Kapitel 3

»Großartig«, murmelte ich, als Cole seinen SUV vor der Schule parkte. Es hatte angefangen zu regnen und zwar richtig. Was als harmloses Nieseln begonnen hatte, war gerade dabei, in einen wahren Wolkenbruch auszuwachsen. »Du hast nicht zufällig einen Schirm im Kofferraum?«, fragte ich hoffnungsvoll.

Cole warf mir einen belustigten Blick zu.

»Sehe ich aus wie ein Mädchen?«, fragte er.

Ich seufzte und verdrehte die Augen.

»Entschuldige bitte, Mister Supermacho, wenn ich dich in deiner männlichen Ehre gekränkt haben sollte.«

»Ich verzeih dir noch mal«, sagte Cole neckend, drehte sich in seinem Sitz um und wühlte im Fußraum der Hintersitze. Mit einem triumphierenden »Ha!« zog er eine Wachsjacke hervor und ließ sie in meinen Schoß fallen.

»Mein Held«, sagte ich strahlend und zog mir hastig die Jacke über meine dünne Strickjacke.

»Was soll ich tun?«, meinte Cole schulterzuckend. »Ich bin halt fürs Heldentum geboren.«

Ich kicherte und schlug ihm vor die Brust.

»Lass den Unsinn.«

»Das ist kein Unsinn, sondern die Wahrheit!«, sagte Cole übertrieben ernst und machte ein beleidigtes Gesicht, das durch das belustigte Zucken seiner Mundwinkel ein wenig unglaubwürdig wirkte. »Gehen wir«, meinte er schließlich und stieg aus.

Ich folgte seinem Beispiel. Im Eilschritt liefen wir über den Pausenhof auf den Eingang zu. Mittlerweile schüttete es wie aus Eimern.

Wir lachten beide, als wir endlich drinnen im Trockenen waren und uns das Wasser aus den Klamotten wrangen. Bis ich das unangenehme Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Ich schaute mich vorsichtig im Schulflur um und mein Lachen erstarb. Alle Gesichter waren uns zugewandt. Cole ergriff meine Hand und ich schaute zu ihm auf. Seine Nähe beruhigte mich etwas.

»Showtime«, sagte er leise und lächelte mir aufmunternd zu, dann setzte er sich in Bewegung und zog mich mit sich. Wir schritten durch den Flur, vorbei an gaffenden Kids, bis wir bei meinem Spind angekommen waren.

»Wir sehen uns in Chemie«, raunte Cole in mein Ohr und mir wurde mit Schrecken klar, dass ich die Zeit bis dahin auf mich allein gestellt sein würde. Ich hatte jetzt zwei Stunden Literatur und Cole war nicht in meinem Kurs. »Schau nicht so ängstlich«, flüsterte er. »Ich dachte, du bist eine Kriegerin, die allein klarkommt und ihren Macho-Gefährten nicht braucht?«

Ich seufzte. Er hatte ja Recht. Es war albern, jetzt wieder in mein altes Muster zurückzufallen. Ich hatte es mit Riesenwildschweinen und Kannibalen aufgenommen. Da erschien es geradezu lächerlich, jetzt vor ein paar Schülern Angst zu haben. Ich lächelte tapfer.

»Ich schaff das«, sagte ich leise.

»Das ist mein Mädchen«, murmelte Cole und küsste mich. Kurz, aber innig genug, um für alle um uns herum klarzustellen, wie wir zueinander standen. Als er sich von mir löste, fühlte ich mich schon viel besser. »Bis später«, sagte er.

»Ja, bis später«, antwortete ich und lächelte gezwungen tapfer.

Ich schaute ihm hinterher, wie er durch den Flur zu seinem Spind ging, dann wandte ich mich meinem Schrank zu und schloss ihn auf, um meine Bücher herauszuholen.

Mit den Büchern unter dem Arm marschierte ich zu meinem Literaturkurs. Die starrenden Schüler um mich herum beachtete ich nicht, sondern ging stur meinen Weg. Ich hatte das Gefühl, dass mein Gesicht brannte, doch ich hielt den Kopf aufrecht, bis ich vor dem Klassenraum stand, in dem mein Kurs stattfand.

