.«

»Wie kann das sein? Ich habe mit den Ältesten gesprochen, die es doch wissen sollten. Der Tod war hier, die Geister sind zufrieden. Warum sagst du etwas so Grausames zu mir?«

»Ich bin nicht zufrieden.« Gabbidgee staunte über sich selbst. Tapfer fuhr er fort: »Du irrst dich, alter Mann, du hast nur mit den Geistern einer Schwester gesprochen.«

Moobuluks Blick war verschleiert. Diese Tragödie hatte ihn verletzt, und er fühlte sich für den Tod seiner Verwandten verantwortlich. Er hatte geglaubt, sie seien hier in Sicherheit.

»Es tut mir leid«, brummte Gabbidgee, »das hätte ich nicht sagen sollen.«

»Ich kann mich irren, Bruder. Aber niemand lügt mich an. Warum behauptest du das Gegenteil?«

Er hörte Gabbidgee an, ohne ihn zu unterbrechen, als dieser von der Verzweiflung der toten Frau und der Reaktion ihrer Schwester berichtete.

»Zuerst war sie auch verzweifelt, aber dann verwandelte sich ihre Verzweiflung in Zorn. Zorn wegen der verlorenen Schwester, der verlorenen Kinder. Nioka ist nicht tot.«

»Wo ist sie dann? Ihr Geliebter trauert um sie. Hätte sie ihn freiwillig verlassen? Ich glaube, sie liebte ihn aufrichtig.«

»Das ist wahr. Aber Nioka war zornig. Ich glaube, sie sucht nach den Kindern.«

»Aber sie sind weder im alten Lager noch in der Gegend des Broderick-Hauses, sonst hätte mir Spinner eine Botschaft geschickt. Ich wäre sofort zum See gekommen und hätte es ihnen gesagt, das wußten die beiden genau. Ich lasse so etwas nicht einfach auf sich beruhen.«

»Vielleicht glaubte sie, Spinner habe es vergessen.«

»Das würde er nicht wagen.«

Gabbidgee überlief ein Schauder. Das stimmte. Spinner würde es tatsächlich nicht wagen. Wären die Kinder inzwischen zurückgekehrt, hätten sie davon erfahren. Denn Spinner wußte, was es hieß, wenn ein Mann wie Moobuluk mit dem Knochen auf ihn zeigte.

»Nein«, gab er zu, »die Kinder sind nicht dort. Aber ich glaube trotzdem, daß Nioka zurückgegangen ist, und werde es so lange glauben, bis man sie selbst oder ihre Überreste gefunden hat.«

Der alte Mann sah auf seinen dreibeinigen Hund hinunter und stupste ihn mit dem Fuß an. »Sieht aus, als müßten wir selbst nachsehen, sonst findet Gabbidgee keine Ruhe.«

»Soll ich nicht mitkommen?«

»Nein, deine Frau würde es nicht gutheißen. Wenn du aber recht behältst und ich eines unserer Mädchen durch deine Hilfe zurückbekomme, bin ich dir zu Dank verpflichtet.«

Irgendwann in der Nacht zog Moobuluk lautlos von dannen.

 

»Wie bitte?« fragte Louisa entsetzt, als sie von Rupes Verhaftung erfuhr. Noch nie hatte jemand, den sie kannte, im Gefängnis gesessen.

Ihr Ehemann nahm ein Paar polierte Reitstiefel und ein sauberes Hemd aus dem Schrank. »Ich sagte, er ist im Gefängnis. Hat sich mit jemandem geprügelt, so wie es aussieht.«

»Woher weißt du das?«

»Ein Viehhüter, der unterwegs zu Jock war, hat mir Bescheid gesagt. Ich muß in die Stadt reiten und eine Kaution stellen.«

»Das glaube ich einfach nicht! Wollt ihr mich um jeden Preis blamieren? Was in aller Welt soll Cleo von uns denken? Seit sie hier ist, gibt es nichts als Streitereien, und nun sitzt Rupe auch noch wie ein gemeiner Verbrecher im Gefängnis. Und dir scheint das gar nichts auszumachen.«

Victor streifte sich das Hemd über. »Natürlich macht es mir etwas aus. Ich bin stinksauer. Keine Ahnung, in was für einen Schlamassel sich dieser Idiot jetzt schon wieder hineingeritten hat. Ich habe weiß Gott Besseres zu tun, als in die Stadt zu fahren, um ihn aus dem Gefängnis zu holen.«

»Dann laß ihn doch drin!«

»Mach dich nicht lächerlich. Das gäbe nur noch mehr Gerede. Außerdem will Austin ihn umgehend zu Hause haben.«

»Austin! Ich kann diesen Namen bald nicht mehr hören. Und wenn er noch einmal anfängt zu brüllen, werde ich ihm persönlich den Mund verbieten.«

Victor grinste. »Von mir aus gern! Wir hätten noch eine Weile in der Stadt bleiben sollen, meinst du nicht? Nächstes Mal sind wir klüger.« Er küßte Louisa auf die Wange. »Kopf hoch, schlimmer kann es doch gar nicht mehr kommen.«

