7

Mary starrte entsetzt auf die zerrissenen Kleidungsstücke, die Adams im Sand ausbreitete und mit professioneller Gründlichkeit untersuchte. Er stieß einen leisen Pfiff aus, und seine hellen Augen leuchteten vor Bewunderung auf.

»Ihr Mann ist wirklich unglaublich, Mary.«

»Ich – ich verstehe nicht ganz.«

Punkt für Punkt erläuterte er ihr seine Schlußfolgerungen. »Genau hier haben wir seine Spur verloren, wissen Sie noch? Er muß den Fluß überquert und sich hinter dem Treibholz da drüben versteckt haben. Er hatte eine Verletzung an der Schulter …« Mary schnappte erschrocken nach Luft, als er ihr den Riß und die Blutflecken in Dillons Hemd zeigte. »Er hat die Speerspitze herausgezogen und ins Wasser geworfen. Vermutlich hat er sein Hemd zu Streifen gerissen, um sich zu verbinden …«

»Und dann?« Spannung lag in ihrer Stimme. »Was hat er dann gemacht? Warum hat er seine Sachen zurückgelassen?«

Adams legte beschwichtigend eine Hand auf ihren Arm.

»Beruhigen Sie sich, Mary. Wir müssen alles der Reihe nach durchgehen. Nehmen wir an, er ist im Hellen an den Fluß gekommen, vielleicht gestern nachmittag. Er war verwundet und schwach und wußte, daß er sich am Tag nicht ins offene Land wagen durfte. Was tat er also? Er versteckte sich an dem Platz da drüben und wartete, bis es dunkel wurde. Wir wissen, daß die Myalls ihn suchten, und weil sie ihn nicht gefunden hatten, schliefen sie am Flußufer und warteten den Sonnenaufgang ab. Lance könnte gegen Mitternacht aufgebrochen sein.«

»Aber warum ohne seine Kleider?«

Adams rieb nachdenklich sein stoppliges Kinn.

»Ich weiß nicht. Da stehe ich auch vor einem Rätsel. Was meinst du, Billy-Jo?«

Der Spurenleser zuckte die Achseln.

»Boss Dillon graben Löcher in Abhang. Klettern rauf. Vielleicht Kleider verhaken in Wurzeln. Vielleicht naß und zu schwer für kranken Mann. Ich weiß nicht. Jedenfalls großer Fehler.«

»Warum?«

»Nacht, keine Kleider, gut. Tag, heiße Sonne, weißer Mann verbrennen, aus.«

Adams runzelte die Stirn. Dieser Gedanke war ihm auch schon gekommen, aber er hätte ihn lieber unausgesprochen gelassen.

»Kann sein. Vielleicht wollte er sich aber auch im Wasser flußabwärts durchschlagen. Wenn wir morgen früh seine Spur aufnehmen, wissen wir sicher mehr. Zwei Dinge stehen jedenfalls fest – er lebte, als er an den Fluß kam, und er lebte, als er ihn verließ.« Er lächelte Mary zu. »Können wir jetzt bitte essen? Ich habe Hunger.«

Seine Ungezwungenheit war entwaffnend, auch wenn ihr klar war, daß er nur Zeit zum Nachdenken gewinnen wollte. Aber das war schließlich sein Recht, und sie war zu müde, um darüber zu diskutieren. Sie teilte das Essen aus: Büchsenfleisch, dicke Scheiben gedämpftes Brot, das typische Brot der Buschleute, Kaffee mit Dosenmilch. Während sie aßen, bewegte sich Menyan und stöhnte im Delirium. Adams stand auf, netzte ihren Mund mit Wasser und Whisky und wickelte die Decken fester um sie. Er hoffte, daß sie bis Tagesanbruch durchhielt. Ein nächtlicher Tod würde diesem verwickelten Drama einen makabren Akzent verleihen – und als guter Polizist hatte Adams für Theater nichts übrig.

Nach dem Essen wuschen sie das Geschirr im Fluß ab und breiteten die Decken aus; sie legten sich hin, die Köpfe auf ihre Sättel gebettet, und rauchten noch eine letzte Zigarette. Es fiel Mary auf, daß Adams sich auf dem Platz zwischen ihr und Menyan ohne Decke auf seiner Bodenplane ausgestreckt hatte. Sie bot ihm ihre eigene Decke an, aber er lehnte lächelnd ab.