›Okay Faith, auf in den Kampf!‹, machte ich mir selbst Mut und öffnete die Tür.

Mehrere mühsame Schulstunden später setzte ich mich mit meinem Tablett an einen leeren Tisch in der Kantine und hoffte, dass Cole bald kommen würde. Ich fühlte mich unwohl ohne ihn. Wir hatten nur wenige Worte vor dem Chemieunterricht wechseln können und in der kleinen Pause waren wir im Sekretariat gewesen, um uns alle möglichen Unterlagen zum versäumten Stoff der letzten drei Monate abzuholen. Zum Glück war es nicht ganz so viel, da ja die Sommerferien dazwischengelegen hatten.

»Hey Cinderella, wieder zurück, wie ich sehe?«, erklang die Stimme von Todd und ich stöhnte innerlich auf. Der hatte mir gerade noch gefehlt!

Ich wandte mich um und musterte ihn kühl.

»Sieht so aus, nicht wahr?«, erwiderte ich reserviert, doch er schien sich nicht daran zu stören und schenkte mir sein schönstes Lächeln.

»Der Urlaub ist dir gut bekommen«, sagte Todd und ließ seinen Blick anerkennend über mich gleiten. »Du siehst heiß aus.«

Ich fühlte mich unbehaglich in Todds Nähe und sein Blick fühlte sich wie Schleim auf meiner Haut an.

»Vielen Dank, aber ich denke, du solltest jetzt besser gehen«, sagte ich eiskalt und hoffte, dass er sich endlich verpisste.

»Wo-ho!«, machte Todd und lachte. »Immer noch so prüde?«

Er setzte sich mir gegenüber und ich starrte ihn ungläubig an. Der Kerl merkte echt nicht, dass er unerwünscht war. Nicht zu fassen.

»Hey, es tut mir leid, wenn ich einen schlechten Eindruck hinterlassen habe, aber ich kann dir versichern, dass ich ganz nett sein kann. Du musst mich nur erst einmal besser kennenlernen.«

»Danke, kein Bedarf!«, erwiderte ich scharf und funkelte ihn wütend an. »Und jetzt heb deinen Arsch aus dem Sitz und mach dich dünne. Ich denke nicht, dass du dich mit Cole anlegen willst, und er kann jeden Moment hier sein.«

Ich hoffte wirklich, Cole würde endlich auftauchen und diesen Idioten vertreiben. Ich zitterte innerlich vor Empörung über Todds Dreistigkeit. Wie konnte er es wagen, nach allem, was ich mir früher von ihm gefallen lassen musste? Ich hatte die dummen Anmachen und Nachstellungen von ihm und seinem Kumpel Mike nicht vergessen. Cole hatte die beiden schon einmal in ihre Schranken verwiesen. Offensichtlich hatte Todd das schon vergessen, wenn er jetzt so mutig wurde.

»Oh, Cole ist es immer noch für dich, ja?«, sagte er abfällig. »Du solltest dich weiterentwickeln, Cinderella. Dein Cole mag ja ganz gut gewesen sein für den Anfang, aber wenn du richtig abheben willst, dann musst du mal ‘nen Pro ranlassen.«

Ich zog verächtlich eine Augenbraue in die Höhe.

»So einen wie dich, ja?«

Er grinste widerlich. Oh, wie gern hätte ich ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Es juckte mich wirklich in den Fingern, ihm zu zeigen, dass ich es konnte. Doch ich wollte keinen Stress an der Schule anfangen, auch wenn mich der Typ einfach nicht ernstnahm.

»Klar, Cinderella«, antwortete er auf meine spöttische Frage. »Ich besorg es dir so gut, dass du nach mehr bettelst.«

Ich lachte.

»So wie Linda?«

Todd schaute mich irritiert an.

»Was hat Linda damit zu tun?«

»Ach, nur dass sie überall erzählt, du wärst so kümmerlich, dass sie gar nicht wusste, ob du schon drin bist oder nicht.«

Todd errötete und ich verspürte ein Gefühl der Genugtuung. Endlich zeigte das, was ich sagte, auch einmal Wirkung bei diesem Esel. Tatsächlich hatte ich heute ein Gespräch mitbekommen, bei dem Linda mit ihren Freundinnen über Todds fehlende Qualitäten gelästert hatte.