»Darauf würde ich mich nicht verlassen. Was passiert, wenn der Musterknabe Rupe nach Hause kommt? Dann gibt es noch mehr Streit.«

»Die ideale Gelegenheit, Austin über den Mund zu fahren«, schlug Victor lachend vor. »Oder du bringst Cleo rasch außer Hörweite.«

»Du meinst wohl, ich mache Witze. Von wegen!«

Als er endlich Cobbside erreichte, war Victor verschwitzt, durstig und schlechtgelaunt. Außerdem hatte er Hunger, da er vor dem Mittagessen aufgebrochen war. Also beschloß er, Rupe noch ein Weilchen schmoren zu lassen und erst einmal etwas zu essen. Das Pub wirkte sehr viel einladender als das Gefängnis.

Beim Betreten des Schankraums grüßten ihn einige Hilfsarbeiter von Jocks Farm.

»Holst du Rupe aus dem Knast? Bring ihn her, dann können wir alle zusammen einen heben und feiern!«

»Was denn feiern?«

»Rupe hat ein Zeichen gesetzt! Er ist ein Held.«

Victor schüttelte den Kopf. »Ich weiß noch gar nicht, was genau passiert ist.« Er bestellte sich ein Pint. Vielleicht war es besser, wenn er sich den Hergang von diesen Männern schildern ließ, denn Rupes Version würde vermutlich alles andere als zuverlässig ausfallen. Das hatte die Geschichte mit dem Überfall am Fluß bewiesen, die ihm Victor nicht eine Sekunde lang abgekauft hatte.

»Was ist überhaupt geschehen? Gab es eine Schlägerei?«

»Nein, keine Schlägerei«, erwiderte Bert Fleming, der seit Jahren im Bezirk arbeitete. »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Rupe hatte eine Art Auseinandersetzung mit Charlie Todman, einem der neuen Vermesser …«

»Er sagt, sein Name ist Charles«, flötete ein anderer, woraufhin alle vor Lachen losbrüllten.

»Dann greift sich Rupe plötzlich ein Stück Rohr und fällt über diesen Charlie her. Junge, hat der ihn vielleicht vermöbelt! Sein Arm ist an zwei Stellen gebrochen.«

»Jesus«, murmelte Victor, »warum zum Teufel hat er das getan?«

Bert zog an seiner Pfeife. »Wir sind zwischen die beiden gegangen, sonst hätte Rupe ihn glatt umgebracht. Dann kommt Todman senior aus seinem Büro gerannt und schreit nach der Polizei. Zur gleichen Zeit brüllt Rupe, daß der Kerl ihm sein Pferd unter dem Hintern weggeschossen hat.«

Victors Kopf schoß in die Höhe. »Sein Pferd?«

»Ja. Stimmt das?«

»Irgend jemand hat es jedenfalls getan. Fremde, Eindringlinge auf unserem Land. Aber Rupe kannte sie angeblich nicht.«

»Jetzt schon. Endlich bekommen diese Vermesser und ihre sauberen Freunde mal eine Vorstellung davon, was sie hier draußen erwartet. Der alte Jock macht sich schon richtig Sorgen; er hat gehört, daß die Leute vor dem Gericht in Toowoomba Schlange stehen, seit das Pachtland zum Verkauf freigegeben wurde. Sie beanspruchen jedes Grundstück, das nicht freier Grundbesitz ist.«

»Ich weiß, aber was hat das mit Rupe zu tun?«

»Eine Menge. Diese Vermesser hängen wie die Kletten an den Siedlern, weil sie ein schnelles Geschäft wittern. Ihre Büros schießen wie Pilze aus dem Boden. Todman & Sohn. Hast du es denn noch nicht gesehen?«

»Nein.«

»Du bist direkt dran vorbeigeritten, Kumpel. Todman sagt aber, er habe nie einen Fuß auf Springfield gesetzt. Rupe behauptet das Gegenteil. Wie auch immer, sie haben die Botschaft verstanden. Der alte Todman soll wissen, was ihm blüht, wenn er sich auch nur mit einem einzigen Siedler im Schlepptau bei Jock blicken läßt.«

Der Barkeeper unterbrach ihn. »Dennoch, Victor, Ihr Bruder wurde wegen tätlichen Angriffs angezeigt und hat bei Sergeant Perkins dann auch noch eine dicke Lippe riskiert. Damit hat er sich nicht gerade einen Gefallen erwiesen.«

»Er ist schon in Ordnung«, sagte Bert und kippte sein Bier hinunter, doch Victor war davon nicht so ganz überzeugt. Er hatte gehofft, eine ruhige Unterhaltung mit Perkins könne den Zwischenfall aus der Welt schaffen, aber Rupes großes Mundwerk hatte ihm diesen Ausweg offensichtlich verbaut.