»Ich hab' schon kältere Nächte überstanden. Behalten Sie sie nur. Sie werden sie noch brauchen, bevor es Morgen wird.«

»Wir könnten sie uns doch teilen.«

»Zu zweit unter einer Decke? Das ist mir zu riskant. Ich würde mir selbst nicht trauen.«

Auf eine derartige Unverblümtheit fiel ihr keine passende Antwort ein; schweigend lehnte sie sich gegen das glatte kühle Leder des Sattels und blickte dem Rauch ihrer Zigarette nach, der zu den Sternen emporschwebte. Nach einer Weile erklärte Adams ruhig:

»Vielleicht wundern Sie sich, warum wir jetzt nichts wegen Ihres Mannes unternehmen. Das gleiche frage ich mich auch; aber mir fällt im Moment absolut nicht ein, was wir tun könnten. Das Sumpfland da drüben erstreckt sich über ein paar Quadratmeilen. Das Gras ist mehr als mannshoch. Da könnten wir die ganze Nacht herumlaufen und doch nichts finden. Wir könnten die Spuren Ihres Mannes ein dutzendmal kreuzen, ohne sie zu sehen. Außerdem treiben sich Mundaru und die Kadaitjaburschen dort herum – die würden uns wie Hunde in der Dunkelheit wittern …«

»Sie brauchen sich doch vor mir nicht zu rechtfertigen, Neil. Ich vertraue Ihnen.«

»Danke, Mary.«

Schatten verbarg ihr Gesicht, so daß er es nicht erkennen konnte; doch als sie weitersprach, zitterte ihre Stimme.

»Ich – ich habe heute eine Menge gelernt. Seien Sie nicht zu streng mit mir. Ich bin so durcheinander, daß ich mich nicht mehr zurechtfinde. Aber ich gebe mir trotzdem Mühe, mich richtig zu verhalten. Mehr kann ich nicht tun.«

»Sie machen's schon richtig, Mary.« Seine Stimme klang heiser und merkwürdig sanft. »Schlafen Sie jetzt. Morgen sieht alles ganz anders aus. Gute Nacht.«

»Gute Nacht, Neil.«

Sie rollte sich auf die Seite, zog sich die Decke über die Schultern, und bevor Adams seine Zigarette noch zu Ende geraucht hatte, verrieten ihm Marys rhythmische Atemzüge, daß sie schlief.

Jetzt, unbelastet von ihrer aufregenden Gegenwart und ohne den ständigen Zwang, seine Bewegungen unter Kontrolle zu halten, konnte er endlich die Geschehnisse wie Puzzleteile zusammensetzen und versuchen, sie in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen …

Zunächst zu Lance Dillon. Ein zäher, strebsamer Mensch, der sich an eine Aufgabe gewagt hatte, die weit über seine Möglichkeiten hinausging, der höher spielte, als seine Verhältnisse es zuließen. Ein Mann, nicht sonderlich sympathisch, der entweder das Land bezwang oder zugrunde ging – der aber nie gelernt hatte, mit Frauen umzugehen. Das war der Stand der Dinge bis gestern.

Und heute …? Ein Mann, der ohne weiteres eine dreißig Zentimeter lange Speerspitze mit Widerhaken aus seinem Körper ziehen konnte, der kurzerhand im Wasser verschwand, wo es von Krokodilen wimmelte, der mutig – oder auch töricht – genug war, es nackt mit diesem nackten Land und seinen nackten Ureinwohnern aufzunehmen. Wo steckte er jetzt? War er auf dem Heimweg, das Flußtal hinunter? Oder aufgespießt vom Speer eines Mörders, wie ein Schmetterling auf einer Stecknadel? Kauerte er dort in den Sumpfniederungen, starr vor Schwäche oder Schrecken? Die Wetten standen eindeutig zugunsten der letzten Möglichkeit.

Denn wenn er tot wäre, würden die Geier über seinem Leichnam kreisen; aber während der letzten hellen Stunde des Tages waren nirgends Aasvögel zu sehen gewesen. Also lebte er … Nur wie lange noch? Und wo konnte er sich vor Mundaru in Sicherheit bringen? Wenn er logisch dachte, war der Sumpf der beste Platz dafür. Doch angenommen, er bliebe dort bis zum Tagesanbruch – in welchem Zustand wäre er wohl, nach einem Tag nackt unter der heißen Sonne und nach zwei Nächten mit seiner großen Wunde, die total infiziert sein mußte?

Weiter angenommen, er überlebte auch das. Dann fragte es sich erst recht, ob er den Schock des finanziellen Ruins und den Verlust seiner Frau überstehen würde? Oder vielleicht hatte er sich schon damit auseinandergesetzt und beides als erträglich empfunden? Aber wenn du, Neil Adams, heute nacht mit seiner Frau zusammen unter einer Decke geschlafen hättest, wie könntest du ihm dann gegenübertreten, wenn er lebte – oder noch schlimmer, wie würdest du zu ihm stehen, wenn er tot wäre?

Aber laß ihn jetzt mal beiseite! Denk an seine Frau, die verstimmt, unzufrieden, verängstigt – auch liebeshungrig vielleicht –, doch im Innersten so aufrichtig ist, daß sie sich stets loyal verhält, ob mit oder ohne Liebe. Sie regt dich auf und ist ein ständiger Stachel für dich, wie ein Stein im Schuh. Sie gibt ihre Unzufriedenheit offen zu, was gewöhnlich ein Symptom für Frühlingsgefühle ist. Aber sie schämt sich auch genauso offen deswegen – und wie willst du das mit deiner zynischen Erfahrung vereinbaren?

