Es war nach Mitternacht, und die Büros waren still. Der Chefberater ging zum Samowar und teilte Kaffee in kleinen Tassen aus. Drei seiner Kollegen standen um einen Tisch herum, der mit Handschirmen bedeckt war.
Vom Samowar her sagte der Chefberater. »Also werden Kugeln aus Deuterium und Helium eine nach der anderen von eurer Laserapparatur getroffen. Sie implodieren, und es kommt zur Fusion. Die Temperatur bei der Zündung beträgt siebenhundert Millionen Kelvin; aber das geht in Ordnung, denn es ist eine lokale Temperatur und sehr kurzlebig.«
»Eine Sache von Nanosekunden.«
»Gut. Ich finde das angenehm. Und dann, okay, wird die resultierende Energie nur in Form geladener Partikel abgegeben, so daß sie durch eure elektromagnetischen Felder ganz zusammengehalten werden kann. Es gibt keine Neutronen, die nach vorn fliegen und eure Passagiere rösten. Die Felder dienen als Schild und Stoßplatte und auch als Sammelsystem zur Versorgung der Laser. Alle geladenen Partikel werden nach hinten ausgestoßen, wobei sie euren gewinkelten Spiegelapparat passieren, welcher der Türbogen für die Laser ist. Und beim Durchgang werden die Fusionsprodukte parallel gerichtet.«
»Das ist richtig. Das ist der wichtigste Teil«, sagte der Ingenieur.
»Sehr nett. Wieviel Treibstoff verbraucht er?«
»Wenn man eine Beschleunigung entsprechend der Marsschwere haben will, das sind 3,73 Meter pro Sekunde im Quadrat, und ein Schiff von tausend Tonnen annimmt, 350 t für die Menschen und das Schiff sowie fünfundsechzig für Apparatur und Treibstoff, dann muß man 373 Gramm in der Sekunde verbrauchen.«
»Ka, das summiert sich recht schnell.«
»Es sind ungefähr 30 t täglich, ergibt aber auch eine sehr hohe Beschleunigung. Die Reisen dauern nicht lange.«
»Und wie groß sind diese Kugeln?«
»Radius 1 Zentimeter, Masse 29 Gramm«, erklärte der Physiker. »Also verbrauchen wir davon 1290 in der Sekunde. Das sollte den Passagieren im Schiff ein angenehmes Gefühl gleichmäßiger Schwerkraft geben.«
»Das möchte ich auch annehmen. Aber ist Helium3 nicht etwas rar?«
»Ein Galilei-Kollektiv hat es aus der oberen Atmosphäre des Jupiter besorgt«, sagte der Ingenieur. »Und sie könnten diese Oberflächensammlung auch auf Luna anwenden, obwohl das nicht besonders gut funktioniert hat. Aber der Jupiter hat alles, was wir benötigen.«
»Also wird das Schiff fünfhundert Passagiere befördern.«
»Das legen wir unseren Berechnungen zugrunde. Es könnte natürlich angepaßt werden.«
»Ihr beschleunigt auf der halben Strecke bis zum Ziel, wendet das Schiff und bremst während der zweiten Hälfte der Reise.«
Der Physiker schüttelte den Kopf. »Aufkurzen Reisen ja, auf längeren nein. Man braucht nur ein paar Tage zu beschleunigen, um recht schnell zu werden. Auf längeren Strecken könnte man antriebslos fahren, um Treibstoff zu sparen.«
Der Chefberater nickte und gab den anderen die vollen Tassen. Sie tranken.
»Reisezeiten werden sich radikal ändern. Drei Wochen vom Mars zum Uranus«, sagte die Mathematikerin. »Zehn Tage vom Mars zum Jupiter. Vom Mars zur Erde drei Tage. Drei Tage!« Sie schaute die anderen mißbilligend an. »Dadurch wird das Sonnensystem zu etwas Ahnlichem gemacht wie Europa im neunzehnten Jahrhundert. Eisenbahnreisen, Ozeanriesen.«
Die anderen nickten. »Jetzt sind wir Nachbarn der Bewohner auf Merkur, Uranus oder Pluto«, sagte der Ingenieur.
Der Chefberater zuckte die Achseln. »Oder auch gleich Alpha Centauri. Lassen wir uns deswegen keine grauen Haare wachsen! Kontakt ist etwas Gutes. Immer nur Fühlung nehmen, sagt der Dichter. Bloß Fühlung nehmen. Nun werden wir die Vergeltung zu fühlen bekommen.« Er hob seine Tasse. »Prosit!«