So begeistert diese Burschen auch waren, der Angriff auf einen unbewaffneten Mann war eine ernst zu nehmende Angelegenheit, viel ernster als eine der üblichen Wirtshausschlägereien, von der Victor zunächst ausgegangen war. Rupe hatte sich nämlich schon mehr als einmal wegen einer Frau geprügelt.

Er trank noch ein paar Gläser mit den Männern und überredete den Barkeeper, ihm wenigstens eine kalte Mahlzeit zu servieren, da die Küche bereits geschlossen war. Dann überlegte er sich seinen ersten Schachzug. Falls die Todmans auf einer Gerichtsverhandlung bestanden, würde Rupe verlieren. Es gab einfach zu viele Zeugen für den Angriff, während er bei dem Zwischenfall mit dem Pferd ganz allein gewesen war. Für das Gericht wog ein tätlicher Angriff auf einen Menschen weitaus schwerer, so daß Rupe in diesem Fall keine Chance hätte.

Manchmal kam es Victor so vor, als lebe sein Bruder in der Vergangenheit. Er war viel zu anfällig für all die wildromantischen Geschichten aus der Pionierzeit, mit denen Austin ihn fütterte. Damals war sein Wort Gesetz gewesen. Die Squatter regierten wie Herzöge über ihre Weidegründe, und niemand wagte, sich ihnen in den Weg zu stellen. Doch diese Zeit war lange vorbei. Falls Rupe sich als zweiten Austin Broderick betrachtete, mußte man ihn umgehend auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Aber vielleicht nicht gerade heute, dachte Victor grimmig.

Diese Anzeige durfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Er schlug daher nicht den Weg zur Polizeiwache ein, sondern ging erst einmal zum Büro des Landvermessers.

Beim Eintreten dachte er verärgert, daß er sich nun ebenso verhalten würde, wie Austin es angesichts der Umstände getan hätte. Leider fiel ihm kein anderer Ausweg ein. Er stellte sich bei Todmann senior vor, der wie erwartet reagierte.

»Sagten Sie Broderick? Sind Sie etwa mit diesem Kerl verwandt, der meinen Sohn angegriffen hat? Er ist noch immer im Krankenhaus. Was sind Sie nur für Menschen? Raus aus meinem Büro!«

»Ich bin sein Bruder«, antwortete Victor ungerührt. »Betrachten Sie es als Glück, daß ihr Junge es nur mit Rupe allein aufnehmen mußte.«

»Was heißt hier aufnehmen?« stieß der grauhaarige Mann hervor. »Er wurde überfallen. Verschwinden Sie, sonst rufe ich die Polizei!«

»Tun Sie das ruhig, aber erst, wenn ich fertig bin. Jemand hat eins unserer Pferde erschossen …«

»Aber nicht Charles. Er trägt keine Waffe.«

»So habe ich es auch gehört. Aber Sie haben ihn mit ein paar Männern nach Springfield geschickt, und die haben es getan …«

»Das höre ich mir nicht länger an!«

»Oh, doch. Sie setzen sich jetzt erst mal hin.« Victor wartete, bis der Vermesser in einen Sessel gesunken war. »Auf unserem Land bewacht niemand allein die Grenzen, schon gar kein Familienmitglied. Rupe war in Begleitung, als das Tier erschossen wurde, wir haben also einen Zeugen.« Victor improvisierte munter drauflos, denn er wußte, daß die Wahrheit irgendwo zwischen Rupes und Todmans Version liegen mußte. Zweifellos hatte Rupe den Städter wiedererkannt, der mit den Buschräubern unterwegs gewesen war. Und sie hatten Springfield unbefugt betreten, soviel stand fest.

»Haben Sie irgendeine Ahnung von den Regeln, die hier draußen gelten?« fragte er drohend. »Es ist schlimmer, ein Pferd zu stehlen als eine Ehefrau. Ein gutes Tier zu erschießen ist sogar noch verwerflicher. Sie können von niemandem hier Mitgefühl erwarten, denn die Wahrheit hat sich bereits herumgesprochen. Ich bin seit zwei Stunden in der Stadt und habe schon mehrfach die Meinung gehört, daß Charlie am besten gelyncht werden sollte. Mag sein, daß er das Pferd nicht erschossen hat, aber er ließ es zu, und gelogen hat er obendrein.«

Victor legte eine Kunstpause ein. »Drücken wir es einmal so aus, Mr. Todman. An Ihrer Stelle würde ich Charlie unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus von hier wegbringen. Sonst könnte er noch größeren Schaden nehmen.«

»Wollen Sie mir etwa drohen?«

»Natürlich, aber das müssen Sie mir erst einmal beweisen. Ziehen Sie die Vorwürfe gegen meinen Bruder zurück – mit einem gebrochenen Arm als Entschädigung für den Verlust eines gutes Pferdes sind Sie noch sehr gut bedient –, oder Ihre Probleme fangen gerade erst an. Und das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen, Mr. Todman.«

Der Vermesser geriet ins Stottern. »Sie könnten wenigstens die Behandlungskosten übernehmen.«