»Die Kuh lügt!«, knurrte Todd finster.

Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.

»Mir egal. Ich habe so oder so kein Interesse an einer männlichen Schlampe wie dir. Also lass mich endlich in Frieden!«

»Probleme, Faith?«, erklang Coles Stimme und mein Herz machte einen erfreuten Hüpfer.

Cole stellte sein Tablett auf den Tisch und musterte Todd mit finsterem Blick.

»Nein. Ich denke, Todd wollte gerade gehen«, sagte ich honigsüß.

Todd erhob sich, ohne Cole aus den Augen zu lassen. Er griff sein Tablett und ging ein paar Schritte, ehe er sich noch einmal umwandte.

»Ich warne dich, Cole. Sei auf der Hut. Es gibt einige hier, die es gar nicht erwarten können, dir einen Denkzettel zu verpassen.«

»Ich brauche keine Warnung«, knurrte Cole. »Wenn du nicht zu feige bist, dann lass uns vor die Tür gehen. Mann gegen Mann.«

»Hey-hey!« Ich sprang auf und schlang meine Arme um Coles Mitte. »Könnt ihr den Testosteronpegel mal wieder runterfahren? – Bitte!«

Mittlerweile hatten sich alle Schüler in der Kantine zu uns umgedreht, um nichts von dem Schauspiel zu verpassen, das hier stattfand. Ich rollte genervt mit den Augen.

»Hör zu, Todd«, sagte ich warnend. »Wenn ich du wäre, dann würde ich den Mund nicht so voll nehmen. Du hast schon einmal den Kürzeren gezogen.«

Todd lachte verächtlich, doch ich sah die Unsicherheit in seinem Blick. Er spielte sich mächtig auf, doch innerlich stand er kurz davor, sich nass zu machen. Ich konnte ihm ansehen, dass er Respekt vor Cole hatte.

»Setzen wir uns«, sagte ich an Cole gerichtet und legte ihm eine Hand auf die Brust, um ihn sanft rückwärts zu dirigieren, bis er sich grollend von Todd abwandte und sich auf einem Stuhl niederließ. Ich atmete erleichtert auf und setzte mich gegenüber. Nach und nach wandten sich alle wieder ihren eigenen Gesprächen oder ihrem Essen zu. Todd hatte sich ans andere Ende der Kantine verdrückt und ich hoffte, dass es zu keinem weiteren Zusammenstoß mehr zwischen den beiden kommen würde. Mein Blick ging zu Cole. Er sah noch immer aufgebracht aus und ich schüttelte den Kopf.

»Hey, ich hab ihm nicht die Nase gebrochen«, verteidigte er sich.

»Was ist das bloß immer mit euch Kerlen?«, schnaubte ich.

»Was würdest du tun, wenn eines der Mädchen mich so anbaggern würde?«, fragte er und schaute mich erwartungsvoll an.

Das war in der Tat eine gute Frage. Der Gedanke, dass andere Mädchen meinen Freund anmachen könnten, gefiel mir ganz und gar nicht. Es machte mich sogar ziemlich wütend.

»Ihr die Augen auskratzen«, knurrte ich schließlich grimmig und Cole fing an zu lachen.

»Und ich dachte, ich habe dir beigebracht, wie eine Kriegerin zu kämpfen und nicht wie ein Mädchen.«

Ich schnaubte.

»Was sollte ich dann deiner Meinung nach tun?«, fragte ich. »Ihr ein Messer in die Brust jagen? Sie mit dem Schwert köpfen? Oder ihr das Genick brechen?«

»Okay, okay«, sagte Cole lachend und hob abwehrend die Hände. »Ich gebe mich geschlagen. Kratz ihr also die Augen aus. Einverstanden!«

Ich schenkte ihm ein Lächeln und er griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand.

»Was machst du eigentlich heute Abend?«, fragte er unschuldig, während sein Daumen meine Hand mit kreisenden Bewegungen liebkoste.