Nie hat dir eine Frau mehr bedeutet als ein fröhliches Vergnügen im Heu und ein Abschied ohne Tränen. Warum sollte es dir Kopfzerbrechen machen, was hinter den nachdenklichen Augen dieser einen vorgeht? Sie hat dir ihre Decke angeboten. Wollte sie damit mehr versprechen? Hast du aus Angst vor dir selbst abgelehnt, oder war es die Angst vor ihr? Falls Dillon tot ist, willst du dann seine Frau übernehmen? Wenn du Dillon mit ausgehackten Augen findest oder im letzten Delirium, kannst du dann so grausam sein und daneben stehen und ihre Reaktionen beobachten? Das waren unpassende Überlegungen, vielleicht. Ein unerfreuliches Zeichen dafür, was Jahre der Einsamkeit aus einem leidenschaftlichen Mann machen können. Schließen wir also auch diese Gedanken aus. Wenden wir uns als Polizist den dramatischen Ereignissen zu, die sich vielleicht gerade jetzt da drüben in der Grasebene abspielen. Da treibt sich ein Mörder herum. Nach dem Gesetz gehört er dir, und du mußt ihn erwischen. Wenn dir das nicht gelingt und die Kadaitjamänner ihn töten, mußt du sie und ihren Stamm bestrafen – obgleich du genau weißt, daß das zwar dem Buchstaben des Gesetzes entspricht, aber trotzdem nicht gerecht ist.

Und da kompliziert Dillon den Sachverhalt. Vergewaltigung und Mord als Stammesangelegenheit kannst du nach eigenem Ermessen behandeln. Es liegt an dir, wieviel oder wie wenig dein Bericht enthält; damit kennen sich sowieso die wenigsten aus. Aber wenn ein Weißer ermordet wird, ist das ein Fall für die Oberen. Dann muß ein Bericht ans Ministerium geschickt werden, der dann im Parlament diskutiert wird. Es geht schließlich um deine Karriere. Bist du bereit, sie für eine abstrakte Gerechtigkeit aufs Spiel zu setzen? Noch vor vierundzwanzig Stunden war das Leben so einfach. Aber jetzt, mit einer Frau an deiner Seite, kannst du die Regeln nicht mehr in einem Gesetzbuch nachschlagen …

Plötzlich hörte er aus der Dunkelheit den Schrei eines Peitschenvogels, der sich noch zweimal wiederholte. Er schnellte hoch, alle seine Sinne waren hellwach. Es war Nacht, und die Vögel im Busch schliefen. Der dunkelhäutige Späher setzte sich ebenfalls auf, und Adams stieg über Mary hinweg, um sich neben ihn zu hocken. Billy-Jo rollte seine dunklen Augen. Er zeigte über das Wasser hinüber.

»Kadaitjamänner, Boss.«

Adams nickte.

»Ob sie ihn schon gefunden haben?«

Der Spurenleser schüttelte heftig den Kopf.

»Noch nicht. Wenn ihn finden, hören Tjuringa-Brüllen von Bullen.«

»Aber die wissen doch, daß wir hier sind. Machen sie's trotzdem?«

»Sicher, Boss. Kadaitjazauber stärker als weißer Mann. Tjuringa machen Geisterlied für Tod.«

»Wir schreiten ein, sobald wir etwas hören. Wir schlafen abwechselnd, jeder eine Stunde. Schlaf du zuerst. Ich wecke dich dann.«

»Gute Nacht, Boss.«

Er schob sich den Hut über die Augen, streckte sich unter seine Decke und war innerhalb von zwei Minuten eingeschlafen.

Wieder rief der Peitschenvogel, und diesmal antworteten darauf der Schrei eines Kakadus und das Schnattern einer wilden Sumpfgans. Der Ruf des Kakadus schien, näher als die anderen, vom Ufer flußabwärts zu kommen. Adams griff nach seinem Gewehr, lud es und ging, sich dicht im Schatten haltend, hinunter zu der Furt, die er und Billy-Jo am Nachmittag durchwatet hatten.

Im Wasser setzte er vorsichtig einen Fuß vor den anderen, damit kein Spritzer den wispernden Rhythmus der Strömung störte. Er brauchte zehn Minuten für die Überquerung. Auf der anderen Seite wärmte er sich auf, als er die Böschung hinaufkletterte, und kauerte sich in den Schutz eines Dornbuschs. Links von ihm ertönten die Vogelrufe jetzt häufiger. Der Mann mit der Kakadustimme war ganz nahe am Uferrand.