»Und Sie können Ihrem Gott auf Knien dafür danken, daß Ihr Sohn nicht ebenfalls im Gefängnis sitzt. Er würde im Gegensatz zu meinem Bruder wohl kaum mit einer Geldstrafe davonkommen.«

Todman fingerte nervös an seiner Krawatte und zog seine Weste zurecht. »Ich bin sicher, wir können uns gütlich einigen, Mr. Broderick«, sagte er mit bebender Stimme. »Selbstverständlich. Sie ziehen die Anzeige gegen meinen Bruder zurück, und ich stehe dafür ein, daß Charles diese Stadt ohne weitere Zwischenfälle verlassen kann.«

»Das ist aber überaus ungerecht, Sir.«

»Ganz im Gegenteil, Ihr Junge kommt noch gut davon. Und eines noch: Falls jemand, der mit Ihnen in Verbindung steht, auch nur einen Zoll von Springfield beansprucht, bekommen Sie ernsthafte Probleme. Kurzum, Mr. Todman, Sie und Ihr Sohn bewegen sich in äußerst schlechter Gesellschaft. Also, wenn nicht innerhalb einer Stunde alles geregelt ist, zeige ich Ihren Sohn an. Und das ist erst der Anfang!«

 

Rupe beachtete den grollenden Sergeanten nicht weiter und verließ triumphierend die Polizeiwache.

»Ich wußte, sie würden die Vorwürfe nicht aufrechterhalten können. Wo hast du eigentlich so lange gesteckt? Ich hatte schon vor Stunden mit dir gerechnet. Hätte schon längst gegen Kaution frei sein können. Dieser Charlie Todman war der Vermesser, von dem ich dir erzählt habe. Ich habe ihn sofort entdeckt, als ich in die Stadt kam. Komm, wir bleiben heute hier und gehen ins Pub. Ich muß den Dreck aus Perkins’ Zelle runterspülen.«

»Steig auf dein Pferd, wir reiten nach Hause«, befahl Victor. Trotz Rupes wütendem Protest machten sie sich gemeinsam auf den Heimweg. Victor ertrug eine Zeitlang die Prahlereien seines Bruders, der sich brüstete, Charlie Todman die Tracht Prügel seines Lebens verpaßt zu haben. Irgendwann wurde es ihm aber doch zuviel, vor allem, da es ihn an sein eigenes rabaukenhaftes Benehmen gegenüber dem alten Todman erinnerte, und er fuhr Rupe an: »Halt endlich den Mund! Der Kerl hat dein Pferd nicht erschossen, das weißt du genau. Ebensowenig bist du überfallen worden. Ich vermute, du hast dir ein bißchen zuviel vorgenommen und dich wie üblich überschätzt. Du selbst bist schuld am Tod des Tieres …«

»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«

»Jedenfalls nicht auf deiner. Du hast den Kerl verdroschen, bevor er eine Gelegenheit hatte, sich zu verteidigen. Wie überaus mutig von dir!«

»Wie kommt es dann, daß er die Vorwürfe zurückgenommen hat?« fragte Rupe hämisch, doch Victor stieß sein Pferd leicht an, das daraufhin in Galopp verfiel. Er hatte genug von Rupe. Vielleicht hatte Harry doch die beste Wahl getroffen, indem er ein Leben aufgab, das er weder wollte noch brauchte, und auf der Tirrabeefarm einen neuen Anfang wagte. Immerhin war er nun sein eigener Herr und konnte in Ruhe seiner Arbeit nachgehen, ohne die ständigen Einmischungen, die er selbst ertragen mußte.

Victor fragte sich allerdings, wie es Connie wohl auf Tirrabee gefallen mochte.

 

Zu Connies Überraschung erwies sich das Leben auf der Farm als recht angenehm. Nicht viele Ehemänner hätten ihrer Frau die peinliche Sache mit Sam Ritter verziehen, und sie war aufrichtig dankbar, daß Harry den Zwischenfall nie wieder erwähnte.

An dem Tag, an dem er das Haus in Brisbane verkauft hatte, hatte er sich mit ihr zusammengesetzt und einen Waffenstillstand vorgeschlagen. Schließlich und endlich hatten sie nichts mehr, nur noch einander.

Connie erschauderte bei der Erinnerung an die trüben Aussichten, die sich ihr damals geboten hatten. Eine Rückkehr zu ihren Eltern kam nicht in Frage, selbst wenn sie es gewollt hätte, und auch sonst gab es niemanden, bei dem sie hätte Zuflucht finden können.

Harry war ganz reizend gewesen, da er als einziger ihre Situation verstand, und hatte sich für die katastrophale Wendung entschuldigt, die ihr Leben auch durch sein Zutun genommen hatte.

»Ich möchte nicht, daß du dich gezwungen fühlst, mit mir zu kommen, Con …«

»Mir bleibt ja keine andere Wahl«, hatte sie geschluchzt.