Mir wurde ganz warm und kribbelig. Dass Cole mit so unschuldigen Berührungen oder einem einzigen Blick ein solches Feuer in meinem Inneren entfachen konnte, war mir noch immer unheimlich.

»Ich hab noch nichts vor«, beantwortete ich seine Frage wahrheitsgemäß.

»Wie wäre es mit einem Film? Bei mir?«, fragte er und hob meine Hand an seine Lippen, um sie sanft zu küssen.

»Okay«, antwortete ich schwach. »Könn… könntest du damit aufhören?«, fragte ich flüsternd.

Er ließ seine Lippen über meinen Handrücken gleiten. Ich bekam sofort eine Gänsehaut und rutschte verlegen auf meinem Stuhl hin und her.

»Wieso?«, fragte Cole unschuldig.

»Weil sonst gleich nur noch Asche von mir übrig ist«, erwiderte ich leise. »Ich verbrenne.« Ich war mir ziemlich sicher, dass ich bereits rot angelaufen war und jeder an meinem Gesicht sehen konnte, wie es um mich stand. Wie peinlich!

Ein Lächeln huschte über Coles Lippen, doch er legte meine Hand vorsichtig auf dem Tisch ab und widmete sich seinem Essen, als wäre nichts geschehen. Ich tat es ihm gleich und war in Gedanken nur noch bei heute Abend.

***

Madgron lächelte in sich hinein. Er hatte das Aussehen eines Schülers der High School angenommen, der an diesem Tag krank im Bett lag. Niemandem war es bisher aufgefallen, dass Rob Carter heute irgendwie anders war. Rob war ohnehin ein Typ, auf den niemand achtete. In Madgrons Augen ein totaler Versager. Doch er hatte eine Mission zu erfüllen und die Identität dieses Idioten kam ihm gerade recht. Er musste mit niemandem reden und konnte sich in aller Seelenruhe umsehen. Der Tisch, an dem seine Zielperson saß, war in Hörweite, jedoch weit genug entfernt, um selber nicht beachtet zu werden. Er hatte die kleine Auseinandersetzung soeben mitbekommen und musste sich eingestehen, dass diese Auserwählte etwas an sich hatte. Optisch war sie sogar ein ziemlicher Hingucker. Wie schade, dass er nicht ein wenig mehr Zeit hatte. Zu gern hätte er noch ein bisschen mit ihr gespielt, ehe er sie tötete.

***

»Hi, ihr zwei«, erklang plötzlich eine bekannte Stimme neben uns und ich blickte von meinem Essen auf. Es war Cherryl.

»Hi, Cherryl«, begrüßte ich sie.

»Hi«, sagte Cole. »Alles klar bei dir?«

Cherryl, mit der ich einige Abenteuer in der fremden Welt durchstehen musste, ehe Cole uns rettete, war mir beinahe so etwas wie eine Freundin geworden. Hey! Ich sagte beinahe! Sie war vor drei Monaten nach Hause zurückgekehrt, mit der Story, sie sei mit einem Jungen durchgebrannt und hätte nun von ihm die Nase voll. Wer hätte ihr schon geglaubt, dass sie in einer Parallelwelt gesteckt hatte?

»Ja, alles beim Alten«, erwiderte Cherryl schulterzuckend. »Mir kommt das alles nur noch wie ein schlechter Traum vor. Ich hoffe, dass ich nie wieder die Bekanntschaft von einem dieser Dinger … dieser Seeker machen muss«, fügte sie leise hinzu.

»Das halte ich für eher unwahrscheinlich, dass du gleich zweimal das Vergnügen hast«, erwiderte Cole grinsend.

»Wollen wir hoffen, dass du Recht hast«, murmelte Cherryl. »Kommt ihr zu der Schulparty am Freitag?«, sagte sie dann in normaler Lautstärke.

Ich schaute Cole fragend an.

»Ich denke schon«, antwortete er und ich nickte zustimmend. »Ja, wir werden wohl kommen.«

»Prima. Dann sehen wir uns dort. Außerdem wollte ich dich noch fragen, ob du nicht Lust hättest, bei uns Cheerleaderinnen mitzumachen, Faith.«

»Ähm, ich glaube, das ist nichts für mich«, wiegelte ich ab. »Aber danke, dass du gefragt hast.«

Sie zuckte mit den Schultern.