Adams wartete mit klopfendem Herzen; das Gewehr hielt er so, daß sein Arm den Lauf verdeckte, damit der Widerschein des Mondlichts auf dem Metall ihn nicht verriete. Langsam quälte sich die Zeit dahin – fünf Minuten, zehn Minuten –, dann tauchte der Kadaitjamann in seinem Blickfeld auf. Er war ein großer Bursche, von der Stirn bis zu den Knien mit magischen Zeichen bemalt, zwischen denen die schweißbedeckte Haut im blassen Licht aufschimmerte. Er bewegte sich geschwind schlurfend vorwärts, trat mit dem rechten Fuß stärker auf als mit dem linken, und als er näher kam, sah Adams, daß seine Füße bis zu den Waden mit Papageienfedern und Känguruhfell überzogen waren. In der rechten Hand hielt er drei Speere und einen Wurfstock, in der linken eine kurze Keule mit eingekerbten Totemzeichen.

Adams war nicht abergläubisch. Er lebte schon zu lange im Buschgebiet. Doch beim Anblick dieses bemalten Mannes erwachte in ihm die alte atavistische Furcht vor dem Unbekannten. Der Tod hatte viele Gesichter, und das hier war eines davon. Er hielt den Atem an, als der Kadaitjamann, lautlos mit seinen gefederten Füßen im staubfeinen Sand, dicht an ihm vorbeischlich. Zwanzig Meter weiter blieb er, auf den Ruf des Peitschenvogels hin, stehen. Darauf drehte er sich seitwärts, teilte die hohen Grashalme auseinander und verschwand. Adams wartete noch ein paar Minuten, bevor er sich aus seiner verkrampften Stellung erhob und den Abhang zu der Furt hinunterrutschte.

Er hatte sie halb überquert, da hörte er Marys Schrei – einen langgezogenen hysterischen Aufschrei des Entsetzens. Er eilte die letzten zwanzig Meter durchs Wasser, ohne auf Geräusche zu achten, und rannte über den Sand zu ihr hin.

Auch Mundaru, kurz vor dem Einschlafen, hörte den Schrei, und das Mark gefror ihm in den Knochen. Er wußte, was das war: das war der Geist Menyans, der jetzt rastlos an dem Ort umherirrte, wo er sie getötet hatte, weil niemand da war, der den Ruhegesang für sie anstimmte. Jetzt war sie auf der Suche nach ihm und durchstreifte mit blinden Augen den Sumpf in der Nacht. Sie war nicht allein. Die ›Wingmalung‹ begleiteten sie – die Unheilsboten, welche die Körper derjenigen mit Krankheit strafen, die ihre Pflicht den Verstorbenen gegenüber vernachlässigen.

Jetzt war er unrettbar verloren. Die Kadaitjamänner hatten gerufen, und er hatte damit gerechnet, den weißen Mann zu finden, bevor sie kommen würden, um ihn, Mundaru, bei Sonnenaufgang zu töten. Nun wußte er, daß auch diese Hoffnung dahin war. Er konnte dem Tod nicht entfliehen; gegen den Fluch der ›Wingmalung‹ gab es kein Mittel außer der Stammesmagie, und von der war er für immer ausgeschlossen.

Lähmendes Entsetzen packte ihn. Der Tod lauerte überall. Doch trotz der großen Angst vor der Geisterwelt setzte sich sein natürlicher Selbsterhaltungstrieb durch. Menyans Geisterstimme war vom Fluß her gekommen. Die Kadaitjamänner waren hinter ihm. Aber alle waren noch in ziemlicher Entfernung. Wenn er rannte, konnte er vielleicht etwas Zeit gewinnen – obgleich er mit absoluter Sicherheit wußte, daß er ihnen nicht endgültig entrinnen konnte.

Er hob seine Speere auf und arbeitete sich tiefgebückt und vorsichtig durch das Gras in die entgegengesetzte Richtung, weg vom Fluß und den Kadaitjamännern. Seine Glieder zitterten, sein Magen war verkrampft, und seine Eingeweide schienen sich total zusammengezogen zu haben. Er bewegte sich so langsam und mühselig, als schleppte er ein schweres Gewicht mit sich. Er wußte, was das bedeutete. Übermenschliche Kräfte wirkten bereits auf ihn ein, die das Leben aus ihm heraussaugten und ihn festhalten wollten.

Mit aller Kraft kämpfte er dagegen an, und nach einer Weile schien die Schwäche nachzulassen; doch er wußte nur zu genau, daß das lediglich Einbildung war. Die fremden Mächte waren immer noch da, und sie waren stark.

Im Osten stieg der Mond am Himmel höher und höher; seine Strahlen drangen durch das Gewirr von Zweigen und Wurzeln und leuchteten Mundaru auf seinem Weg. Doch ihm gefiel das nicht: Menyan war nach dem Mond genannt. Das Auge des Mondes war ein Spion, der den Geisterwesen und den ›Wingmalung‹ verriet, wohin er ging.