»So darfst du das nicht sehen. Ich will dich bei mir haben. Ich liebe dich. Empfindest du denn gar nichts mehr für mich?« Er hatte sie in die Arme genommen. »Bleib bei mir, Liebes. Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir. Wir beide fangen noch einmal ganz von vorn an.«

In diesem Moment dämmerte ihr, daß sie Harry auf gar keinen Fall verlieren wollte. Sie fühlte sich wohl bei ihm und war vom Flirten gründlich geheilt. Was sollte sie denn ohne ihn anfangen?

»Magst du mich denn nicht wenigstens ein kleines bißchen?« fragte er leise und küßte sie.

»Schon möglich«, gestand sie, und er lachte.

»Na, das klingt ja nicht gerade überschwenglich.«

Auf einmal wurde sie wieder von dem Mann umworben, den sie vor Jahren kennengelernt hatte, einem gutaussehenden, fröhlichen Harry Broderick. Ihre romantische Seele gab nach. Obwohl Connie nach wie vor Bedenken gegen ein Leben im Busch hegte, wurde ihr schnell bewußt, daß dies für sie beide die ideale Gelegenheit war, sich von den Männern zu befreien, die ihr Leben dominiert hatten.

»Man hat uns enterbt«, kicherte sie. »Austin hat dich fallenlassen, und mein Vater hat mir die Tür gewiesen. Wir sind praktisch Ausgestoßene.«

»In der Tat«, erwiderte er grinsend. »Schande über uns. Das sollten wir feiern. Im Keller müßte es noch ein paar anständige Flaschen Wein geben.«

In dieser Nacht liebten sie sich auf einem schmalen Bett in einem der Gästezimmer und vergaßen darüber den Wahnsinn, der sie wieder zusammengeführt hatte.

Tirrabee war behaglicher, als sie erwartet hatten, eine friedliche Farm mit endlosen, grünen Weiden, die nur wenige Stunden von Toowoomba entfernt lag – einem hübschen kleinen Ort, der jedoch beständig wuchs und immer städtischer wurde.

Das Wohnhaus war herrlich, ein weißgestrichenes Holzgebäude mit rotem Dach, das sich an einen Hang schmiegte. Das Haus und der eingezäunte Garten schienen den neuen Verwalter und seine Frau von Anfang an willkommen zu heißen. Die Einrichtung war schlicht und behaglich, die Räume makellos sauber. Die Frau eines Viehhüters hatte dafür gesorgt und stand nun zur Begrüßung bereit.

»Ich wußte nicht, wann Sie genau eintreffen würden. Also bin ich jeden Tag hergekommen, um es in Ordnung zu halten.«

»Das ist sehr freundlich von ihnen«, sagte Connie. Das Schlimmste war überstanden – insgeheim hatte sie eine von Ungeziefer wimmelnde Bruchbude erwartet.

Die Frau, Clara Nugent, führte sie in die geräumige Küche.

»Der Herd ist ein bißchen eigensinnig, Mrs. Broderick, aber Sie werden ihn sich schon zurechtstutzen.«

Als Clara gegangen war, sagte Connie: »Du hast mir kein Wort davon gesagt, daß ich selber kochen muß.«

»Auf kleineren Farmen gibt es keine Köchinnen oder Haushälterinnen. Diesen Luxus können wir uns nicht leisten.« Er streichelte den kalten Herd. »Dürfte ich Sie mit meiner Frau, der Köchin, bekannt machen?«

»Sehr komisch. Ob es hier wohl Kochbücher gibt?«

»Betrachte es als eine neue Herausforderung, meine Liebe.«

Connie lächelte. »Denk daran, du mußt es essen. Mr. Broderick, machen Sie sich auf einige seltsame Mahlzeiten gefaßt. Zunächst einmal wüßte ich gern, wie man dieses Ding überhaupt anfeuert.«

Zum Glück bekochte Clara die Arbeiter auf der Farm und rettete Connie anfangs aus manch brenzliger Situation. Irgendwann jedoch beherrschte die resolute Frau des Verwalters die Grundlagen der ländlichen Küche und gewann sogar den Kampf gegen den widerspenstigen Herd.

Sie mochte Clara und fand allmählich sogar Freude am Kochen. Ihrem Mann erklärte sie, immerhin wisse sie aufgrund ihrer reichhaltigen Erfahrungen mit den Restaurants von Brisbane, wie die Gerichte schmecken sollten. Die wenige Arbeit, die in dem kleinen Haus anfiel, machte ihr keine Mühe; sie genoß sogar die Freiheit, ohne freche Hausmädchen schalten und walten zu können.

Alles in allem waren Harry und Connie sehr glücklich. Die Männer schätzten Harry, da er die ungewohnte Arbeit mit einer Selbstverständlichkeit versah, als sei sie ihm angeboren – was ja auch irgendwie stimmte. Seiner attraktiven Frau, die die Tatsache, daß sie im Busch ein Greenhorn war, mit Humor zu nehmen wußte, begegneten sie mit Respekt.

