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Das Mädchen verweigerte sich, also wusste die Anführerin, dass es mürbe gemacht werden musste, wie ein junges Fohlen mit allen notwendigen Mitteln gebrochen werden musste. Was jetzt geschehen musste, hieß nicht, von Natur aus grausam oder niederträchtig zu sein, aber feierlich, denn es war ein Ritual. Und als ein solches würde es auch durchgeführt werden.

Die Jägerin schaute auf das Mädchen hinunter. »Geh mit uns auf die Jagd, als eine von uns.«

Das Mädchen sah zu ihr hinauf. Es hatte Tränen in den Augen. »Michelle, bitte …«

Dieser Name machte die Jägerin stutzig. So hatte sie der Mann auch genannt. Sie befürchtete, dass dieser Name ein Name der Macht war, der dazu benutzt wurde, dass sie sich hilflos und unsicher fühlte. Sie konnte nicht zulassen, dass der Clan das bemerkte. Dieser Name. Michelle. Es war ein magisches Wort, ein Zauber voller Kraft. Die anderen durften niemals davon erfahren oder sie würden sie damit schwächen.

Das Mädchen öffnete erneut den Mund und die Jägerin verpasste ihm eine Ohrfeige. Sie streckte die Hand aus und packte das Mädchen am Hals, würgte es, während es zitterte und keuchte und schwach gegen den Griff ankämpfte. Die Jägerin schmetterte das Mädchen immer wieder gegen die Wand, bis es sich nicht mehr rührte.

»Jetzt«, sagte sie, »bereitet sie vor!«

Macy wurde jählings von Händen gepackt, von so vielen weißen ausgestreckten Händen, die wie die umklammernden Tentakel eines Tintenfisches waren und sie anfassten, an ihr herumfummelten, sie kniffen und kratzen, was tiefe Striemen hinterließ. Sie konnte nicht mehr kämpfen. Alles war von ihr abgefallen … und sie lag nun schlapp auf dem kalten Plattenboden, nackt, entblößt, verletzlich. Sie drängten sich heran, wilde Gesichter, Gestalten aus einem uralten Albtraum, deren geschärfte Zähne glänzten und deren fettbeschmierte Gesichter grinsten.

Die Jägerin stand über ihr, dunkel und grausam, ihre Augen wirkten wie kalt funkelnde Juwelen. Macy schaute zu ihr hoch, doch da war kein Mitleid zu erkennen. Die Frau, die sie als Michelle gekannt hatte, war jetzt eine wilde Kriegerkönigin, ihr Gesicht war weiß und schwarz wie ein Schädel angemalt, Dinge waren in ihr Haar geknotet, um ihren Hals trug sie eine Kette mit winzigen Knochen. Da war keine Anteilnahme, kein Mitleid zu erkennen, denn Michelle kam jetzt aus einer längst vergangenen Zeit. Eine dunkle, verschwommene Zeit, in der die Menschen kaum besser als die Bestien im Wald waren.

Der Clan drängte sich heran und raubte ihr Licht und Luft.

Es gab nichts außer der schmierigen Nähe der Jäger – dem Gestank ihrer umgehängten Felle und dem Speisefett, mit dem sie sich eingerieben hatten, ein ranziges, ekelhaftes, nach Fleisch riechendes Zeug. Sie alle fassten sie an, begrapschten sie. Fingernägel kratzten, bis Blut lief, Zähne zerrissen ihre Haut, während Zungen den Schweiß von ihren Brüsten leckten und feuchte, aufgeschwollene Lippen an ihren Wunden schlürften und auf ihre eigenen Lippen gepresst wurden. Klebrige Hände spreizten gewaltsam ihre Beine. Sie fand keine Luft zum Schreien, kein einziger Muskel gehorchte, als sich mehr Hände vordrängten, sie mit Fetten und Ölen einrieben, bis sie so wie sie glänzte und dann, und dann –

Dann stieß sie einen rauen, kreischenden Schrei aus, der durch die Kirche hallte, während ihr Kopf bei dem Horror, der sich gerade abspielte, von einer Seite zur anderen stieß. Der Schrei wurde von vielen Mündern und Zungen, die ihr Gesicht bedeckten, zum Verstummen gebracht.

Also sah Macy es nicht.

Sah nicht den bemalten, schmierig glänzenden Mann, der die blutigen, zerfetzten Häute von Menschen und Tieren trug, sah nicht die lüsterne, zähnefletschende Kopfbedeckung eines geschlachteten Hundes. Sie sah ihn nicht oder die Hände, die ihn auf sie hinunter drückten, aber sie spürte seinen Penis, als er an der Innenseite ihres Oberschenkels wie eine angeschwollene Schlange entlangglitt, sich höher und höher drängte, in sie hineinflutschte, während sie zitterte und um sich trat und den Namen des einzigen Mannes schrie, von dem sie dachte, dass er sie beschützen würde.

Bitte, bitte, bitte, Louis, bitte lass das nicht zu … Lass das nicht zu … Lass nicht zu, dass sie mir das antun, lass nicht zu, dass sie mich so zerstören …

Aber es gab nur den Clan, der sie umklammerte und begraptschte und festhielt, der mit dreckigen Fingern zupackte, bis ihr Fleisch zerschrammte, sie küsste, an ihr herumlutschte und mit den geriffelten Kanten der Zähne an ihr knabberte. Sie war lebendig unter den Körpern begraben, die nach Blut, Exkrementen und abgeschabten Fellen stanken, während der Mann auf ihr, der von der Jägerin ausgewählt worden war, in sie hineinstieß, ihr Schmerzen zufügte, sie ritt, wie ein Schwein grunzte und dem stinkende Sabberfäden aus dem Mund hingen.

Als sein Samen in sie hineinströmte und sein Körper steif wurde und zusammenzuckte, stieß sie einen letzten zerfleischten Schrei aus, der sie innerlich zerriss, ihre Seele zu einer barbarischen, blutenden Spalte aufriss, die alles, was sie jemals gewesen war, jemals war oder sein könnte, in das schwarze, brodelnde Nichts der Vorgeschichte verschluckte.

Zerfleischt - Der ultimative Thriller
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