Er ließ sich auf die Knie sinken und begann ebenso dicht am Boden entlangzukriechen, wie es Lance Dillon vor ihm getan hatte. Er war ein Steinzeitmensch ohne jeglichen Sinn für Ironie. Er war verurteilt worden, und nichts konnte ihm mehr helfen. Und dennoch regte sich eine leise Hoffnung in ihm, als er nach einer Stunde merkte, daß er in den Spuren eines anderen Mannes kroch, der geblutet hatte, der sich hin und wieder erbrochen und Fetzen seiner Haut an den scharfen Kanten der Gräser zurückgelassen hatte.

Billy-Jo häufte einen kleinen Sandhügel über den Leichnam von Menyan, dem Mondmädchen. Neil Adams saß auf einer Decke, wiegte Mary in seinen Armen und beruhigte sie wie ein kleines Kind nach einem Alptraum. Ihr Hemd war voller Blut, ihre Augen blickten starr, und ihr ganzer Körper zitterte wie im Fieber. In abgehackten Sätzen berichtete sie zusammenhanglos, was geschehen war.

»… geschlafen und geträumt … Mir schien, als hörte ich einen Schrei. Als ich aufwachte, lag sie über mir … ihr Gesicht auf meinem. Sie … sie muß genau in dem Moment gestorben sein … Es war schrecklich …«

Sie drückte sich an Neil und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust, als wollte sie damit die Erinnerung auslöschen.

»Ruhig, Kind … ruhig. Es ist ja vorbei.«

»Geh nicht mehr weg, Neil! Bitte, laß mich nicht mehr allein!«

»Bestimmt nicht.«

»… Billy-Jo war am Fluß. Ich dachte, ihr wärt beide weggegangen … Ich hab' geschrien und …«

»Ich weiß … Ich weiß. Jetzt denk nicht mehr dran, ja? Hast du saubere Kleider dabei?«

»In meiner Satteltasche ist ein Hemd. Aber ich hab' nur die eine Wolljacke mit.«

Er bettete Mary auf die Decke, fand das Hemd, zog dann seinen eigenen Pullover aus und reichte ihn ihr.

»Zieh deine Sachen aus. Ich wasche sie im Fluß aus.«

Doch als sie versuchte, sich zu entkleiden, wollten ihr die Hände nicht gehorchen, und sie fingerte hilflos an den Knöpfen herum. Adams kniete sich neben sie und zog sie bis zur Taille aus. Sie fröstelte in der kalten Luft, und er preßte ihren weißen Körper an sich, um ihn zu wärmen. Dann knöpfte er ihr das frische Hemd zu und zog ihr den schweren Pullover über den Kopf. Wie ein kleines Kind ließ sie sich diesen kleinen Liebesdienst gefallen, und Adams war froh, daß sie in der Dunkelheit sein Gesicht nicht sehen konnte. Wenn Liebe nur ein bißchen mehr war als eine Erfindung der Heiratsvermittler, dann war sie jetzt, als er ihr voll Zärtlichkeit und Mitleid beistand, in ihm aufgekeimt.

Billy-Jo kam von dem provisorischen Begräbnis zurückgeschlurft, und Adams übergab ihm die blutigen Kleidungsstücke zum Waschen. Er versuchte, Mary dazu zu bringen, sich wieder hinzulegen und zu schlafen; doch sie klammerte sich so verzweifelt an ihn, daß er sich schließlich neben sie auf die Decke legte. Ihr Kopf lag auf seinem Arm, und ihr zitternder Arm ruhte quer über seiner Brust.

Er streichelte ihr übers Haar und erzählte ihr einfache Märchen der Inselbewohner, alte Sagen von Macassar und Koepang, die früher Handel treibend die Küste entlanggezogen waren, derbe Geschichten aus den Lagern der Minenarbeiter und von den Viehtrecks und Legenden des Traumvolkes.

Nach und nach wich die Angst von ihr, ihr Körper entspannte sich, ihr Atem ging in den regelmäßigen Rhythmus des Schlafes über. Adams lag noch lange wach. Ihr Haar streifte seine Lippen, und ihre Brust hob und senkte sich an der seinen. Doch schließlich kroch auch ihm die Kälte in die Knochen; wärmesuchend schmiegte er sich dichter an Mary, und wie Liebende lagen sie beisammen unter ihrer Decke, während Billy-Jo am Ufer auf und ab schritt und auf den Bullenschrei und den Todesgesang lauschte.

Während der Nacht legte sich der Wind. Mildes Mondlicht lag über dem Fluß, der Ebene und den Höhen des Stone Country. Die eisige Kälte der Wüste breitete sich über dem Sumpfland aus.