An Connies Geburtstag veranstaltete Harry eine Überraschungsparty im Wollschuppen. Er schenkte ihr einen eigenen Ponywagen, damit sie die Farm erkunden oder Nachbarn besuchen konnte, wann immer ihr danach war.

An diesem Abend eröffnete sie Harry, daß sie vermutlich schwanger sei. Er war begeistert. »Das muß ich gleich Mutter schreiben.«

»Nein, warte bitte noch damit, ich bin doch erst ganz am Anfang. Bis es soweit ist, vergeht noch viel Zeit.«

»Gut, wenn du es so möchtest.«

Zufrieden lag Connie in seinen Armen und fragte sich, weshalb sie sich gegen dieses angenehme, geruhsame Leben jemals gewehrt und womit sie ihr derzeitiges Glück eigentlich verdient hatte.

 

Louisas Sorge wurde auch nach Rupes Heimkehr nicht geringer. Diese verdammten Brodericks schienen wieder einmal die Seiten gewechselt zu haben, und diesmal war Victor zum Buhmann auserkoren worden. Austin fand Rupes Eskapade amüsant; Charlotte teilte diese Meinung zwar keineswegs, dafür mißbilligte sie aber Victors Entscheidung, Rupe als Viehhüter arbeiten zu lassen, während er selbst gemütlich im Büro saß. Ständig lag Streit in der Luft.

»Es liegt an Rupe«, sagte Louisa zu Cleo. »Er gerät dauernd in Schwierigkeiten, und Victor muß ihn dann immer heraushauen. Sie sollten sie gar nicht beachten. Eigentlich war dies ein friedliches Haus, bevor die Auseinandersetzungen wegen der Selektionsgesetze begannen.«

»Darüber spricht ganz Brisbane. Es ist eine Schande. Mein Vater sagt, die Regierung solle das im Norden lieber gar nicht erst versuchen. Die Viehzüchter dort würden sich das nicht gefallen lassen.«

»Ich dachte, Ihr Vater baut Zuckerrohr an?«

Cleo nickte. »Um sich selbst macht er sich ja auch keine Sorgen. Er mußte seine Ländereien ohnehin kaufen – das Risiko, auf Pachtland Zuckerrohr anzubauen, ist bei den Investitionen, die zuvor nötig sind, einfach zu groß. Er ist allerdings mit vielen Viehzüchtern befreundet. Die großen Farmen bei uns sind alle gepachtet.«

»Die Züchter dort brauchen sich wohl keine Sorgen zu machen, sie sind zu weit von der Zivilisation entfernt. In unserer Gegend breiten sich die Siedler von Brisbane, Ipswich und Toowoomba her immer weiter aus, und die großen Farmen sind ihnen dabei im Weg.«

»Das ist Pech.«

»In der Tat. Vielleicht verstehen Sie ja jetzt etwas besser, weshalb sich die Männer so aufregen. Das gilt auch für Charlotte, schließlich hat ihr Bruder zusammen mit Austin dieses Land erschlossen. Ich möchte nur, daß Sie einsehen, weshalb im Augenblick einiges nicht so ist, wie es sein sollte. Niemand scheint wirklich zu wissen, welches der richtige Weg ist. Einen Rat möchte ich Ihnen aber doch geben, Cleo: Machen Sie einen weiten Bogen um Rupe und Austin. Der eine bringt nur Schwierigkeiten, der andere ändert seine Meinung mit dem Wind. Diese Woche hat Victor es sich anscheinend mit ihm verscherzt.«

»Ich nehme an, Mr. Broderick hat zur Zeit große Sorgen«, meinte Cleo verständnisvoll. In ihren Augen machte Louisa aus einer Mücke einen Elefanten, nur damit sie, die Gouvernante, sich hier nicht unwillkommen fühlte. Cleo war mit drei Brüdern aufgewachsen, die sich fortwährend und weitaus heftiger stritten als die Brodericks. Die harte Arbeit auf der Plantage und das heiße Klima heizten die Temperamentsausbrüche noch weiter an. In diesem herrlichen Haus lebte es sich weitaus friedlicher als auf der heimischen Plantage. Durch ihre Entschuldigungen und Erklärungsversuche erweckte Louisa vielmehr den Eindruck, als schäme sie sich für die angesehene Familie, in der sie lebte.

Und was Rupe betraf, so verließ Cleo sich lieber auf ihre eigene Nase. Die Köchin hatte ihr haarklein vom Drama in Cobbside berichtet. Rupe hatte den Mann verprügelt, der sein Pferd erschossen hatte, und war dafür verhaftet worden. Ganz sicher hätte jeder an seiner Stelle so gehandelt. Cleo verstand nicht, weshalb sich Louisa dessen schämte. Eine Nacht im Gefängnis war jedenfalls keine Schande. Manche Frauen sahen einfach nicht ein, daß man gelegentlich die Regeln der Höflichkeit außer acht lassen mußte, um seine Rechte durchzusetzen. Cleo war eine Rebellin; sie glaubte, daß Frauen wie Louisa und Charlotte viel zu viel Wert auf einen eleganten Lebensstil und gesellschaftliche Umgangsformen legten, um noch als echte Pioniersfrauen gelten zu können. Sie hatte ihrem Vater geschrieben, wie gut es doch gewesen sei, einige Kleider aus London mitzubringen, da sich die Leute auf Springfield zum Essen umzuziehen pflegten. Er war darüber sehr erstaunt gewesen.