»Kein Problem! Aber wenn du deine Meinung ändern solltest, kannst du dich jederzeit an mich wenden.«

»D-danke«, stammelte ich.

Ich hätte mir nie träumen lassen, dass mir jemals so etwas angeboten wird. Noch dazu von ihr. Der Schulschönheit und anführenden Cheerleaderin. Aber wie ich gesagt hatte, war das Cheerleading nichts für mich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, am Spielfeldrand auf und ab zu hüpfen und eine Gruppe Jungs anzufeuern. Football hatte mich noch nie interessiert und da Cole nicht spielte, sah ich auch jetzt keinen Sinn darin, mich damit zu beschäftigen.

»Na, dann bis später«, sagte Cherryl und wandte sich ab. Sie erblickte einen der Footballspieler und winkte.

»Huhu, Braden! Warte mal einen Moment!«

Und schon war sie verschwunden und ich blickte Cole an, der sich offensichtlich darum bemühte, ein Lachen zu unterdrücken. Ich grinste und er fing an zu prusten. Ohne zu wissen, worum es ging, fiel ich in sein Lachen mit ein.

»Warum lachen wir eigentlich?«, wollte ich wissen, als wir uns etwas beruhigt hatten.

»Ich lache, weil … weil sie dich gefragt hat, … ob du … hihi … du Cheerleaderin werden willst.«

Ich funkelte ihn finster an. Was wollte er denn damit sagen?

»Glaubst du, ich könnte das nicht, oder was?«, wollte ich wissen.

Er hob abwehrend die Hände.

»Hey, nicht schießen!«, rief er scherzhaft. »Mann, Faith, jetzt schau doch nicht so böse. Ich hab das nicht so gemeint. Wenn es ums Aussehen oder um Fitness geht, stellst du alle Mädchen hier in den Schatten, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du mit diesen albernen Pompons rumwedelst und dumme Sprüche rufst.«

»Das kann ich mir auch nicht vorstellen«, stimmte ich zu. »Was ist mit dir? Willst du kein Football spielen?«

Cole grinste.

»Damit die Mädchen mich anfeuern?«, fragte er mit einem Augenzwinkern. »Vielleicht sollte ich es mir überlegen.«

Er lachte, als er meinen Blick sah.

»Das ist dann wohl ein Nein?«, fragte er grinsend.

»Absolut!«, bestätigte ich finster. Der Gedanke an ihm zujubelnde Cheerleaderinnen behagte mir nicht. Die Mädchen waren ohnehin schon alle hinter ihm her. Ich vertraute Cole ja, aber nicht den Mädchen.

»Hey!«, sagte Cole lachend und griff nach meiner Hand. »Du weißt, dass ich nur Augen für dich habe, oder?«

Ich schaute ihn an und ein kleines Lächeln ließ meine Mundwinkel zucken.

»Ich weiß nicht«, erwiderte ich neckend. »Du hast mir die drei magischen Worte lange nicht mehr gesagt.«

»In wie vielen Sprachen willst du sie hören?«, fragte er.

»Angeber!«, sagte ich lachend. »Eine würde mir schon genügen.«

»Okay. – Ich. Liebe. Dich.«

Es läutete und die Schüler begannen die Plätze zu räumen und die Kantine zu verlassen.

***

»Was hast du uns so Dringendes zu berichten?«, fragte Bruder Junoha.

Die Augen des Seekers glitten nervös hin und her. Warum musste gerade er dem Komitee die unbequeme Wahrheit sagen? Bruder Junoha war dafür bekannt, nicht zimperlich mit den Überbringern schlechter Nachrichten umzugehen. Als wenn es seine Schuld wäre, was passiert war. Er schluckte, als er die rot glühenden Augen der Ältesten auf sich gerichtet fühlte.

»Nun?«, drängte Bruder Junoha ungeduldig.

»Wir … wir haben … Es scheint, dass wir …«

»Was habt ihr, verdammt noch mal? Stammle hier nicht rum, sondern berichte!«, schrie der Älteste ihn an.