Die Kadaitjamänner froren jämmerlich. Sie waren es zwar gewohnt, bei Tag und Nacht nackt herumzulaufen; aber nachts schliefen sie zwischen ihren Feuern, und neben ihnen lagerten die Hunde und die Frauen, welche sie mit ihren Leibern wärmten. Diese einsame Nacht, in der sie schlaflos über das Land wanderten, war eine von den Geistern verhängte Pein, ein weiterer Hinweis auf den magischen Charakter ihrer Mission. Sie mußten sich dieser Unbill unterziehen, bis der Kreis durch Mundarus Tod vollendet war.

Auch Mondlicht und Windstille erkannten sie als Zeichen, daß Willinjas Zauberkraft mit ihnen war. Als der Mond ganz hoch stand, rief der Mann mit der Stimme des Peitschenvogels sie zu sich heran, und sie trafen alle bei ihm zusammen, obwohl er ihren Blicken verborgen blieb. Als sie schließlich vollzählig waren, mußten sie ihn auf ihre Schultern nehmen, wo er dunkel und mächtig gegen den Himmel ragte wie ein Mann, der über das mondhelle Meer wandelte.

So blieb er lange Zeit. Sein bemalter Körper war vom Licht umflossen. Dann teilte er das Grasland mit seinem heiligen Speer in vier Bereiche auf und prüfte jedes Viertel mit seinen Augen, die der Zauberspruch noch scharfsichtiger gemacht hatte.

Die ganze Landschaft war in silbernes Licht getaucht. Der Sumpf schimmerte wie Eis; die Baumstämme standen wie graue Wachtposten gegen den Himmel, und ihr Laubwerk hing bewegungslos zwischen den Sternen. Das Gras erstreckte sich wie ein unberührter Teppich vom Fluß bis zum See und noch weiter bis hin zu den dunklen Hügeln.

Kein Vogel sang. Kein Tier rührte sich. Nur die Stimmen der Frösche und der Grillen vereinigten sich zu einem mystischen Chor, hin und wieder untermalt von dem entfernten Aufheulen eines Dingos oder dem verhaltenen Schrei eines Mopoke. Der Kadaitjamann wartete und beobachtete, während seine Gefährten ächzten und sich unter seinen gefederten Füßen gegenseitig stützten.

Endlich geschah, was er erwartet hatte. Eine halbe Meile entfernt bewegte sich das Gras, wie von einem leichten Windhauch gebeugt, oder als ob ein Tier durch das Gebüsch strich. Doch der Kadaitjamann wußte, dieses Tier war ein Mann, mit Namen Mundaru. Er wußte noch mehr: der Zauber Willinjas trieb den Mann des Büffels auf einen geweihten Ort zu, wo die Tjuringasteine in einer Höhle am Fuß eines Flaschenbaumes versteckt waren und wo bemalte Pfähle den von Blättern verdeckten Eingang bewachten.

Bevor Mundaru dort anlangte, mußten sie ihn ergreifen. Wenn die heilige Schlange dann in seinen Körper gesetzt worden war, würden sie ihn auf die Höhle zustoßen, so daß er im Schatten jener Macht sterben mußte, welche er mißachtet hatte.

Es war soweit. Es war Zeit, aufzubrechen. Die Männer ließen ihren Anführer wieder ins dichte Gras herab, und er bedeutete ihnen, wohin sie gehen mußten und wie rasch, damit sie beim ersten Strahl der aufgehenden Sonne auf Mundaru stießen.

Irgendwann am frühen Morgen erwachte Lance Dillon, verkrampft, zitternd und mit großen Schmerzen, doch zum erstenmal seit vielen Stunden war er bei klarem Bewußtsein. Der Ort, an dem er sich befand, war ihm fremd. Auf dem steinigen holprigen Boden wuchsen kleine harte Grasbüschel. Wenn er seinen Kopf mühsam von einer Seite zur anderen drehte, konnte er die weißen skelettartigen Schattenrisse verkrüppelter Korkeichen unter dem verblassenden Mondlicht erkennen. Vor ihm erhob sich ein bewachsener Kalksteinhügel, an dessen Fuß eine dichte Baumgruppe stand. Als Dillon zurückzuschauen versuchte, um festzustellen, wie weit er sich vom Grasland entfernt hatte, schoß ein heftiger Schmerz durch seine Schulter, und er legte sich flach auf den rauhen Boden, bis er sich wieder erholt hatte.

Es war ihm genau bewußt, daß die Klarheit seiner Sinne nur vorübergehend war; das Fieber war im Augenblick von ihm gewichen, aber es würde wiederkehren. Das mußte er ausnützen, solange es möglich war. Im bleichen Mondschimmer erkannte er, daß er sich weit vom Fluß entfernt hatte und daß damit seine letzte Hoffnung auf Errettung dahingeschwunden war. Er mußte sich jetzt nur noch auf einen möglichst angenehmen Tod vorbereiten.