Sie wußte auch um das Getuschel ihrer Schulfreundinnen, wonach man sie nur nach Übersee geschickt habe, damit sie dort einen passenden Ehemann fände. Die Wahrheit sah jedoch ganz anders aus. Da Cleos Mutter vor einigen Jahren gestorben war, hatte ihr Vater sie lediglich mitgenommen, damit er nicht allein reisen mußte.

»Du kannst ebensogut mitkommen und dir die Welt ansehen, bevor du dich niederläßt«, hatte er gesagt.

Mit ›niederlassen‹ meinte er natürlich die Hochzeit mit Tom von nebenan, dem Sohn seines besten Freundes. Diese Eheschließung würde zwei große Plantagen miteinander vereinen.

Doch nach ihrer Rückkehr hatte sich Cleo rundweg geweigert, Tom Curtis, den sie nicht einmal leiden mochte, zu heiraten.

Ihre Brüder waren dabei nicht sehr hilfreich gewesen. »Du bist nicht gerade eine Schönheit. Wer sonst sollte dich nehmen?«

Daraufhin hatte Cleo die Plantage verlassen und war zu einer Tante in Brisbane gezogen, bis sie die Stelle als Gouvernante gefunden hatte. Louisa wußte natürlich nicht, daß Cleos Vater als Zeichen seiner Reue jedem seiner Briefe Geld beilegte und sogar eine beträchtliche Summe in ihrem Namen auf einem Konto in Brisbane deponiert hatte.

»Armer Daddy«, seufzte sie. »Ich glaube nicht, daß ich je zu dir zurückkehren werde. Die Tropen mögen zwar exotisch sein, aber ich kann die Hitze nicht mehr ertragen, vom Monsun ganz zu schweigen.«

In ihrer Eigenschaft als Gouvernante hatte sie einen täglichen Stundenplan für Teddy aufgestellt: morgens Lesen, Schreiben und Rechnen, nachmittags Kunst und Werken, je nachdem, wie weit seine Konzentrationsfähigkeit reichte und wofür er sich interessierte. Cleo nahm ihre Aufgabe sehr ernst und legte Wert darauf, daß die Familie ihren Stundenplan respektierte und ihn nicht ständig umwarf. Sie wollte Teddy mit Erfolg unterrichten und beweisen, daß sie auch ohne die entsprechende Ausbildung zur Lehrerin taugte.

Außerdem würde auch Rupe es zu schätzen wissen, wenn Teddys Eltern mit ihr zufrieden wären. Cleo wußte, daß es viele Gouvernanten auf die Farmen zog, um sich einen Ehemann zu angeln, was angesichts des herrschenden Männerüberflusses nicht weiter schwierig schien. In diese Kategorie wollte sie auf gar keinen Fall gehören; jedenfalls hatte sie es nicht gewollt, bis ihr Rupe Broderick über den Weg gelaufen war. Er war zu einem attraktiven Mann geworden, groß und blond wie sein Bruder, sah aber mit den feinen Gesichtszügen viel besser aus als Victor. Cleo gestand sich selbst nur ungern ein, daß sie sich in den jüngsten Broderick-Sproß verliebt hatte, und ärgerte sich immer noch darüber, daß sie sich bei ihrem ersten Zusammentreffen wie ein vernarrter Backfisch aufgeführt hatte.

Das passiert mir nicht noch einmal, sagte sie sich. Auf diese Weise schrecke ich ihn nur ab und mache mich überdies lächerlich. Von da an hatte sie ihre Gefühle geschickt verborgen und sich distanziert gegeben, es sogar vermieden, mit Rupe allein zu sein. Sie wußte, daß arrogante Männer wie er erwarteten, daß die Frauen ihnen zu Füßen lagen. Nun, bei Cleo Murray konnte er lange warten.

»Das heißt, falls ich es durchhalte«, sagte sie zu sich selbst und trat ans Fenster des Schulzimmers, von wo sich ihr ein herrlicher Blick über den Fluß bot.

Wie gut, daß ihre Tante, die Fern Broderick kannte, ihr diese Stelle vermittelt hatte. Anscheinend war noch eine andere Gouvernante, eine Bekannte von Richter Walker, im Gespräch gewesen, doch dann hatten sich die Brodericks anscheinend mit ihm zerstritten und sahen sich lieber anderweitig um.

Cleo grinste. Diese Familie schien den Ärger förmlich anzuziehen, obwohl Louisa sie ständig vom Gegenteil zu überzeugen versuchte.