Der Seeker war zusammengezuckt und machte sich unwillkürlich kleiner. Er fürchtete die Ältesten. Jeder, der bei Verstand war, tat das. Sie waren das Böse schlechthin.

»Wir haben …«, begann er erneut. »… den Kontakt mit … mit Agentin Narjana ver-verloren.«

Die Ältesten sprangen von ihren Sitzen auf und stießen einen Schrei der Empörung aus. Ihre Augen glühten vor Zorn.

»Was soll das heißen, ihr habt den Kontakt verloren?! Was ist mit ihrem Signal?«, brüllte Bruder Junoha ihn an.

»Sie … sie muss … den Chip de-deaktiviert ha-haben«, stammelte der Seeker. »Da-das Signal ist … es ist tot.«

»Dann wirst du nach D33F gehen und herausfinden, was passiert ist!«, sagte Bruder Junoha drohend und setzte sich. Die anderen Ältesten taten es ihm gleich und ließen sich wieder auf ihre Stühle nieder.

Der Seeker erbleichte.

»Na-nach D33F«, stammelte er mit vor Entsetzen geweiteten Augen. »A-aber da … da sind Dämonen.«

»Sehr richtig«, erwiderte Bruder Junoha scharf. »Du wirst dir drei weitere Agenten auswählen und noch heute nach D33F gehen. Ich will wissen, was da gespielt wird.«

***

»Ich will mich ja nicht beschweren«, sagte Narjana und ließ ihren Finger um Tordjanns Brustwarze kreisen. »Ich kann gar nicht genug von dir bekommen und ich finde deinen Eifer, mir ein Kind zu machen sehr … anregend, aber …«

»Aber was?«, raunte Tordjann.

»Na ja, was ich sagen wollte: Wie wissen wir, dass ich … Dass es geklappt hat? Wenn wir erst warten bis ich ein Verlangen nach sauren Gurken mit Vanilleeis entwickele, dann könnte das ganz schön lange dauern.«

»Wir haben eine Fingha hier in der Nähe. Wir gehen morgen zu ihr und sie wird dir sagen, ob es geklappt hat oder nicht. Oder was wir tun müssen, damit es klappt.«

»Was ist eine Fingha

»Eine Heilerin und Seherin. Wenn du mein Kind in dir trägst, wird sie es wissen.«

»Okay. Ich hoffe, dass sie etwas Gutes zu berichten hat. Ich will endlich mit dir die Welten erobern. Sobald sich mein Energiemuster geändert hat, werden wir Cole und seiner kleinen Schlampe zeigen, dass es sich nicht auszahlt, auf der falschen Seite zu stehen.«

Tordjann grinste.

»So rachsüchtig, meine Schöne? Kann es sein, dass du ein wenig eifersüchtig bist auf die Kleine? Wolltest du diesen Cole für dich selbst?«

Narjana gefiel es nicht, dass der Halbdämon der Wahrheit so nahekam. Für Cole hatte sie schon immer eine Schwäche gehabt. Und vielleicht hatte sie die immer noch, trotz des Bündnisses mit dem Oberhaupt der Dämonen.

»Cole interessiert mich nicht. Wir waren einmal wie Bruder und Schwester, doch er hatte nicht genug Mumm, sich für Macht und Erfolg zu entscheiden.«

»Vielleicht war seine Wahl die Bessere«, mutmaßte Tordjann. »Immerhin ist er ein freier Mann und du bist verbannt.«

Narjana setzte sich auf und funkelte Tordjann wütend an.

»Du Bastard!«, zischte sie und wollte sich auf ihn stürzen, doch er überwältigte sie mühelos und wälzte sich auf sie, ihre Handgelenke mit seinen Händen fixierend.

»Ja, ich mag ein Bastard sein, doch du magst es. Und im Gegensatz zu deinem Cole nehme ich mit Freuden an, was du zu bieten hast. Er war ein Narr, dich zurückzuweisen.«

Narjana entspannte sich und lächelte ihn verführerisch an.

»Ich will, dass er leidet«, sagte sie schmollend.

»Das wird er, Baby. Das wird er!«, versprach Tordjann lächelnd.