In den letzten Jahren hatte er sich oft die Frage gestellt: Was würde ich tun, wenn ich dies und jenes verlöre – meine Hoffnung, mein Ziel, meine Frau? Wie würde ich reagieren, wenn mir morgen ein Arzt sagte, daß ich noch sechs Monate, sechs Wochen, eine Woche zu leben hätte? Jetzt, in diesem kurzen Moment der Klarheit, wußte er die Antwort. Am schwersten waren Schmerz, Verfall und Tod zu ertragen. Bevor man soweit war, sich damit abzufinden, quälte man sich in durchwachten Nächten mit Gedanken an Geld und Überziehungskredite, an Bankdirektoren und an die schlauen Gesichter der ewigen Besserwisser in den Kneipen, die einem alles über einen Bankrott sagen konnten, nur das nicht, wie ein unschuldiges Opfer damit fertigwerden sollte.

Dann waren da die bitteren Tage, an denen man zu stolz gewesen war, um einen Kuß oder ein Wort des Verstehens zu bitten, die stillen Abende, an denen ein Mann und eine Frau zusammen in einem Zimmer gesessen hatten und ihre Herzen durch eine Million Meilen getrennt gewesen waren. Er dachte an die Stunden, an denen sie weit voneinander im Bett gelegen und jeder darauf gewartet hatte, daß der andere sich zur Versöhnung bereit zeigte – bis sie schließlich beide ohne ein Wort eingeschlafen waren.

Und wenn dann eines Tages der Tod ganz nahe war, kam dieser schwere Kampf ums Überleben, der Kampf, den er nun ausgestanden hatte und durch den er an diesen wüsten Ort ohne Wasser, hundert Meter vor den Kalksteinhügeln geraten war. Am Ende mußte man sich doch ergeben, und hatte man sich erst dazu durchgerungen, trat endlich Ruhe ein, die weise Ruhe des Alters, die letzte große Stille, bevor alle Lichter erloschen.

Doch eine Anstrengung mußte er noch auf sich nehmen; er wollte sich die letzten hundert Meter bis in den Schatten der Bäume schleppen. Dort konnte er dann in würdiger Haltung den Tod erwarten.

Noch einmal hob er den Kopf und erblickte zwischen der Baumgruppe den blasenförmigen Stamm eines großen Flaschenbaumes. Der sollte sein letztes Ziel sein auf seiner letzten Lebensreise. Er raffte den Rest seiner Kräfte zusammen und begann, über den steinigen Boden auf sein Ziel zuzurobben.

Alle paar Meter mußte er ausruhen, sobald er spürte, daß das Fieber ihn übermannte und ihm den Verstand auszulöschen drohte. Schwach und keuchend lag er dann ganz flach, das Gesicht auf dem Boden, und wartete, daß die Nebel der Schwäche verflogen. Dann kroch er weiter, schutzlos den scharfkantigen Steinen ausgeliefert, die ihm in Bauch und Brust blutige Wunden ritzten. Zwischendurch blickte er immer wieder zu dem Flaschenbaum hin, und beim Näherkommen entdeckte er davor im Halbkreis bemalte Pfähle. Manche waren flach wie Palmblätter, andere hoch wie Maibäume, wieder andere hohl, dick und niedrig wie Büsche. Die Erde dazwischen war dicht mit Laub bedeckt.

Dillon hatte ähnliche Pfähle schon häufig gesehen. Sie bezeichneten einen geweihten Ort: Manchmal war es ein Begräbnisplatz, wo die Toten in hohlen Baumstämmen aufbewahrt wurden, nachdem ihr Fleisch auf offenen Buschterrassen verfault war, manchmal ein Aufbewahrungsort für geweihte Gegenstände. Bei diesem Anblick dachte er wieder an die Myalls, die unterwegs waren, um ihn zu töten. Dieser zufällige Gedanke hatte einen ironischen Beigeschmack. Das geschah ihnen recht; sollten sie sich ihm nur respektvoll nähern! Über heilige Erde müssen sie schreiten! Vielleicht war der Ort so heilig, daß sie sich fürchteten, näherzukommen und ihm etwas anzutun. Doch sterben würde er dennoch, und sie mußten außerhalb der bemalten Pfähle hocken und ihm zusehen.

Als er das letztemal Atem schöpfte, war er nur noch fünf Meter von den Pfählen entfernt. Der Flaschenbaum stand etwa weitere fünf Meter dahinter, und dazwischen war ein Teppich aus trockenen Blättern gelegt. Dillon wollte den Baum erreichen, weil dessen knorriger Stamm ihm als Rückenstütze dienen sollte; denn er hatte sich vorgenommen, das Morgengrauen und seine Mörder aufrecht sitzend zu erwarten. Mit der Vorsicht des Buschmannes dachte er noch daran, daß sich unter dem Laubteppich giftige Schlangen verbergen könnten, doch er schüttelte diese Überlegung von sich ab. Ein Schlangenbiß könnte ihn höchstens schnell erledigen – könnte ihm den Todeskampf abkürzen helfen.