Dann kam Teddy hereingerannt und setzte sich an sein brandneues Pult. Noch schien die Begeisterung über den Unterricht anzuhalten. »Was machen wir heute, Miz Murray?«

Seine Gouvernante schüttelte den Kopf. »Zunächst einmal heißt es ›Guten Morgen, Miss Murray‹.«

Louisa war ebenfalls eingetreten und lächelte beifällig. »Ich fürchte, er hat diese Redeweise von den schwarzen Kindern aufgeschnappt.«

»Von welchen schwarzen Kindern?« fragte Cleo erstaunt. Sie hatte bisher noch keine gesehen.

»Gott sei Dank sind sie nicht mehr hier.«

 

Was Rupe anging, so hatte Cleo tatsächlich recht. Er konnte einfach nicht verstehen, weshalb sie plötzlich auf Distanz ging, nachdem sie sich bei ihrer ersten Begegnung so offensichtlich gefreut hatte, ihn wiederzusehen. Natürlich mußte sie gewisse Regeln einhalten – immerhin war sie eine Angestellte –, aber diese Zurückhaltung war dann doch des Guten zuviel. Beim Essen war sie eine angenehme Gesellschafterin und ging einer Unterhaltung mit ihm nie aus dem Weg, doch in der Freizeit wirkte sie immer beschäftigt und verschwand, sobald sich die anderen in ihre Zimmer zurückzogen.

Eine Zeitlang ärgerte sich Rupe über ihr Verhalten. Er vermutete, daß sie sich vor ihm fürchtete, und fing an, sie zu necken, setzte sich im Salon absichtlich neben sie, lauerte ihr im Flur auf, stellte ihr dumme Fragen auf der Treppe, doch nichts konnte sie aus der Ruhe bringen. Stets begegnete sie ihm höflich und gut gelaunt.

Louisa blieb sein Verhalten nicht verborgen. »Bist du etwa in Cleo verliebt, Rupe? Du könntest eine schlechtere Wahl treffen.«

»Dummes Zeug«, knurrte er.

Louisas Einmischung führte ohne Cleos Wissen zu einer Veränderung in Rupes Verhalten. Plötzlich war er es, der auf Distanz ging. Sein verletzter Stolz trieb ihn zu mancher Unhöflichkeit, doch Cleo konnte damit umgehen. Sie konzentrierte sich auf ihren Unterricht und das Tennistraining, durch das sie allmählich zu einer ebenbürtigen Gegnerin für Louisa wurde. Nun war Rupe am Zug. Sie konnte abwarten, schließlich war sie das einzige heiratsfähige Mädchen auf der Farm und besaß damit, wie ihre Brüder sich ausdrücken würden, einen eindeutigen Startvorteil.

Von Louisa ermutigt, verwandte Cleo nun mehr Sorgfalt auf ihr Aussehen. Von ihr lernte sie, ihr Haar zu frisieren, anstatt es nur nach hinten zu binden. Louisa machte sie auch darauf aufmerksam, daß die plump gerafften Kleider ihrer Figur nicht gerade schmeichelten und es für sie keinen Grund gab, sich wie eine altjüngferliche Lehrerin zu kleiden. Von ihrer Europareise hatte Cleo leider keinen sicheren Geschmack in Sachen Mode mitgebracht. Unter Louisas Anleitung trennte sie sich nun Stück für Stück von ihren unkleidsamen Sachen und entpuppte sich als eine recht attraktive junge Frau.

Louisa verfolgte damit einen eigenen Plan, den sie nicht einmal Victor verriet. Sie war es leid, Rupe ständig unter den Füßen zu haben, da er Unfrieden stiftete und Austin dazu trieb, Victor an allem die Schuld zu geben, was auf Springfield schiefging. Bekam Rupe seinen Willen nicht, lief er schnurstracks zu Charlotte.

Es würde nicht schwer sein, ihn auf eine der Außenfarmen zu schaffen, wo er einen Verwalter ablösen konnte. Doch dazu mußten er und Cleo erst einmal verheiratet sein. Austin hätte sicher nichts dagegen, das Cottage durch ein für ein Ehepaar angemesseneres Heim zu ersetzen. Auch Victor würde diesen Plan gutheißen. Doch bisher zeigte Cleo leider wenig Interesse. Louisa wünschte, sie hätte ihr gegenüber Rupe nicht so heruntergemacht. Cleo war keineswegs auf diese Heirat angewiesen. Sie kam aus einer wohlhabenden Familie, hatte die Welt bereist, warum sollte sie sich jetzt also im Busch niederlassen wollen? Offensichtlich war sie ja nur hergekommen, weil sie gern unterrichtete.

Nun, sie konnte es immerhin versuchen. Sie würde alles tun, um Victors kleinen Bruder loszuwerden.

Louisa hatte Harry ohnehin stets vorgezogen und bedauerte, daß nicht Rupe statt seiner in Ungnade gefallen war.

Doch ihre Pläne gerieten wieder in Vergessenheit, da ungeahntes Unheil das Leben auf Springfield alsbald grundlegend verändern sollte.