Langsam kroch er über das letzte Stück des rauhen Bodens in das raschelnde Laub. Die Berührung tat seiner geschundenen nackten Haut wohl. Ein kräftiger Erdgeruch stieg von ihnen auf, als wäre immer noch ein Hauch von Leben in ihnen. Er fragte sich, ob auch von ihm ein Hauch zurückbliebe, wenn er für immer ausgelöscht war.

Der Baum war jetzt nur noch drei Meter entfernt, und langsam schob er sich, das Gesicht tief in die Blätter getaucht, darauf zu, als die Erde unter ihm plötzlich nachgab und er nur noch fühlte, wie er sich überschlagend in die Finsternis stürzte.

Mary Dillon erwachte. Der Mond schien ihr ins Gesicht, und Adams' Körper wärmte den ihren. Sein Atem ging tief und gleichmäßig, und unter dem rauhen Stoff seines Hemdes konnte sie den kräftigen Schlag seines Herzens spüren. Ihr Kopf lag noch immer auf seinen Arm gebettet, und seine stopplige Wange kratzte sie unmittelbar unterm Haaransatz an der Stirn. Sein freier Arm lag schlaff auf ihrem Bauch, und sein Gewicht hielt sie wie eine Fessel an sich gedrückt.

Schlaftrunkenheit umfing sie noch, und wohlig überließ sie sich seiner tröstlichen Gegenwart. Sie hatte drei Jahre lang mit Lance Dillon in einem Ehebett geschlafen, aber sie konnte sich nicht erinnern, wann sie mit ihm das letzte Mal so gelegen hatte, entspannt, zufrieden, die schlummernde Leidenschaft in spürbarer Nähe. Es war schon eine bittere Komödie, daß durch einen Tagesritt und zehn Minuten Panik sie und Adams sich so nahe gekommen waren, während drei Ehejahre sie und ihren Mann meilenweit voneinander entfernt hatten.

Bei wem lag die Schuld – bei Lance oder bei ihr? Und wer trug die Schuld an diesem Augenblick gefährlichen Beieinanders, da sie sich die Decke mit einem Mann teilte, der nicht ihr Gatte war? Die Liebe, mit der sie ihre Ehe begonnen hatte, war im Lauf der Zeit unter den aufreibenden Umständen erbärmlich verkümmert. Was sie zu Neil Adams hinzog, war etwas Neues und Starkes, das sie kaum mit Namen nennen und noch weniger von sich wegschieben konnte, was es auch sein mochte. Gewiß, die Situation, in der sie sich befand, war zum Teil ihre Schuld, doch mehr noch hatten Zufall und ein unabwendbares Schicksal dazu beigetragen. Doch wie auch immer, abermals mußte Mary sich die Frage stellen: Wohin sollte das führen?

Neil Adams bewegte sich und murmelte im Schlaf; sein Arm glitt von ihrem Bauch. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, setzte sie sich auf und schaute sich um. Der mondbeschienene Fluß plätscherte sanft durch die Nacht; von Schatten unterbrochen, glänzten der Sand und die Felsen silbern gegen den Himmel, und fünfzig Meter weiter stand Billy-Jo wie eine schwarze Schildwache und starrte über den Fluß zu dem unsichtbaren Chor der Ochsenfrösche hinüber.

Zum ersten Mal zeigte sich ihr das andere Gesicht des verhaßten Landes – nicht feindselig, nur unbeteiligt, nicht unwirtlich, nur leer und nach der Hand dürstend, die es fruchtbar machte. So mußte Lance es gesehen haben, und das war es wohl, wovon er sie vergeblich zu überzeugen versucht hatte. Im ersten Feuer dieser Erkenntnis glaubte sie aufstehen und allein in die unermeßliche Weite hinauswandern zu können, ohne Furcht vor Menschen, Vögeln oder Tieren.

Lance hatte ihr immer wieder eindringlich erklärt, daß es im Territorium keine wilden Raubtiere gab und daß auch die Eingeborenen in Ordnung und Frieden lebten, solange ihre Sitten und Gewohnheiten respektiert wurden.

Diese freundlichen Gedanken wichen sehr bald der Ernüchterung, als Mary sich erinnerte, daß kaum eine Meile von ihr entfernt sich ein Drama mit Mord und Verfolgung abspielte, bei dem ihr eigener Mann eines der Opfer war. Wie um diese ergreifende Vorstellung zu unterstreichen, ertönte von weither aus westlicher Richtung das langgezogene Klagegeheul eines Dingos. Aus dem Osten antwortete ein zweiter, dann noch einer und noch einer, bis die Nacht von einem düsteren Grabgesang erfüllt war.

Mary schauderte und kroch wieder unter die Decke. Im gleichen Augenblick öffnete Adams die Augen. Ihre Gesichter streiften sich. Seine Arme schlossen sich um sie, und das Klagen der Wildnis verstummte unter seinen flüsternden Worten.